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772. Auferstehung ist die Wahrheit

Samstag, 24. Februar 2024 | Autor:

Das Grab ist leer! Jesus Christus ist auferstanden.

 

Liebe Besucher,

dieser Tage habe ich den Artikel von Ernst Günter Wenzel von der Stiftung Marburger Medien bekommen und beim durchlesen habe ich mich entschlossen diese Gedanken auch hier in meinen Blog zu teilen.

Etwas möchte ich zum Wort bzw. den Begriff Ostern vorne anstellen, dass nicht unwichtig ist, weil wir dieses Wort mehr verwenden als z.B. Auferstehungsfest.

 

 

Der Ursprung von Ostern geht zurück auf alte Bräuche. Der Name „Ostern“ soll von einer heidnischen Göttin namens Ostara abgeleitet sein, der Frühlingsgottheit der Germanen. Zur Tagundnachtgleiche im Frühling feierte man ihr zu Ehren ein Fest. Das irdische Symbol der Ostara war der Hase, der für seine Fruchtbarkeit bekannt war. Dazu gab es verschiedene heidnische (teilweise äußerst böse) Rituale, die zu diesem Fest praktiziert wurden. Heute ist Ostern ein durch und durch kommerzialisierter Festtag, an dem Ostereier und der Osterhase, die Überreste des Götzendienstes, im Mittelpunkt stehen.

Im christlichen Glauben ist mit Ostern das Fest der Auferstehung Christi, drei Tage nach seiner Kreuzigung gemeint. Es ist der älteste christliche Feiertag und aufgrund der Bedeutung der Kreuzigung und Auferstehung Jesu auch der wichtigste Tag im Kirchenjahr. Auf diese historischen Ereignisse gründet sich das Christentum. Dem Ostersonntag geht die Fastenzeit voraus, eine 40-tägige Zeit des Fastens und der Buße. Sie endet in der Osterwoche und danach folgt die 50-tägige Osterzeit, welche sich bis Pfingsten erstreckt.

Wegen der Kommerzialisierung und der heidnischen Wurzeln von Ostern ziehen viele Gemeinden die Bezeichnung „Auferstehungssonntag“ vor. Je mehr wir den Fokus auf Jesus richten und je weniger auf das heidische Fest, desto besser. Wie gesagt, die Auferstehung von Jesus Christus ist das zentrale Thema des Christentums. Ohne Auferstehung ist unser Glaube nutzlos (1.Korinther 15,17). Können wir einen großartigeren Grund zu feiern haben? Wichtig ist, den wahren Grund hinter unserem Feiern im Auge zu behalten: Weil Christus auferstanden ist, können wir ewiges Leben haben (Römer 6,4)!

Sollten wir nun Ostern feiern oder unseren Kindern erlauben, auf Eiersuche zu gehen? Mit dieser Frage beschäftigen sich sowohl Eltern als auch Gemeindeälteste. Es ist nichts grundsätzlich Böses dabei, wenn man Eier bemalt, versteckt und Kinder danach suchen lässt. Wichtig ist unsere Ausrichtung. Wenn Jesus unser Mittelpunkt ist und nicht die Ostereier, werden unsere Kinder verstehen, dass die Eiersuche nur ein Spiel ist. Kinder können Eier suchen, wenn ihnen erklärt wurde, was das eigentlich Bedeutsame an „Ostern“ ist. Aber letztlich liegt diese Entscheidung im Ermessen der Eltern.

 

Osterbrunnen 05.04.2010 Fölschnitz J.Kalb

 

Ich bedanke mich bei der Stiftung Marburger Medien für die Vermittlung und bei Herrn Wenzler für die Genehmigung zur Veröffentlichung hier in meinem Blog.

 

Parkfriedhof

Immer wieder stoße ich auf das Bild mit der Bushaltestelle „Parkfriedhof“. An einer Seite ist eine große Werbetafel der Bausparkasse LBS mit ihrem einladenden Slogan: „Wir geben ihrer Zukunft ein Zuhause.“

Vermutlich wurde beim Anbringen des Plakats nicht über die Werbebotschaft nachgedacht. „Parkfriedhof“ – „Wir geben ihrer Zukunft ein Zuhause.“ Auch wenn ich immer wieder darüber schmunzeln muss bin ich doch sehr froh, dass weder der Parkfriedhof noch eine andere Begräbnisstätte mein letztes Zuhause ist.

Vor Kurzem erhielt ich eine originelle Trauerkarte. „Ich bin umgezogen“ stand als Überschrift. Dann kam der Name und das Geburtsdatum des Verstorbenen. Und die Information: „Umzug in den Himmel am…“

Wer den Zusagen Gottes vertraut, für den ist das absolut nachvollziehbar. Schließlich hat Jesus Christus seinen Leuten versprochen, dass er ihnen einen Platz in Gottes ewiger Welt vorbereitet. Bei seinem Abschied erklärt er: „Denn im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Sonst hätte ich euch nicht gesagt: Ich gehe hin, um dort alles für euch vorzubereiten. Und wenn alles bereit ist, werde ich zurückkommen, um euch zu mir zu holen. Dann werdet auch ihr dort sein, wo ich bin.“ (Johannes 14,2-3)

„So war es“

Wenn es etwas gibt, das mich in der Unsicherheit des Lebens getrost, zuversichtlich, erwartungsvoll und fröhlich machen kann, dann diese Zusage.

Das ist ja nicht nur ein Wunschtraum, fromme Vertröstung oder ein Hirngespinst.

Auch wenn wir in einer post-faktischen Zeit leben und viele Menschen alles Mögliche unbegründet glauben, bin ich froh, dass es in den Jesusgeschichten um Fakten geht. „Factum est“ heißt es an vielen Stellen in der lateinischen Bibel – von der Geburt Jesu, bis zur Himmelfahrt. „Factum est“ – „Es begab sich“; „So war es“; „Es handelt sich um Fakten.“

Und besonders, wenn es um die Auferstehung geht, muss alles auf Herz und Nieren geprüft werden. Davon war auf jeden Fall der überzeugte Christenverfolger Paulus überzeugt. Als er selber Christ wurde, argumentierte er rigoros: „Wenn aber Christus nicht von den Toten auferweckt wurde, ist euer Glaube nichts als Selbstbetrug, und ihr seid auch von eurer Schuld nicht frei… Wenn der Glaube an Christus uns nur für dieses Leben Hoffnung gibt, sind wir die bedauernswertesten unter allen Menschen.“ Aber dann bezeugt er: „Tatsächlich aber ist Christus als Erster von den Toten auferstanden“ und begründet die alles verändernde Tatsache mit harten Fakten.

 

Ich bin froh, dass Ostern nicht nur ein Frühlings- oder Osterhasenfest ist.

Ostern ist das Fest des Lebens.

Es ist das Fest, an dem der Sieg über den Tod gefeiert wird.

Das Fest, das begründete Hoffnung schafft.

 

Gottes Versprechen kann man glauben

Als Jesus am Kreuz gestorben war, wollten ihn Freunde von ihm beerdigen.

Bevor der römische Prokurator Pontius Pilatus den Leichnam Jesu freigab, erkundigte er sich erst beim wachhabenden Offizier, ob Jesus schon länger tot sei. Der Offizier bestätigte den Tod. Dabei ging es um Fakten. Als man Jesus zur Überprüfung mit einem Speer in die Seite gestochen hatte, war Wasser und Blut aus der Wunde geflossen. Jesus war wirklich tot.

Aber das ist nicht das Ende. Die Auferstehung Jesu von den Toten ist die große Wende. Nun stimmt die Aussage: „Es ist noch keiner zurückgekommen“ nicht mehr.

Jesu Leichnam ist nicht im Grab verwest. Gott hat ihn auferweckt. Als der Lebendige ist er vielen Menschen begegnet. Er hat das Unmögliche möglich gemacht und sein Wort wortwörtlich eingelöst. Ostern hat die Welt verändert. Der Tod hat nicht mehr das letzte Wort. Die Auferstehung Jesu hat die Gegenwart heller und die Zukunft hoffnungsfroher gemacht.

Das Auferstehungsfest ist der beste Beweis, dass man Gottes Versprechen hundertprozentig vertrauen kann. Auch da, wo sie für uns Menschen unvorstellbar sind.

„Bei uns ist alle Tage Ostern, nur dass man einmal im Jahr Ostern feiert.“ so hat es Martin Luther ausgedrückt. Recht hat er. Wer eine lebendige Verbindung zum Auferstandenen hat, hat allen Grund, an jedem Tag das Leben zu feiern. Nicht, weil alles problemlos und einfach ist, sondern weil er in keiner Situation allein ist. Der Auferstandene hat versprochen, immer, überall und in jeder Lage bei seinen Leuten zu sein.

Das gibt Kraft, Trost und Zuversicht. Trotz aller Fragen und Zweifel muss niemand verzweifeln. Leid, Schmerz und Tod sind nicht das Letzte. Immer wieder bewegt es mich, wenn wir an offenen Gräbern Lieder der Hoffnung singen.

Lieder des Lebens, angesichts des Todes.

Lieder der Ewigkeit, angesichts der Vergänglichkeit.

Lieder der Freude, mitten im Leid.

Und ich wünsche mir, dass die Tatsache der Auferstehung meinen Alltag nachhaltig bestimmt. Ostern gibt mir das Recht, fröhlich, hoffnungsvoll, gelassen zu leben.

Ich bin wirklich froh, dass ich nach Ostern lebe. Also nach dem Sieg des Lebens über den Tod. Auch wenn ich, wie alle Menschen, ein Leben lang vom Tod umgeben bin. Und ich bin von Herzen dankbar, dass ich auf die Auferstehung zulebe. Mit der festen Gewissheit: Ich komme in vorbereitete Verhältnisse. Jesus erwartet mich.

 

Ernst Günter Wenzler

„PK259 © Stiftung Marburger Medien“ 

Thema: Lebendiger Glaube | Beitrag kommentieren

754. In welcher Gemeinde kann ein bibeltreuer Christ sein und bleiben?

Montag, 7. August 2023 | Autor:

Urheber ( © Tiki Küstenmacher)

 

Liebe Besucher,

viele aufrichtige Christen werden sich in den nächsten Jahren sehr oft die Frage stellen müssen: In welcher Gemeinde kann ich bleiben? Warum glaube ich das? Wenn wir ins Wort Gottes schauen, dann finden wir dazu entsprechende Prüfsteine. Ich denke dabei an die Charaktereigenschaften wie Geradheit, Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit. Wenn wir nur diesen drei Eigenschaften von 2020 ab gehorsam gewesen wären, dann wäre für viele Christen der Schritt zum Austritt notwendig gewesen.

Ich bedanke mich bei Bruder Tscharntke für diese wunderbare Ausarbeitung und die Genehmigung zur Veröffentlichung hier in meinem Blog.

 

Auftritt oder Austritt?

In welcher Gemeinde kann ein bibeltreuer Christ sein und bleiben?

Diese Ausarbeitung hatte ich ursprünglich verfasst als internes Gesprächspapier zum Austausch innerhalb der Bekenntnisbewegung „Kein anderes Evangelium“. Allerdings hatte der damalige Vorsitzende die Verbreitung dieser Ausarbeitung und das Gespräch darüber nicht gewünscht.

Nachdem sich unsere Wege dann auf dramatisch unerfreuliche Weise getrennt hatten, habe ich die Ausarbeitung als Orientierungshilfe zunächst unter dem Thema „Was ist Kirche? – der Christ im Spannungsfeld zwischen Geist und Institution“ veröffentlicht. Das war noch der etwas theologisch und akademisch klingende ursprüngliche Titel.

 

Das Thema ist allerdings keineswegs akademisch und nur für Theologen von Bedeutung, sondern für alle, die heute in ihren Gemeinden mit der geistlichen Verflachung und der Anpassung an den Weltgeist zu kämpfen haben. Hier stellt sich die geistlich existentielle Frage: Kann ich in einer derartigen Gemeinde überhaupt als bibeltreuer Christ noch bleiben und wenn ja, wie lange noch. Deshalb habe ich das Thema entsprechend, und hoffentlich allgemeinverständlicher, geändert:

 

„Auftritt oder Austritt?

– In welcher Gemeinde kann ein bibeltreuer Christ sein und bleiben?“

 

Kirche ist keine Randerscheinung des großen kosmischen Kampfes um Herzen und Seelen moderner Männer und Frauen. Vielmehr ist sie das Instrument, das sich Gott für diese Schlacht auserwählt hat. Um einer Welt in Not Hoffnung und Wahrheit bringen zu können, muß die Kirche wirklich Kirche sein.“ „Wenn Kirche wirklich Kirche ist, werden die Kinder Gottes vom Geist Gottes bewegt das Werk Gottes tun.“ Charles Colson

Heute ist die Kirche eine unserer größten Verbündeten“ meint Srewtape, ein Oberteufel, in seiner Dienstanweisung für einen Unterteufel im gleichnamigen Buch von C.S. Lewis.

Die beiden Zitate zeigen uns: Die Frage „Was ist Kirche?“ ist alles andere als theologische Theorie. Sie hat existentielle geistliche Bedeutung im Blick auf die Kirche, Freikirche oder Gemeinde, zu der wir gehören. In vielen Bereichen erleben wir heute einen erschreckenden geistlichen Zerfall von Kirchen und Gemeinden. Wir haben viele sogenannte christliche Kirchen, sogenannte christliche Gemeinden auch im frommen Bereich, wo mit großem Ernst und noch größerer Sorge gefragt werden muß: Ist da wirklich Kirche? Ist hier tatsächlich Gemeinde Jesu?

Auch angesichts dieses geistlichen Verfalls können und dürfen wir meines Erachtens den Begriff „Kirche“ nicht aufgeben. Er ist ein geschichtlich über 2 Jahrtausende gewachsener Begriff. Die Welt bringt automatisch und zwangsläufig mit „Kirche“ die rechtmäßige Vertreterin des christlichen Glaubens in Verbindung. Die Menschen, die wir für Christus gewinnen wollen, nehmen Christsein an den Großkirchen wahr, ob wir von „Kirche“ reden oder nicht. Wir schädigen die Glaubwürdigkeit unseres Zeugnisses, wenn wir Institutionen unwidersprochen der Begriff „Kirche“ überlassen, die vielleicht noch den Schein eines gottseligen Wesens haben, aber seine Kraft verleugnen (2.Timotheus 3,5).

Demgegenüber müssen wir den Begriff Kirche schützen und darauf hinweisen: Kirche ist nur dort, wo Christus der Herr ist. Kirche ist dort, wo man seinem Wort vertraut und gehorcht.

Wo Gottes Wort ignoriert, verfälscht (siehe „Bibel in gerechter Sprache“) und ihm offen widersprochen wird (siehe Segnung gleichgeschlechtlicher Beziehungen und der Zulassung von Frauen im öffentlichen Lehr- und Leitungsamt der Gemeinde), dort ist nicht Kirche. Dort ist eine Institution, die in unverschämter Weise Etikettenschwindel betreibt. Eine Institution, der von den staatlichen Einrichtungen dringend die Anerkennung als Körperschaft des öffentlichen Rechts genommen werden müsste – denn sie ist eine Institution fortgesetzter Täuschung und ständigen Betrugs an der Allgemeinheit.

 

Die Frage „Was ist Kirche?“ lässt sich anhand der Heiligen Schrift und der Bekenntnisse der Reformation sehr schnell und eindeutig beantworten. Der Fehler vieler, vielleicht sogar der meisten, Arbeiten zu diesem Thema besteht darin: sie gehen von den heute vorfindlichen Institutionen, Verkrustungen und Verfälschungen aus. Dieses Problem tritt bei Emil Brunner exemplarisch zu Tage. Sein Werk „Das Missverständnis der Kirche“ (Theologischer Verlag Zürich 1951) enthält unzweifelhaft viele wertvolle Erkenntnisse zum Thema. Die Grenzen seiner Arbeit liegen allerdings darin, dass er „Kirche“ unausweichlich im Sinne einer hierarchisch-sakramentalistischen Kirche definiert, und auf Grund dieser seiner eigenen Definition von Kirche einen unüberbrückbaren Gegensatz zwischen „Kirche“ und „Gemeinde Jesu“ sieht. Brunner verfängt sich selbst und seine Gedanken in einer Fixierung auf das Kirchenrecht. Deshalb wirft er vorschnell jede kirchliche und freikirchliche Ordnung in einen Topf mit dem römisch-sakramentalistischen Kirchenrechtsverständnis. Damit hat aber evangelisches Kirchenrecht und damit haben freikirchliche Gemeindeordnungen im Normalfall nun wirklich nichts zu tun. Brunner schafft deshalb nie den ernsthaften Versuch, „Kirche“ vom Neuen Testament her zu definieren. „Kirche“ ist für ihn immer geschichtlich gewordenes Kirchentum, vor allem das römisch-katholische. Von hierherkommend muss er energisch verneinen, dass Gemeinde Jesu mit einem solchen Kirchentum zu identifizieren sei.

 

Allerdings beschleicht mich bei manchen Autoren auch der leise Verdacht, dass sie diese Frage unnötig kompliziert darstellen. Als wäre die Frage nach der wahren Kirche mit letzter Klarheit kaum zu beantworten, weil sie die sich daraus mit zwingender Notwendigkeit ergebenden Konsequenzen nicht wahr haben wollen.

Dabei ist die Frage nach der wahren Kirche so einfach, dass sie selbst von der Welt mühelos beantwortet werden kann. So stellte die Berliner Zeitung im Jahr 2011 völlig richtig fest: „Denn die Kirche ist kein Schrebergarten- oder Hundezüchterverein, sondern eben die Gemeinschaft der Gläubigen. Ist sie das nicht, dann ist sie keine Kirche. Zur Kirche gehören folglich nur jene, die diese Gemeinschaft auch leben, durch Gottesdienstbesuch vor allem. Alle anderen sind allenfalls kirchensteuerzahlende Sympathisanten.“

 

Und Martin Luther stellte fest: „Es weiß gottlob ein Kind von sieben Jahren, was die Kirche sei, nämlich die heiligen Gläubigen und die Schäflein, die ihres Hirten Stimme hören“.

Festzustellen, was wahre Kirche ist und was nicht, ist also in der Tat kinderleicht. Etwas schwieriger wird die Sache beim nächsten Schritt aufgrund der Tatsache, dass die wahre Kirche in dieser Welt nie nur eine geistliche Größe ist. Sie versammelt sich vielmehr immer in konkreter äußerer Weise, sei es in Kirchen, Gemeinden, Gemeinschaften oder Hauskreisen. Und dann stellt sich die Frage: inwieweit sind solche Kirchen und Versammlungen, die alle aufgrund ihres bloßen regelmäßigen Zusammenkommens auch irgendwie schon institutionellen Charakter haben, Teil dieser einen wahren Kirche? Das heißt: immer, wenn Kinder Gottes sich versammeln und damit äußerlich sichtbar werden, treten sie ein ins Spannungsfeld zwischen Geist und Institution.

