ich habe während der Corona Plandemie wieder einmal den Schatz der Evangelien und Psalmen zu schätzen gelernt. Besonders hat mich dabei das Johannes Evangelium Kapitel 16 und der Psalm 91 angesprochen. Natürlich aber auch all die anderen Schätze. Es wurde mir wieder ganz deutlich, dass das Wort Gottes Macht hat Umstände zu verändern, wenn wir diesen Wort glauben. Natürlich ist es Voraussetzung, dass wir eine persönliche Beziehung zu Gott Vater, zu Jesus Christus und zum Heiligen Geist durch die Lebensübergabe, d.h. durch Wiedergeburt erfahren haben. Wenn dies nicht der Fall ist, dann sind die Worte der Bibel für jeden der sie liest toter Buchstabe. Ich glaube aber auch, dass Gott aufgrund seiner Allmacht einen Menschen der diese Wiedergeburt noch nicht erfahren hat, durch sein Wort überführen kann.
Ich wünsche Jeden der sich jetzt in dieses Wort vertieft, Freude, Frieden und Offenbarung.
es wäre einmal interessant zu erfahren wievielen Menschen der Psalm 139 schon aus schwierigen Lebenssituationen geholfen hat. Aber dies weiß allein Gott unser Vater der König David diesen Psalm diktiert hat.
Mehr Worte möchte ich hier nicht schreiben, weil Isolde Müller es so wunderbar in diesem Artikel auf den Punkt bringt. Ich bedanke mich bei Isolde Müller für die Genehmigung zur Veröffentlichung hier an dieser Stelle.
In letzter Zeit kommt mir häufig das Bild in den Sinn, dass Gottes Hand uns beschützt, so wie David es in Psalm 139 betet:
„Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir.“
Es gibt mir Frieden zu wissen: Gottes Hand hält uns und wir können uns darin bergen. In dieser schwierigen Pandemiezeit sehnen sich viele nach Geborgenheit, Bewahrung und Sicherheit. Wir alle fragen uns: Woran sollen wir uns festhalten? Was hält stand in dieser turbulenten Zeit, in der wir fast jeden Tag eine andere Situation vorfinden? 4 biblische Wahrheiten über ein Leben in Gottes Hand ermutigen mich.
Der Anker hält
Es gibt einen, der fest steht, und wenn es noch so rüttelt und schüttelt in der Welt: Jesus Christus, auferstanden und real erfahrbar. Fast jeden Tag berichten uns Menschen, wie Gott in ihr Leben eingegriffen hat – Zeugnisse von Gottes Größe in jeder Lebenslage. Oftmals erfahren wir dabei von großartigen Lösungen, die Gott geschenkt hat und die man nur als Wunder bezeichnen kann. Auch in deinem Alltag ist Jesus real. Er ist kein Sonntagsgott, sondern will dir jeden Tag begegnen. In allen Stürmen unseres täglichen Lebens will er ein fester Anker in deinem Leben sein. Denke einmal an einen Anker, wenn er ausgeworfen ist: Das Schiff zieht und zerrt im Wind und Sturm, aber der Anker hält. Wäre der Anker nicht heruntergelassen, wäre das Schiff ein Spielball des Sturms. Je nach Windstärke könnte es sogar zerbrechen. Jesus will der Anker in deinem Leben sein. Er hält jeder Widrigkeit in deinem Leben stand.
Davon lesen wir auch in Vers 2 und 3 im Psalm 46:
„Gott ist unsere Zuflucht und Stärke, als Beistand in Nöten reichlich zu finden. Darum fürchten wir uns nicht, wenn auch die Erde erbebte und die Berge mitten ins Meer wankten.“
Mach diesen Gott zu deiner Zuflucht und Stärke und du wirst nicht enttäuscht werden. Er ist dir ein zuverlässiger Beistand in deinen Nöten, egal, wie sie aussehen. Egal, wie bedrohlich sie sind für dich, selbst wenn du denkst, alles geht unter. Das hat auch Petrus gedacht, als er auf dem Wasser ging und plötzlich auf die Wellen schaute. Er sah die bedrohlichen Wellen und nicht die Hand von Jesus, der sie ihm entgegenstreckte. Es kommt darauf an, wo wir hinschauen, wo unser Fokus liegt. Siehst du die ausgestreckte Hand von Jesus? Ergreife Gottes Hand und lass sie nicht mehr los! Du bist nicht allein, auch wenn unvorhergesehene Situationen in dein Leben treten. Eine plötzliche Krankheit, finanzielle Schwierigkeiten oder Verlust, sei dir gewiss, Gott lässt dich nicht im Stich. Er ist ein Gott der dich wieder herstellt, dir hilft und dich tröstet. Gott hat einen Plan mit deinem Leben und er verlässt dich nicht.
Der Hirte spricht
Ein anderes Bild, mit dem die Bibel ein Leben in Gottes Hand beschreibt, ist das Bild von einem guten Hirten und seinen Schafen. Jesus erzählte im Jerusalemer Tempel ein Gleichnis dazu:
„Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir; und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren in Ewigkeit, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben.“ Johannes 10,27-28
Gehörst du auch zu dieser Schafherde? Dann kannst auch du Gottes Stimme hören, die dir in dieser Zeit etwas zu sagen hat. Das Wort Gottes, die Bibel, spricht zu dir, wenn du dich ihm widmest. Es gibt dir Erkenntnis, Führung und Rückhalt. Jesus kennt dich! Er weiß genau, wie du dich fühlst, was dir fehlt oder vor welchen Herausforderungen du geradestehst. Jesus kennt dich mit Namen wie ein Hirte seine Schafe. Du bist wertvoll in seinen Augen.
Die Ruhe kommt
Jesus lädt uns ein, mit allem, was uns plagt, in seine Gegenwart zu kommen und gibt uns ein Versprechen:
„Kommt her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen, und ich werde euch Ruhe geben.“ Matthäus 11,27
Jesus verspricht uns Ruhe in unseren Mühen. Frieden für unser Herz. Das ist ein kostbares Geschenk, gerade in dieser unruhigen Zeit. Wenn wir in seinem Frieden leben, kann uns nichts erschüttern. Diesen Frieden kann man mit dem Verstand nicht begreifen, er ist tief verankert in unseren Herzen. Erst in schwierigen Zeiten kann man ermessen, was es bedeutet, diesen Frieden zu haben.
Jesus sagt: „Komm zu mir.“ Seine Hand ist immer offen für dich, du kannst sie jederzeit ergreifen. Es bedarf keiner besonderen Rituale oder Vorschriften. Rede einfach mit ihm, wie es dir ums Herz ist. Du hast einen Vater im Himmel, der sich um dich sorgt und wartet, bis du kommst:
„Die Gnadenerweise des Herrn sind nicht zu Ende, ja, sein Erbarmen hört nicht auf, es ist jeden Morgen neu. Groß ist seine Treue.“ Klagelieder 3,22–23
Jeden Morgen, 365 Tage im Jahr, will er dir sein Erbarmen, seine Ruhe, seinen Frieden schenken. Gottes Treue ist nicht zu Ende, sie fängt erst an – probiere es aus! Vertraue Jesus jeden Morgen neu.
Die Liebe siegt
Vieles bleibt ungewiss im neuen Jahr. Was geschieht, können wir nicht einordnen. Diese Unsicherheit kann uns Angst machen. Doch es gibt ein Gegenstück zur Furcht: die Liebe. Weil Gott selbst die Liebe ist (so steht es in 1. Johannes 4,8), ist diese Liebe grenzenlos. Sie kann durch nichts und niemanden besiegt werden. Das zu erfassen, ist gar nicht so einfach. Einen guten Einblick geben uns die Verse in Römer 8,38–39:
„Denn ich bin überzeugt, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Mächte, weder Höhe noch Tiefe, noch irgendein anderes Geschöpf uns wird scheiden können von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.“
Die Aufzählung, die wir hier lesen, beinhaltet alles nur irgend Denkbare, das dir begegnen könnte. Gottes Liebe steht über allem. Und damit über allem, was dir irgendwie in deinem Leben begegnen kann. Nichts, aber auch gar nichts, kann dich trennen von der Liebe Gottes! Auch nicht der Teufel, der darauf bedacht ist, dass du aus dem Schutz der Hand Gottes herausgehst. Falle nicht auf seine Tricks herein. Er will dir viele schlimme Dinge vor Augen führen und dir Angst einjagen. Angst ist seine Waffe: Angst vor der Zukunft, Angst in allen Lebensbereichen. Diese Angst kann uns lähmen. Wir fühlen uns wie festgenagelt und kommen nicht weiter. Lass dich nicht beeindrucken und nicht einschüchtern. Nichts kann dich aus Gottes Hand reißen und nichts kann dich von seiner Liebe scheiden.Bleibe in Gottes Hand geborgen. Lass Jesus den Anker sein in deinem Leben. Horche auf die Stimme des guten Hirten, der dich führen will. Berge dich in seiner Ruhe und seinem Frieden. Und stelle der Furcht die Liebe Gottes entgegen. Niemand anderes als du selber kann dich aus Gottes Hand reißen. Du bist immer in seiner Hand geborgen, egal was kommt. Vertraust du dich Gottes liebender Hand an?
Unter allen deutschen Predigern und Pastoren gibt es einen Mann, dessen Biografie ich besonders gerne lese. Er ist heute relativ unbekannt, gehörte aber vor einhundert Jahren noch zu den bekannteren deutschen Predigern: Alfred Christlieb, der Pastor vom Heidberg (1866-1934). Einige Predigten von Alfred Christlieb sind auch heute noch in Buchform erhältlich; seine Biographie (1934 von Heinrich Klein verfasst) soweit ich weiß nur noch antiquarisch. Neben seiner tiefen Liebe zu Christus und dem Evangelium sowie seiner lieben, seelsorgerlichen Art, ist mir besonders seine demütige Haltung ein Vorbild. Mehr als einmal mahnte er seine Predigerkollegen auf Konferenzen: „Lasst uns kleine Leute bleiben, die innigen Umgang mit dem HERRN pflegen.“ Denn Christlieb wusste: Alles hängt von dem großen Gott ab, von dem alles kommt: das Leben, der Glaube und das Heil.
Der Familienname „Christlieb“ kommt daher, dass ein Vorfahre Christliebs mit türkischer Herkunft um 1680 beim zweiten ungarischen Krieg als kleines Kind seinen Eltern fortgenommen und nach Deutschland verschleppt wurde. Dort lernte der Junge das Evangelium kennen und Christus lieben und wünschte sich bei seiner Taufe den Namen „Christlieb“ anzunehmen. Laut der Familienchronik wurde der junge Türke ein so fleißiger und zuverlässiger Mann, dass ihn der Graf Eberhard von Württemberg in seine Dienste aufnahm. Und so wurde zuerst das Schwabenland und später der Oberbergische Kreis die Heimat der Familie Christlieb, aus der eine Reihe gottesfürchtiger Prediger und Theologen hervorging, bei denen der Familienname ihre Herzenshaltung widerspiegelte.
