676. Biographie von Alfred Christlieb
Dienstag, 27. Oktober 2020 | Autor: intern
Alfred Christlieb – Quelle: Glaubensstimme.de
Liebe Besucher,
ich bin immer wieder ergriffen wenn ich Biographien von Menschen lese die Jesus Christus als ihren HErrn die Regie in ihrem Leben überlassen haben.
Lesen Sie die beeindruckende Geschichte von Alfred Christlieb.
Ich bedanke mich bei der Herold Redaktion Brd. Benjamin Schmidt für die Genehmigung dieses Beitrages hier in meinem Blog.
Alfred Christlieb
Unter allen deutschen Predigern und Pastoren gibt es einen Mann, dessen Biografie ich besonders gerne lese. Er ist heute relativ unbekannt, gehörte aber vor einhundert Jahren noch zu den bekannteren deutschen Predigern: Alfred Christlieb, der Pastor vom Heidberg (1866-1934). Einige Predigten von Alfred Christlieb sind auch heute noch in Buchform erhältlich; seine Biographie (1934 von Heinrich Klein verfasst) soweit ich weiß nur noch antiquarisch. Neben seiner tiefen Liebe zu Christus und dem Evangelium sowie seiner lieben, seelsorgerlichen Art, ist mir besonders seine demütige Haltung ein Vorbild. Mehr als einmal mahnte er seine Predigerkollegen auf Konferenzen: „Lasst uns kleine Leute bleiben, die innigen Umgang mit dem HERRN pflegen.“ Denn Christlieb wusste: Alles hängt von dem großen Gott ab, von dem alles kommt: das Leben, der Glaube und das Heil.
Der Familienname „Christlieb“ kommt daher, dass ein Vorfahre Christliebs mit türkischer Herkunft um 1680 beim zweiten ungarischen Krieg als kleines Kind seinen Eltern fortgenommen und nach Deutschland verschleppt wurde. Dort lernte der Junge das Evangelium kennen und Christus lieben und wünschte sich bei seiner Taufe den Namen „Christlieb“ anzunehmen. Laut der Familienchronik wurde der junge Türke ein so fleißiger und zuverlässiger Mann, dass ihn der Graf Eberhard von Württemberg in seine Dienste aufnahm. Und so wurde zuerst das Schwabenland und später der Oberbergische Kreis die Heimat der Familie Christlieb, aus der eine Reihe gottesfürchtiger Prediger und Theologen hervorging, bei denen der Familienname ihre Herzenshaltung widerspiegelte.
„Bei einem Besuch in Frankfurt im Jahre 1893 kam Alfred Christlieb mit einer Familie in Berührung, die einen etwas verzogenen, hochmütigen Jungen hatte. Ein paar Ohrfeigen wären manchmal sehr wohl bei ihm am Platze gewesen, aber Alfred Christlieb wusste ihn in ganz anderer und viel wirksamerer Weise zu behandeln. Er hatte einen Besuch in einem entfernten Stadtteil zu machen, und der Junge bot sich in ziemlich selbstsicherer und überlegener Weise an, ihn zu führen. Aus seinem ganzen Benehmen erkannte man den kleinen Gernegroß, der alles besser wusste als andere. Bald aber merkte Alfred Christlieb, dass sein Führer in die Irre ging. Aber ohne ein Wort zu sagen, folgte er der Führung. Bald rechts, bald links ging der Junge, aber ruhig ging Alfred Christlieb hinter ihm her. Schließlich waren sie im Kreise herumgegangen und kamen auf einen Platz, an dem sie vor einer halben Stunde schon gewesen waren. Nun wusste der Junge nicht weiter. So wurde er denn ganz kleinlaut und gab zu: „Ich habe mich verlaufen.“ Da antwortete Alfred Christlieb dem beschämten Knaben ganz ruhig: „Gut, jetzt werde ich die Führung übernehmen.“ Schon bald kamen sie am Ziel an. Der Junge war nun ganz still geworden und wird die Lektion wohl sein Leben lang nicht vergessen haben. So wusste ihn Alfred Christlieb in aller Sanftmut zu erziehen. Das hatte er vom Herrn gelernt. Dies ist die Art, in der Gott uns eingebildete und selbstwillige Menschen behandelt. Wir möchten uns am liebsten immer selber führen. Und so lässt uns Gott in seiner Langmut unsere eigenen Wege gehen, hin und her, kreuz und quer, bis wir endlich dahin kommen, dass wir nicht mehr weiter wissen und demütig Gott die Führung überlassen.“ (Heinrich Klein: „Alfred Christlieb“, S.83-84)
„Ein Student bat Pastor Christlieb um seine seelsorgerliche Hilfe. In abendlicher Stunde gingen sie am Ufer des Rheines auf und ab. Der Student hatte allerlei auf dem Herzen. Er sehnte sich nach dem wahren Frieden. Wie konnte er ihn bekommen? Kannte er sein eigenes Herz noch nicht? Oder wollte er mit Absicht seinem Seelsorger falsche Nöte vortäuschen? Er erzählte ihm von allerlei Schwierigkeiten, dass ihm das Glauben unmöglich sei, dass er die Resultate der Wissenschaft nicht in Einklang bringen könne mit den einfachen Berichten der Heiligen Schrift u. a. mehr: Intellektuelle Nöte!