 

Allerdings ist auch in diesem Spannungsfeld die Frage nach der wahren Kirche nicht wirklich schwierig zu beantworten, wie wir im Folgenden sehen werden.

Zunächst gilt es dazu noch einmal genau zu unterscheiden zwischen dem universalen Leib Christi und der konkreten Kirche oder Gemeinde vor Ort.

 

1.Der universale Leib Christi und die konkrete Kirche oder Gemeinde vor Ort

 

Der universale Leib Christi

 

Der universale Leib Christi ist von Gott selbst geschaffen. Er ist eine geistliche Einheit. Menschen aus allerlei christlichen Kirchen und Freikirchen gehören dazu. Alle, die ihre Sünde erkannt und Jesus als Heiland ihrer Sünden und Herrn ihres Lebens angenommen haben. Das ist die Kirche, die wir im dritten Artikel des Apostolischen Glaubensbekenntnisses bezeugen: „die heilige, christliche Kirche“. „Die“, nicht „die vielen“. Es gibt nur eine! Diese Kirche ist die Braut Christi, ohne Flecken und Runzeln, rein und heilig durch das Wort Gottes und durch das Blut des Lammes. Sie ist wahr, rein und vollkommen, weil sie ganz und gar das Werk Gottes ist. Diese Kirche ist identisch mit dem Leib Christi.

 

Die konkrete Kirche oder Gemeinde vor Ort

 

Sobald der Leib Christi in dieser Welt eine konkrete äußere Gestalt annimmt, besteht diese Identität zwischen Kirche/Gemeinde und Leib Christi nicht mehr. Denn die bestmögliche Gemeinde oder Kirche in dieser Welt ist und bleibt ein bunter Haufen von Gläubigen und Ungläubigen. Deshalb kann niemand mit letzter Gewissheit vom andern sagen ob er wirklich zu Jesus gehört oder nicht. Kennen wir nicht alle die zutiefst schmerzliche Erfahrung, dass ein „Bruder“ oder eine „Schwester“ im Glauben, für deren Christsein wir ohne zu zögern die Hand ins Feuer gehalten hätten, sich plötzlich tief in Sünde verstrickt, sich weit von Christus und seiner Gemeinde entfernt und keinerlei Bereitschaft zur Buße zeigt? Kein Mensch kann deshalb eine Kirche oder Gemeinde bauen, die zu hundert Prozent Leib Christi ist, die sogenannte „reine“ Gemeinde.

 

Verhältnis vom Leib Christi zur konkreten Kirche oder Gemeinde?

 

Keine konkrete Kirche oder Gemeinde ist also vollkommen. Keine Kirche oder Gemeinde als solche ist Leib Christi. Wenn aber Kirche nicht Leib Christi ist, was ist sie dann? Ich zitiere noch einmal Charles Colson: „Die äußere Gestalt der Kirche ringt immer darum, der Kirche des Glaubens zu entsprechen“. Sprich: Kirche ist dann Kirche, wenn sie darum ringt, in bestmöglicher Weise Leib Christi zu sein. Kirche ist Kirche, solange sie mit ganzem Ernst bemüht ist, ihrem Herrn Jesus Christus zu gehorchen und ihm die Ehre zu geben.

Das ist an den Worten Jesu leicht zu veranschaulichen. Jesus sagt seinen Jüngern: „Ihr seid das Salz der Erde“ (Matthäus 5,13). Gemeinde Jesu wird dies nie in Reinkultur sein. Unter das Salz ist immer eine Menge Schmutz gemischt. Das ist allerdings kein Grund, das, was sich als Schmutz eindeutig zu erkennen gibt, nicht auszusondern, und damit die Salzkraft der Gemeinde so hoch wie möglich zu erhalten!

Jesus sagt seinen Jüngern: „Ihr seid das Licht der Welt!“ (Matthäus 5,14). Gemeinde Jesu wird ihre Lampen nie vollkommen reinhalten können. Aber sie soll ihre Lampen so rein wie möglich halten, damit das Licht Gottes möglichst ungebrochen und ungetrübt in die Finsternis der Welt scheint.

Genau das ist und tut Kirche und Gemeinde.

Sie weiß, dass sie als Kirche und Gemeinde nie vollkommen, rein und ganz Kirche und Gemeinde Jesu sein kann. Aber sie hat den Auftrag, dies so gut wie möglich zu sein. Dem Werden und Wachsen von geistlichem Leben und von Gemeinde Jesu in ihr so gut wie mögliche Rahmenbedingungen zu bieten. Geistliches Leben in ihr nach besten Kräften zu fördern und zu pflegen.

Insoweit kann jede institutionalisierte Kirche und jede konkrete Gemeinde immer nur versuchen nach Kräften dazu beizutragen, dass in ihr und durch sie Gemeinde Jesu wächst.

Trotzdem kann und darf sie sich bei aller „Unreinheit“ als „wahre Kirche“ verstehen und bezeichnen, denn es gilt für die Kirche als Ganzes nichts anderes wie für den Christen im Einzelnen: sie ist nicht rein um ihrer eigenen Vollkommenheit willen. Sie ist rein um des Wortes Willen, das sie trägt und erhält (Johannes 15,3). Mit dieser Tatsache und Verheißung darf sie allerdings kein Schindluder treiben. Denn auch hier gilt für die Kirche wie für den Einzelnen: diese Tatsache und Verheißung hat ihre Grenze nicht in der Sünde, wohl aber in der Unbußfertigkeit. Der Christ, der unbußfertig weder die Mahnung und Zurechtweisung des Bruders noch der Gemeinde hört, der ist nach dem ausdrücklichen Gebot Jesu zu halten „wie der Heide oder Zöllner“ (Matthäus 18,17). Die Gemeinde hat ihn aus ihrer Mitte hinauszutun und sich von ihm zu trennen. Dasselbe gilt für eine Kirche oder Gemeinde, die unbußfertig an falschen Wegen festhält. Die Gemeinde Jesu, jeder einzelne Christ, hat eine solche „Kirche“ oder „Gemeinde“ wie einen Heiden und Zöllner zu halten und sich von ihr zu trennen.

Damit ist im Prinzip hier schon die Antwort auf die Frage gegeben: Welche Mindestanforderungen müssen nun aber an die äußere Institution gestellt werden, damit sie ein geistlich legitimer Versammlungsort, eine äußere Heimat für die in ihr versammelte gläubige Gemeinde sein kann? Wie viel Mangel an Ringen, wie viel Ungehorsam, wie viel unbiblisches Verhalten und wie viel falsche Lehre können in einer Kirche oder Gemeinde sein, bis man sagen muss: hier ist nicht mehr Kirche oder Gemeinde Jesu? Bis gilt: „Geht aus von ihr, mein Volk, damit ihr nicht teilhaftig werdet ihrer Sünden und nichts empfangt von ihren Plagen!“ Offenbarung 18, 4.

 

Wir können hier schon feststellen: das Entscheidende ist die Buße.

Wo die Buße fehlt, da ist kein Christ.

Wo die Buße fehlt, da kann auch nicht wahre Kirche sein.

 

Im Weiteren wollen wir fragen: was sagen das Alte und das Neue Testament zu unserem Thema? Was war die Erkenntnis der Reformatoren? Und was haben Männer des 20.Jahrhunderts dazu erkannt und gesagt? Und was heißt das schließlich ganz praktisch für uns als Gemeinde Jesu am Beginn des 3. Jahrtausends?

 

2.Der biblische Befund

 

Das Volk Gottes im Alten Testament

 

Im Alten Bund ist die Gemeinde Gottes das Volk Israel als Ganzes. Gott hat dieses Volk berufen als sein Volk. Er ist König und Herr dieses Volkes. Das ganze politische und gesellschaftliche Leben darin soll sich an den Ordnungen Gottes orientieren. Man spricht hier von einer „Theokratie“ – einer „Gottesregierung“. Volk, Bund und Verheißung gehören dabei untrennbar zusammen. „Kirche“ im Sinne des AT ist also das ganze Volk Israel. Zu diesem Volk gehört man nicht durch eine bewusste Glaubensentscheidung, sondern durch Geburt und Beschneidung. Dabei macht Gottes Wort aber auch im Blick auf das alttestamentliche Bundesvolk sehr wohl den Unterschied deutlich zwischen äußerer und geistlicher Zugehörigkeit: „Nicht alle, die aus Israel sind, die sind Israel, auch nicht, weil sie Abrahams Nachkommen sind, sind alle Kinder, sondern die Kinder der Verheißung werden als Nachkommenschaft gerechnet“ Römer 9,8. Und Galater 3,7: „Die aus Glauben sind, die sind Abrahams Söhne“ (vgl dazu auch Matthäus 3,9 und Galater 3,29). Es wird also unterschieden wer zur leiblichen Nachkommenschaft Abrahams gehört und damit zum äußeren Gottesvolk und wer zur geistlichen Nachkommenschaft Abrahams zählt, die das wahre geistliche Volk Gottes ist. Weil das Bundesvolk aber als Volksganzes von Gott berufen ist, steht immer auch das ganze Volk unter dem Anspruch Gottes. Wo es sich diesem Anspruch entziehen will, lässt Gott es keineswegs frei, sondern führt es unter das Gericht. Dieses Gericht bringt immer wieder neu den gläubigen Rest hervor, mit dem Gott sein Ziel doch noch erreichen will und wird.

 

Ein frommer Bruder hat mit Blick auf das Alte Testament einmal festgestellt: „Mir ist aufgefallen, dass im Alten Testament an keiner Stelle je zu lesen ist, dass jemand aus dem Volk Israel ausgetreten ist. Es ist eigentlich selbstverständlich, dass alle in dem Volk Gottes drinnen geblieben sind“. Damit wollte er biblisch belegen, dass vom Alten Testament her ein Austritt aus der Landeskirche nicht in Frage kommt. Wie wir gesehen haben, ist diese Schlussfolgerung absurd. Aus Israel austreten hieße, aus der Verheißung austreten. Das kann auf keine kirchliche oder gemeindliche Institution übertragen werden. Denn keine Kirche oder Gemeinde kann sich an die Stelle des alttestamentlichen Gottesvolkes stellen und sagen: „Bund und Verheißung sind mit unserer Institution untrennbar verbunden. Wer sich von unserer Institution trennt, der steht außerhalb der Erwählung und außerhalb des Heils.“ Wenn eine irgendeine Kirche oder Gemeinde diesen Anspruch erhebt, ist sie damit bereits zur Sekte geworden.

 

Die Gemeinde Jesu im Neuen Testament

 

Im Neuen Bund haben wir eine ganz andere Ausgangssituation. Zur neutestamentlichen Gemeinde gehört, wer durch den Heiligen Geist zum Glauben an Jesus Christus als den von Gott gesandten Heiland und Erlöser gekommen ist. Das äußere Zeichen des Bundes ist die Taufe. Wer glaubt und getauft ist, der gehört zur christlichen Kirche. Die „Kirche“ des Neuen Testaments ist deshalb die Gemeinschaft der Gläubigen aus allen Völkern, aus Juden und Heiden. Die Zugehörigkeit zu einer Institution ist im Neuen Testament überhaupt nicht im Blick, sondern die Zugehörigkeit zu Jesus Christus. Er ist Herr und Haupt der Gemeinde. Wer zu ihm gehört, der gehört notwendigerweise auch zu seinem Leib, der Gemeinde. Diese Gemeinde ist zur Zeit der Apostel noch eine recht wenig organisierte Versammlung der Gläubigen. Im Unterschied zum alttestamentlichen Bundesvolk gibt es keine bestimmte äußere Institution, der der Angehörige der wahren Kirche notwendigerweise angehören müsste. Die urchristlichen Gemeinden in Jerusalem, Antiochien, Korinth etc. lebten organisatorisch selbständig. Verbunden waren sie zunächst durchs Lehr- und Leitungsamt der Apostel. Dieses Amt der Einheit wuchs in den nachfolgenden Generationen den Bischöfen zu. Wahre Kirche war dort zu finden, wo Bischöfe den Gemeinden vorstanden, die das Evangelium recht verkündigten und falsche Lehre entschieden zurückwiesen. Die Bereitschaft Leib und Leben im Kampf um die rechte Lehre einzusetzen gehörte als wesentliches Kennzeichen mit dazu und unterschied den von Christus eingesetzten Hirten der Gemeinde vom „Mietling“, dem persönlicher Gewinn und existentielle Sicherheit wichtiger sind als die Treue zu Christus.

Erst im Laufe des zweiten Jahrhunderts nach Christus nimmt Kirche als Organisation und Institution mehr und mehr Gestalt an. Das ist an sich nichts Negatives. Wo Menschen regelmäßig zusammenkommen, sind Strukturen und Ordnungen hilfreich, ja geradezu unvermeidlich und dürfen nicht verteufelt werden. Allerdings haben diese geschichtlich gewachsenen Formen und Institutionen auch keinen geistlichen Wert an sich. Den haben sie nur, solange sie Christus und seinem Wort dienen und für den Bau der Gemeinde Jesu hilfreich sind. Wo dies nicht mehr der Fall ist, kann der Christ sich von ihnen trennen. Unter Umständen kann die Trennung, wie wir schon gesehen haben, sogar geboten sein.

Wir sehen dies schon beim Apostel Paulus selbst. Er war Jude und wollte auch als Heidenapostel möglichst viele Juden für Jesus Christus gewinnen. Deshalb ging Paulus, wo es nur die Möglichkeit gab, zuerst in die Synagoge und versuchte in der „Kirche“, die er vorfand, die Gemeinde Jesu zu sammeln. Als aber die Juden zum Beispiel in Korinth dem Evangelium Widerstand leisteten und Jesus lästerten, da zögerte Paulus keinen Augenblick. Er verließ die Synagoge und gründete im Haus des Krispus eine Gemeinde (Apostelgeschichte 18,4ff). Dieser Vorgang wiederholte sich später in Ephesus. „Als aber etliche verstockt waren und nicht glaubten und von dem Wege (nämlich vom Weg der Jesusnachfolge) übel redeten vor der Menge, trennte er sich von ihnen und sonderte die Jünger ab und redete täglich in der Schule eines gewissen Tyrannus“ Apostelgeschichte 19, 9.

 

Paulus sonderte sich wieder von der Synagoge ab. Das ist bemerkenswert. Denn die Synagogengemeinde ist ja die Versammlung des Bundesvolkes, das die Verheißung hat. Sich als Jude von dieser Versammlung zu trennen ist geistlich und theologisch ein weit größerer Schritt als wenn sich ein Christ heute von einer Landeskirche oder einer freikirchlichen Gemeinde trennt.

Trotzdem geht Paulus diesen Schritt. Dabei ist es aufschlussreich und von höchster Bedeutung auf die Feinheiten beider Berichte sowohl in Korinth wie in Ephesus zu achten. In Korinth lesen wir: „Als sie aber widerstrebten und lästerten“ Apg. 18,6. Hier können wir davon ausgehen, dass ein Großteil der Juden und insbesondere des Synagogenvorstands das Evangelium ablehnten. In Ephesus dagegen lesen wir „Als aber einige sich verhärteten“. Die griechische Formulierung lässt hier auf eine deutliche Minderheit schließen, wörtlich „ein paar“. In Ephesus waren es also nur ein paar, die das Evangelium ablehnten „und nicht glaubten und vor der Menge schlecht redeten von dem Weg“ Vers 9. Warum sind diese „paar“ für Paulus Anlass genug, sich von der Synagoge zu trennen? Ich denke, ein Hinweis steckt in der Formulierung: „und vor der Menge schlecht redeten von dem Weg.“ Der Widerspruch gegen das Evangelium, die Auflehnung und Lästerung der Jesusnachfolge, geschah öffentlich. Er geschah nicht im Verborgenen, heimlich, hinter vorgehaltener Hand, als etwas, das in der Synagoge kein Recht hat und keinen Raum bekommen darf. Er geschah vielmehr „vor der Menge“. Und er wurde von den leitenden Männern der Synagoge nicht eingedämmt. Paulus wurde nicht verboten, weiterhin das Evangelium zu verkünden. Aber innerhalb der Synagoge wurde die gegenteilige Lehre genauso geduldet. Damit steht die Lästerung der Heilstat Gottes gleichberechtigt neben der Botschaft vom Heil in Jesus. Der Glaube an den Messias ist unter diesen Umständen eine beliebige Möglichkeit neben dem Unglauben. Ob ich dem Evangelium glaube oder nicht, wird zur Frage des persönlichen Geschmacks – heute des „Frömmigkeitsstils“. Für Paulus war das ein absolut inakzeptabler Zustand.

Paulus bringt ja nicht irgendwelchen Heiden die christliche Botschaft. Er verkündigt seinen jüdischen Volksgenossen, dass ihr Messias gekommen ist. Wo aber zugelassen wird, dass das Heil, das der Gott Israels durch den verheißenen Messias vollbracht hat, abgelehnt und zerredet wird, da ist nicht mehr Versammlung des Bundesvolks. Da hat Paulus nichts mehr zu suchen. Paulus geht. Die Anerkennung Jesu kann nicht gleichberechtigt neben der Lästerung Jesu stehen. Durch einen Verbleib in der Synagoge hätte er diesen Zustand mitgetragen. Das kommt für ihn nicht in Frage.

Diese Entscheidung wird immer mehr zur großen Schicksalsfrage in unseren Tagen. Denn genau dieser Trend, dem Paulus in aller Entschiedenheit widerstanden hat, wird heute immer mehr zur herrschenden Praxis. Zentrale Glaubensinhalte werden zu beliebigen Erkenntnisfragen abgewertet. Wahrheit und Irrlehre stehen unangefochten und gleichberechtigt nebeneinander.

 

Die Wahrheit aber kann neben der Irrlehre nicht als zweite Möglichkeit stehen bleiben. Wo die Irrlehre nicht deutlich zurückgewiesen wird, kann die Wahrheit nicht bleiben. Dies ist ein ganz wichtiges Kriterium für die Frage: in welcher Kirche oder Gemeinde kann ein Christ bleiben oder nicht! Wo die falsche Lehre nicht in aller Deutlichkeit und Konsequenz zurückgewiesen wird, dort hat der Christ kein Bleiberecht!