„Bei einem Besuch in Frankfurt im Jahre 1893 kam Alfred Christlieb mit einer Familie in Berührung, die einen etwas verzogenen, hochmütigen Jungen hatte. Ein paar Ohrfeigen wären manchmal sehr wohl bei ihm am Platze gewesen, aber Alfred Christlieb wusste ihn in ganz anderer und viel wirksamerer Weise zu behandeln. Er hatte einen Besuch in einem entfernten Stadtteil zu machen, und der Junge bot sich in ziemlich selbstsicherer und überlegener Weise an, ihn zu führen. Aus seinem ganzen Benehmen erkannte man den kleinen Gernegroß, der alles besser wusste als andere. Bald aber merkte Alfred Christlieb, dass sein Führer in die Irre ging. Aber ohne ein Wort zu sagen, folgte er der Führung. Bald rechts, bald links ging der Junge, aber ruhig ging Alfred Christlieb hinter ihm her. Schließlich waren sie im Kreise herumgegangen und kamen auf einen Platz, an dem sie vor einer halben Stunde schon gewesen waren. Nun wusste der Junge nicht weiter. So wurde er denn ganz kleinlaut und gab zu: „Ich habe mich verlaufen.“ Da antwortete Alfred Christlieb dem beschämten Knaben ganz ruhig: „Gut, jetzt werde ich die Führung übernehmen.“ Schon bald kamen sie am Ziel an. Der Junge war nun ganz still geworden und wird die Lektion wohl sein Leben lang nicht vergessen haben. So wusste ihn Alfred Christlieb in aller Sanftmut zu erziehen. Das hatte er vom Herrn gelernt. Dies ist die Art, in der Gott uns eingebildete und selbstwillige Menschen behandelt. Wir möchten uns am liebsten immer selber führen. Und so lässt uns Gott in seiner Langmut unsere eigenen Wege gehen, hin und her, kreuz und quer, bis wir endlich dahin kommen, dass wir nicht mehr weiter wissen und demütig Gott die Führung überlassen.“ (Heinrich Klein: „Alfred Christlieb“, S.83-84)
„Ein Student bat Pastor Christlieb um seine seelsorgerliche Hilfe. In abendlicher Stunde gingen sie am Ufer des Rheines auf und ab. Der Student hatte allerlei auf dem Herzen. Er sehnte sich nach dem wahren Frieden. Wie konnte er ihn bekommen? Kannte er sein eigenes Herz noch nicht? Oder wollte er mit Absicht seinem Seelsorger falsche Nöte vortäuschen? Er erzählte ihm von allerlei Schwierigkeiten, dass ihm das Glauben unmöglich sei, dass er die Resultate der Wissenschaft nicht in Einklang bringen könne mit den einfachen Berichten der Heiligen Schrift u. a. mehr: Intellektuelle Nöte!
Was sollte da der Seelsorger tun? Ganz sicher hat er geseufzt und gefleht um eine gelehrte Zunge, um mit dem Müden zu reden. Sollte er versuchen, die Schwierigkeiten einzeln vorzunehmen, um sie der Reihe nach beweiskräftig zu widerlegen und zu überwinden? Das würde wenig genützt haben; denn in Wirklichkeit lagen hier nicht intellektuelle Nöte vor, die Not lag auf einem ganz anderen Gebiet.
Und der Herr gab für den rechten Augenblick das rechte Wort. Christlieb sah es nicht als seine Aufgabe an, den Zweifler zu überzeugen, sondern ihm das Heil zu bezeugen, das er selbst erfahren hatte. Und dazu gab der Herr seine Gnade. Ruhig hörte Christlieb sich die Worte des Studenten an, dann antwortete er ihm: „Auf solche Fragen der Wissenschaft kann ich keine Antwort geben. Es würde Ihnen auch nichts nützen. Ich weiß nur eins, und das bezeuge ich Ihnen: „Ich bin als ein armer, verdammungswürdiger Sünder, der keinen Ausweg und keine Hilfe mehr zu finden wusste, zum Heiland gekommen, und habe es erfahren dürfen: Mir ist Erbarmung widerfahren. Erbarmung, deren ich nicht wert! Das zähl ich zu dem Wunderbaren, mein stolzes Herz hat’s nie begehrt! Seitdem ist mein Herz ruhig geworden und alle meine Zweifel und Fragen haben ihre Lösung gefunden.“ Dieses klare Zeugnis von der Gnade Gottes in Christus schlug ein wie eine Bombe. Von Zweifeln war jetzt keine Rede mehr, stattdessen kam der junge Mann mit seiner ganzen Sünde und Schuld ans Licht. Der Weg wurde frei für die Gnade und die Erfahrung des Heils.
Diese Erfahrung, die er schon in jungen Jahren machen durfte, bewies ihm wieder: Die Siege im Reich Gottes werden nicht mit der Saulsrüstung der Wissenschaft, sondern mit der Schleuder des Evangeliums gewonnen.“ (Ebd., S. 91)
Alfred Christlieb hatte 38 Jahre lang mit Freude und aufopferungsvoll der Gemeinde Jesu als Verkündiger der Gnade Gottes gedient. Nur wenige Stunden vor seinem Tod predigte er über Apostelgeschichte 23 und die verschiedenen Formen des menschlichen Glaubens: Über den Vernunftglauben der Sadduzäer – die ihrer Vernunft mehr vertrauten als allem anderen –, über die Rechtgläubigkeit der Pharisäer – die von sich selbst so überzeugt waren, dass sie Gottes Wort kein Gehör schenkten – und über den lebendigen Glauben des Paulus – der allein Gerechtigkeit und Gnade vor Gott empfing, weil seine Hoffnung allein auf Christus ruhte. Im Anschluss an diese Predigt betete Christlieb innig für die Gemeinde, dass Gott ihr doch das klare Evangelium erhalten möge. Kurz darauf schlief er friedlich ein. Die Inschrift auf Alfred Christliebs Grabstein ist derselbe Text wie der zur Einführungspredigt seines Vaters am 22. Oktober 1865 in Friedrichshafen. Sie ist gewissermaßen ein letztes Zeugnis der Christliebs an die Nachwelt: „Deine Zeugnisse sind mein ewiges Erbe; denn sie sind meines Herzens Wonne“ (Ps 119,111).
Möge Gott unserem Land auch in Zukunft noch Prediger schenken, die mit Demut, Langmut und Sanftmut aus Liebe zu Gott, zu Seinem Wort und zu den Menschen das alte aber kraftvolle Evangelium in Schlichtheit und auf seelsorgerliche Weise verkündigen. „Damit der Glaube nicht auf menschlicher Weisheit beruhe, sondern auf Gottes Kraft“ (1.Kor 2,5) und damit die heillose Welt das Heil und die Herrlichkeit Gottes in Jesus Christus sieht.
Unsere Zeit ist wirklich turbulent – anders kann man es nicht ausdrücken. Die Hauptursache für all die turbulenten Umwälzungen scheint die Unzufriedenheit zu sein – Unzufriedenheit mit bisherigen Vorgehensweisen und Umständen. Sei es das Klima, die Geschlechterrollen, Gesundheitssysteme und derzeit der Kampf gegen den Rassismus. Es scheint, als wäre mit einem Mal eine Decke gelüftet worden, wodurch Missstände plötzlich wahrgenommen werden und alle Kraft wird drangesetzt, diese zu beheben. Mein Anliegen ist nicht, auf diese einzelnen Themen einzugehen und sie zu bewerten. Für mich als Christ, der ich an die unmittelbare Erschaffung des Menschen im Ebenbild Gottes Glaube, ist es keine Frage, dass Rassenhass in jeglicher Form abzulehnen ist. Denn jeder Mensch, ganz gleich welcher Herkunft, ob Mann oder Frau, ob arm oder reich, ist gleichwertig und „wenn ihr Rang und Ansehen eines Menschen zum Kriterium dafür macht, wie ihr mit ihm umgeht, begeht ihr eine Sünde und werdet vom Gesetz als Gesetzesübertreter überführt“ (Jak 2,9). Die Frage dabei ist: Wie sollen wir als Christen vorgehen? Ist es überhaupt unsere Aufgabe und Verantwortung, uns in die Belange dieser Welt einzumischen? Oder müssen wir das Unrecht in der Welt stillschweigend hinnehmen, weil wir nun einmal „in dieser Welt aber nicht von dieser Welt“ sind (vgl. Joh 15,19; 17,14)?
Ein Mann kann uns hier ein wunderbares Vorbild sein. Er ist nur ein Beispiel von vielen, die Gott liebten, Sein Wort ernst nahmen und dies zum Maßstab ihres Denkens und Handelns machten. Aber er ist ein außergewöhnliches Beispiel, weil sein Eifer ganze Kontinente nachhaltig veränderte und unzähligen Menschen zu Freiheit und Gerechtigkeit verhalf. Ich spreche von William Wilberforce (1759-1883), Mitglied des britischen Parlaments und Anführer im Kampf gegen Sklaverei und Sklavenhandel.
Wilberforce ist für uns Christen deshalb ein großes Vorbild, weil er begründete Argumente für seine Überzeugungen hatte. Er war nicht einfach gegen etwas, weil es ihm persönlich nicht passte, sondern weil er wusste, dass es einen absoluten, göttlichen Maßstab für Wahrheit, Moral und Gerechtigkeit gibt und dass die Umstände diesem Maßstab gründlich widersprechen. Er wusste, dass er eine Mitschuld an diesen Missständen trägt, wenn er sie nur ignoriert. Und er ist ein Vorbild, weil er mit viel Geduld, Weisheit und Beharrlichkeit vorging, ohne dabei anmaßend, beleidigend oder hochmütig zu werden. Denn sein höchstes Ziel war es, Gott in allen Dingen zu ehren („die große alles beherrschende Maxime des Lebens“, wie er es nannte) – was für ihn nur zu erreichen war, wenn er sich mit aller Kraft für Gottes Moral einsetzte.
Eine begründete Überzeugung
Heute wird – insbesondere von jüngeren Menschen – angenommen, dass es keine absolute Wahrheit gibt. Was für den ein oder anderen erst einmal nach reiner philosophischer Gedankenspielerei klingt, kann doch ganz praktische Auswirkungen haben. Zum Beispiel ist für den einen die Aussage Jesu, „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben, niemand kommt zum Vater als nur durch mich“, die Grundlage der Hoffnung auf ewiges Leben in Gottes Gegenwart, während sie für den anderen ein Grund zum Ärgern ist. Schließlich sollte Jesus, nach der Meinung vieler, nicht solch einen absoluten Anspruch erheben, wo doch alle Gottesvorstellungen irgendwo ihre Berechtigung haben. Diese Sichtweise versucht, niemanden auszuschließen oder zu benachteiligen, es allen irgendwie recht zu machen. Doch sie stellt sich schon sehr schnell als völlig unrealistisch heraus. Denn wie handhaben wir es bei Aussagen wie: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ (Art.1.1a; GG) oder: „Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich“ (Art.3.1; GG)? Diese Aussagen sind absolut verbindlich und Missachtung wird bestraft. Aber woraus resultiert dies, wenn nicht aus einer absoluten und verbindlichen Wahrheit?
William Wilberforce vertrat beide grundlegenden Gesetze der Menschenwürde vehement. Aber er tat es nicht aus einem luftleeren Raum heraus, sondern auf einer festen Grundlage – der absoluten Überzeugung, dass die christliche Lehre „ohne Ausnahme bekennt, dass alle Menschen gleichwertig sind“1[1], weil sie alle im Ebenbild Gottes erschaffen wurden und Gott „aus einem Menschen jede Nation der Erde gemacht“ hat (Apg 17,26).