Was sollte da der Seelsorger tun? Ganz sicher hat er geseufzt und gefleht um eine gelehrte Zunge, um mit dem Müden zu reden. Sollte er versuchen, die Schwierigkeiten einzeln vorzunehmen, um sie der Reihe nach beweiskräftig zu widerlegen und zu überwinden? Das würde wenig genützt haben; denn in Wirklichkeit lagen hier nicht intellektuelle Nöte vor, die Not lag auf einem ganz anderen Gebiet.
Und der Herr gab für den rechten Augenblick das rechte Wort. Christlieb sah es nicht als seine Aufgabe an, den Zweifler zu überzeugen, sondern ihm das Heil zu bezeugen, das er selbst erfahren hatte. Und dazu gab der Herr seine Gnade. Ruhig hörte Christlieb sich die Worte des Studenten an, dann antwortete er ihm: „Auf solche Fragen der Wissenschaft kann ich keine Antwort geben. Es würde Ihnen auch nichts nützen. Ich weiß nur eins, und das bezeuge ich Ihnen: „Ich bin als ein armer, verdammungswürdiger Sünder, der keinen Ausweg und keine Hilfe mehr zu finden wusste, zum Heiland gekommen, und habe es erfahren dürfen: Mir ist Erbarmung widerfahren. Erbarmung, deren ich nicht wert! Das zähl ich zu dem Wunderbaren, mein stolzes Herz hat’s nie begehrt! Seitdem ist mein Herz ruhig geworden und alle meine Zweifel und Fragen haben ihre Lösung gefunden.“ Dieses klare Zeugnis von der Gnade Gottes in Christus schlug ein wie eine Bombe. Von Zweifeln war jetzt keine Rede mehr, stattdessen kam der junge Mann mit seiner ganzen Sünde und Schuld ans Licht. Der Weg wurde frei für die Gnade und die Erfahrung des Heils.
Diese Erfahrung, die er schon in jungen Jahren machen durfte, bewies ihm wieder: Die Siege im Reich Gottes werden nicht mit der Saulsrüstung der Wissenschaft, sondern mit der Schleuder des Evangeliums gewonnen.“ (Ebd., S. 91)
Alfred Christlieb hatte 38 Jahre lang mit Freude und aufopferungsvoll der Gemeinde Jesu als Verkündiger der Gnade Gottes gedient. Nur wenige Stunden vor seinem Tod predigte er über Apostelgeschichte 23 und die verschiedenen Formen des menschlichen Glaubens: Über den Vernunftglauben der Sadduzäer – die ihrer Vernunft mehr vertrauten als allem anderen –, über die Rechtgläubigkeit der Pharisäer – die von sich selbst so überzeugt waren, dass sie Gottes Wort kein Gehör schenkten – und über den lebendigen Glauben des Paulus – der allein Gerechtigkeit und Gnade vor Gott empfing, weil seine Hoffnung allein auf Christus ruhte. Im Anschluss an diese Predigt betete Christlieb innig für die Gemeinde, dass Gott ihr doch das klare Evangelium erhalten möge. Kurz darauf schlief er friedlich ein. Die Inschrift auf Alfred Christliebs Grabstein ist derselbe Text wie der zur Einführungspredigt seines Vaters am 22. Oktober 1865 in Friedrichshafen. Sie ist gewissermaßen ein letztes Zeugnis der Christliebs an die Nachwelt: „Deine Zeugnisse sind mein ewiges Erbe; denn sie sind meines Herzens Wonne“ (Ps 119,111).
Möge Gott unserem Land auch in Zukunft noch Prediger schenken, die mit Demut, Langmut und Sanftmut aus Liebe zu Gott, zu Seinem Wort und zu den Menschen das alte aber kraftvolle Evangelium in Schlichtheit und auf seelsorgerliche Weise verkündigen. „Damit der Glaube nicht auf menschlicher Weisheit beruhe, sondern auf Gottes Kraft“ (1.Kor 2,5) und damit die heillose Welt das Heil und die Herrlichkeit Gottes in Jesus Christus sieht.
Thema: Lebendiger Glaube | Beitrag kommentieren