Paulus hat nicht nur selbst so gehandelt. Er hat dieses Vorgehen der Gemeinde ausdrücklich geboten z.B. in 2.Korinther 6,14+15: „Zieht nicht am fremden Joch mit den Ungläubigen. Denn was hat die Gerechtigkeit zu schaffen mit der Ungerechtigkeit. Was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis? Wie stimmt Christus überein mit Belial? Oder was für ein Teil hat der Gläubige mit dem Ungläubigen?“ (siehe auch 1. Korinther 5,9-13 und 2. Thessalonicher 3,6+14 um nur auf zwei weitere von vielen Bibelstellen hinzuweisen).

 

Gott sagt uns in seinem Wort ganz eindeutig wie mit Irrlehre und Ungehorsam umzugehen ist. Der Irrlehrer oder Ungehorsame soll zuerst zurechtgewiesen werden mit dem Ziel, ihn zu gewinnen. Dass er von seinem falschen Weg lässt und zur rechten Lehre und zum rechten Leben mit Jesus zurückfindet. Hält er aber unbußfertig an falscher Lehre oder Sünde fest, dann ist er aus der Gemeinde auszuschließen und wie ein „Heide und Zöllner“ anzusehen, also wie jemand, der nichts mit der Gemeinde zu tun hat. So ordnet es Jesus selbst (Matthäus 18,17). Besonders falscher Lehre ist dabei entschiedenster Widerstand entgegenzusetzen. Denn sie gefährdet nicht nur Einzelne. Sie zerstört das Fundament der ganzen Gemeinde und kann viele zur Verdammnis verführen. Deshalb schreibt Paulus außerordentlich scharf in Galater 1, 8: „Aber wenn auch wir oder ein Engel vom Himmel euch ein anderes Evangelium predigen würden als das, welches wir euch gepredigt haben, der sei verflucht!“ Nehmen wir diese klare und unmissverständliche Aussage doch bitte ernst im Blick auf die vielen falschen Lehren und falschen Lehrer, die heute in Kirche und Gemeinde „ein anderes Evangelium predigen“. Sie stehen unter dem Fluch Gottes! Wollen wir tatsächlich an ihrer Seite stehen?

Wer falsche Lehre in der Gemeinde duldet, hat das scharfe „Ich habe wider dich“ des auferstandenen Herrn zu hören (vgl. Offenbarung 2,14f und 2,20). Beachten wir dabei bitte auch die scharfen Gerichtsandrohungen, die der erhöhte Herr diesen Gemeinden zuruft für den Fall, dass sie nicht Buße tun (Offenbarung 2,16 und 2,21ff)!

 

Die falsche Lehre darf in der Gemeinde Jesu keinen Raum haben. Die Lüge darf nicht gleichberechtigt neben die Wahrheit treten. In einer Institution aber, in der sich die Macht- und Mehrheitsverhältnisse so verändert haben, dass die falsche Lehre nicht mehr zurückgewiesen werden kann, kann die Gemeinde Jesu nicht bleiben. Denn Kirche nach dem Neuen Testament ist dort, wo Christus der Herr ist. Und nur dort!

 

3.Das Verständnis der Reformation

 

1530 übergaben die evangelischen Fürsten in Augsburg eine Zusammenfassung ihres Bekenntnisses an den katholischen Kaiser Karl V.. Diese Confessio Augustana (CA) definiert in Artikel VII kurz und präzise, was Kirche ist: „Es wird auch gelehret, dass alle Zeit musse ein heilige christliche Kirche sein und bleiben, welche ist die Versammlung aller Gläubigen, bei welchen das Evangelium rein gepredigt und die heiligen Sakramente lauts des Evangelii gereicht werden.

Die Frage, wo Kirche ist, entscheidet sich nach Auffassung der Reformatoren also an drei unverzichtbaren Merkmalen:

 

  1. Kirche ist „Versammlung aller Gläubigen“. Es sind die, von denen Jesus sagt: „Meine Schafe hören meine Stimme und ich kenne sie und sie folgen mir“ Johannes 10,27. Sie hören also nicht auf die Stimmen der Welt. Sie gehen auch nicht ihre eigenen Wege. „Einem Fremden aber werden sie nicht nachfolgen, sondern werden vor ihm fliehen; denn sie kennen die Stimme des Fremden nicht“ Johannes 10,5. Wie aber kann und soll dort Kirche sein, wo die Stimme des Fremden lauthals das Sagen übernommen hat?!

 

  1. Kirche ist dort, wo das Evangelium rein gepredigt wird. Kirche ist dort, wo Gottes Wort ist. Wo das Evangelium nicht rein, das heißt unverfälscht, gelehrt wird, dort ist nicht Kirche! Nicht von ungefähr erhielten die evangelischen Kirchen die Bezeichnung „Kirchen des Wortes“. Es kann für das Kirche-Sein deshalb nicht ohne Auswirkung bleiben, wenn sogenannte „Evangelische Kirchen“ das ihnen anvertraute Wort Gottes bewusst verfälschen, wie dies durch die „Bibel in gerechter Sprache“ geschehen ist, oder leider nicht viel weniger schlimm auf evangelikaler Seite durch die „Volxbibel“!

 

  1. Kirche ist dort, wo Taufe und Abendmahl dem Wort Gottes gemäß gereicht werden. Im rechten Gebrauch von Taufe und Abendmahl zeigt sich die rechte Liebe und Treue zu Christus, dem Herrn der Kirche. Wird das Wort Christi nur als fromme Theorie verkündigt? Oder wird es mit Ernst gehört und ihm gehorcht? Das erweist sich daran, dass Kirche mit den vom Herrn Jesus Christus selbst eingesetzten Heilsmitteln Taufe und Abendmahl so umgeht, wie er es geboten hat. Hier, an den Nahtstellen des Werdens und Lebens von Kirche, muss sich die Treue zu Christus und seinem Wort erweisen. Wenn hier Fehlanzeige ist, dann ist auch der Begriff „Kirche“ eine Fehlanzeige.

 

 

 

Die Klarheit, in der die Reformatoren das wahre Wesen von Kirche erkannt und beschrieben haben, ist leider weitgehend verloren gegangen. Unmissverständlich haben die Reformatoren die Gemeinde in die Pflicht genommen an der rechten Verkündigung des Evangeliums keine Abstriche zuzulassen.: „Doch soll man falsche Lehrer nicht annehmen oder hören; denn die selbigen sind nicht mehr an Christus statt, sondern sind Widerchristen. Und Christus hat von diesen klar befohlen: „Hütet euch vor den falschen Propheten.“ (Matthäus 7, 15) Und Paulus zu den Galatern: „Wer euch ein anderes Evangelium predigt, der sei verflucht.“ (Galater 1,9)“ (Apologie der CA zu Artikel VII).

Die klare Trennung von falscher kirchlicher Obrigkeit ist nicht eine Möglichkeit. Sie ist „bei der Seelen Seligkeit“ Pflicht der Gemeinde! Martin Luther hat dies mit größtem Nachdruck und auf eindringlichste Weise betont: „So ziehen wir den Schluss, dass, wenn es eine christliche Gemeinde gibt, die das Evangelium hat, sie nicht allein Recht und Vollmacht hat, sondern es bei der Seelen Seligkeit gemäß ihrer Pflicht, die sie Christus gegenüber in der Taufe eingegangen ist, schuldig ist, zu meiden, zu fliehen, abzusetzen, sich zu entziehen von der Obrigkeit, die die jetzigen Bischöfe, Äbte, Klöster, Stifte und ihresgleichen ausüben, weil man offenkundig sieht, dass sie wider Gott und sein Wort lehren und regieren. So ist also dies zum ersten genügend fest und stark begründet, und man kann sich darauf verlassen, dass es göttliches Recht sei und für der Seelen Seligkeit nötig, solche Bischöfe, Äbte, Klöster und was es für Regiment dieser Art gibt, abzutun oder zu meiden“ (in „Dass eine christliche Versammlung oder Gemeinde Recht und Macht habe, alle Lehre zu beurteilen und Lehrer zu berufen, ein- und abzusetzen“ 1523).

Dabei unterscheiden die Reformatoren in der Sache sorgfältig:

 

  1. Den Heuchler, das heißt den verborgenen Gottlosen. Bei ihm stimmen Lehre und Leben im Wesentlichen mit dem Evangelium überein. Da niemand in das Herz des andern sehen kann außer Gott allein, können wir ihn nicht sicher als Heuchler überführen und sollen ihn in seinem Dienst annehmen. Da das Wort selbst Träger seiner Vollmacht ist und nicht der jeweilige Mensch, können wir uns auf die Wirkkraft des verkündigten Wortes in der Predigt wie in Taufe und Abendmahl verlassen, unabhängig von dem, der es ausspricht. Die württembergische Bekenntnisschrift formuliert das so: „Wenn diese Bösen und Heuchler das Amt der Kirche auf Grund rechtmäßiger Berufung übernommen haben, so tun sie der Wahrheit der Sakramente an sich keinen Schaden, sofern sie nicht die Stiftung Christi verkehren und widergöttliche Lehren vortragen(Confessio Virtembergica 1552 Artikel 32 „Von der Kirche“).
  2. Die Cofessio Virtembergica setzt also sofort auch eine klare Grenze der Duldung des „Bösen und Heuchlers“. Sowie eine wahrnehmbare Verkehrung von Taufe und Abendmahl oder der Lehre eintritt, muss diese Duldung ein Ende haben. Ganz anders als mit dem verborgenen Heuchler soll die Gemeinde mit dem umgehen, bei dem Lehre und Leben offenkundig und grob nicht mit dem Wort Gottes übereinstimmen. Seine Rede kann sie hören und soll sie beurteilen. Sein Leben kann sie sehen und soll prüfen inwieweit es mit dem Wort Gottes übereinstimmt. Hier hat die Gemeinde offenkundige, sichtbare und prüfbare Kriterien an der Hand! Diener des Wortes, die in ihrer Lehre oder in ihrem Leben in grober Weise vom Wort Gottes abweichen, damit als Irrlehrer und Ungehorsame überführt sind, darf die Gemeinde nicht hören und nicht dulden!

 

Diese Unterscheidung von heimlichem Unglauben und offenkundiger falscher Lehre hebt Luther auch in seiner Schrift „Von den Konzilien und der Kirche“ 1539 im Bezug auf die Gemeindezucht hervor: „Denn solche Heilmittel hat, gibt, übt, gebraucht und bekennt niemand als allein Gottes Volk, auch wenn etliche falsche und ungläubige Christen heimlich darunter sind. Aber diese entheiligen nicht das Volk Gottes, vor allem solange sie im Geheimen bleiben; denn die, die offenbar sind, duldet die Kirche oder das Volk Gottes nicht unter sich, sondern es weist sie zurecht und heiligt sie auch oder, wenn sie nicht wollen, schließt sie aus von dem Heilmittel durch den Bann und hält sie für Heiden, Matth. 18,17.“

Wir beachten: Für Luther ist es eine gar keiner Diskussion bedürftige Feststellung: offenbare „falsche und ungläubige Christen …duldet die Kirche oder das Volk Gottes nicht unter sich“!

Und weiter, wenn Luther hervorhebt, dass der falsche Mann im Amt die Gabe Gottes nicht unwirksam macht, stellt er dennoch fest: „Denn es ist nicht sein, was er redet und tut; sondern Christus, dein Herr, und der Heilige Geist redet und tut’s alles, sofern er in der rechten Weise zu lehren und zu tun bleibt; nur dass die Kirche öffentliche Laster nicht dulden soll noch dulden kann.“

Ins Herz kann die Gemeinde keinem Menschen, auch keinem Pfarrer oder Bischof hineinsehen. Was aber an Lehre und Leben eines Menschen öffentlich wird, das kann und darf die Gemeinde nicht ignorieren. Falsche Lehre und ein Leben im öffentlichen Widerspruch zum Wort Gottes kann und darf die Gemeinde in ihrer Mitte nicht dulden!

 

Dass eine solche Gemeindezucht ein wesentliches Kennzeichen wahrer Kirche ist, führt Luther in derselben Schrift „Von den Konzilien und der Kirche“ 1539 weiter aus. „Zum vierten erkennt man das Gottesvolk oder heilige Christen an den Schlüsseln, die sie öffentlich gebrauchen, wie Christus sie Matth. 18,18 einsetzt: Wenn ein Christ sündigt, soll er gestraft werden. Und wenn er sich nicht bessert, soll er gebunden und ausgestoßen werden. Bessert er sich, soll er losgesprochen werden. Das sind die Schlüssel…. Wenn du nun siehst, dass man Sünde vergibt und straft, öffentlich oder insgeheim, da wisse, dass da Gottes Volk sei. Denn wo Gottes Volk nicht ist, da sind die Schlüssel nicht, und wo die Schlüssel nicht sind, da ist Gottes Volk nicht.

 

Nachdem zum Beispiel die Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR) beschlossen hat grundsätzlich niemand vom Abendmahl auszuschließen, muss in reformatorischer Klarheit festgestellt werden: diese Institution kann damit nicht mehr als christliche Kirche bezeichnet werden. Selbst der theologische Ausschuss der Evangelischen Kirche in Deutschland hat auf diese Tatsache, zwar in kirchlich üblicher Zurückhaltung, hingewiesen und festgestellt, dass die EKiR mit ihrem miserabel begründeten Beschluss in Gefahr steht, sich außerhalb der Gemeinschaft der evangelischen Kirchen zu bewegen. In reformatorischer Klarheit müssen wir diese Unschärfe überwinden und betonen: Nein, die EKiR steht nicht in Gefahr, sie hat durch diesen Beschluss de facto die Gemeinschaft evangelischer Kirchen verlassen und aufgehört evangelische Kirche zu sein!

Nun argumentieren liebe Amtsbrüder, dass in der Volkskirche Gemeindezucht nicht möglich wäre. So begründete mir ein weitbekannter frommer Pfarrkollege seinen konsequenten Verzicht auf Gemeindezucht mit dem Argument: „In einer Kirche, die sich weigert Kirchenzucht zu üben, weigere ich mich, Gemeindezucht zu üben.“ Sprich: Wenn die Oberen im kirchlichen Stall keine Ordnung halten, dann tue ich das auf örtlicher Ebene auch nicht. Luther wehrt dieses Argument entschieden ab: „Hier darfst du dich nicht an den beiden Schlüsseln des Papstes stören … Denn wenn er die Sünde nicht binden oder zurechtweisen will… so lasse sie zurechtgewiesen und gebunden sein in deiner Pfarrei. Wenn er sie nicht lösen oder vergeben will, so lasse sie in deiner Pfarrei los und vergeben sein.“ Ob wir unser Amt in Treue zu Christus und seinem Wort führen, können und dürfen wir niemals davon abhängig machen, ob andere, auch in der kirchlichen oder gemeindlichen Ordnung Höherstehende, dies ebenfalls tun. Jeder ist vor Gott verantwortlich, dass er in seinem Amt und an seinem Ort treu ist.

Warum ist Luther nicht ausgetreten?

 

Häufig wird festgestellt: „Aber Martin Luther ist doch auch nicht ausgetreten. Wir machen es wie er. Wir bleiben, bis wir hinausgeworfen werden.“ Was hat dieses Argument für sich? Sehr wenig. Dieser Hinweis ist ähnlich wirklichkeitsfremd, wie der, dass im Alten Testament auch niemand aus dem Volk Israel ausgetreten sei (siehe zum AT). Luther konnte nicht wie wir heute zum Standesamt gehen und seinen Kirchenaustritt erklären. Er lebte im „Heiligen römischen Reich deutscher Nation“. Das war ein katholisch kirchliches Reich. Es verstand sich als eine Gottesherrschaft ähnlich dem Volk Israel im Alten Bund. Für den Normalbürger war eine Existenz außerhalb der Kirche nicht möglich. Die Bannbulle des Papstes zog zu der damaligen Zeit automatisch die Reichsacht nach sich. Wer aus der Katholischen Kirche ausgeschlossen wurde, konnte auch nicht mehr Bürger des Reiches sein. Er wurde zur Unperson. Luther hatte also gar keine andere Möglichkeit als in der Katholischen Kirche für seine Überzeugung einzutreten, bis er exkommuniziert wurde. Danach musste er unmittelbar mit dem Tod rechnen. Dieser hätte Luther auch gewiss bald ereilt, wenn Gott nicht durch Kurfürst Friedrich den Weisen für seine Sicherheit gesorgt hätte.

Wir haben heute Gott sei Dank eine ganz andere Situation. Jeder kann mühelos eine falsche Kirche verlassen und sich mit seinen Gaben dort einbringen, wo sich Gemeinde Jesu den biblischen Maßstäben entsprechend versammelt. Dass dies nicht ganz ohne Widerstände und gegebenenfalls auch Nachteile vonstattengeht, heißt noch lange nicht, dass der Weg deshalb falsch sei. Im Gegenteil. In der schon zitierten Schrift „Von den Konzilien und der Kirche“ nennt Luther als siebtes Kennzeichen der Kirche die Verfolgung: „Zum siebenten erkennt man nach außen das heilige christliche Volk an dem Heilmittel des Kreuzes: dass es alles Unglück und Verfolgung, allerlei Anfechtung und Übel (wie das Vaterunser betet) vom Teufel, von der Welt und vom Fleisch…leiden muss, damit es seinem Haupt Christus gleich werde.“

Verfolgung und Leiden liebt und sucht wohl niemand von uns. Aber wir haben keine Erlaubnis von unserem Herrn Jesus Christus die Wahrheit zu verleugnen, seinem Wort ungehorsam zu sein, fremder Sünden teilhaftig zu werden, weil wir Unannehmlichkeiten vermeiden wollen. Wir haben stattdessen seine Verheißung: „Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben“ Offenbarung 2,10.

 

4.Wenn Kirche nicht Gemeinde Jesu ist, was ist sie dann?

 

Otto Weber arbeitet in seinen „Grundlagen der Dogmatik II“ (Neukirchener Verlag 1962) die reformatorischen Grundprinzipien der Kirche heraus. Im Blick auf die lutherischen Reformationskirchen stellt er fest (S.602 f), dass hier vielfach für die Gemeinde der Begriff des corpus mixtum verwendet wird, in dem es wahrhaft Glaubende und auch Heuchler gibt. Die „Substanz“ dieser Gemeinde zeigt sich in den signa ecclesiae (Kennzeichen der Kirche): an Wort und Sakrament. „An diesen tritt das Wesen, die „Substanz“ der Kirche innerhalb der wahrnehmbaren Gemeinde ins Licht.“

Anders ist das Bild bei Bucer und Calvin. Auch bei diesen ist das Amt von ausschlaggebender Bedeutung. Aber es geht dann nicht nur um das in der Predigt verkündigte, im „Sakrament“ dargebotene Wort, sondern zugleich und eher in erster Linie um das geglaubte und im Bekenntnis bezeugte. Da aber das Wort einzig von den Erwählten geglaubt wird, so bilden diese den Strukturkern der Gemeinde.“

Die Formulierung in CA VII zeigt uns, dass diese Unterschiede keine Gegensätze, sondern nur verschiedene Akzentuierungen waren, denn CA VII fasst beide Merkmale zusammen, den Glauben mit dem rein verkündigten Wort und den dem Evangelium gemäß verwalteten Sakramenten!