Eine tiefe Opferbereitschaft
William Wilberforce kam aus gutem Hause der britischen Oberschicht. Als Halbwaise wuchs er seit seinem 9. Lebensjahr bei Onkel und Tante auf, die ihn verwöhnten; er brauchte sich um nichts zu sorgen, musste wenig arbeiten und lebte doch in großem Wohlstand. Die ersten 25 Jahre seines Lebens genoss er die Gesellschaft der Reichen und Mächtigen Englands, feierte als junger Mann bis spät in die Nacht Partys und galt als Frauenschwarm. Bis zu dem Tag, an dem er sich intensiv mit dem Evangelium auseinandersetzte und feststellte, dass das britisch-bürgerliche Christentum nur sehr wenig mit der Lehre Jesu gemein hatte. Je mehr er das Evangelium kennenlernte, umso mehr entwickelte er nicht nur eine Abneigung gegen seinen eigenen Luxus und den der „feinen Gesellschaft“, er stellte vor allem fest, dass dieser Luxus auf der Ausbeutung anderer Menschen beruhte – größtenteils der afrikanischen Sklaven – und dass diese Ausbeutung gegen Gottes Moral verstößt.
Die Erkenntnis, dass Gott real ist, dass Er durch die Bibel spricht und Er ein Gott ist, der Gerechtigkeit liebt und das Unrecht hasst, veränderte Williams Denken und Handeln grundlegend. Er unterzog sich selbst einer kritischen Prüfung und kam zu dem Schluss, dass Gott ihn nicht zufällig mit all diesen Privilegien und dem großen Einfluss gesegnet hatte. All dies war ihm nicht zum Eigennutz gegeben, sondern stellte ihn vor große Verantwortung. Er schrieb: „Reichtümer sind an sich akzeptabel, aber aufgrund der Schwäche unseres Wesens sind sie ein gefährlicher Besitz; wir sollten sie in erster Linie nicht als Mittel zum Leben im Luxus ansehen, sondern sie zur Ehre unseres himmlischen Wohltäters und zur Verringerung der Not anderer einsetzen.“[2]
Es war damals nicht populär, sich für die Belange anderer einzusetzen und die Welt zu verändern. Mit seinem Anliegen stieß Wilberforce auf Widerstand und Unverständnis. Es gab keine „Mainstream-Bewegung“, der er sich anschließen konnte und die ihn zum Handeln motivierte. Er stand ziemlich allein da und riskierte viel. Aber er war bereit, seinen persönlichen Wohlstand zu opfern, um die Umstände anderer zu verbessern. Seine Motivation dabei war vor allem das Evangelium. Die Erkenntnis, dass er selbst ein erlöster Sklaven der Sünde war, der die Liebe Christi, seines Erlösers, erfahren hatte, beeinflusste sein Gewissen und sein Handeln.
Wir Christen brauchen eine ernsthafte, vom Evangelium beeinflusste Haltung, bei der es uns zuerst um das Wohl anderer und um Gottes Ehre geht (vgl. Phil 2,1-11).
Ein demütiger Kämpfer
Ein weiterer Punkt, den wir von William Wilberforce lernen können, ist, in Demut für die Wahrheit einzutreten. In verschiedenen Biografien über William Wilberforce wird deutlich, dass er seinen Kampf gegen die Sklaverei mit viel Geduld und Demut führte. Er widmete sich 46 Jahre lang mit aller Kraft diesem Kampf. Elfmal wurde sein Antrag auf Abschaffung der Sklaverei abgelehnt, und jedes Mal nahm er ihn wieder neu auf; bis letztendlich, drei Tage vor seinem Tod, im Jahr 1833, seinem Antrag stattgegeben wurde und man den Sklavenhandel in England verbot. (Die Abschaffung wurde bereits 1807 durch Wilberforces Drängen im Parlament beschlossen, doch es dauerte noch 26 Jahre, bis es umgesetzt und die Sklaverei als ungesetzlich erklärt wurde). Bezeichnend ist hierbei nicht nur seine Ausdauer, mit der er für die Rechte der Sklaven kämpfte, sondern auch die Art, wie er es tat: Er war hartnäckig aber nicht anmaßend, unermüdlich aber nicht arrogant.
Neben seinem politischen Amt war Wilberforce auch als Evangelist bekannt – und zwar unter seinen scheinfrommen Arbeitskollegen, die (wie er selbst früher) davon ausgingen, dass ein Engländer als Christ geboren wird. Er ging weise und rücksichtsvoll vor und blieb so ein geschätztes Mitglied, dem man gerne zuhörte. Wilberforce predigte selbst das Evangelium der Rechtfertigung allein aus Gnade durch den Glauben an Christus und setzte sich auch für die Auslandsmission in Indien, unter William Carey, ein. William Wilberforce war nicht perfekt. Er hatte Schwächen und er versagte. Doch er vertraute in allen Dingen auf die souveräne Fürsorge und Gnade seines himmlischen Vaters.
Wir überzeugte Christen sollten dadurch überzeugen, dass wir Gottes Wort ernst nehmen, indem wir es gut kennen und uns zuerst selbst sehr kritisch am Maßstab dieses Wortes messen. Wir sollten für Wahrheit und Gerechtigkeit einstehen – doch in erster Linie zum Wohl anderer und in Demut und Liebe.
[1] Aus William Wilberforce: „Praktische Ansicht des vorherrschenden Religionssystems verglichen mit dem wahren Christentum“, 1807, S.258.
In einem bekannten christlichen Lied singen wir: „Egal, was du mir gibst, egal was du mir nimmst, du bist und bleibst mein Gott, nur dir gehört mein Lob.“ Das ist ein riskantes aber auch befreiendes Bekenntnis und war das Lebensmotto einer besonderen Frau.
Elisabeth Elliot wurde am 21. Dezember 1926 als Kind amerikanischer Missionare in Belgien geboren. Als sie wenige Monate alt war, zog die Familie zurück in die USA, wo ihr Vater als Redakteur der Sunday School Times arbeitete. Die Familie wuchs auf insgesamt sechs Kinder an.
Elisabeth lernte viele Missionare im Haus ihrer Eltern kennen und es war immer ihr Traum gewesen, eines Tages Missionarin zu werden. Selbst als sie von der Ermordung des Missionarsehepaars John und Betty Stam hörte, die sie kurz zuvor noch persönlich kennengelernt hatte, bestärkte sie dies noch mehr in ihrem Wunsch. Daher ging sie auf das Wheaton College und studierte Griechisch und Linguistik, um als Bibelübersetzerin zu arbeiten.
Auf dem College lernte sie Jim Elliot kennen, der ebenfalls das Ziel hatte, in die Mission zu gehen. Unmittelbar vor ihrem Abschlussexamen gestand Jim ihr seine Liebe und gleichzeitig, dass er sich von Gott vorerst zur Ehelosigkeit berufen wusste, da er der Meinung war, dass manche Missionsarbeit nur von Singles getan werden konnte. Ungewisse und harte Jahre des Wartens und des unglücklich verliebt Seins lagen vor Elisabeth. Sie wusste nicht, ob und wann Jim sie heiraten würde, aber sie vertraute darauf, dass Gott es gut mit ihr meinte und dies für sie eine wichtige Lektion war, um Geduld zu lernen. Nach der Ausbildung gingen Elisabeth und Jim getrennt als Missionare nach Ecuador. Dann endlich, nach fünf Jahren des Wartens bat Jim sie schließlich, ihn zu heiraten. Die Hochzeit fand am 8. Oktober 1953 in Quito, Ecuador statt. (Die Liebesgeschichte der beiden erzählt Elisabeth Elliot in ihrem Buch „Eine harte Liebe“.) Im Februar 1955 wurde ihre Tochter Valerie geboren. Lange hatte Elisabeth auf das Familienglück warten müssen, um nur zehn Monate später den größten Schicksalsschlag ihres Lebens zu erleben. Gemeinsam mit vier jungen Missionskollegen wollte Jim Kontakt zu dem unerreichten Stamm der Aucas herstellen, um ihnen das Evangelium zu bringen. Diese missverstanden jedoch das Anliegen der jungen Missionare und töteten sie.
Nach nur zwei Jahren Ehe war Elisabeth nun verwitwet und alleinerziehend. Das war für sie aber kein Grund, nach Hause in die USA zurückzukehren; im Gegenteil. Über den Tod von Jim sagte sie: „Ich habe für Jims Bewahrung gebetet – für seine leibliche Bewahrung. Der Herr erhörte mich, im Blick auf die Ewigkeit. Er schützte uns vor Ungehorsam und bewirkte durch Jims Tod Dinge, deren Ausmaß erst die Ewigkeit offenbar machen wird. Das stärkt in mir persönlich das Verlangen, sie zu erreichen. Weil Jesus Christus für alle gestorben ist, interessiert mich die Errettung aller; aber die Tatsache, dass Jim aus Liebe zu den Aucas starb, intensiviert meine Liebe zu ihnen.“ (Elisabeth Elliot: Die Mörder – meine Freunde, S.17)
Einige Zeit, nachdem dieses schreckliche Ereignis stattgefunden hatte, ergab sich ein Kontakt mit zwei Auca-Frauen. Elisabeth hatte dafür gebetet, dass sie bereit sein wollte, falls Gott sie zu den Aucas schickte. Allerdings hatte sie nicht damit gerechnet, dass Gott tatsächlich antworten würde. Schließlich war sie eine Witwe mit einem kleinen Kind. Aber Elisabeth gehorchte Gott und ungefähr drei Jahre nach dem Tod der Missionare war es dann soweit: Sie zog mit ihrer kleinen Tochter und der Schwester eines der ermordeten Missionare, Rachel Saint, zu den Aucas in den Dschungel. Insgesamt lebten Elisabeth und ihre Tochter Valerie zwei Jahre unter den Aucas und noch einige Jahre bei einem Nachbarvolk, den Quechuas, bevor beide aus schulischen Gründen zurück in die USA gingen.
Dreizehn Jahre nach Jim Elliots Tod und sechs Jahre nach ihrer Rückkehr in die USA heiratete Elisabeth zum zweiten Mal. Ihr zweiter Mann, Addison Leitch, war Theologieprofessor. Leider starb er nach nur vier Jahren Ehe an Krebs, und wieder war Elisabeth allein.
Nach dem Tod ihres zweiten Mannes wohnten zwei Männer bei Elisabeths zur Untermiete. Einer von ihnen heiratete ihre Tochter Valerie. Und der andere, Lars Gren, ein Krankenhauspfarrer, heiratete Elisabeth. Sie sagte einmal, dass sie bereits ihre erste Heirat als ein Wunder Gottes betrachtete, da sie befürchtet habe, zur Ehelosigkeit berufen zu sein. Nie im Leben hätte sie gedacht, dass Gott ihr drei Ehemänner geben würde.
Nach ihrer Rückkehr in die USA bestand ihr Leben zum größten Teil aus dem Halten von Vorträgen und dem Schreiben von Artikeln und Büchern. Viele Jahre moderierte sie ein Radioprogramm mit geistlichen Botschaften. Viele Menschen schrieben ihr Briefe und baten sie um Rat. Ihre Ratschläge entstammten immer dem Wort Gottes. Sie war der Überzeugung, dass Gottes Wort heute noch die gleiche Gültigkeit besaß wie vor einhundert oder zweitausend Jahren, und dass es nicht durch heutige Ansichten und Meinungen der Gesellschaft verwässert und relativiert werden dürfe.
Ein Satz, den sie in ihren Vorträgen immer wiederholte, lautet: „In acceptance lieth peace“, was bedeutet: Wir werden Frieden finden, wenn wir die Umstände, in denen wir uns befinden, aus Gottes Hand nehmen. Denn Gott weiß, was gut für uns ist, und Er verliert nie die Kontrolle.
Diese Aussage von Elisabeth Elliot war ein Rat, der ihrer eigenen Erfahrung entsprang. Viele Ereignisse in Elisabeths Leben werfen die Frage auf: Warum lässt Gott das zu? Die Tatsache, dass Er Jim und seine Kollegen nicht vor dem Tod bewahrt hat, mag aus menschlicher Sicht schwer zu verstehen sein, schließlich wollten diese Männer Jesu Missionsbefehl gehorsam sein und den Unerreichten das Evangelium bringen.
In solchen Situationen trotzdem fest auf Gott zu vertrauen, darauf dass Er weiß, was Er tut und Er die Kontrolle hat, das wünsche ich mir für mein eigenes Leben.
Elisabeths Gehorsam gegenüber Gott und ihre Art, wie sie die Bibel als Wegweiser und Ratgeber für ihr Leben benutzte, ist für mich vorbildlich. Ihre Bücher und Vorträge sind für mich und viele andere ein Schatz.
Elisabeth Elliot ging am 15. Juni 2015 im Alter von 88 Jahren in Gottes Herrlichkeit ein. Sie zeigte mit ihrem Leben, dass die Souveränität Gottes etwas Tröstliches und Ermutigendes ist.
Es ist eine Sache über Vergebung zu reden und eine andere Sache, Vergebung zu leben.
Das Wort kommt vom Verb „geben, weggeben“. „Vergeben“ geht von der Vorstellung aus, dass man jemandem etwas schenkt, das man von ihm zu beanspruchen hat.
Im „Vaterunser“ lehrt Jesus: „Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir unseren Schuldnern vergeben haben“. Was hat das tägliche Brot mit dem Vergeben von Schuld gemeinsam? Das kleine Wort “und“ besagt, dass wir Menschen die tägliche Vergebung so nötig haben wie das tägliche Brot.
Das Leben in Vergebung hat drei Beziehungsebenen: Gott zum Menschen, Mensch zu Mensch und der Mensch zu sich selbst. Gott hat uns Menschen durch Jesu stellvertretenden Tod alle Schuld vergeben (Ps 103.3). Paulus schreibt: „Vergebt einander, so wie auch Gott in Christus euch vergeben hat“ (Eph 4.32). Es ist Gottes Geschenk an alle Menschen. Aber ein Geschenk gehört mir erst dann, wenn ich es angenommen habe. Dann habe ich Vergebung von Gott, die mir der Heilige Geist bestätigt, eine neue Beziehung zum himmlischen Vater. Aufgrund dieser Kraft bin ich fähig, anderen Menschen Vergebung zu gewähren und um Vergebung zu bitten. Dann bin ich auch fähig, mir selbst zu vergeben, wo mir mein Gewissen ständig meine Schuld vorhalten will. Es gibt Sünden oder Fehlentscheidungen im zurückliegenden Leben, die man sich selbst nicht vergeben kann oder will. Darüber muss man sprechen. Ein seelsorgerliches Gespräch kann ich in diesem Fall nur dringend empfehlen.
Der ehemalige Nürnberger Krebsmediziner Prof. Dr. Renner sagte: „Vergeben Sie allen, alles und allezeit – das ist Ihr Beitrag zu Ihrer eigenen Gesundheit, das ist heilende Selbstliebe.“ In diesen psychosomatischen Zusammenhängen erkennen wir die „Macht der Vergebung“. Vergebung ist Teil einer ganzheitlichen Medizin. Gestörte Beziehungen zu Gott, zum Mitmenschen oder zu sich selbst können den Körper krank machen.
Das erinnert mich an Frau Vundla, die ich 1982 in Sowjeto, Südafrika kennen lernte. Sie war die Frau vom ANC-Chef, hasste wegen der Apartheid wie alle Schwarzen die Weißen. Als sie sich mit ihrem Mann zu Jesus bekehrt hatten, wurden beide frei vom Hass. Einige Jahre später erzählte sie mir: „Meine Tochter lag eines Morgens tot im Bett.“ Der Schwiegersohn hatte sie ermordet. Für sie ein schwerer Schlag. Die Warumfrage wuchs zur Anklage gegen Gott. In ihrer tiefen Trauer hörte sie auf zu beten und die Bibel zu lesen. Sie wurde körperlich krank, ging zum Arzt, der ihr dringend riet, wieder anzufangen zu beten und die Bibel zu lesen. Gehört, getan. Sie bat Gott um Vergebung, kam wieder zu Kräften und lebte erneut in der Freiheit der Kinder Gottes.
Petrus fragte Jesus: „Herr wie oft muss ich meinem Bruder, der an mir sündigt, vergeben? Reicht siebenmal? Jesus: Nein, siebzigmal siebenmal!“ (Mt 18.21). Rechnerisch heißt das pro Tag: bei 16 Stunden jede zweite Minute vergeben. Sollte ein Bruder, eine Schwester mich jede zweite Minute verletzen, bin ich aufgefordert, zu vergeben. Nicht aus eigener Kraft, sondern aus der Kraft Christi, weil ich die alten Kleider ausgezogen und die neuen Kleider angezogen habe. Oder wie es Römer 6 sagt: weil mein alter Mensch mit Christus gekreuzigt, gestorben und begraben wurde durch die Taufe, kann ich in einem neuen Leben wandeln.“ Durch Non-stop-vergeben bewahre ich mir einen freien Geist. Das Gegenteil von einem schwermütigen Geist. Ich muss auch nicht ständig irgend etwas „nachtragen“. Viele Christen schleppen alte Verletzungen mit, die sie längst abgeworfen haben sollten.
Vergebung ist kein Karussell, wo immer wieder dieselben alten Dinge angesprochen werden. Sondern das Ziel der Vergebung ist die Befreiung zu einem neuen Sein. „In Christus sind wir eine neue Schöpfung, das alte ist vergangen, es ist alles neu geworden“ (2.Kor. 5.17). Das gilt es zu leben! Die Macht der Vergebung hat etwas mit einem neuen Geist zu tun. Der Kern unserer Persönlichkeit ist der Geist, dem sich die Seele unterordnen sollte. Der unerlöste Geist dient dem Geist Satans, der Welt und des Fleisches. Der erlöste, befreite Geist dient Gott, dem Vater, Sohn und Heiligen Geist. „So seid erneuert im Geist eurer Gesinnung“ (Eph. 4.23). Hier geht es um das Neudenken durch die Vergebungskraft Christi!
Rebecca Kiessling erzählte vor wenigen Tagen aus ihrem Leben: Rebecca ist das Kind einer Vergewaltigung. Die Mutter versuchte sie dreimal abzutreiben. Die Versuche schlugen fehl. Rebecca suchte später nach ihrer Mutter. Mutter und Tochter werden unendlich glücklich, als sie sich endlich kennenlernen. Rebecca konnte der Mutter vergeben, weil ihr Geist durch Jesus erneuert war. Die Mutter allerdings brauchte sechs Jahre, bis sie ihre Tochter ganz annehmen konnte. Der Heilungsprozess ihres inwendigen Menschen brauchte Zeit. Aber die Macht der Vergebung war stärker als alle Zerstörungsmacht Satans.
Als ich bei der Schalom-Konferenz 2007 in Oswiecim/Auschwitz als Deutscher öffentlich die Polen um Vergebung bat für das, was meine Vätergeneration im Krieg – bei dem auch mein Vater dabei war – dem polnischen Volk angetan hatten, kam ein Jahr später die junge Frau Teresa zu mir und erzählte: „Ich habe die Deutschen gehasst, denn die Nazis erschossen 1939 meinen Großvater und andere Menschen vor den Augen der Kinder. Aber als ich deine Bitte um Vergebung hörte, begann ich umzudenken. Ich begann meine Tanten auszufragen und sammelte Fotos in der Verwandtschaft von damals.“ So zeigte sie mir diese Bilder und sagte freudig: „Jetzt liebe ich die Deutschen.“ Wir umarmten uns. Hier fand Versöhnung statt, Versöhnung in der 2. und 3. Generation.
Vergebung ist einseitig, aber Versöhnung ist wechselseitig. Versöhnung wird nur dann gelingen wenn auch der Andere dazu bereit ist. Niemals aber sollte ein Jünger Jesu versäumen, den „ersten Schritt“ zu tun.
Jesus warnte: „Wenn ihr den Menschen ihre Fehler nicht vergebt, wird euch der himmlische Vater auch nicht vergeben“ (Mt. 6.15). Vergebung und Liebe sind Schwestern. Liebe zum Nächsten wächst durch Vergeben. Wer in der Vergebung lebt, lebt im Kraftfeld der Liebe Gottes. Vergebung ist der Wille Gottes und damit gelebter Glaube.
Das Thema des bekannten ehemaligen Krebsmediziners in Nürnberg Prof. Dr. Helmut Renner war “Vergebung und Versöhnung – was trägt der Mensch zu seiner Gesundheit bei?” Für viele Hörer wurde sein Vortrag zu einem Schlüsselerlebnis für ihr Leben. Sie nahmen die These persönlich auf:
“Vergeben sie allen, alles und allezeit – das ist heilende Selbstliebe.”
Prof. Renner sprach von Vergebung als Teil einer ganzheitlichen Medizin. Die seelischen und geistigen Aspekte des Menschen sind für seine körperliche Heilung wichtig. Gestörte Beziehungen zum Mitmenschen oder zu sich selbst können den Körper krank machen. 85% aller Krankheiten haben ihre Ursachen im seelischen Bereich. Deshalb ist die körperliche Krankheit oft nur die Spitze des Eisbergs der seelischen Verletzungen, die mir von anderen zugefügt wurden oder umgekehrt.
Vergeben ist für jeden Kranken ein “Muss”, wenn er gesund werden will. Vergeben ist Egoismus pur. Durch Nichtvergeben schadet sich der Mensch selbst. Wer nach-trägt ist der Leid-tragende. Das Schlüsselwort der Vergebung heißt “Ich vergebe dir”, und zwar ohne Bedingungen, ohne Wenn und Aber. Natürlich ist es nicht immer leicht, denn der zugefügte Schmerz kann sehr groß sein.
Viele Verletzungen im Leben liegen lange zurück und “schlummern” im Unbewussten. Sie sind vergessen aber nicht vergeben. Die Ablehnung eines Kindes während der Schwangerschaft kann sich bis ins spätere Leben desselben auswirken, wenn z.B. eine Mutter ihr Kind abtreiben wollte. Es stellen sich manchmal in späteren Jahren bei diesem Menschen Bitterkeit, Angst, Ablehnung, Misstrauen, auch Depression oder Sarkasmus ein, ohne die Ursache zu kennen.
Im Buch “Lysander – Grenzerfahrung einer Mutter” erzählt Marianne Neeb von ihrem tiefen Schmerz nach der Tötung ihres Kindes Lysander in ihrem Leib. Sie bat Lysander und Gott um Vergebung und schreibt “ich weiß, dass er mir vergeben hat” (ISBN 3-8334-5230-7). Auch Verstorbenen muss, wenn nötig, vergeben werden. Ein seelsorgerliches Gespräch ist hierbei in jedem Fall zu empfehlen.