Die Formulierung von Weber weist allerdings äußerst anschaulich auf das Grundproblem im Ringen um wahre und nur so genannte Kirche hin. Es geht dabei um die Frage: welches Wesen, welche „Substanz“ der Kirche tritt denn in der jeweiligen Institution tatsächlich ans Licht? Dort, wo das Wort Gottes nicht rein verkündigt, wo ihm nicht geglaubt und gehorcht wird, dort treten nicht die signa ecclesiae (die Kennzeichen wahrer Kirche) ans Licht. Dort treten vielmehr die Kennzeichen und das Wesen des Antichristen ans Licht!

Das ist das Grundproblem: Im Gottesdienst zum Beispiel tritt der verborgene Leib Christ an die Öffentlichkeit. Kann aber Leib Christi in einem Gottesdienst oder in einer Institution sichtbar werden, in denen ein anderes Evangelium gepredigt wird, in denen gesegnet wird, was Gott unter seinen Fluch gestellt hat?

Nein! Hier tritt nicht Kirche Christi ans Licht der Öffentlichkeit. Hier tritt Wesen und Kirche des Antichristen hervor! Kann aber Gemeinde Jesu in einer Institution bleiben, die mit den Kennzeichen und dem Wesen des Antichristen ans Licht der Öffentlichkeit tritt?

 

Jesus hat seinen Jüngern und seiner Gemeinde die Verheißung gegeben: ihr seid das Licht der Welt. Wir haben die Aufgabe der imitatio die (Nachahmung Gottes). Durch unser Wesen, durch unser Leben, sollen die Leute den himmlischen Vater erkennen. „Also lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen“ Matthäus 5,16.

Wenn Gemeinde Jesu aber in einer zur Welt gewordenen Kirche von der Welt nicht mehr zu unterscheiden ist, wie soll sie diesen Auftrag noch wahrnehmen? Wie soll eine Gemeinde Licht der Welt sein, die sich in einer Kirche versammelt, von einer Kirche nicht mehr zu unterscheiden ist, die selbst zur Welt, zur Finsternis geworden ist?

 

Gemeinde Jesu kann ihren Auftrag nur wahrnehmen, wenn sie sich von der Welt unterscheidet. Wenn wir die Kirche aus dem Anspruch entlassen wahre Kirche zu sein und/oder in einer Nicht-Kirche als Gemeinde Jesu leben und arbeiten, verleugnen wir Wesen und Auftrag, den Jesus seiner Gemeinde gegeben hat. Denn, wie oben schon dargelegt, beschreibt Jesus das Wesen und den Auftrag seiner Gemeinde „Ihr seid das Licht der Welt“. Wie aber soll eine Kirche, die selbst zur Finsternis geworden ist, diesem Wesen und Auftrag entsprechen? Ein Ding völliger Unmöglichkeit!

 

Welches Zeugnis – welches Licht für die Heiden – ist etwa von der württembergischen Kirche ausgehend möglich? Wenn in der Synode öffentlich und von großen Teilen der Synode zustimmend zur Kenntnis genommen, verkündet werden darf: ob Christen oder Moslems die göttliche Wahrheit hätten, wisse ohnehin niemand. So geschehen auf der Frühjahrstagung der württembergischen Landessynode im März 2006.

 

Sprache lebt außerdem von der Unterscheidung. Wenn wir Kirche – dem Herrn gehörig – nennen, was nicht Kirche ist und nicht dem Herrn gehört, was deshalb mit Christus und seiner Gemeinde nichts zu tun hat, wie wollen wir uns dann noch darüber verständigen, was wirklich Kirche ist?

Wenn wir Traubensaft nennen, was in Wirklichkeit Rattengift ist und wir schenken unseren Mitmenschen als Traubensaft ein, was in Wirklichkeit Rattengift ist, dann stellen wir eine Gefahr für das Leben und die Gesundheit unserer Mitmenschen dar.

Wenn wir als Christen Kirche nennen, was verlorene Welt ist und bieten Menschen, deren Leben wir retten sollen für die Ewigkeit, diese verdorbene Welt als Kirche Jesu Christi an, dann stellen wir eine Gefahr dar nicht nur für ihre geistliche Gesundheit, sondern für ihr geistliches Leben überhaupt.

 

Der württembergische Dekan Johannes Maisch sagte in einem Vortrag im Jahr 1979 an die Volkskirche gerichtet (S. 94 in „Mut zur Klarheit“ Sonnenweg-Verlag 1987): „Kirche für alle“ kann darum niemals Kirche heißen, die sich nach allen richtet, alle Meinungen als gleichwahr toleriert und allen Erwartungen, die Menschen an die Kirche haben, gerecht zu werden versucht; sondern Kirche, die sich mit allen auf das Evangelium stellt, allen mit dem Evangelium nachgeht und alle unter den Gehorsam des Evangeliums zu führen sucht. Nur solange sie diesen Auftrag, der der Auftrag der Kirche ist, wahrnimmt, hört sie nicht auf, Kirche zu sein.“

 

Im Blick auf die lauter werdenden Forderungen nach Anerkennung und Segnung gleichgeschlechtlicher Beziehungen, stellten führende Männer der evangelischen Kirche fest: „Eine Kirche, welche an dieser entscheidenden Stelle die biblische Ordnung preisgibt, verlässt ihre apostolische Grundlage und schließt sich damit selbst aus der Gemeinschaft der una, sancta, catholica et apostolica ecclesia (der einen, heiligen, allgemeinen und apostolischen Kirche), der Kirche des nicänischen Bekenntnisses, aus.“ (aus „Aufruf“ des Eupäischen Bekenntniskonventes (Bischof Dr. theol. h.c. Oskar Sakrausky); Konferenz Bekennender Gemeinschaften (Pastor Burghard Affeld + Pfarrer Hanns Schrödl); Theologischer Konvent (Prof. Dr. Peter Beyerhaus + Bischof D. Dr. Joachim Heubach) Oktober 1997.

 

Angesichts eines solch klaren biblischen und reformatorischen Befunds über das Wesen der Kirche und die unaufgebbaren Ansprüche an sie muss völlig unverständlich erscheinen, dass führende fromme Männer auch aus dem Bereich des Pietismus sich damit abfinden, dass ihre konkrete Institution „Kirche“ nicht Kirche im biblisch-reformatorischen Sinne ist und auch nicht ernsthaft sein will. Und meinen, die Platzanweisung der Gemeinde Jesu und des Pietismus müsse auf Gedeih und Verderb in einer solchen Institution sein. Ich nenne diese Brüder im Weiteren einmal „Bruder Kirche“.

 

Wir haben festgestellt:

Kirche ist Versammlung der Gläubigen.

Kirche ist dort, wo das Evangelium rein verkündigt wird.

Kirche ist dort, wo Taufe und Abendmahl dem Evangelium gemäß gereicht werden.

Kirche ist dort, wo Christus der Herr ist.

 

Was aber ist „Kirche“, wenn sie das alles nicht ist?

 

Unsere „Brüder Kirche“ (als solche bezeichne ich hier solche Brüder, die den Verbleib in der Landeskirche auf Biegen und Brechen verteidigen) bezeichnen die abgefallene Kirche als „Missionsfeld“.

Das Missionsfeld aber ist die Welt! Oder kennt die Bibel ein Zwischending zwischen „Gemeinde Jesu“ und „Welt“?

Wenn Kirche Missionsfeld = Welt ist, können wir die Missionierten dann anschließend in der Kirche = Welt beheimaten? Ist das nicht so, wie wenn wir einen Schiffbrüchigen aus der haifischverseuchten See linkerhand des Schiffes – hier „Welt“ genannt – retten, und werfen ihn rechterhand des Schiffes in ebendieselbe haifischverseuchte See – hier „Kirche“ genannt – zurück?

Unsere „Brüder Kirche“ sind es meines Erachtens bis heute in sträflicher Weise schuldig geblieben, hier präzise zu denken, zu unterscheiden, zu reden und ehrliche Schlussfolgerungen zu ziehen, wie und ob überhaupt ein gläubiger Mensch leben und Dienst tun kann in einer Kirche, die nicht Gemeinde Jesu ist und sein will.

Sie haben außerdem die Kirche gegen deren eigenen Willen und Anspruch aus dem Anspruch entlassen wahre Kirche zu sein. Ich erinnere mich an mehrere Begegnungen mit Kirchenräten und Oberkirchenräten, in denen sich diese energisch und geradezu aufgebracht dagegen verwehrten, dass ihre Kirche nicht Kirche im biblisch-reformatorischen Sinne sei.

 

Wenn Kirche aber nicht Gemeinde Jesu ist, was ist sie dann?

Lieber „Bruder Kirche“, wenn Kirche nicht Gemeinde Jesu ist, dann definiere bitte ihr Wesen.

Dann beschreibe mir bitte ihren Auftrag.

 

Dann erkläre mir bitte ihre Existenzberechtigung vor Gott und der Gemeinde.

Dann erläutere mir: was hat Gemeinde Jesu und der gläubige Christ mit einer solchen „Kirche“ und vor allem in einer solchen „Kirche“ zu tun?

Wie kann der Stand eines Christen vor Gott in einer solchen „Kirche“ sein, die das Wort Gottes fälscht und seinen heiligen Namen missbraucht?

 

Einer dieser „Brüder Kirche“ verweist in einem Büchlein darauf, dass Johann Albrecht Bengel (1687-1752) vor „mehr Bibel“ in einer solchen Kirche gewarnt hat. Und stellt fest: „Wie recht hatte Bengel. Bis heute kann man erleben, wie viel Unehrerbietiges, Konfuses und Bibelkritisches unter das Volk gebracht wird, wenn in einer kränkelnden Kirche die Bibel „ausgelegt“ wird.

Natürlich stimmt diese Beobachtung. Vor Jahren war ich als landeskirchlicher Pfarrer auch für zwei Kindergärten zuständig. In diesem Zusammenhang machte mich eine Mitarbeiterin auf dieselbe Tatsache aufmerksam: es ist nicht sinnvoll ungläubige Erzieherinnen zu ermutigen, dass sie den Kindern biblische Geschichten erzählen. Sie werden es so tun, als erzählten sie Märchen. Die Kinder werden spüren, dass die Erzieherinnen der Bibel selbst nicht vertrauen. Der Schaden ist größer, als wenn sie gleich Märchen erzählen. Bengel hat Recht. Ähnlich ist es, wenn ungläubige Pfarrer die Bibel auslegen. Sie werden Gottes Wort verdrehen. Sie werden das Vertrauen in Christus und sein Wort zerstören. Sie werden ihre eigenen Zweifel predigen und ihren persönlichen Unglauben verbreiten. Sie werden immensen Schaden anrichten.

Aber was ist die Alternative in einer Kirche, die nicht Kirche ist und sein will? In einer Kirche, die sich damit abgefunden hat, dass der Großteil ihrer Pfarrer Christus und seinem Wort nicht vertraut? Die seit Jahrzehnten eine bibelkritische Ausbildung, die die menschliche Vernunft zum Richter über Gottes Wort erhebt und das Vertrauen in dieses Wort systematisch zerstört, zur einzigen Zugangsberechtigung ins Pfarramt gemacht hat?

 

Haben unsere „Brüder Kirche“ schon einmal darüber nachgedacht? In der konsequenten Fortführung ihrer Logik müsste eine solche Kirche, die nicht Kirche Jesu sein will, ihren Pfarrern dringend vom Gebrauch der Bibel abraten, wenn ihnen denselben nicht sogar verbieten. Worüber aber predigen sie dann am Sonntag? Über Goethes Faust oder „das Gute“, welch Letzteres mir einst ein Kollege vor den Augen und Ohren des Dekans und des versammelten Pfarrkollegiums erklärte? Bibelstunden müssten flächendeckend eingestellt werden. Die Bibel müsste aus dem Religions- und Konfirmandenunterricht verbannt werden. Allenfalls dürfte sie gelesen werden, niemals aber ausgelegt! In der Tat: eine Kirche, die nicht Kirche Jesu Christi ist, wäre besser eine Kirche ohne Wort, als eine solche, die Gottes Wort fälscht durch eine bibelkritische Verkündigung oder durch die sogenannte „Bibel in gerechter Sprache“.

 

Der frühere Oberkirchenrat Werner de Boor, ein insgesamt hervorragender Ausleger des Wortes, hielt Gemeindezucht für unverzichtbar in der Gemeinde. Er stimmt darin mit dem Urteil Luthers völlig überein! Andererseits schrieb er aber, in der Volkskirche sei Kirchenzucht unmöglich. Wenn wir diese Aussage ernstnehmen, was bedeutet das zwingend? Nehmen wir an, eine bestimmte Versorgung ist für mein neugeborenes Kind unverzichtbar – zum Leben oder zumindest zu einem gesunden Heranwachsen. Nun stelle ich fest, dass diese Versorgung an dem Ort, an dem ich bin, nicht möglich ist. Was muss ich tun? Jeder sieht die unbedingte Notwendigkeit: ich muss diesen Ort verlassen um meines Kindes willen. Die Liebe zu meinem Kind, meine Verantwortung für mein Kind, zwingt mich dazu. Ich werde schuldig an meinem Kind, wenn ich ihm die Versorgung verweigere, die es zu einem gesunden Heranwachsen braucht, und an dem Ort bleibe, an dem mein Kind nicht leben und gedeihen kann. Nicht weniger werden wir schuldig an der Gemeinde Jesu und an jedem einzelnen Gläubigen, wenn wir ihn in einer Kirche halten, die nicht Kirche ist. In der er deshalb nicht die notwendige geistliche Versorgung bekommen kann, die er zum Leben oder zumindest für eine gesunde geistliche Entwicklung braucht.

 

Ich nenne diese und weitere noch folgende Beispiele um aufzuzeigen, in welche unsägliche Not wir uns selber stürzen und die uns geistlich anvertrauten Menschen, wenn wir ihnen in der hier verhandelten Frage eine klare biblisch-reformatorische Wegweisung schuldig bleiben. Dem frühen Pietismus war ein solches „Versagen“ nachzusehen. Er hatte gar keine Alternative, allenfalls das Auswandern nach Amerika oder zu einem der wenigen Orte, an denen in Deutschland vor 1848 Religionsfreiheit herrschte. Seit 1848 gilt das so aber nicht mehr.

 

Wenn Kirche nicht Gemeinde Jesu ist, wie soll und kann ein Pfarrer, der Christus und seinem Wort treu bleiben will, in einer solchen Kirche seinen Pfarrdienst tun?

 

Dieser Dienst führt für jeden wahrhaftigen Christusnachfolger in unsägliche Gewissensnöte. Ich habe sie immer wieder beobachtet, wenn ich das Gespräch etwa auf die kirchliche Taufpraxis gebracht habe. Selbst liberalere Kollegen, bei denen ich dies nie vermutet hätte, litten offenkundig unter dieser unverantwortlichen landeskirchlichen Kasualpraxis. 1983 veröffentliche der bayrische Pfarrer Hermann Blos im Gemeindebrief, warum er auf eigenen Wunsch vorzeitig in den Ruhestand geht. Er klagt insbesondere über die kirchlichen Amtshandlungen Taufe, Konfirmation, Trauung und Beerdigung. Völlig richtig stellt er fest: „Alle diese vier genannten Handlungen haben ja nur Sinn, Recht und Zweck in der Gemeinschaft der Kirche. Wo sie von Menschen begehrt werden, die nicht mehr in dieser Gemeinschaft leben, die ihr nur noch „auf dem Papier“ angehören, da werden sie sinnlos. Der Herr Christus hat seine Kirche gestiftet als die „Gemeinschaft der Heiligen“ – nicht aber als ein „Institut für religiöse Zeremonien“, das von jedermann „bei Bedarf“ in Anspruch genommen werden kann! „Haushalter über Gottes Geheimnisse“ soll der Pfarrer sein – und dann wird er fortgesetzt zum Zeremonienmeister degradiert und missbraucht“. Dann berichtet er von einem Amtsbruder, der sich bei seiner Pensionierung ein Schildchen auf seinen Schreibtisch stellte: „Ich muss nicht mehr konfirmieren!“. Und er fährt fort: „Deshalb beendige ich vorzeitig meinen Dienst in dieser Landeskirche! Könnte ich nur das sein, „gläubiger Hirte gläubiger Seelen“, ich würde mit Freuden weitermachen…. Da ich aber als landeskirchlicher Pfarrer fortgesetzt genötigt und gezwungen wäre, den „Haushalter“ zu verleugnen und mich zum „Zeremonienmeister“ degradieren zu lassen, höre ich damit auf.“

Nach meiner Erfahrung sprach er mit Sicherheit für hunderte, wenn nicht noch viel mehr Kollegen. Nur dass die andern nur hinter vorgehaltener Hand und im kleinen Kreise klagen. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einem frommen und in seinem weiten Umfeld sehr bekannten und geschätzten Pfarrkollegen. In diesem Gespräch erschrak ich über seine harten, teilweise fast schon hasserfüllten Reden über seine Kirche, die mir so nie auch nur in den Sinn gekommen wären. Ich fragte mich später: warum sind diese negativen Gefühle gegen seine Kirche in ihm so stark, die du selbst bei aller scharfen Kritik an deiner Kirche so doch bei weitem nicht hast? Als Antwort wurde mir klar: Du hast dich von der Kirche so nicht nötigen lassen alles zu tun, was gegen deine Erkenntnis und dein Gewissen war. Dieser Bruder aber macht mehr oder weniger alles mit, von dem er als bibeltreuer Pfarrer ganz genau wissen muss, dass es vor seinem Herrn und Auftraggeber Jesus Christus nicht recht ist. Deshalb hatte er so negative Gefühle gegen eine Kirche, die ihn in ein solch unaufrichtiges Handeln hineintrieb.

Ich will nicht über ihn richten!

Ich will auf die unsägliche Not bei hunderten, wenn nicht bei tausenden kirchlichen Amtsträgern hinweisen.

 

Im Folgenden ein Beispiel um aufzuzeigen, zu was für unsäglichen Verrenkungen diese Not führen kann. Bezüglich unseres gemeinsamen Leidens an unehrlichen Konfirmationsversprechen – ohne das, Ehrlichkeit vorausgesetzt, eine Konfirmation (öffentliche Bestätigung des Glaubens = confirmare) alles andere ist, nur keine Konfirmation – rief mich eines Tages ein lieber Bruder an. Er hat mich aufgeklärt: „Jakob, ich mache in meiner Gemeinde schon lange keine Konfirmation mehr.“ Erstaunt habe ich zurückgefragt: „Dass es diese Möglichkeit in unserer württembergischen Kirche gibt, ist mir noch gar nicht aufgefallen.“ Er hat mir dann beschrieben, was er macht: er vermeidet konsequent den Begriff „Konfirmation“. Ich habe seinen Ausführungen aufmerksam gelauscht und ihn am Schluss gefragt: „Dann meldest Du auch seit Jahren niemanden mehr auf den entsprechenden Bögen als konfirmiert nach Stuttgart zum Oberkirchenrat? Dann wird bei Euch auch seit Jahren niemand mehr als konfirmiert in die Kirchenbücher eingetragen?“ Seine Antwort: „Doch, die Konfirmationsformulare füllen wir jedes Jahr für alle aus und schicken sie nach Stuttgart. Die Jugendlichen werden auch alle in die Kirchenbücher als konfirmiert eingetragen.“ Und dabei war er ganz begeistert, dass er seit Jahren in seiner Gemeinde keine Konfirmation mehr macht.

 

Zu solch verquerem Denken und Handeln werden Pfarrer getrieben, die Dienst tun sollen in einer Kirche, die nicht Kirche ist! So lügen sich viele, vermutlich mehr oder weniger alle gläubigen Pfarrer, in ihrem Dienst tagtäglich in die eigene Tasche. Sie ersinnen allerlei Tricks und Kniffe, wie sie meinen Christus und seinem Wort treu bleiben zu können in einer Kirche, die Christus als ihren Herrn schon längst vor die Tür gesetzt hat.

 

Auch diesen Bruder verurteile ich nicht! Ich kann seine Gedanken sehr gut nachfühlen. Als landeskirchlicher Pfarrer habe ich in genau derselben misslichen Lage gesteckt. Wir – ich schließe mich in diesen Prozess ausdrücklich mit ein – sind ja Pfarrer in dieser Kirche geworden mit dem Selbstverständnis „bibeltreu“ zu sein. Faule Kompromisse machen wollten wir nicht. Keiner! Jetzt kommt aber der kirchliche Alltag mit seiner ganz anderen Wirklichkeit. Lehne ein Pfarrer einmal eine Taufe, ein Konfirmationsbegehren oder eine kirchliche Trauung ab aus noch so guten biblischen Gründen und in völliger Übereinstimmung mit den kirchlichen Ordnungen! Da kommt die volkskirchliche Seele zum Kochen. Das heißt: im Normalfall ist das unmöglich, wenn der Pfarrer seine Amtszeit nicht von vorneweg auf eine extreme Kürze begrenzen will. Das heißt: ein landeskirchlicher Pfarrer ist am laufenden Band zur Vornahme von Amtshandlungen genötigt, die er biblisch nicht verantworten kann. Aber wir sind doch bibeltreu! Faule Kompromisse oder gar unbiblisches gemeindeleitendes Handeln sind von unserem Selbstverständnis und Anspruch an uns selbst von vornherein ausgeschlossen. Als – natürlich in aller Regel unbewusster – Ausweg bleibt nur, für das offensichtlich unbiblische Handeln doch noch eine biblisch und geistlich klingende Begründung zu finden. Wer in der Kirche bleiben und dabei sein bibeltreues Selbstverständnis nicht preisgeben will, muss in seinen Gedanken die Quadratur des Kreises schaffen.

Wenn wir das einmal begriffen haben, verwundern die obigen Aussagen nicht mehr gar so sehr.

 

Eines dieser biblisch-geistlichen Hauptargumente heißt: missionarische Möglichkeit. Das heißt, wir handeln in der Kirche mehr oder weniger bewusst und fortlaufend gegen Gottes Wort, weil wir hier so großartige missionarische Möglichkeiten haben. Der Zweck heiligt die Mittel. Wer aber für den pragmatischen Erfolg die biblischen Grundlagen vernachlässigt, der versenkt langfristig das Schiff, auf dem er steht, und in das hinein er Gemeinde Jesu sammeln will.

 

Mir wurde das selbst erst so richtig bewusst am Ende meiner landeskirchlichen Amtszeit. Ein Teil der Mitarbeiter der Gemeinde hatte kein Verständnis dafür, dass der Kirchengemeinderat und der Ortswahlausschuss einem durch und durch unbiblischen Kandidaten für die Wahl in den Kirchengemeinderat in völliger Übereinstimmung mit dem Kirchenrecht das aktive und das passive Wahlrecht aberkannt hatten. Das Argument dieser Mitarbeiter hieß: Natürlich ist uns klar, dass dieser Mann in einer bibeltreuen Freikirche nie in die Gemeindeleitung kommen dürfte. Aber in der Volkskirche muss das doch möglich sein.

 

Ich schlug innerlich die Hände über dem Kopf zusammen. Aber beim weiteren Nachdenken wurde mir deutlich: Da bin ich selber mit dran schuld. Als bibeltreue Pfarrer verkündigen wir biblisch. Am Sonntag im Gottesdienst, am Montag im Hauskreis und am Donnerstag im Bibelabend erzählen wir unseren Mitarbeitern, dass die Bibel verbindliche Richtschnur für unser Leben, in der Familie und im beruflichen Alltag ist. Und wir führen ihnen Tag für Tag und Woche für Woche vor Augen, dass wir uns im gemeindeleitenden Alltag nach allem möglichen richten, nur nicht nach dem Wort Gottes. Und zur Erklärung sagen wir: Das sind eben die volkskirchlichen Umstände.

Zerstören wir da nicht selbst aktiv die geistlichen Maßstäbe?

Erzeugen wir nicht letztlich geistliche Schizophrenie?

 

Außerdem lautet unser erster Auftrag nicht, missionarische Möglichkeiten zu nutzen. Unser erster Auftrag lautet, unserem Herrn treu zu sein. Welche Frucht er durch unsere Treue im Dienst dann wachsen lässt oder nicht, ist allein seine Verantwortung. Wer das Wort Gottes und seine Ordnungen missachtet um missionarische Möglichkeiten zu nutzen, der bringt damit zum Ausdruck, dass er selber besser weiß, was zu tun ist, als sein Herr!

 

5.Aus der Landeskirche in die Freikirche?

 

Nein, mit diesen Feststellungen geht es nicht um einen Aufruf zum Austritt aus den Landeskirchen. Der Einzug des Zeitgeistes und der damit verbundene geistliche Zerfall der Gemeinden betrifft ja längst nicht mehr nur diese. Wenn wir weitere 10 – 20 Jahre nach vorn schauen, dann ist noch lange nicht gesagt, wo der geistliche Zerfall größer sein wird: in den Landeskirchen oder in freikirchlichen Gemeinden. Ich selbst bin zwar schon 1996 aus der Landeskirche ausgetreten als ich meinen Dienst als württembergischer Pfarrer aufgegeben habe und Pastor einer Freien evangelischen Gemeinde wurde. Aber ich mache weder meine Erkenntnis, noch mein Gewissen und schon gar nicht meinen persönlichen Lebensweg zum Maßstab für andere. Hier muss jeder in der Verantwortung vor Gott selbst entscheiden wo sein Platz sein kann oder nicht. Allerdings ist spätestens seit den 90er Jahren des 20.Jahrhunderts im Bereich des Pietismus eine Nibelungentreue zur Landeskirche entstanden, die weder biblischen, noch reformatorischen und im Wesentlichen auch pietistischen Maßstäben in keiner Weise gerecht wird. Mit dem Argument der „Platzanweisung Gottes“ will man auf Gedeih und Verderb in einer abgefallenen Kirche ausharren. Eine Platzanweisung Gottes, dort auszuharren, wo Gottes Wort verdreht und verhöhnt wird, gibt es aber mitnichten! In einer Zeit, wo leider auch fromme Brüder eine Nebelkerze nach der anderen zünden, sollen deshalb klare biblische Grundlinien aufgezeigt werden, was und wo Kirche ist. Diese sollen eine Orientierungshilfe sein in der Frage die heute für viele brennend ist: in welcher landes- und freikirchlichen Gemeinde kann ich mich noch guten Gewissens einbringen?

 

Besonders auf landeskirchlicher Seite – aber leider nicht nur hier – versucht man derlei Überlegungen schon im Keim zu ersticken. Man droht mit aus dem Zusammenhang gerissenen Bibelworten. So konnte vor Jahren gar ein frommer Bischof in Württemberg potentiell Austrittswilligen die Weisung aus Hebräer 10,25 entgegenhalten: „Verlasst nicht unsere Versammlungen“! Als gäbe es außerhalb der württembergischen Landeskirche keine christlichen Versammlungen. Dass dem nicht so ist, wusste er natürlich so gut wie wir alle. Aber derartige Methoden sind wirksame Mittel die Herde beisammen zu halten. Die Frage ist nur: bei wem wird die Herde zusammengehalten? Ist überall, wo Kirche drauf steht, Christus drin? Und bei ihm vor allem sollten wir doch sein. „Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht“ (Johannes 15,5)!

 

Zur Frage „Landeskirche oder Freikirche?“ sei einem gründlichen Missverständnis gewehrt: Wer die Volkskirche verlässt und in eine freie Gemeinde, gleich welcher freikirchlichen Prägung und Zugehörigkeit, wechselt, der wechselt nicht von einer geistlich verkommenen Anstalt in das geistliche Paradies auf Erden. Er wechselt von einem rohen ungeistlichen Haufen in einen vielleicht etwas weniger rohen ungeistlichen Haufen. In vielen freien Gemeinden geht es heute nicht geistlicher zu als in vielen landeskirchlichen Gemeinden. Die Kämpfe werden nicht weniger. Sie werden nicht selten mehr. Sie sind nicht selten viel schwerer zu kämpfen und treffen den Pfarrer, der nun Pastor geworden ist, viel härter und unmittelbarer. Denn je nach freikirchlicher Struktur lebt er finanziell und existentiell in einer viel engeren Abhängigkeit von seiner Gemeinde. Die Mechanismen im Falle von Unstimmigkeiten sind sich in Landes- und Freikirche erschreckend ähnlich. Eine Gemeinde kann man nicht versetzen, also muss der Pastor gehen – egal ob er seinen Dienst in Treue zu Christus und seinem Wort versehen hat oder nicht. Diese kirchlichen Denk- und Handlungsmuster sind in Landes- und Freikirchen nahezu identisch. Die Leitungspersonen in freikirchlichen Bünden mutieren in Krisensituationen ebenso erschreckend von Brüdern zu Kirchenfunktionären, wie dies in der Landeskirche der Fall ist. Nur daß man sie in der Landeskirche in vielen Fällen auch vorher schon nicht als Brüder erlebt hat und deshalb von ihnen gar nichts anderes erwartet. Im freikirchlichen Kontext wird man davon unerwartet und dafür umso brutaler getroffen.

 

Meine Erfahrungen im Bund Freier evangelischer Gemeinden waren ungleich härter und schmerzlicher und um nichts geistlicher als in der Landeskirche. Im Gegenteil. So hart zum Bruch staatlicher Gesetze wollte mich in der Landeskirche niemand drängen, wie ein Ältester in der Freien evangelischen Gemeinde.

 

In den beiden landeskirchlichen Gemeinden, in denen ich mit Unterstützung meiner Frau Dienst tun durfte, war das geistliche Leben gewiss nicht schwächer entwickelt als in den freien Gemeinden in denen ich später wirkte.

 

Wer sich also ein schöneres und weniger beschwertes Wirken erhofft, der sollte in der Landeskirche bleiben. Als landeskirchlicher Pfarrer hat er eine weit stärkere und unabhängigere Position wie als freikirchlicher Pastor. Das nicht oder völlig unzureichend geklärte Pastorenverständnis erschwert in vielen freien Gemeinden den Dienst erheblich.

Dennoch habe ich meinen Schritt aus der Landeskirche in die freie Gemeinde nicht einen Augenblick bereut.

 

Die Motivation für diesen Wechsel war bei mir nicht das Ziel in einer „reinen“ Gemeinde zu wirken. Die gibt es auf dieser Erde nicht und wird es nicht geben bis unser Herr Jesus Christus wiederkommt. Wir sind als einzelne Christen „simul iustus et peccator“ – zugleich Gerechtfertigte und Sünder – und wir sind es als Gemeinde nicht weniger. Es ist tragisch, dass die so dringend notwendige Diskussion um die wahre Kirche ständig erschwert wird durch die Vermengung von „wahrer“ und „reiner“ Kirche. Es gibt kaum eine kirchlich geprägte Abhandlung zum Thema „wahre Kirche“, in der nicht sofort und reflexartig darauf hingewiesen wird, dass es die „reine“ Kirche nicht geben könne. Als ob das ein so großes Geheimnis wäre! In aller Regel wird dadurch der Weg zu einem Bemühen um die wahre Kirche schon auf den ersten Metern wieder verbaut. Da ich so viel theologische Inkompetenz den entsprechenden Autoren nicht zuzutrauen vermag, vermute ich bewusste oder unterbewusste Strategie.

 

Wenn nicht die „reine“ Gemeinde das Ziel ist, was kann dann den Wechsel von der Landes- in die Freikirche motivieren?

Die für jeden im Dienst des Herrn Stehenden elementare Frage: kann ich in dieser Kirche / Gemeinde meinen Dienst tun in Treue zu Christus und seinem Wort?

Weil ich das in der württembergischen Kirche definitiv nicht mehr konnte, deshalb blieb mir nichts anderes als der Wechsel in die freie Gemeinde. So hat es Gott zugelassen. So hat es Gott geführt.

Ich hätte gegen den eindeutigen biblischen Befund und gegen die Ordnungen der württembergischen Kirche einen ungeistlichen und unbiblischen Kirchengemeinderat ins Amt einführen müssen. Hier stand ganz unmittelbar und mit letzter Konsequenz die Frage an: gehorche ich Christus und seinem Wort oder der Kirchenleitung? Da sich für einen Christen die Antwort auf diese Frage von selbst geben sollte, war der Weg aus der Landeskirche unvermeidbar.

 

Diese Frage stellt sich in unterschiedlicher Konkretion und Zuspitzung nach meiner Erfahrung jedem gläubigen Pfarrer in der Landeskirche nahezu tagtäglich – siehe Taufen, Konfirmationen, kirchliche Trauungen, ökumenische Gottesdienste und in fast allen Fragen gemeindeleitender Entscheidungen.

In der Landeskirche kann meist noch biblisch verkündigt werden. Das häufig sogar mit weniger Menschenfurcht als in der Freikirche – weil die unmittelbare Abhängigkeit von der Ortsgemeinde so nicht gegeben ist. Auch ich konnte in der Freien evangelischen Gemeinde, in der ich von 1996 bis 1998 Pastor war, tatsächlich weniger frei predigen als in der Landeskirche!

 

Aber geistliche Gemeindeleitung ist nach meiner Erfahrung in der Landeskirche wohl ausnahmslos unmöglich. Wenn ich irre, möge sich bei mir der landeskirchliche Pfarrer melden, der in seinen gesamten Amtshandlungen und in all seinen gemeindeleitenden Entscheidungen konsequent biblisch handeln kann. Ich kenne einen solchen landeskirchlichen Pfarrer bis heute nicht. Ich brenne darauf ihn, seine Gemeinde und seine Kirche kennenzulernen. Aber, wie gesagt, nach meiner Erfahrung dürfte das völlig unmöglich sein. Es widerspricht dem landeskirchlichen Selbstverständnis als „Volkskirche“ von Grund auf.

 

Allerdings muss auch, was die bibeltreue Gemeindeleitung betrifft, vor falschen Erwartungen bezüglich der Freikirche gewarnt werden. In einer bibeltreuen freien Gemeinde wird eine bibeltreue Gemeindeleitung zwar nicht nur grundsätzlich möglich, sondern hoffentlich ausgesprochen erwünscht sein. Leichter als in der Landeskirche ist sie deshalb noch lange nicht. Bibeltreue Gemeindeleitung wird immer wieder menschliche Erwartungen enttäuschen müssen. Die ganzen Probleme, die in der Landeskirche auftreten, treten in einer freien Gemeinde auch auf. Wahrscheinlich nicht in der zahlenmäßigen Dichte. Dafür im Einzelfall nicht selten umso schmerzlicher, weil man viel enger zusammenlebt, sich viel besser kennt, Enttäuschungen daher umso bitterer sind. Außerdem wiegt in einer kleineren Gemeinde jeder Mitgliederverlust, sei es durch Verärgerung oder wegen eines nötigen Ausschlusses, besonders schwer und trifft die Gemeinde, ihre Finanzen und damit auch das Gehalt des Pastors unter Umständen empfindlich.

Und leider ist in den Freikirchen keinesfalls gewährleistet, dass bibeltreue Gemeindeleitung nicht nur theoretisch gewünscht, sondern praktisch unterstützt wird. Wohl mahnen fromme Bundesleiter ihre Pastoren zu mutigem geistlichem Handeln. Aber wenn sie das tun und in die Bredouille kommen, dann müssen sie damit rechnen, dass eben diese Bundesleiter ihre Pastoren genauso im Regen stehen lassen oder ihnen noch zusätzlich in den Rücken fallen, wie dies in der Landeskirche von Dekanen, Prälaten und Oberkirchenräten zu erwarten ist.

 

In der Tat ist es deshalb seit langem ein häufig vorgebrachter Einwand gegen den Austritt aus der Landeskirche und die Gründung freier Gemeinden, dass die Situation in freien Gemeinden auch nicht notwendigerweise besser ist. Dieser Einwand hat viel Berechtigung. Die evangelisch-methodistische Kirche, die Herrnhuter Brüdergemeinde und auch der Baptistenbund (Evangelisch-freikirchliche Gemeinden) sind seit langem ähnlich bibelkritisch und vom geistlichen Zerfall betroffen wie die Landeskirchen. Im Herbst 2010 hat auch der Bund Freier evangelischer Gemeinden gegen Gott klares und ausdrückliches Wort Frauen für den Pastorendienst zugelassen. Man wird keine Jahrzehnte warten müssen, bis in diesem Bund auch gleichgeschlechtliche Beziehungen gesegnet werden. Ein erster Pastor dieses Bundes hat seine Stimme in diese Richtung bereits öffentlich erhoben!