Die Steigerung von Vergebung ist Versöhnung. Vergebung ist einseitig, Versöhnung ist wechselseitig. Das Schlüsselwort für Versöhnung ist “Bitte vergib mir”. Vergebung ist immer möglich, Versöhnung wird nicht immer gelingen, wenn der andere nicht oder noch nicht bereit ist.
Versöhnung mit Gott allerdings ist immer möglich, weil Er jeden bedingungslos liebt. Liebe ist die Voraussetzung der Vergebung, Vergebung und Liebe hängen zusammen. Nur wer in der Vergebung lebt, lebt in der Liebe Gottes. Vergebung ist der Wille Gottes und ist gelebtes Christsein. Deshalb sollte jeder Mensch schon hier dem Mittler Jesus Christus danke sagen. Dann fällt es auch leichter, meinem Mitmenschen, vielleicht auch nur für eine Teilschuld, zu sagen „Bitte vergib mir“.
Bericht von einem Vortrag von Prof. Dr. H. Renner. – Von C&H. Kitzinger, www.ak-sdsb.de
bei vielen Themen der Bibel diskutieren sich Menschen fast zu Tode. Besonders religiös orientierteMenschen tun sich da besonders hervor, so auch beim Thema Jungfrauengeburt. Dabei ist für einen gläubigen Christen die Sache ganz einfach. Was Gott mir durch sein Wort, die Bibel, mitteilt und das was mir der Heilige Geist offenbart ist für mich die Wahrheit. Wenn man eine Neugeburt wie im Johannes Evangelium, Kapitel 3 beschrieben erlebt hat, dann hat man sein Leben, Jesus Christus zu 100% ausgeliefert, weil er der Weg – der einzige – die Wahrheit – er ist die Wahrheit – und das Leben – ohne IHN kein wirkliches Leben – ist. Ohne Jesus werden wir kein ewiges Leben bekommen. Unter diesem Level geht es nicht. Was uns sogenannte “Kirchenfürsten” mit Dr.Titeln alles erzählen wollen ist irrelevant.
Ich bedanke mich bei der Herold Redaktion für die Genehmigung diesen Artikel hier veröffentlichen zu dürfen.
Die christliche Lehre, dass Jesus Christus von einer Jungfrau geboren wurde, ist für die Welt gelinde gesagt eine unvorstellbare Behauptung. In vielen Zeitschriften und Magazinen finden sich zur Weihnachtszeit verschiedenste Artikel und Kommentare darüber, wie Menschen so unwissenschaftlich und naiv sein können, um an solch eine Lehre zu glauben. In der bekannten New York Times schrieb ein Redakteur: „Der Glaube an die jungfräuliche Geburt Jesu beweist, dass die Christenheit wenig mit Intellekt, sondern viel mit mystischer Weltanschauung gemeinsam hat.“
Aber ist dies tatsächlich der Fall? Vertreten wir Christen eine unhaltbare Lehre? Und kann ein Christ die Lehre, dass Jesus Christus von einer Jungfrau geboren wurde, ablehnen und trotzdem noch Christ sein? Oder ist diese Lehre, wie sie die Bibelganz klar und deutlich bekennt, unverzichtbar für den rettenden Glauben?
Tatsächlich gehört die Lehre von der jungfräulichen Geburt Jesu zu den biblischen Lehren, die als erste beim Aufkommen der Bibelkritik zunächst angezweifelt und dann im Laufe der Zeit als unhaltbar abgelehnt wurde. Kritiker behaupteten, da diese Lehre ohnehin „nur“ in zwei der vier Evangelien Erwähnung findet, wäre sie schließlich auch nicht unverzichtbar. Und da der Apostel Paulus in seinen Predigten in der Apostelgeschichte kein Wort darüber verliert, so die Kritiker, hat er vermutlich auch nicht an diese Lehre geglaubt. Doch für die meisten Kritiker ist es eine unglaubliche Lehre, weil sie schlichtweg so übernatürlich ist. Moderne Irrlehrer, wie der pensionierte Bischof der Episkopalkirche John Shelby Spong, vertreten die Meinung, die Lehre von der übernatürlichen Geburt Jesu sei nur ein Beweis dafür, dass die frühe Gemeinde die Göttlichkeit Jesu überbewertet hätte. Spong bezeichnet die Geburt und die Auferstehung Jesu als „Eintritts-Mythos“ und „Austritts-Mythos“ die den Jesus-Mythos umrahmen würden. Ach, wäre doch Spong nur ein Mythos!
Leider existieren heuteauch unter selbsternannten „Evangelikalen“ solche, die die übernatürliche Geburt Jesu für überflüssig halten. Für sie zählt nur die Bedeutung hinter dem Wunder Jesu Geburt, doch eine historische Tatsache müsse sie dadurch noch lange nicht sein.
Also nun die Frage: Muss man daran glauben, dass Jesus Christus von einer Jungfrau geboren wurde? Natürlich ist es möglich, dass ein Mensch zu Christus findet und an Ihn als den Erlöser glaubt, ohne sofort die Lehre, dass Jesus von einer Jungfrau geboren wurde, zu kennen. Schließlich kennt ein Neubekehrter noch nicht jede christliche Wahrheit von Anfang an, sondern erlernt diese erst nach und nach. Aber die Frage hier ist: Kann ein Christ diese Lehre aus Überzeugung ablehnen? Und hierauf muss die Antwort unbedingt „Nein!“ lauten.
Matthäus berichtet uns, dass Maria, ehe sie mit ihrem Verlobten, Joseph, Geschlechtsverkehr hatte, „schwanger war von dem Heiligen Geist“ (Mt 1,18). Und dann erklärt uns Matthäus, dass hierdurch erfüllt wurde, was der Prophet Jesaja vorausgesagt hatte: „Siehe, die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären, und man wird ihm den Namen Immanuel geben. Das heißt: ‘Gott mit uns’“ (Mt 1,23; Jes 9,6-7).
Lukas gewährt uns sogar noch tiefere Einblicke, indem er uns darüber berichtet, wie ein Engel Maria besuchte, um sie darauf vorzubereiten, dass sie, obwohl sie noch eine Jungfrau war, ein Kind erwartet – und zwar nicht irgendein Kind, sondern ein göttliches Kind: „Und der Engel antwortete ihr: Heiliger Geist wird über dich kommen, und Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Darum wird auch das Heilige, das gezeugt wird, Gottes Sohn genannt werden“ (Lk 1,35).
Doch nehmen wir einmal an, nur eine Bibelstelle würde von der Geburt Jesu durch eine Jungfrau sprechen, so würde diese eine Bibelstelle doch völlig ausreichen, um sie als für alle Christen verbindliche Lehre anzusehen. Wir haben kein Recht, den Wert einer biblischen Lehre daran zu messen, wie häufig sie in der Schrift Erwähnung findet. Wir können nicht einerseits die Bibel als Gottes Wort ansehen und dann andererseits ihre eindeutigen Aussagen hinterfragen.
Millard Erickson fasste dies gut zusammen: „Wenn wir die Lehre von der Geburt Jesu durch eine Jungfrau ablehnen, obwohl die Bibel sie so deutlich vertritt, haben wir die Autorität der Bibel untergraben und es besteht kein Grund mehr, warum wir dann noch eine ihrer Lehren akzeptieren sollten. Zudem hat das Ablehnen der jungfräulichen Geburt Jesu Auswirkungen, die weit über die Lehre an sich hinausreichen.“
Was sind das für Auswirkungen, von denen Erickson hier spricht? Nun, wenn Jesus nicht von einer Jungfrau geboren wurde, wer war dann sein Vater? Jede Antwort auf diese Frage stellt eine Demontage des Evangeliums dar! Die übernatürliche Geburt Jesu erklärt, wie Christus zugleich Gott und Mensch sein konnte, warum Er sündlos war und dass die Erlösung ganz das gnädige Werk Gottes ist. Wäre Jesus nicht von einer Jungfrau geboren, dann hätte Er zwangsläufig einen menschlichen Vater und die Bibel würde uns belügen!
Carl Henry, ein Dekan eines evangelikalen theologischen Instituts sagt, dass die jungfräuliche Geburt Jesu das „zentrale historische Indiz der Menschwerdung ist. In ihr sehen wir nicht nur die göttliche und die menschliche Natur in dem Menschgewordenen vereint, sondern sie führt uns auch das Wesen, die Absicht und die Durchführung von Gottes Erlösungsplan vor Augen.“ Henry fasst dies sehr gut zusammen, und wir tun gut daran, dies zu unserer Überzeugung zu machen.
Die weltlichen Redakteure der bekannten und angesehensten Zeitschriften und Magazine können die jungfräuliche Geburt Jesu als Beweis für intellektuelle Zurückgebliebenheit der Christen ansehen. Aber es ist der Glaube der Gemeinde Jesu, bezeugt durch Gottes Wort und geschätzt von allen wahren Gläubigen zu allen Zeiten. Diejenigen, die die jungfräuliche Geburt Jesu leugnen, halten an anderen biblischen Lehren nur noch mit Not fest, denn sie haben die Autorität der Bibel bereits aufgegeben. Sie haben Christi Natur untergegraben und seine Inkarnation abgeschafft.
Christen müssen die Tatsache beachten, dass ein Leugnen der jungfräulichen Geburt Jesu auch ein Leugnen von Jesus als dem Erlöser ist. Der Erlöser, der wegen unserer Sünden stellvertretend für uns starb, wurde vom Heiligen Geist gezeugt und von einer Jungfrau geboren. Die jungfräuliche Geburt ist keine losgelöste Sonderlehre, sie ist ein unverzichtbarer Bestandteil der biblischen Offenbarung über die Person und das Werk Jesu Christi. Mit ihr steht und fällt das Evangelium.
Eines wissen wir ganz sicher: Errettung finden wir allein in dem Glauben an den versöhnenden Opfertod Jesu Christi, dem von einer Jungfrau geborenen Erlöser. Ohne diese Lehre gibt es kein Christentum, und ein wahrer Christ wird niemals die unverzichtbare Wahrheit der jungfräulichen Geburt Jesu leugnen.
Autor: Albert Mohler ist Leiter des größten theologischen Seminars der südlichen Baptisten, Prediger und Buchautor. Er ist ein großer Kämpfer für die Verteidigung des christlichen Glaubens, der evangelischen Bekenntnisse und der Unfehlbarkeit der Heiligen Schrift.
dieses Thema sollte zu vielen Christen in Europa sprechen dürfen, weil, wie ich bei mir selbst beobachten kann, wir weit davon entfernt sind ein Christsein mit Leidenschaft zu leben. Wenn wir so etwas sehen wollen, dann müssen wir in die Länder die um Ihres Glaubens Willen Verfolgung leiden. Das sind für mich wahre Vorbilder des Glaubens, die echte Leidenschaft zeigen.
Hier ein Beispiel von vielen.
Ich danke der Arche Gemeinde Hamburg sehr herzlich für die Genehmigung diesen Beitrag hier in meinem Blog veröffentlichen zu dürfen.