 

Ich habe mich auch schon gefragt: was wäre geschehen, wenn 1966 nicht die Bekenntnisbewegung „Kein anderes Evangelium“ gegründet worden wäre, sondern eine neue Bekennende Kirche? Vielleicht wären zigtausende, womöglich sogar hunderttausend diesen Weg mitgegangen. Ab wo würde diese Kirche heute – rund 50 Jahre später – stehen? Wäre sie möglicherweise ebenso geistlich kraftlos, angepasst und unklar wie manche Vereinigung, die um diese Zeit als bibeltreue Erneuerungsbewegung und Sammlung ihren kraftvollen Anfang genommen hat?

Allerdings haben solche Fragen nur ein begrenztes geistliches Recht. Unsere Aufgabe ist nicht zu fragen: Was wird daraus? Unsere Aufgabe ist es heute zu tun, was uns die Treue zu Christus und seinem Wort heute zu tun gebietet. Wäre in der Gemeinde Jesu weniger nach links und rechts geschaut und gefragt worden: was wird daraus? wäre stattdessen klar und eindeutig nach dem gehandelt worden, was geschrieben steht – vieles wäre heute mit Sicherheit nicht nur anders, sondern auch besser.

 

Was daraus wird und davonbleibt, hängt zu allen Zeiten, in allen Entscheidungen und auf allen Weg entscheidend davon ab, ob wir und nachfolgende Generationen auch morgen und übermorgen in derselben Treue zu Christus bleiben.

Es ist niemals das kirchenpolitische Abwägen und Taktieren, sondern immer allein die Treue zu Christus und seinem Wort, die hilft, geistlich Kurs zu halten oder wieder zu gewinnen. Diese Ausführungen auf der Grundlage eigener ausführlicher Beobachtungen und zum Teil äußerst schmerzlicher persönlicher Erfahrungen sind in dieser Breite dargelegt worden um ganz offen und ehrlich zu zeigen: den einfachen Weg aus der beschriebenen Not gibt es in der Regel nicht.

 

6.Konsequenzen für die Praxis

 

Allerdings gilt mit ganzem Nachdruck auch: Die Tatsache, dass der Weg aus der Not kein einfacher ist, kann keine Rechtfertigung sein, diese Situation, in der die Treue zu Christus nicht mehr möglich ist, zu verschleiern oder zu verharmlosen.

 

Es gibt einen Tatbestand, der mich in diesem Zusammenhang immer wieder aufs Neue zutiefst erschüttert: in zahllosen Äußerungen wurde von Bischöfen, Prälaten, Theologieprofessoren und unzähligen anderen völlig zurecht festgestellt: wenn die Kirche dies oder jenes tut, hört sie auf Kirche zu sein. Wenn die Kirche von diesem oder jenem abweicht ist sie nicht mehr Kirche Jesu Christi. Würde die Kirche dieses oder jenes zulassen, würde sie sich selbst als Kirche des Antichristen entlarven. Einige solche Zitate wurden in dieser Arbeit schon erwähnt. Mit solchen Feststellungen allein aus den letzten Jahren und Jahrzehnten ließen sich Bände füllen.

Mittlerweile hat die „Kirche“ alle diese Schritte vollzogen, alle genannten Grenzen überschritten. Und angesichts all dieser Entwicklungen wird dann ganz vorsichtig und artig darauf hingewiesen „dass es Entartung der Kirche, Abfall von Christus, Verweltlichung und Verirrung, ja sogar falsche Kirche – auch bei uns – geben kann“.

 

Nein! Es „kann“ sie nicht geben! Nach allen klaren Analysen, Bestandsaufnahmen und Definitionen ist sie seit langem erschütternde Wirklichkeit! Der Geist des Antichristen ist seit Jahrzehnten in die Landeskirchen eingebrochen und hat seit Jahren die mehr oder weniger uneingeschränkte Herrschaft angetreten. Würden die entsprechenden Autoren das, was sie selbst vor einem, fünf, zehn oder auch fünfzig Jahren geschrieben haben, heute selbst ernst nehmen, dann kämen sie um diese Feststellung nicht herum.

 

Deshalb bemühte sich der erste Teil dieser Arbeit um eine ganz klare biblisch-reformatorische Bestandsaufnahme zur Frage „Was ist Kirche?“.

Die Bestandsaufnahme war, wie wir gesehen haben, angesichts der biblischen Klarheit in dieser Frage, recht einfach.

 

Weit weniger einfach sind nun aber die Konsequenzen für die Praxis. Soweit ich den biblischen Befund recht überblicke, scheint die Frage nach der geistlichen Situation der Ortsgemeinde die entscheidende zu sein. Der geistliche Zustand des übergeordneten kirchlichen Daches ist zwar gewiß nicht unerheblich, muss aber nicht notwendigerweise ausschlaggebend sein.

 

Wir sehen das bei Paulus: Wo Ungehorsam, Unglaube ja Lästerung wohnt, da kann Gemeinde Jesu nicht wohnen. Was die Situation vor Ort betrifft, ist Paulus in dieser Frage ganz kompromisslos. Hier wird ja der unmittelbare geistliche Einfluss auf den Jesusnachfolger ausgeübt. Hier erfährt er entweder eine gute biblische Wegweisung und Stärkung seines Lebens in der Nachfolge Jesu oder ihm widerfährt Verführung und Anpassung an die Welt. Luther betonte mehrfach: „Bei der Seelen Seligkeit“ ist für den Gläubigen die Trennung hier nicht nur eine Möglichkeit, sie ist ihm ausdrücklich geboten!

 

Anders sieht Paulus das offensichtlich im Blick auf die übergemeindliche Situation. Der Hohe Rat in Jerusalem, gewissermaßen die jüdische Kirchenleitung, hat Jesus abgelehnt und den Römern überliefert. Das weiß Paulus. Er selbst hat ja im Auftrag des Hohen Rats die Gemeinde Jesu verfolgt. Trotzdem geht er überall zuerst in die Synagoge. Trotzdem versucht er überall zuerst in der Synagoge seine jüdischen Volkgenossen auf den Weg des Heils zu führen. Paulus sagt also nicht: weil die Obrigkeit in Jerusalem Jesus abgelehnt hat, deshalb will ich nirgends mehr etwas mit jüdischen Gemeinden zu tun haben. Paulus hätte wohl sowohl in Korinth wie in Ephesus christliche Gemeinde im Raum der Synagoge belassen, wenn die geistliche Situation vor Ort dies zugelassen hätte.

 

Man wird im Blick auf die übergemeindliche Situation berücksichtigen müssen, wie stark eine Kirche oder eine Gemeindeverbund hierarchisch gegliedert ist. Fast alle Landeskirchen, vielleicht mit Ausnahme der bremischen, sind dies in hohem Maße. Selbst die grundlegende reformatorische Erkenntnis, dass die Gemeinden selbst das Recht haben ihre Pfarrer zu berufen und abzusetzen, wird weitgehend missachtet. Dies war für mich der ausschlaggebende Grund die Landeskirche dann zu verlassen, weil ich wusste: die Kirchenleitung hat die Macht ganz unabhängig von der Situation vor Ort immer wieder in deinen Dienst hineinzudirigieren und einen Dienst in Treue zu Christus zu verhindern. In manchen freikirchlichen Bünden sind die Gemeinden dagegen tatsächlich völlig selbständig. Es gibt niemanden, der Macht und Recht hätte den Gemeinden irgendwelche Vorschriften zu machen. Selbst wenn ein solcher Bund dann ungeistliche Entwicklungen zulässt oder gar fördert, kann die einzelne Ortsgemeinde auf einem klar bibeltreuen Kurs bleiben. Wer sein Gewissen auch in dieser Hinsicht völlig frei halten möchte auch nicht zu einem Bund zu gehören, der unbiblische Wege einschlägt, dem bleibt nur der Weg in eine ganz unabhängige Gemeinde. Wohl aus diesem Grund schießen dieselben seit Jahren wie Pilze aus dem Boden.

 

Wohl dem also, der eine bibeltreue Gemeinde, sei sie landes- oder freikirchlicher Art, in seiner Nähe hat. Eine Gemeinde, in der ein bibeltreuer Pfarrer bibeltreu verkündigt und im Wesentlichen eine bibeltreue Gemeindearbeit betreiben kann mit Unterstützung eines mehrheitlich bibeltreuen Kirchengemeinde- oder Brüderrats!

Solche Gemeinden gibt es leider sowohl in Landes- wie in Freikirchen immer weniger. Wir sind längst in der Situation von der unsere Väter vor Jahrzehnten schon gesprochen haben: es werden Zeiten kommen, da müsst ihr 50 oder mehr Kilometer fahren um Gottes Wort zu hören. Seit vielen Jahren erreichen aus ganz Deutschland unzählige Klagen mein Ohr, dass selbst in einem solchen Umkreis oft nur noch mit Mühe oder auch gar keine Gemeinde zu finden ist, in die ein bibeltreuer Christ mit Freude gehen kann.

 

Man kann vom Wort Gottes her nur ermutigen: Scheut die lange Fahrt nicht, solange ihr gesundheitlich noch irgendwie könnt! Der Christ ist Glied am Leib Christi. Als solcher sollte er wenn irgend möglich den tatsächlichen Anschluss an eine konkrete christliche Gemeinde suchen. Ein Christ ohne lebendigen Gemeindeanschluß kann immer nur eine ganz extreme Ausnahme sein, und in der Regel auch das nur zeitlich befristet.

 

Doch noch ein Wort mehr zur Situation in den sogenannten Landeskirchen:

 

Nach langem Ringen, im Wissen, dass viele das Folgende nur ungern oder gar mit Empörung lesen werden, kann ich diese Arbeit doch nicht zu Ende bringen, ohne ihr noch ein sehr persönliches Wort hinzuzufügen.

 

Ich kann keinen Hehl daraus machen, dass ich angesichts der heutigen Situation den Verbleib in einer landeskirchlichen Gemeinde nur mit allergrößter Mühe noch als eine echte geistliche Möglichkeit anzusehen vermag. Das gilt selbst dann, wenn in der konkreten Ortsgemeinde die oben beschriebenen Bedingungen erfüllt sind – was sie, zumindest was die tatsächliche bibeltreue Leitung der Gemeinde anbelangt, so wohl gar nie sein können! Aufgrund der hierarchischen Struktur der Landeskirchen sind die Ortsgemeinden ganz unmittelbar Teil der längst weit von Christus und seinem Wort abgefallenen Institutionen. Als solcher sind sie der kirchenleitenden Aufsicht und Weisung unterworfen. Und diese Kirchenleitungen haben schon in der Vergangenheit nachdrücklich demonstriert, dass sie keiner Gemeinde die Freiheit zugestehen im Bemühen um mehr Schrift- und Bekenntnistreue aus der volkskirchlichen Reihe zu tanzen. Dies wird sich in den nächsten Jahren noch dramatisch verschärfen. Der Umbau der evangelischen „Kirchen“ nach dem Vorbild der Katholischen Kirche zu einem strikt von oben regiertem Gebilde läuft auf vollen Touren. Der damalige Vorsitzende der Bekenntnisbewegung „Kein anderes Evangelium“, Pfarrer Hansfrieder Hellenschmidt, hat in einer kurzen Analyse des 2006 verabschiedeten Impulspapiers der EKD völlig zutreffend festgestellt: „Im Zuge der Umstrukturierung wird die Ortsgemeinde ihre seitherigen Kompetenzen verlieren und völlig in die Hände übergeordneter Instanzen fallen“ (in „Kirche wohin“? Info spezial Nr. 95/2007). Darzulegen, was hier angedacht und seit Jahren bereits Schritt um Schritt in die kirchliche Praxis umgesetzt wird, würde ein weiteres Dokument erforderlich machen. Auf jeden Fall bedeutet es, auch die äußere Gestalt der Kirche betreffend, das völlige Ende „evangelischer Kirche“.

 

Verbunden mit dem Verbleib in einer landeskirchlichen Gemeinde ist die große Gefahr einer schleichenden und häufig unbemerkten Anpassung und Verbiegung des geistlichen Gewissens. Man zuckt zwar vielleicht bei jedem neuen eklatanten Verstoß gegen Gottes Wort noch kurz auf, erhebt vielleicht auch seine Stimme. Wer dann aber bleibt, ohne dass dieser Verstoß gegen Gottes Wort zurückgenommen und darüber Buße getan wurde, der gewöhnt sich an solche Verstöße und nimmt sie schließlich als gottgegeben hin. Wer ehrlich ist, sieht diese Beobachtung sowohl bei Pfarrern wie Gemeindegliedern mannigfach bestätigt.

 

Ich habe deshalb schon vor Jahren den Verbleib in der Landeskirche mit dem Stehen auf einer schiefen Ebene verglichen, deren Schieflage und ungeistliches Gefälle von Jahr zu Jahr zunimmt. Wer griffiges Schuhwerk hat, das heißt einen fest in Christus und seinem Wort gegründeten Glauben, der mag auf dieser schiefen Ebene länger seinen geistlichen Stand bewahren als andere. Aber je mehr sich die Ebene neigt, wird einer nach dem anderen ins ungeistliche und widerbiblische Denken und Handeln abrutschen und geistlich zu Fall kommen.

Der bewusste Verbleib auf einer solchen aus dem Lot geratenen Ebene ist ein gefährliches Spiel und grenzt irgendwann an ein Versuchen des Herrn.

 

Was die praktischen Konsequenzen aus diesen Überlegungen anbelangt, will ich mich auch hier um eine ehrliche und differenzierte Betrachtung der Einzelsituationen bemühen. Selbstverständlich kann das hier nur in ganz kurzen Gedanken geschehen.

 

Der Pfarrer im Ruhestand trägt keine unmittelbare Verantwortung mehr. Er ist aus dem aktiven Dienst ausgeschieden und hat damit eine weit größere Freiheit als zuvor. Er wird bei Bedarf sein geistliches Leben in einer bibeltreuen Gemeinde außerhalb der Landeskirche führen. Würde er aber austreten, dann würde die Kirche entweder seine Pension weiterbezahlen oder sie müsste ihn bei der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte nachversichern. Im zweiten Falle betrüge seine dann anfallende Rente möglicherweise kaum mehr die Hälfte seiner bisherigen kirchlichen Pension. Ich wage nicht einem Pfarrer und seiner Frau, die sich über Jahrzehnte im kirchlichen Dienst aufgeopfert haben, diesen Schritt nahezulegen. Ich kann auch ehrlicherweise nicht behaupten, dass ich diesen Schritt als Ruheständler unternehmen würde. Soll dem Ochsen, der redlich gedroschen hat, im Ruhestand der Futterkorb halb außer Reichweite gehängt werden? Dafür kann ich keine geistliche Notwendigkeit erkennen.

 

Ich sehe viel mehr die große Not der noch im aktiven Dienst befindlichen Amtsbrüder. Ich war ja selbst über zehn Jahre ein solcher. Angesichts der oben vielfach ausgeführten Situation könnte ich heute niemandem raten, neu in den landeskirchlichen Pfarrdienst einzutreten. Eine Knechtung des Gewissens ohne Ende wird die Folge sein.

 

Was aber tun die, die schon im Dienst sind? Ein Wechsel in einen weltlichen Beruf um sich und die Familie zu ernähren, wird aufgrund der dafür fehlenden Ausbildung nur in Einzelfällen möglich sein. Außerdem kann der von Gott in den geistlichen Dienst Berufene seine Berufung ja nicht einfach zurückgeben. Für einen geistlichen Dienst außerhalb der Landeskirchen aber gibt es nur ganz wenige Möglichkeiten. Die freikirchlichen Gemeinden sind fast durchgängig baptistisch geprägt. Für einen reformatorisch geprägten Pfarrer sind die Möglichkeiten hier äußerst begrenzt. Dazu kommt, dass aufgrund der ständigen Spaltung und Zersplitterung vieler Gemeinden immer mehr freikirchliche Gemeinden so klein sind, dass sie gar keinen Hauptamtlichen mehr anstellen können. Angesichts dieser Lage ist für einen noch im aktiven Dienst stehenden Pfarrer der Schritt aus der Landeskirche ein großes Glaubenswagnis. Ich selbst habe diesen Schritt nie bereut, auch wenn ich feststellen muss, dass er uns über Jahre hinweg in große finanzielle Knappheit hineingeführt hat. Aber der Herr hat uns nicht verhungern lassen, sondern uns immer wieder über die Maßen reich beschenkt und unseren Kleinglauben zutiefst beschämt. Gerade wer solche Glaubensschritte geht, erfährt die durchhelfende Treue des Herrn in ganz besonderem Maße! Aber wer kann und mag einem Bruder einen Schritt empfehlen, für den er ihm keine konkrete Perspektive aufzuzeigen vermag?

 

Für das nicht im kirchlichen Dienst stehende Gemeindeglied ist der Schritt, zumindest von den äußeren Umständen her betrachtet, am einfachsten. Wenn viele wahrhafte Gotteskinder einer abgefallenen Institution, die sich völlig zu Unrecht noch „Kirche“ nennt, den Rücken kehren würden und sich in bibeltreuen Gemeinden neu sammeln würden, dann würde auch für manche in den Landeskirchen gewissensgeknechtete Pfarrer ein neues Wirkungsfeld entstehen.

Ich war schon vor Jahren entschieden der Meinung: wir brauchen nicht vorrangig neue bibeltreue Ausbildungsstätten, denn bibeltreue Pfarrer haben wir erfreulicherweise genug. Wir bräuchten vor allem bibeltreue Gemeinden, in denen die vorhandenen bibeltreuen Pfarrer mit Freude ihrer Überzeugung und ihrem Gewissen gemäß Dienst tun könnten.

Eine solche Entwicklung aber lässt sich nicht machen. Sie kann nur vom Herrn erbeten und geschenkt werden.

 

Wie gesagt: Dies war ein sehr persönliches Wort.

Es gilt natürlich mit demselben Gewicht auch für den Verbleib in einer freikirchlichen Gemeinde, in der Gottes Wort nicht mehr alleiniger und unantastbarer Maßstab ist.

 

Ich fasse zusammen:

Was „Kirche“ ist, ist klar!

Die Heilige Schrift und die Reformatoren bezeugen uns: Ein wahrer Christ kann nur dort sein, wo wahre Kirche ist!