„Nicht dass ich es schon erlangt hätte oder schon vollendet wäre; ich jage aber danach, dass ich das auch ergreife, wofür ich von Christus Jesus ergriffen worden bin. 13 Brüder, ich halte mich selbst nicht dafür, dass ich es ergriffen habe; eines aber [tue ich]: Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was vor mir liegt, 14 und jage auf das Ziel zu, den Kampfpreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus.“ (Philipper 3, 12-14)
Paulus spricht hier über den Lauf, den ein Christ zu vollenden hat, um sein Ziel zu erreichen. Damit meint er nicht die Wiedergeburt und die Errettung. Deine Rettung ist nicht das Ergebnis eines guten Laufes und deiner besonderen Anstrengung, sondern ein Geschenk Gottes, wie wir in Epheser 2, 8-9 lesen: „Aus Gnade seid ihr selig geworden durch den Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es, 9 … damit sich nicht jemand rühme.“ Darin besteht die Rechtfertigung, die vor Gott gilt. Sie wird nicht durch eine Leistung erreicht, sondern du erhältst sie aus reiner Gnade. Von dem einmaligen Akt der Rechtfertigung, den Gott in Jesus Christus in einem einzigen Augenblick an uns vollzieht, ist die Heiligung zu unterscheiden. Diese ist ein Prozess, in dem wir in das Bild Jesu verändert werden. Wir sollen und dürfen Christus in unserem Wesen, in unseren Gedanken, Einstellungen und Herzen immer ähnlicher werden. Das ist der Lauf, von dem Paulus spricht.
Der Apostel nennt nun einige Prinzipien, wie wir den Lauf der Heiligung effektiv bestreiten können:
Wir sind noch nicht vollendet
Das Erste, was wir als Gotteskinder auf dem Weg zu Jesus wissen müssen, ist, dass wir noch nicht am Ziel angelangt sind. Selbst Paulus hatte es noch nicht erreicht, denn er schreibt: „Nicht dass ich es schon erlangt hätte oder schon vollendet wäre“ (Philipper 3,12). Und Vers 13: „Brüder, ich halte mich selbst nicht dafür, dass ich es ergriffen habe.“ Er sagt, dass er noch nicht das ist, was er einst sein wird.
Obwohl der Apostel bereits eine neue Kreatur war und ein neues Herz geschenkt bekommen hatte, obwohl er vor Gott gerechtfertigt war, ihm seine Sünden vergeben waren und der Heilige Geist in ihm wohnte, war er dennoch nicht vollkommen! Er erlebte immer noch Versuchungen, er lebte in seinem unerlösten Fleisch und war immer noch ein Sünder. Denn er schreibt: „Ich weiß, dass in mir, das heißt in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt; das Wollen ist zwar bei mir vorhanden, aber das Vollbringen des Guten gelingt mir nicht“ (Römer 7,18). Und: „Glaubwürdig ist das Wort und aller Annahme wert, dass Christus Jesus in die Welt gekommen ist, um Sünder zu retten, von denen ich der größte bin“ (1. Timotheus 1,15).
Paulus geht also in aller Deutlichkeit gegen die Lehre vor, die behauptet, dass Christen Menschen seien, die nicht mehr sündigen. Er wendet sich gegen die, die meinen, dass Christen bereits auf Erden in einen Zustand geistlicher und moralischer Perfektion gelangen könnten, sodass nichts Sündiges mehr in ihnen sei.
In einer Predigt sprach ein Pastor davon, dass er den Grad geistlicher Vollkommenheit erreicht habe. Ein Zuhörer fragte ihn nach der Predigt: „Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich Ihre Frau dazu befrage?“ Der Pastor antwortete: „Nun, Sie können sie fragen, aber Sie müssen wissen, dass meine Frau noch nicht an diese Lehre glaubt.“ Wie sollte sie auch! Denn bei ihrem Mann konnte sie sie nicht erkennen.
Paulus war der wohl hingegebenste und reifste Christ, der je lebte. Nach seiner Begegnung mit Jesus bewirkte er für das Reich Gottes sehr viel. Er war ein Evangelist, ein Lehrer, ein Gemeindegründer, er war ein Hirte und ein Vater in Christus. Dennoch schrieb er: „Ich habe es noch nicht erlangt“, und er bekannte freimütig und ohne Umschweife, dass er das Ziel noch nicht erreicht hatte. Diese Erkenntnis machte ihn demütig, schützte ihn vor geistlicher Arroganz und half ihm, motiviert weiterzulaufen. Geistliches Wachstum beginnt mit der Erkenntnis, dass du noch nicht da bist, wo du sein solltest. Solche, die meinen, sie hätten bereits geistliche Vollkommenheit erreicht, sehen keinen Grund, im Lauf voranzukommen. Warum sollten sie auch nach etwas jagen, von dem sie meinen, dass sie es schon besitzen? Das sind selbstzufriedene und selbstgerechte Menschen, die in großer Gefahr stehen, ihrer Sünde gegenüber blind zu werden. Sie meinen, sie wüssten alles, und sind stets bemüht, auf ihre geistlichen Erkenntnisse und Leistungen hinzuweisen. Wirklich reife Christen dagegen sind ihren Sünden gegenüber sensibel und leben demütig vor Gott. Sie kultivieren ihre Heiligung und machen Fortschritte in ihrem christlichen Leben. Sie wissen: Wir sind noch nicht am Ziel, es ist noch eine Wegstrecke zurückzulegen.
Größte Anstrengung, aber in Gottes Kraft
Das zweite Prinzip für einen leidenschaftlichen Lauf ist die Bereitschaft zur größten Anstrengung. Es ist nämlich anstrengend, in der Heiligung zu wachsen. Paulus schreibt: „Ich jage aber danach, dass ich das auch ergreife, wofür ich von Christus Jesus ergriffen worden bin. 14 … und jage auf das Ziel zu, den Kampfpreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus“ (V. 12+14).
Es ist also ein eifriges Jagen nach dem Ziel, von dem Paulus hier spricht. Er ist ein Mann der Bewegung. Er liegt nicht auf dem Sofa herum und sagt: „Ich bin doch errettet. Nun lasse ich alle fünfe gerade sein.“ Eine solche Gesinnung haben auch uns schon Leute unterstellt, wenn wir die Betonung auf die Gnade Gottes legen. Sie befürchteten: „Wenn man so viel von der Gnade Gottes hinsichtlich Errettung und Erwählung spricht, dann führt das doch dazu, dass die Menschen nichts mehr tun.“ Das Gegenteil ist der Fall, wie wir hier an Paulus sehen. Er jagt dem Ziel, Jesus ähnlicher zu werden, nach. Dabei trainiert und bewegt er jeden geistlichen Muskel. Denn er läuft, um zu gewinnen und den Preis zu erhalten. „Ich laufe, ich jage, ich strenge mich an, weil ich noch nicht da bin“, sagt er. Oder mit anderen Worten: „Dafür arbeite und ringe ich auch“ (Kolosser 1,29). Dem Timotheus schreibt er: „Kämpfe den guten Kampf des Glaubens“ (1. Timotheus 6,12).
Aber wichtig ist, dass wir nicht meinen, wir müssten diesen Kampf in eigener Kraft kämpfen. Nein, Paulus wusste, er kämpft nicht allein, sondern in Abhängigkeit von der Kraft Gottes. Alles, was er tat, tat er nicht aus sich selbst heraus. Er arbeitete und rang. Im selben Atemzug schreibt er weiter: „… gemäß seiner wirksamen Kraft, die in mir wirkt mit Macht“ (Kolosser 1,29). „Denn Gott ist’s, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen“ (Philipper 2,13). Gott errettet uns nicht, um uns dann uns selbst zu überlassen. Nein, der Herr hat sich nicht zurückgezogen, sondern Er ist und bleibt uns durch den Heiligen Geist Beistand und Kraftquelle.
Wo bist du gerade in deinem Lauf? Vielleicht bist du über eine Hürde gestürzt und liegst am Boden. Aber Jesus ist da und hilft dir wieder auf, denn Er hat dasselbe Ziel wie du. Er motiviert dich und schenkt dir Kraft durch die Verheißungen Seines Wortes, durch die Predigt, durch deine Geschwister in der Gemeinde. Er richtet dich auf und stellt dich wieder her. Und in dieser Seiner Kraft darfst du der Heiligung nachjagen und den Lauf vollenden!
Nun folgt noch ein weiteres Prinzip für den Lauf der Heiligung:
Ungeteilt das Ziel vor Augen
Wir müssen das Ziel vor Augen haben. Denn was nützt eine noch so große Anstrengung, wenn der Läufer nicht auf das Ende fokussiert ist? Jeder Athlet weiß, dass er nach vorne schauen muss. Sobald er in das Publikum oder zu Boden blickt, beginnt er zu straucheln und stürzt vielleicht sogar.
Beim Lesen des Briefes springt die Zielstrebigkeit des Apostels ins Auge, mit der er sein Christsein lebt. Er schreibt: „Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was vor mir liegt, 14 und jage auf das Ziel zu, den Kampfpreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus“ (Philipper 3,13-14). Paulus ist hochkonzentriert. Er schaut nur nach vorne. Dabei erledigt er nicht mehrere Dinge gleichzeitig und lässt sich von Nebensächlichkeiten ablenken, denn er schreibt: „Eines aber tue ich“ – und das ist: „Ich strecke mich aus nach dem, was da vorne liegt.“
Menschen, die in bestimmten Disziplinen (sei es im Sport, in der Musik oder Kunst) großartige Leistungen vollbringen, haben meist nur eines im Sinn: Sie trainieren und üben über Jahre hinweg, um Spitzenleistungen zu vollbringen. Sie verzetteln sich nicht, sie tanzen nicht auf vielen Hochzeiten und verschwenden keine unnötige Energie. Solch eine Konzentration auf das Ziel ist auch für den Lauf eines Christen absolut notwendig. Du musst dich konzentrieren auf das Ziel! Du darfst nicht aus den Augen verlieren, wo du hinwillst! Denn sonst wirst du straucheln.
Jakobus spricht von einem Mann „mit geteiltem Herzen, unbeständig in allen seinen Wegen“ (Jakobus 1,8). Verfolgst du mehrere Ziele bei deinem Lauf als Christ? Hast du ein geteiltes Herz und stehst in Gefahr, das eigentliche Ziel aus den Augen zu verlieren? Paulus ermahnt uns, das Ziel im Fokus zu haben und weder nach rechts noch nach links zu blicken. Er erinnert uns, dass wir nur nach vorne schauen sollen.
Das wusste auch schon Salomo, er schrieb deshalb in den Sprüchen: „Lass deine Augen geradeaus schauen und deine Blicke auf das gerichtet sein, was vor dir liegt! 26 Mache die Bahn für deinen Fuß gerade, und alle deine Wege seien bestimmt; 27 weiche weder zur Rechten ab noch zur Linken, halte deinen Fuß vom Bösen fern!“ (Sprüche 4,25-27). So soll auch ein Christ in der Laufbahn sich nicht von nichtigen Dingen ablenken lassen, sondern den Kampfpreis immer fest vor Augen behalten. Dazu gehört auch, dass „ich vergesse, was dahinten ist“ (Philipper 3,13). Zu vergessen, was hinter mir liegt, bedeutet: Ich schaue während meines Laufes nicht zurück. Ein Läufer dreht sich nicht um und beschäftigt sich mit dem, was sich hinter ihm abspielt. Tut er das doch, verliert er Geschwindigkeit, verlässt die Bahn und verliert am Ende das Rennen. Schau nicht zurück! Es ist bedeutungslos, was hinter dir geschieht.
Was sollen wir denn vergessen? Alles. Paulus macht hier keine Einschränkung oder trifft eine Auswahl. Er meint alles, was hinter uns liegt. Das beinhaltet die guten wie auch die schlechten Dinge. Es bedeutet einerseits, die Erfolge, tugendhaften Taten, großartigen Leistungen und geistlichen Dienste zu vergessen. Wir sollen uns nicht baden in dem, was wir schon alles geleistet haben. Andererseits sollen wir aber auch die schlechten Dinge hinter uns lassen wie Sünden, Missetaten, Fehler und Unheil. Das soll nicht zu Ballast werden, der an uns hängt in unserem Lauf dem Ziel entgegen. Jesus sagt: „Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes“ (Lukas 9,62; L84). Genauso wenig sollen wir uns von unseren vergangenen Sünden, Verfehlungen und Schulden lähmen und schwächen lassen. Sie sind doch vergeben! Der Schuldbrief ist zerrissen. Was belastest du dich dann mit den Verfehlungen deiner Vergangenheit? Was wühlst du in den Sünden deiner Vorfahren? Schau nach vorne! Wenn du deine Sünden an das Kreuz Jesu gebracht hast, sind sie vergeben und für immer getilgt!
Auch in der Gemeinde blicken wir nach vorne. Hin und wieder hört man Geschwister von den guten alten Zeiten sprechen. „Damals war es so schön, da taten wir dies und taten wir das. Und der Herr war mit uns …“ Natürlich sagt Psalm 103, 2: „Vergiss nicht, was der HERR dir Gutes getan hat.“ Diese Wahrheit soll als Ermutigung für den gegenwärtigen Lauf dienen, aber nicht zur rückwärtsgewandten Nostalgie führen.
Es können auch Verluste von lieb gewordenen Menschen sein, die uns hindern, den Blick nach vorne zu richten. Deine Kinder haben dich verlassen und sind eigene Wege gegangen. Und du schwelgst in der Vergangenheit, als sie noch so klein, süß und gehorsam waren. Oder vielleicht sind liebe Angehörige gestorben und du lebst nur noch in der Erinnerung, wie schön es damals mit ihnen war. Natürlich gibt es eine Zeit der Trauer, und wir dürfen auch weinen. Aber die Trauer darf uns nicht daran hindern, nach vorne zu blicken und zu wissen: Das, was noch kommen wird, ist viel schöner als das, was jemals war.
Das Ziel
Und wie heißt nun schließlich das konkrete Ziel, dem Paulus nachjagt? Er benennt es in Römer 8, 29: „Die er zuvor ersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dem Ebenbild seines Sohnes gleichgestaltet zu werden.“ Das Ziel ist, so zu werden, wie Jesus ist. Das ist unsere Berufung, das ist der Weg, auf dem wir uns befinden. Das bedeutet, dass wir danach streben, in einen Stand zu kommen, in dem keine Lüge mehr in uns ist, kein Stolz, keine Überheblichkeit, kein Streit und kein Ehegezänk, kein Ehebruch, keine Habgier, kein böses Herz, keine Krankheit, kein Leid und kein Geschrei, sondern vollkommene Heiligkeit. All das erlangen wir nicht auf dieser Welt, sondern dann, wenn wir bei Ihm sind. Dann werden wir so sein wie Er. Das Ziel ist nicht irdisch, sondern himmlisch. Denn „wir erwarten Jesus Christus als den Retter, 21 der unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird, sodass er gleichförmig wird seinem Leib der Herrlichkeit“ (Philipper 3,20-21). (Siehe auch 1. Johannes 3,2).
Paulus lebte in der Erwartung, dieses Ziel zu erreichen. Und er bewegte sich mit derselben Hingabe und demselben Eifer darauf zu wie damals, als alles begann. Wenn ein Läufer die Ziellinie überschritten hat, wirft er seine Arme in die Luft und jubelt, weil er gesiegt hat. Und auch im Himmel herrscht Jubel, wenn ein Läufer nach dem anderen ins Ziel kommt.
Es wird der Tag kommen, an dem Jesus dich heimruft. Das wird der Augenblick sein, in dem du die Ziellinie überquerst. Jesus wird da sein und mit Ihm die himmlischen Heerscharen und die Erlösten. Sie sehen, wie du ankommst, und sie jubeln. Sie jubeln aber weniger über dich und deine Leistung, sondern sie jubeln mehr über das Lamm Gottes, das dich dazu brachte, dass du das Ziel erreichen konntest.
Am Ende seines Lebens schrieb Paulus die Worte: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten; 8 hinfort liegt für mich bereit die Krone der Gerechtigkeit, die mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag geben wird“ (2. Timotheus 4,7-8; L84). Paulus erwartete den Siegespreis und war gewiss, dass er ihn im Himmel bei Gott empfing. Danach streben auch wir – nicht aus eigener Kraft, aber befähigt durch den Heiligen Geist. Ich wünsche dir wirklich von Herzen den Segen Gottes, Seinen Beistand und Seine Kraft für deinen Lauf. Dann werden wir gemeinsam im Himmel feiern! Amen.
das Reformationsjahr jährt sich zum 500 mal und viele springen jetzt aus der Deckung und entdecken plötzlich wie kostbar das Wort Gottes ist, wenn man es mit dem Herzen liest. Leider ist zu befürchten, dass die Euphorie um die Bibel nach diesem Höhepunkt bei vielen die aus der Deckung gekommen sind, wieder verflachen wird. Die Gedanken von Hartmut Steeb haben mir gut gefallen, darum wollte ich sie hier auch noch einmal zum aufmerksamen lesen zur Verfügung stellen.
Ich danke Herrn Steeb für die Genehmigung zur Veröffentlichung hier in meinem Blog.
Hartmut Steeb
Allein die Schrift – die Ur-Kunde unseres Glaubens
Das Reformationsgedenkjahr neigt sich dem Ende zu. Was über 10 Jahre lang vorbereitet wurde, auch mit viel Glanz und Gloria bedacht, wird geschlossen. Was bleibt? Hoffentlich mindestens die vier Solis, die uns in die Zukunft für das Leben der Christen und der Kirchen begleiten. Ein Sola nehmen wir in dieser Ausgabe von EiNS auf. Es geht es um die Bibel, Sola scriptura, „Allein die Schrift.“Denn sie ist die Ur-Kunde des Glaubens, die ursprüngliche Kunde des Glaubens. Urkunden beglaubigen einen Zustand. Sie weisen aus, dass es wirklich so ist: Die Geburtsurkunde, die Heiratsurkunde, auch die Sterbeurkunde. Die Ur-Kunde der Geschichte Gottes mit den Menschen, die erste Kunde von Gott, ist das Material, mit dessen Hilfe Gott eindeutig und für alle Zeit klar gemacht hat was er sagt, was er will, wie er wirkt, was er getan hat und tun wird und was für unser Leben wichtig ist. Auf diese Ur-Kunde des Wortes Gottes ist Verlass.
Darum ist es tragisch, und das darf und muss man ja gerade auch im Rückblick auf das Reformationsgedenkjahr auch sagen, dass in den letzten Jahrzehnten bis in die Kirchen hinein viel Misstrauen gegenüber dem Wort Gottes gesät wurde. Es ist modern geworden alles anzuzweifeln. Wenn Sie nur einmal die Zusammenfassung christlichen Glaubens nehmen, wie sie im Apostolischen Glaubensbekenntnis zum Ausdruck kommt, dann können Sie die Bibelkritik mit den Händen greifen. Wenn Sie anfangen „Ich glaube an Gott den Vater…“ – dann fragen schon die ersten, ob es nicht auch die Mutter sein kann. Wenn Sie weitergehen „…den Schöpfer, Himmels und der Erde…“ dann kommt die Frage, ob das denn stimmt, ob nicht doch alles aus Zufall geworden ist. Und wenn Sie an die Geburt Jesu kommen, dann erfahren sie selbst den Zweifel von Kirchenleitern an der biblischen Botschaft, dass Jesus von der Jungfrau Maria geboren worden ist. Und wenn man dann gar in manchen ethischen Fragen denkt und sagt, man müsse „in einigen Fragen mit der Schrift gegen die Schrift“, also im Zweifel das Wort Gottes auch gegen ihren Wortlaut auslegen…“ – das ist unreformatorisch!
Wir dürfen uns nicht wundern wenn die Kirche und unser Glaube kraft- und saftlos wird, wenn wir meinen, dass wir es besser wissen würden als Generationen vor uns und als es uns das Wort selbst über sich sagt.
Nein, ich verstehe auch nicht jedes Wort der Heiligen Schrift. Auch wenn ich mich seit Jahrzehnten schon intensiv damit beschäftige, könnte ich noch viele Fragen auf den Tisch legen. Aber mir hat es vor Jahren das Wort aus 2. Timotheus 3,16 angetan und zwar in der älteren Übersetzung Martin Luthers:
„Alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Aufdeckung der Schuld, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu allem guten Werk geschickt.“ Die vier Großbuchstaben L A B E stehen für ein altes deutsches Wort: Laben. Es bedeutet: sich erfrischen, Kraft tanken, neue Stärke aufnehmen. Wer Gottes Wort so liest, dass er sich fragt, was dieses Wort lehrt, worin dieses Wort Schuld aufdeckt, zur Besserung anleitet, zur Erziehung – gemeint ist das altehrfürchtige Wort der „Heiligung“ – führt, der wird genau diese Kraft für sein Leben erfahren. Ich wünsche Ihnen, dass sie sich an diesem Wort Gottes laben können, wie an einer Wasserquelle, der Quelle gelingenden Lebens, gleich anschließend, wenn Sie das Heft EiNS gelesen haben.
Die Evangelische Allianz ist auch eine Bewegung, die der Ur-Kunde des Glaubens traut, auch in Zukunft.
als ich diese Predigt von Isolde Müller las fand ich mich zu 100% darin wieder. Es ist so hilfreich zu sehen, dass viele bedeutende Personen in der Bibel die gleichen Schwierigkeiten hatten wie wir. Deshalb kann ich jeden der in einem Lebenstief steckt nur ermuntern an Gott festzuhalten. Lassen Sie sich von den nachfolgenden Worten ermutigen.
Isolde Müller
Ich danke Isolde Müller vom Missionswerk Karlsruhefür die Genehmigung zur Veröffentlichung.
Erst wenn wir uns mit unserer Vergangenheit versöhnen, werden wir wirklich frei. Dafür können wir einiges von Hiob lernen.
Jeder Mensch hat eine Geschichte – seine persönliche Lebensgeschichte. Ganz speziell. Gott selbst schreibt sie. Deshalb weiß Gott, durch welche Herausforderungen Sie in Ihrem Leben schon gegangen sind. Er weiß, welche Enttäuschungen Sie erlebt, welche Höhepunkte Sie gefeiert haben. Gott kennt Ihre Kindheit, Ihre Eltern, Ihr Umfeld, Ihre Ehe und Familie. Er kennt unsere Geschichte besser als wir selbst. Wie ergeht es Ihnen, wenn Sie zurückblicken? Können Sie sagen: „Es ist gut, wie Gott mich geführt hat“? Viele Menschen nehmen ihre eigene Lebensgeschichte nicht an. Sie hadern damit. Sie wünschten, ihre Vergangenheit wäre anders verlaufen oder sie selbst wären eine andere Persönlichkeit. Oder sie haben Schuldgefühle bzw. ein schlechtes Gewissen wegen etwas, das in der Vergangenheit geschehen ist und denken: „Hätte ich bloß damals dies und jenes getan!“ oder: „Hätte ich doch anders entschieden!“
Gott schreibt nur gute Geschichten
Zur geistlichen Reife gehört, dass wir uns mit unserer Geschichte versöhnen. Wir dürfen darauf vertrauen, dass Gott einen Plan hat mit unserem Leben. Wir dürfen vertrauen, dass er unsere Geschichte mit guten Absichten schreibt und dass sie gut ausgehen wird. Auch aus unseren Niederlagen macht er etwas Gutes! Wenn wir diese Gewissheit haben, erfahren wir Frieden und Gelassenheit im Leben. Vielleicht scheint in Ihrem Leben alles kaputt zu sein? Ich kann Ihnen zusprechen: Es gibt Hoffnung! Gott wird wiederherstellen, was Satan rauben konnte. In der Bibel lesen wir oft von Menschen mit vielen verschiedenen Nöten. Gott begegnete jeder Not anders. Er will auch Ihrer Not begegnen. Er kann Ihre Geschichte anders weiterschreiben als bisher.