 

„Das sollst du aber wissen, dass in den letzten Tagen greuliche Zeiten kommen werden. Denn die Menschen werden selbstsüchtig sein, geldgierig, prahlerisch, hochmütig, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, unheilig, lieblos, unversöhnlich, verleumderisch, unenthaltsam, wild, dem Guten feind, Verräter, unbedacht, aufgeblasen, die das Vergnügen mehr lieben als Gott; sie haben den Schein eines gottseligen Wesens, aber seine Kraft verleugnen sie; und solche meide.“

2.Timotheus 3,1-5

 

Jakob Tscharntke, Riedlingen 2014

 

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735. Johannes Evangelium

Montag, 7. November 2022 | Autor:

 

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Liebe Besucher,

ich habe während der Corona Plandemie wieder einmal den Schatz der Evangelien und Psalmen zu schätzen gelernt. Besonders hat mich dabei das Johannes Evangelium Kapitel 16 und der Psalm 91 angesprochen. Natürlich aber auch all die anderen Schätze. Es wurde mir wieder ganz deutlich, dass das Wort Gottes Macht hat Umstände zu  verändern, wenn wir diesen Wort glauben. Natürlich ist es Voraussetzung, dass wir eine persönliche Beziehung zu Gott Vater, zu Jesus Christus und zum Heiligen Geist durch die Lebensübergabe, d.h. durch Wiedergeburt erfahren haben. Wenn dies nicht der Fall ist, dann sind die Worte der Bibel für jeden der sie liest toter Buchstabe. Ich glaube aber auch, dass Gott aufgrund seiner Allmacht einen Menschen der diese Wiedergeburt noch nicht erfahren hat, durch sein Wort überführen kann.

 

Ich wünsche Jeden der sich jetzt in dieses Wort vertieft, Freude, Frieden und Offenbarung.

 

 

 

Psalm91

 

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698. In Gottes Hand

Montag, 18. Januar 2021 | Autor:

 

Liebe Besucher,

es wäre einmal interessant zu erfahren wievielen Menschen der Psalm 139 schon aus schwierigen Lebenssituationen geholfen hat. Aber dies weiß allein Gott unser Vater der König David diesen Psalm diktiert hat.

Mehr Worte möchte ich hier nicht schreiben, weil Isolde Müller es so wunderbar in diesem Artikel auf den Punkt bringt. Ich bedanke mich bei Isolde Müller für die Genehmigung zur Veröffentlichung hier an dieser Stelle.

 

 

 

 

 

 

Isolde Müller Leiterin Missionswerk Karlsruhe

 

 

 

In Gottes Hand

In letzter Zeit kommt mir häufig das Bild in den Sinn, dass Gottes Hand uns beschützt, so wie David es in Psalm 139 betet:

„Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir.“

Es gibt mir Frieden zu wissen: Gottes Hand hält uns und wir können uns darin bergen. In dieser schwierigen Pandemiezeit sehnen sich viele nach Geborgenheit, Bewahrung und Sicherheit. Wir alle fragen uns: Woran sollen wir uns festhalten? Was hält stand in dieser turbulenten Zeit, in der wir fast jeden Tag eine andere Situation vorfinden? 4 biblische Wahrheiten über ein Leben in Gottes Hand ermutigen mich.

 

Der Anker hält

Es gibt einen, der fest steht, und wenn es noch so rüttelt und schüttelt in der Welt: Jesus Christus, auferstanden und real erfahrbar. Fast jeden Tag berichten uns Menschen, wie Gott in ihr Leben eingegriffen hat – Zeugnisse von Gottes Größe in jeder Lebenslage. Oftmals erfahren wir dabei von großartigen Lösungen, die Gott geschenkt hat und die man nur als Wunder bezeichnen kann. Auch in deinem Alltag ist Jesus real. Er ist kein Sonntagsgott, sondern will dir jeden Tag begegnen. In allen Stürmen unseres täglichen Lebens will er ein fester Anker in deinem Leben sein. Denke einmal an einen Anker, wenn er ausgeworfen ist: Das Schiff zieht und zerrt im Wind und Sturm, aber der Anker hält. Wäre der Anker nicht heruntergelassen, wäre das Schiff ein Spielball des Sturms. Je nach Windstärke könnte es sogar zerbrechen. Jesus will der Anker in deinem Leben sein. Er hält jeder Widrigkeit in deinem Leben stand.

Davon lesen wir auch in Vers 2 und 3 im Psalm 46:

„Gott ist unsere Zuflucht und Stärke, als Beistand in Nöten reichlich zu finden. Darum fürchten wir uns nicht, wenn auch die Erde erbebte und die Berge mitten ins Meer wankten.“

Mach diesen Gott zu deiner Zuflucht und Stärke und du wirst nicht enttäuscht werden. Er ist dir ein zuverlässiger Beistand in deinen Nöten, egal, wie sie aussehen. Egal, wie bedrohlich sie sind für dich, selbst wenn du denkst, alles geht unter. Das hat auch Petrus gedacht, als er auf dem Wasser ging und plötzlich auf die Wellen schaute. Er sah die bedrohlichen Wellen und nicht die Hand von Jesus, der sie ihm entgegenstreckte. Es kommt darauf an, wo wir hinschauen, wo unser Fokus liegt. Siehst du die ausgestreckte Hand von Jesus? Ergreife Gottes Hand und lass sie nicht mehr los! Du bist nicht allein, auch wenn unvorhergesehene Situationen in dein Leben treten. Eine plötzliche Krankheit, finanzielle Schwierigkeiten oder Verlust, sei dir gewiss, Gott lässt dich nicht im Stich. Er ist ein Gott der dich wieder herstellt, dir hilft und dich tröstet. Gott hat einen Plan mit deinem Leben und er verlässt dich nicht.

 

Der Hirte spricht

Ein anderes Bild, mit dem die Bibel ein Leben in Gottes Hand beschreibt, ist das Bild von einem guten Hirten und seinen Schafen. Jesus erzählte im Jerusalemer Tempel ein Gleichnis dazu:

„Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir; und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren in Ewigkeit, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben.“ Johannes 10,27-28 

Gehörst du auch zu dieser Schafherde? Dann kannst auch du Gottes Stimme hören, die dir in dieser Zeit etwas zu sagen hat. Das Wort Gottes, die Bibel, spricht zu dir, wenn du dich ihm widmest. Es gibt dir Erkenntnis, Führung und Rückhalt. Jesus kennt dich! Er weiß genau, wie du dich fühlst, was dir fehlt oder vor welchen Herausforderungen du geradestehst. Jesus kennt dich mit Namen wie ein Hirte seine Schafe. Du bist wertvoll in seinen Augen.

 

Die Ruhe kommt

Jesus lädt uns ein, mit allem, was uns plagt, in seine Gegenwart zu kommen und gibt uns ein Versprechen:

„Kommt her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen, und ich werde euch Ruhe geben.“ Matthäus 11,27

Jesus verspricht uns Ruhe in unseren Mühen. Frieden für unser Herz. Das ist ein kostbares Geschenk, gerade in dieser unruhigen Zeit. Wenn wir in seinem Frieden leben, kann uns nichts erschüttern. Diesen Frieden kann man mit dem Verstand nicht begreifen, er ist tief verankert in unseren Herzen. Erst in schwierigen Zeiten kann man ermessen, was es bedeutet, diesen Frieden zu haben.

Jesus sagt: „Komm zu mir.“ Seine Hand ist immer offen für dich, du kannst sie jederzeit ergreifen. Es bedarf keiner besonderen Rituale oder Vorschriften. Rede einfach mit ihm, wie es dir ums Herz ist. Du hast einen Vater im Himmel, der sich um dich sorgt und wartet, bis du kommst:

„Die Gnadenerweise des Herrn sind nicht zu Ende, ja, sein Erbarmen hört nicht auf, es ist jeden Morgen neu. Groß ist seine Treue.“ Klagelieder 3,22–23

Jeden Morgen, 365 Tage im Jahr, will er dir sein Erbarmen, seine Ruhe, seinen Frieden schenken. Gottes Treue ist nicht zu Ende, sie fängt erst an – probiere es aus! Vertraue Jesus jeden Morgen neu.

 

Die Liebe siegt

Vieles bleibt ungewiss im neuen Jahr. Was geschieht, können wir nicht einordnen. Diese Unsicherheit kann uns Angst machen. Doch es gibt ein Gegenstück zur Furcht: die Liebe. Weil Gott selbst die Liebe ist (so steht es in 1. Johannes 4,8), ist diese Liebe grenzenlos. Sie kann durch nichts und niemanden besiegt werden. Das zu erfassen, ist gar nicht so einfach. Einen guten Einblick geben uns die Verse in Römer 8,38–39:

„Denn ich bin überzeugt, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Mächte, weder Höhe noch Tiefe, noch irgendein anderes Geschöpf uns wird scheiden können von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.“

Die Aufzählung, die wir hier lesen, beinhaltet alles nur irgend Denkbare, das dir begegnen könnte. Gottes Liebe steht über allem. Und damit über allem, was dir irgendwie in deinem Leben begegnen kann. Nichts, aber auch gar nichts, kann dich trennen von der Liebe Gottes! Auch nicht der Teufel, der darauf bedacht ist, dass du aus dem Schutz der Hand Gottes herausgehst. Falle nicht auf seine Tricks herein. Er will dir viele schlimme Dinge vor Augen führen und dir Angst einjagen. Angst ist seine Waffe: Angst vor der Zukunft, Angst in allen Lebensbereichen. Diese Angst kann uns lähmen. Wir fühlen uns wie festgenagelt und kommen nicht weiter. Lass dich nicht beeindrucken und nicht einschüchtern. Nichts kann dich aus Gottes Hand reißen und nichts kann dich von seiner Liebe scheiden.Bleibe in Gottes Hand geborgen. Lass Jesus den Anker sein in deinem Leben. Horche auf die Stimme des guten Hirten, der dich führen will. Berge dich in seiner Ruhe und seinem Frieden. Und stelle der Furcht die Liebe Gottes entgegen. Niemand anderes als du selber kann dich aus Gottes Hand reißen. Du bist immer in seiner Hand geborgen, egal was kommt. Vertraust du dich Gottes liebender Hand an?

 

Isolde Müller, Leiterin Missionswerk Karlsruhe

 

 

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676. Biographie von Alfred Christlieb

Dienstag, 27. Oktober 2020 | Autor:

 

Alfred Christlieb – Quelle: Glaubensstimme.de

 

Liebe Besucher,

ich bin immer wieder ergriffen wenn ich Biographien von Menschen lese die Jesus Christus als ihren HErrn die Regie in ihrem Leben überlassen haben.

Lesen Sie die beeindruckende Geschichte von Alfred Christlieb.

Ich bedanke mich bei der Herold Redaktion Brd. Benjamin Schmidt für die Genehmigung dieses Beitrages hier in meinem Blog.

 

 

Alfred Christlieb

 

Unter allen deutschen Predigern und Pastoren gibt es einen Mann, dessen Biografie ich besonders gerne lese. Er ist heute relativ unbekannt, gehörte aber vor einhundert Jahren noch zu den bekannteren deutschen Predigern: Alfred Christlieb, der Pastor vom Heidberg (1866-1934). Einige Predigten von Alfred Christlieb sind auch heute noch in Buchform erhältlich; seine Biographie (1934 von Heinrich Klein verfasst) soweit ich weiß nur noch antiquarisch. Neben seiner tiefen Liebe zu Christus und dem Evangelium sowie seiner lieben, seelsorgerlichen Art, ist mir besonders seine demütige Haltung ein Vorbild. Mehr als einmal mahnte er seine Predigerkollegen auf Konferenzen: „Lasst uns kleine Leute bleiben, die innigen Umgang mit dem HERRN pflegen.“ Denn Christlieb wusste: Alles hängt von dem großen Gott ab, von dem alles kommt: das Leben, der Glaube und das Heil.

Der Familienname „Christlieb“ kommt daher, dass ein Vorfahre Christliebs mit türkischer Herkunft um 1680 beim zweiten ungarischen Krieg als kleines Kind seinen Eltern fortgenommen und nach Deutschland verschleppt wurde. Dort lernte der Junge das Evangelium kennen und Christus lieben und wünschte sich bei seiner Taufe den Namen „Christlieb“ anzunehmen. Laut der Familienchronik wurde der junge Türke ein so fleißiger und zuverlässiger Mann, dass ihn der Graf Eberhard von Württemberg in seine Dienste aufnahm. Und so wurde zuerst das Schwabenland und später der Oberbergische Kreis die Heimat der Familie Christlieb, aus der eine Reihe gottesfürchtiger Prediger und Theologen hervorging, bei denen der Familienname ihre Herzenshaltung widerspiegelte.

„Bei einem Besuch in Frankfurt im Jahre 1893 kam Alfred Christlieb mit einer Familie in Berührung, die einen etwas verzogenen, hochmütigen Jungen hatte. Ein paar Ohrfeigen wären manchmal sehr wohl bei ihm am Platze gewesen, aber Alfred Christlieb wusste ihn in ganz anderer und viel wirksamerer Weise zu behandeln. Er hatte einen Besuch in einem entfernten Stadtteil zu machen, und der Junge bot sich in ziemlich selbstsicherer und überlegener Weise an, ihn zu führen. Aus seinem ganzen Benehmen erkannte man den kleinen Gernegroß, der alles besser wusste als andere. Bald aber merkte Alfred Christlieb, dass sein Führer in die Irre ging. Aber ohne ein Wort zu sagen, folgte er der Führung. Bald rechts, bald links ging der Junge, aber ruhig ging Alfred Christlieb hinter ihm her. Schließlich waren sie im Kreise herumgegangen und kamen auf einen Platz, an dem sie vor einer halben Stunde schon gewesen waren. Nun wusste der Junge nicht weiter. So wurde er denn ganz kleinlaut und gab zu: „Ich habe mich verlaufen.“ Da antwortete Alfred Christlieb dem beschämten Knaben ganz ruhig: „Gut, jetzt werde ich die Führung übernehmen.“ Schon bald kamen sie am Ziel an. Der Junge war nun ganz still geworden und wird die Lektion wohl sein Leben lang nicht vergessen haben. So wusste ihn Alfred Christlieb in aller Sanftmut zu erziehen. Das hatte er vom Herrn gelernt. Dies ist die Art, in der Gott uns eingebildete und selbstwillige Menschen behandelt. Wir möchten uns am liebsten immer selber führen. Und so lässt uns Gott in seiner Langmut unsere eigenen Wege gehen, hin und her, kreuz und quer, bis wir endlich dahin kommen, dass wir nicht mehr weiter wissen und demütig Gott die Führung überlassen.“ (Heinrich Klein: „Alfred Christlieb“, S.83-84)

„Ein Student bat Pastor Christlieb um seine seelsorgerliche Hilfe. In abendlicher Stunde gingen sie am Ufer des Rheines auf und ab. Der Student hatte allerlei auf dem Herzen. Er sehnte sich nach dem wahren Frieden. Wie konnte er ihn bekommen? Kannte er sein eigenes Herz noch nicht? Oder wollte er mit Absicht seinem Seelsorger falsche Nöte vortäuschen? Er erzählte ihm von allerlei Schwierigkeiten, dass ihm das Glauben unmöglich sei, dass er die Resultate der Wissenschaft nicht in Einklang bringen könne mit den einfachen Berichten der Heiligen Schrift u. a. mehr: Intellektuelle Nöte!

Was sollte da der Seelsorger tun? Ganz sicher hat er geseufzt und gefleht um eine gelehrte Zunge, um mit dem Müden zu reden. Sollte er versuchen, die Schwierigkeiten einzeln vorzunehmen, um sie der Reihe nach beweiskräftig zu widerlegen und zu überwinden? Das würde wenig genützt haben; denn in Wirklichkeit lagen hier nicht intellektuelle Nöte vor, die Not lag auf einem ganz anderen Gebiet.

Und der Herr gab für den rechten Augenblick das rechte Wort. Christlieb sah es nicht als seine Aufgabe an, den Zweifler zu überzeugen, sondern ihm das Heil zu bezeugen, das er selbst erfahren hatte. Und dazu gab der Herr seine Gnade. Ruhig hörte Christlieb sich die Worte des Studenten an, dann antwortete er ihm: „Auf solche Fragen der Wissenschaft kann ich keine Antwort geben. Es würde Ihnen auch nichts nützen. Ich weiß nur eins, und das bezeuge ich Ihnen: „Ich bin als ein armer, verdammungswürdiger Sünder, der keinen Ausweg und keine Hilfe mehr zu finden wusste, zum Heiland gekommen, und habe es erfahren dürfen: Mir ist Erbarmung widerfahren. Erbarmung, deren ich nicht wert! Das zähl ich zu dem Wunderbaren, mein stolzes Herz hat’s nie begehrt! Seitdem ist mein Herz ruhig geworden und alle meine Zweifel und Fragen haben ihre Lösung gefunden.“ Dieses klare Zeugnis von der Gnade Gottes in Christus schlug ein wie eine Bombe. Von Zweifeln war jetzt keine Rede mehr, stattdessen kam der junge Mann mit seiner ganzen Sünde und Schuld ans Licht. Der Weg wurde frei für die Gnade und die Erfahrung des Heils.

Diese Erfahrung, die er schon in jungen Jahren machen durfte, bewies ihm wieder: Die Siege im Reich Gottes werden nicht mit der Saulsrüstung der Wissenschaft, sondern mit der Schleuder des Evangeliums gewonnen.“ (Ebd., S. 91)

Alfred Christlieb hatte 38 Jahre lang mit Freude und aufopferungsvoll der Gemeinde Jesu als Verkündiger der Gnade Gottes gedient. Nur wenige Stunden vor seinem Tod predigte er über Apostelgeschichte 23 und die verschiedenen Formen des menschlichen Glaubens: Über den Vernunftglauben der Sadduzäer – die ihrer Vernunft mehr vertrauten als allem anderen –, über die Rechtgläubigkeit der Pharisäer – die von sich selbst so überzeugt waren, dass sie Gottes Wort kein Gehör schenkten – und über den lebendigen Glauben des Paulus – der allein Gerechtigkeit und Gnade vor Gott empfing, weil seine Hoffnung allein auf Christus ruhte. Im Anschluss an diese Predigt betete Christlieb innig für die Gemeinde, dass Gott ihr doch das klare Evangelium erhalten möge. Kurz darauf schlief er friedlich ein. Die Inschrift auf Alfred Christliebs Grabstein ist derselbe Text wie der zur Einführungspredigt seines Vaters am 22. Oktober 1865 in Friedrichshafen. Sie ist gewissermaßen ein letztes Zeugnis der Christliebs an die Nachwelt: „Deine Zeugnisse sind mein ewiges Erbe; denn sie sind meines Herzens Wonne“ (Ps 119,111).