Manchmal ist es nötig, dass wir dafür unsere Blickrichtung ändern. Schauen Sie nicht auf Ihre Umstände, sondern heben Sie den Blick: Sehen Sie auf Gott. Die neue Blickrichtung setzt den Segen in Bewegung und verändert Ihre Situation. Und dann können Sie es getrost Gott überlassen, wie er Ihr Problem löst. In der Bibel gibt es unzählige Beispiele, wie Gott mit Menschen Geschichte geschrieben hat – trotz ihrer Fehler, trotz ihrer Unzulänglichkeiten:
Mose konnte sich schlecht ausdrücken, er stotterte und war ein Mörder.
Gideon hatte Angst.
David hatte eine Affäre und war ebenfalls ein Mörder.
Petrus verleugnete Jesus.
Und Martha machte sich ständig Sorgen.
Man könnte noch viele weitere aufführen. Gott hat mit ihnen allen Geschichte geschrieben! Egal wie ihre eigenen Geschichten aussahen, egal welche Fehler hinter ihnen lagen. Selbst die Jünger hatten keine glänzenden Lebensgeschichten. Jesus kannte ihre Fehler gut – und trotzdem hat er sie in seinen engsten Kreis berufen!
Hiob: ein Beispiel für Gottes Sieg
Betrachten Sie mit mir ein besonderes Leben: die Geschichte von Hiob. Wenn es uns sehr schlecht geht, vergleichen wir uns manchmal mit Hiob. Sogar die Welt kennt diesen „armen Kerl“, der den Ausdruck „Hiobsbotschaft“ geprägt hat. Hiob wird eigentlich nur im Negativen genannt. Dabei ist seine Geschichte ein Beispiel für Gottes Sieg und Wiederherstellung! Ich denke, mit dieser Geschichte will Gott uns seine Souveränität zeigen: Unser Leben ist in seiner Hand. Gott hat zugelassen, dass Hiob von Satan angegriffen wurde, obwohl es keinen Grund dafür gab: Er hatte sich nicht versündigt und sich nichts zuschulden kommen lassen. Eine Geschichte mit einer ähnlichen Aussage lesen wir auch im Neuen Testament, in Johannes 9,1–3: „Und als [Jesus] vorüberging, sah er einen Menschen, blind von Geburt. Und seine Jünger fragten ihn und sagten: Rabbi, wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, dass er blind geboren wurde? Jesus antwortete: Weder dieser hat gesündigt noch seine Eltern, sondern damit die Werke Gottes an ihm offenbart würden.“ Das ist auch der eigentliche Sinn des Buches Hiob: Gottes Macht soll offenbar werden. Wir sollen erkennen, dass Gott treu ist. Gott will zeigen, dass Satan nichts ausrichten kann, auch wenn er noch so wütet: Gottes Macht ist größer! Gott kann alles wiederherstellen, was Satan uns geraubt hat. Ja, er kann es sogar vermehren.
Behalten Sie Ihr Gottvertrauen
In Hiob 1,1 sagt uns die Bibel, dass Hiob ein rechtschaffener, redlicher und gottesfürchtiger Mann war, der das Böse mied. Wir kennen die Geschichte: Hiob verlor alles – seinen Besitz, seine erwachsenen Kinder und er wurde sehr krank. Doch trotz alldem hielt er Gott die Treue. Er überprüfte sich, ob Sünde in seinem Leben war und wir lesen in Kapitel 2,10, dass Hiob sagte: „Das Gute nehmen wir von Gott an, da sollten wir das Böse nicht auch annehmen?“ Und weiter heißt es: „Bei alldem sündigte Hiob nicht mit seinen Lippen.“
Es ist hilfreich, sich selbst die Frage zu stellen: Was kommt im Laufe unserer Lebensgeschichte aus unserem Mund heraus? Sind wir schnell dabei, Gott Vorwürfe zu machen oder das Warum und Wieso zu beklagen? Wenn Gott nicht gleich eingreift, meinen wir, er höre uns nicht oder habe uns vergessen. So verbeißen wir uns in unser eigenes Denken und werfen unser Vertrauen weg, wenn etwas nicht so geht, wie wir es uns wünschen. Hiob dagegen hat Gott vertraut. Kein schlechtes Wort gegen Gott kam ihm über die Lippen.
Doch dann erlebte Hiob die Anfechtung in Form seiner Freunde. Sie ließen nicht locker und wollten ihm einreden, dass er Schuld auf sich geladen habe. Sie kamen mit all den Floskeln, die manche von uns auch gut kennen: „Du hast gesündigt.“ – „Du hast zu wenig Glauben.“ – „Gott straft dich.“ – „Gott hat dich vergessen, er hört dich nicht.“ Sind das Sätze, die Sie auch denken?
Die Texte in Hiob beschreiben detailliert, wie sehr Freunde oder andere Menschen einem zusetzen können. Hiob war innerlich zerschunden und verletzt. Er fühlte sich angegriffen. Am Anfang hatte er auf Gott vertraut, aber dann begann er zu zweifeln. Er wollte sterben. Er wollte aufgeben, weil er plötzlich keinen Ausweg mehr sah. Genauso kann es uns selbst ergehen, wenn wir auf Menschen hören, die uns Falsches einreden. Lassen Sie sich von anderen nichts einreden, wenn es Ihnen schlecht ergeht, sonst kommt Verzweiflung auf. Lassen Sie nicht zu, dass Satan Sie durch falsche Einflüsterungen in Depressionen führt.
In Hiob 42,7 spricht Gott mit Hiobs Freunden: „Ich bin voller Zorn über dich und deine beiden Freunde, ihr habt nicht die Wahrheit über mich gesagt, so wie mein Diener Hiob es tat!“ Auch wir hören oft die Unwahrheit über Gott – von Menschen um uns herum. Die Frage ist: Wem glauben wir? Den Menschen oder Gottes Wort?
Sagen sie sich los vom Negativen
Im letzten Kapitel im Buch Hiob lesen wir, was Hiob schließlich in einem Zwiegespräch mit Gott sagte: „Herr, ich erkenne, dass du alles zu tun vermagst; nichts und niemand kann deinen Plan vereiteln. Du hast gefragt: ‚Wer bist du, dass du meine Weisheit anzweifelst mit Worten ohne Verstand?’ Ja, es ist wahr: Ich habe von Dingen geredet, die ich nicht begreife, sie sind zu hoch für mich und übersteigen meinen Verstand. Du hast gesagt: ‚Hör mir zu, jetzt rede ich, ich will dich fragen, und du sollst mir antworten.’ Herr, ich kannte dich nur vom Hörensagen, jetzt aber habe ich dich mit eigenen Augen gesehen. Darum widerrufe ich meine Worte, ich bereue in Staub und Asche“
(Hiob 42,2-6). Hiob bereute, dass er sich von seinen Freunden so hatte herunterziehen lassen. Es tat ihm leid, dass er Gott angeklagt und an seiner Hilfe gezweifelt hatte. Hiob hat Gott um Vergebung gebeten, seine negativen Worte widerrufen. Er hat sich losgesagt von all dem Blödsinn, den er geredet hatte. Ist das in Ihrer Situation gerade auch angebracht? Sagen Sie sich los von allen negativen Worten und Gedanken.
„ALS HIOB FÜR SEINE FREUNDE BETETE; DA WENDETE DER HERR FÜR IHN ALLES ZU GUTEN:“
HIOB 42,10
Vermeiden Sie Negative Festlegungen
Wenn eine negative Haltung in uns wächst und wir diese aussprechen, machen wir leicht eine Tür auf für den Feind. Negative Aussagen können eine Festlegung in unserem Leben sein. Mit dem Ausspruch „Ich schaffe es nicht!“ legen wir uns beispielsweise fest, dass die Situation im Schlechten bleibt.
Manchmal sind es auch andere Menschen, die uns festlegen. Wenn wir ihre Aussagen glauben und annehmen, können Sätze wie „Aus dir wird nie etwas werden!“ oder „Du bist ein Versager!“ zu Festlegungen werden, die uns binden. Es ist, als lege der Feind den Finger darauf und trumpfte auf: Du hast es doch gesagt! In Galater 6,7 lesen wir: „Denn was ein Mensch sät, das wird er auch ernten.“ Der Same, den wir aussäen, wird wachsen. Positiv oder negativ.
Üben sie sich in Vergebung
Gott hat Hiobs Leben wiederhergestellt: seine Ehre, seinen Stand. Hiob wurde von Gott gerechtfertigt – und er hat mehr bekommen als vorher: „Als Hiob für seine Freunde betete, da wendete der Herr für ihn alles zum Guten. Er gab ihm doppelt so viel, wie er früher besessen hatte“ (Hiob 42, 10). Von Krankheit war nun auch keine Rede mehr. Die wichtigste Aussage des ganzen Buches Hiob lesen wir in diesem Vers: Hiob musste erst vergeben, bevor Gott ihn großzügig neu beschenkte. Mit Groll im Herzen kann man nicht für seine Widersacher beten. Danach wendete der Herr für ihn alles zum Guten – so steht es hier. Das Buch Hiob ist die Lebensgeschichte einer Wiederherstellung. Aber die Voraussetzung ist, dass wir vergeben.
Gott kennt Ihr Leben, Ihre Geschichte, Ihre Herausforderungen. Versöhnen Sie sich mit Ihrer Geschichte. Schaffen Sie heute einen Wendepunkt in Ihrem Leben. Lassen Sie sich ermutigen durch die Geschichte von Hiob – einer Geschichte der Wiederherstellung. Plagen Sie sich nicht mit Selbstvorwürfen. Klammern Sie sich nicht an alten Groll. Gehen Sie den Weg der Vergebung. Sie können Ihrer Lebensgeschichte eine Wendung geben und Gott kann Ihre Geschichte ganz anders weiterschreiben!
Wir verwenden Cookies, die es uns ermöglichen, die Benutzung der Webseite zu analysieren. So können wir die Seite weiter verbessern. Durch die Nutzung unserer Webseite stimmst Du der Nutzung von Cookies zu. In unserer Datenschutzerklärung findest Du mehr Informationen und kannst die Cookies deaktivieren.
(Datenschutzerklärung)
Unbedingt notwendige Cookies
Unbedingt notwendige Cookies sollten jederzeit aktiviert sein, damit wir deine Einstellungen für die Cookie-Einstellungen speichern können.
Wenn du diesen Cookie deaktivierst, können wir die Einstellungen nicht speichern. Dies bedeutet, dass du jedes Mal, wenn du diese Website besuchst, die Cookies erneut aktivieren oder deaktivieren musst.