Möge Gott unserem Land auch in Zukunft noch Prediger schenken, die mit Demut, Langmut und Sanftmut aus Liebe zu Gott, zu Seinem Wort und zu den Menschen das alte aber kraftvolle Evangelium in Schlichtheit und auf seelsorgerliche Weise verkündigen. „Damit der Glaube nicht auf menschlicher Weisheit beruhe, sondern auf Gottes Kraft“ (1.Kor 2,5) und damit die heillose Welt das Heil und die Herrlichkeit Gottes in Jesus Christus sieht.

 

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675. Biographie von William Wilberforce

Dienstag, 27. Oktober 2020 | Autor:

Wikipedia 493px-William_wilberforce

 

Liebe Besucher,

ich bin immer wieder ergriffen wenn ich Biographien von Menschen lese die Jesus Christus als ihren HErrn die Regie in ihrem Leben überlassen haben.

Lesen Sie die beeindruckende Geschichte von William Wilberforce.

Ich bedanke mich bei der Herold Redaktion Brd. Benjamin Schmidt für die Genehmigung dieses Beitrages hier in meinem Blog.

 

William Wilberforce

 

Unsere Zeit ist wirklich turbulent – anders kann man es nicht ausdrücken. Die Hauptursache für all die turbulenten Umwälzungen scheint die Unzufriedenheit zu sein – Unzufriedenheit mit bisherigen Vorgehensweisen und Umständen. Sei es das Klima, die Geschlechterrollen, Gesundheitssysteme und derzeit der Kampf gegen den Rassismus. Es scheint, als wäre mit einem Mal eine Decke gelüftet worden, wodurch Missstände plötzlich wahrgenommen werden und alle Kraft wird drangesetzt, diese zu beheben. Mein Anliegen ist nicht, auf diese einzelnen Themen einzugehen und sie zu bewerten. Für mich als Christ, der ich an die unmittelbare Erschaffung des Menschen im Ebenbild Gottes Glaube, ist es keine Frage, dass Rassenhass in jeglicher Form abzulehnen ist. Denn jeder Mensch, ganz gleich welcher Herkunft, ob Mann oder Frau, ob arm oder reich, ist gleichwertig und „wenn ihr Rang und Ansehen eines Menschen zum Kriterium dafür macht, wie ihr mit ihm umgeht, begeht ihr eine Sünde und werdet vom Gesetz als Gesetzesübertreter überführt“ (Jak 2,9). Die Frage dabei ist: Wie sollen wir als Christen vorgehen? Ist es überhaupt unsere Aufgabe und Verantwortung, uns in die Belange dieser Welt einzumischen? Oder müssen wir das Unrecht in der Welt stillschweigend hinnehmen, weil wir nun einmal „in dieser Welt aber nicht von dieser Welt“ sind (vgl. Joh 15,19; 17,14)?

Ein Mann kann uns hier ein wunderbares Vorbild sein. Er ist nur ein Beispiel von vielen, die Gott liebten, Sein Wort ernst nahmen und dies zum Maßstab ihres Denkens und Handelns machten. Aber er ist ein außergewöhnliches Beispiel, weil sein Eifer ganze Kontinente nachhaltig veränderte und unzähligen Menschen zu Freiheit und Gerechtigkeit verhalf. Ich spreche von William Wilberforce (1759-1883), Mitglied des britischen Parlaments und Anführer im Kampf gegen Sklaverei und Sklavenhandel.

Wilberforce ist für uns Christen deshalb ein großes Vorbild, weil er begründete Argumente für seine Überzeugungen hatte. Er war nicht einfach gegen etwas, weil es ihm persönlich nicht passte, sondern weil er wusste, dass es einen absoluten, göttlichen Maßstab für Wahrheit, Moral und Gerechtigkeit gibt und dass die Umstände diesem Maßstab gründlich widersprechen. Er wusste, dass er eine Mitschuld an diesen Missständen trägt, wenn er sie nur ignoriert. Und er ist ein Vorbild, weil er mit viel Geduld, Weisheit und Beharrlichkeit vorging, ohne dabei anmaßend, beleidigend oder hochmütig zu werden. Denn sein höchstes Ziel war es, Gott in allen Dingen zu ehren („die große alles beherrschende Maxime des Lebens“, wie er es nannte) – was für ihn nur zu erreichen war, wenn er sich mit aller Kraft für Gottes Moral einsetzte.

Eine begründete Überzeugung

Heute wird – insbesondere von jüngeren Menschen – angenommen, dass es keine absolute Wahrheit gibt. Was für den ein oder anderen erst einmal nach reiner philosophischer Gedankenspielerei klingt, kann doch ganz praktische Auswirkungen haben. Zum Beispiel ist für den einen die Aussage Jesu, „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben, niemand kommt zum Vater als nur durch mich“, die Grundlage der Hoffnung auf ewiges Leben in Gottes Gegenwart, während sie für den anderen ein Grund zum Ärgern ist. Schließlich sollte Jesus, nach der Meinung vieler, nicht solch einen absoluten Anspruch erheben, wo doch alle Gottesvorstellungen irgendwo ihre Berechtigung haben. Diese Sichtweise versucht, niemanden auszuschließen oder zu benachteiligen, es allen irgendwie recht zu machen. Doch sie stellt sich schon sehr schnell als völlig unrealistisch heraus. Denn wie handhaben wir es bei Aussagen wie: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ (Art.1.1a; GG) oder: „Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich“ (Art.3.1; GG)? Diese Aussagen sind absolut verbindlich und Missachtung wird bestraft. Aber woraus resultiert dies, wenn nicht aus einer absoluten und verbindlichen Wahrheit?

William Wilberforce vertrat beide grundlegenden Gesetze der Menschenwürde vehement. Aber er tat es nicht aus einem luftleeren Raum heraus, sondern auf einer festen Grundlage – der absoluten Überzeugung, dass die christliche Lehre „ohne Ausnahme bekennt, dass alle Menschen gleichwertig sind“1[1], weil sie alle im Ebenbild Gottes erschaffen wurden und Gott „aus einem Menschen jede Nation der Erde gemacht“ hat (Apg 17,26).

Eine tiefe Opferbereitschaft

William Wilberforce kam aus gutem Hause der britischen Oberschicht. Als Halbwaise wuchs er seit seinem 9. Lebensjahr bei Onkel und Tante auf, die ihn verwöhnten; er brauchte sich um nichts zu sorgen, musste wenig arbeiten und lebte doch in großem Wohlstand. Die ersten 25 Jahre seines Lebens genoss er die Gesellschaft der Reichen und Mächtigen Englands, feierte als junger Mann bis spät in die Nacht Partys und galt als Frauenschwarm. Bis zu dem Tag, an dem er sich intensiv mit dem Evangelium auseinandersetzte und feststellte, dass das britisch-bürgerliche Christentum nur sehr wenig mit der Lehre Jesu gemein hatte. Je mehr er das Evangelium kennenlernte, umso mehr entwickelte er nicht nur eine Abneigung gegen seinen eigenen Luxus und den der „feinen Gesellschaft“, er stellte vor allem fest, dass dieser Luxus auf der Ausbeutung anderer Menschen beruhte – größtenteils der afrikanischen Sklaven – und dass diese Ausbeutung gegen Gottes Moral verstößt.

Die Erkenntnis, dass Gott real ist, dass Er durch die Bibel spricht und Er ein Gott ist, der Gerechtigkeit liebt und das Unrecht hasst, veränderte Williams Denken und Handeln grundlegend. Er unterzog sich selbst einer kritischen Prüfung und kam zu dem Schluss, dass Gott ihn nicht zufällig mit all diesen Privilegien und dem großen Einfluss gesegnet hatte. All dies war ihm nicht zum Eigennutz gegeben, sondern stellte ihn vor große Verantwortung. Er schrieb: „Reichtümer sind an sich akzeptabel, aber aufgrund der Schwäche unseres Wesens sind sie ein gefährlicher Besitz; wir sollten sie in erster Linie nicht als Mittel zum Leben im Luxus ansehen, sondern sie zur Ehre unseres himmlischen Wohltäters und zur Verringerung der Not anderer einsetzen.“[2]

Es war damals nicht populär, sich für die Belange anderer einzusetzen und die Welt zu verändern. Mit seinem Anliegen stieß Wilberforce auf Widerstand und Unverständnis. Es gab keine „Mainstream-Bewegung“, der er sich anschließen konnte und die ihn zum Handeln motivierte. Er stand ziemlich allein da und riskierte viel. Aber er war bereit, seinen persönlichen Wohlstand zu opfern, um die Umstände anderer zu verbessern. Seine Motivation dabei war vor allem das Evangelium. Die Erkenntnis, dass er selbst ein erlöster Sklaven der Sünde war, der die Liebe Christi, seines Erlösers, erfahren hatte, beeinflusste sein Gewissen und sein Handeln.

Wir Christen brauchen eine ernsthafte, vom Evangelium beeinflusste Haltung, bei der es uns zuerst um das Wohl anderer und um Gottes Ehre geht (vgl. Phil 2,1-11).

Ein demütiger Kämpfer

Ein weiterer Punkt, den wir von William Wilberforce lernen können, ist, in Demut für die Wahrheit einzutreten. In verschiedenen Biografien über William Wilberforce wird deutlich, dass er seinen Kampf gegen die Sklaverei mit viel Geduld und Demut führte. Er widmete sich 46 Jahre lang mit aller Kraft diesem Kampf. Elfmal wurde sein Antrag auf Abschaffung der Sklaverei abgelehnt, und jedes Mal nahm er ihn wieder neu auf; bis letztendlich, drei Tage vor seinem Tod, im Jahr 1833, seinem Antrag stattgegeben wurde und man den Sklavenhandel in England verbot. (Die Abschaffung wurde bereits 1807 durch Wilberforces Drängen im Parlament beschlossen, doch es dauerte noch 26 Jahre, bis es umgesetzt und die Sklaverei als ungesetzlich erklärt wurde). Bezeichnend ist hierbei nicht nur seine Ausdauer, mit der er für die Rechte der Sklaven kämpfte, sondern auch die Art, wie er es tat: Er war hartnäckig aber nicht anmaßend, unermüdlich aber nicht arrogant.

Neben seinem politischen Amt war Wilberforce auch als Evangelist bekannt – und zwar unter seinen scheinfrommen Arbeitskollegen, die (wie er selbst früher) davon ausgingen, dass ein Engländer als Christ geboren wird. Er ging weise und rücksichtsvoll vor und blieb so ein geschätztes Mitglied, dem man gerne zuhörte. Wilberforce predigte selbst das Evangelium der Rechtfertigung allein aus Gnade durch den Glauben an Christus und setzte sich auch für die Auslandsmission in Indien, unter William Carey, ein. William Wilberforce war nicht perfekt. Er hatte Schwächen und er versagte. Doch er vertraute in allen Dingen auf die souveräne Fürsorge und Gnade seines himmlischen Vaters.

Wir überzeugte Christen sollten dadurch überzeugen, dass wir Gottes Wort ernst nehmen, indem wir es gut kennen und uns zuerst selbst sehr kritisch am Maßstab dieses Wortes messen. Wir sollten für Wahrheit und Gerechtigkeit einstehen – doch in erster Linie zum Wohl anderer und in Demut und Liebe.

 

[1] Aus William Wilberforce: „Praktische Ansicht des vorherrschenden Religionssystems verglichen mit dem wahren Christentum“, 1807, S.258.

[2] Ebd., S.249.

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674. Biographie von Elisabeth Elliot

Samstag, 17. Oktober 2020 | Autor:

Gemälde von Michael Willfort

 

Liebe Besucher,

ich bin immer wieder ergriffen wenn ich Biographien von Menschen lese die Jesus Christus als ihren HErrn die Regie in ihrem Leben überlassen haben.

Lesen Sie die beeindruckende Geschichte von Elisabeth Elliot.

Ich bedanke mich bei der Herold Redaktion Brd. Benjamin Schmidt für die Genehmigung dieses Beitrages hier in meinem Blog.

 

Elisabeth Elliot- Zufriedenheit in Gott

Miriam Münch

In einem bekannten christlichen Lied singen wir: „Egal, was du mir gibst, egal was du mir nimmst, du bist und bleibst mein Gott, nur dir gehört mein Lob.“ Das ist ein riskantes aber auch befreiendes Bekenntnis und war das Lebensmotto einer besonderen Frau.

Elisabeth Elliot wurde am 21. Dezember 1926 als Kind amerikanischer Missionare in Belgien geboren. Als sie wenige Monate alt war, zog die Familie zurück in die USA, wo ihr Vater als Redakteur der Sunday School Times arbeitete. Die Familie wuchs auf insgesamt sechs Kinder an.

Elisabeth lernte viele Missionare im Haus ihrer Eltern kennen und es war immer ihr Traum gewesen, eines Tages Missionarin zu werden. Selbst als sie von der Ermordung des Missionarsehepaars John und Betty Stam hörte, die sie kurz zuvor noch persönlich kennengelernt hatte, bestärkte sie dies noch mehr in ihrem Wunsch. Daher ging sie auf das Wheaton College und studierte Griechisch und Linguistik, um als Bibelübersetzerin zu arbeiten.

Auf dem College lernte sie Jim Elliot kennen, der ebenfalls das Ziel hatte, in die Mission zu gehen. Unmittelbar vor ihrem Abschlussexamen gestand Jim ihr seine Liebe und gleichzeitig, dass er sich von Gott vorerst zur Ehelosigkeit berufen wusste, da er der Meinung war, dass manche Missionsarbeit nur von Singles getan werden konnte. Ungewisse und harte Jahre des Wartens und des unglücklich verliebt Seins lagen vor Elisabeth. Sie wusste nicht, ob und wann Jim sie heiraten würde, aber sie vertraute darauf, dass Gott es gut mit ihr meinte und dies für sie eine wichtige Lektion war, um Geduld zu lernen. Nach der Ausbildung gingen Elisabeth und Jim getrennt als Missionare nach Ecuador. Dann endlich, nach fünf Jahren des Wartens bat Jim sie schließlich, ihn zu heiraten. Die Hochzeit fand am 8. Oktober 1953 in Quito, Ecuador statt. (Die Liebesgeschichte der beiden erzählt Elisabeth Elliot in ihrem Buch „Eine harte Liebe“.) Im Februar 1955 wurde ihre Tochter Valerie geboren. Lange hatte Elisabeth auf das Familienglück warten müssen, um nur zehn Monate später den größten Schicksalsschlag ihres Lebens zu erleben. Gemeinsam mit vier jungen Missionskollegen wollte Jim Kontakt zu dem unerreichten Stamm der Aucas herstellen, um ihnen das Evangelium zu bringen. Diese missverstanden jedoch das Anliegen der jungen Missionare und töteten sie.

Nach nur zwei Jahren Ehe war Elisabeth nun verwitwet und alleinerziehend. Das war für sie aber kein Grund, nach Hause in die USA zurückzukehren; im Gegenteil. Über den Tod von Jim sagte sie: „Ich habe für Jims Bewahrung gebetet – für seine leibliche Bewahrung. Der Herr erhörte mich, im Blick auf die Ewigkeit. Er schützte uns vor Ungehorsam und bewirkte durch Jims Tod Dinge, deren Ausmaß erst die Ewigkeit offenbar machen wird. Das stärkt in mir persönlich das Verlangen, sie zu erreichen. Weil Jesus Christus für alle gestorben ist, interessiert mich die Errettung aller; aber die Tatsache, dass Jim aus Liebe zu den Aucas starb, intensiviert meine Liebe zu ihnen.“ (Elisabeth Elliot: Die Mörder – meine Freunde, S.17)

Einige Zeit, nachdem dieses schreckliche Ereignis stattgefunden hatte, ergab sich ein Kontakt mit zwei Auca-Frauen. Elisabeth hatte dafür gebetet, dass sie bereit sein wollte, falls Gott sie zu den Aucas schickte. Allerdings hatte sie nicht damit gerechnet, dass Gott tatsächlich antworten würde. Schließlich war sie eine Witwe mit einem kleinen Kind. Aber Elisabeth gehorchte Gott und ungefähr drei Jahre nach dem Tod der Missionare war es dann soweit: Sie zog mit ihrer kleinen Tochter und der Schwester eines der ermordeten Missionare, Rachel Saint, zu den Aucas in den Dschungel. Insgesamt lebten Elisabeth und ihre Tochter Valerie zwei Jahre unter den Aucas und noch einige Jahre bei einem Nachbarvolk, den Quechuas, bevor beide aus schulischen Gründen zurück in die USA gingen.

Dreizehn Jahre nach Jim Elliots Tod und sechs Jahre nach ihrer Rückkehr in die USA heiratete Elisabeth zum zweiten Mal. Ihr zweiter Mann, Addison Leitch, war Theologieprofessor. Leider starb er nach nur vier Jahren Ehe an Krebs, und wieder war Elisabeth allein.

Nach dem Tod ihres zweiten Mannes wohnten zwei Männer bei Elisabeths zur Untermiete. Einer von ihnen heiratete ihre Tochter Valerie. Und der andere, Lars Gren, ein Krankenhauspfarrer, heiratete Elisabeth. Sie sagte einmal, dass sie bereits ihre erste Heirat als ein Wunder Gottes betrachtete, da sie befürchtet habe, zur Ehelosigkeit berufen zu sein. Nie im Leben hätte sie gedacht, dass Gott ihr drei Ehemänner geben würde.

Nach ihrer Rückkehr in die USA bestand ihr Leben zum größten Teil aus dem Halten von Vorträgen und dem Schreiben von Artikeln und Büchern. Viele Jahre moderierte sie ein Radioprogramm mit geistlichen Botschaften. Viele Menschen schrieben ihr Briefe und baten sie um Rat. Ihre Ratschläge entstammten immer dem Wort Gottes. Sie war der Überzeugung, dass Gottes Wort heute noch die gleiche Gültigkeit besaß wie vor einhundert oder zweitausend Jahren, und dass es nicht durch heutige Ansichten und Meinungen der Gesellschaft verwässert und relativiert werden dürfe.

Ein Satz, den sie in ihren Vorträgen immer wiederholte, lautet: „In acceptance lieth peace“, was bedeutet: Wir werden Frieden finden, wenn wir die Umstände, in denen wir uns befinden, aus Gottes Hand nehmen. Denn Gott weiß, was gut für uns ist, und Er verliert nie die Kontrolle.

Diese Aussage von Elisabeth Elliot war ein Rat, der ihrer eigenen Erfahrung entsprang. Viele Ereignisse in Elisabeths Leben werfen die Frage auf: Warum lässt Gott das zu? Die Tatsache, dass Er Jim und seine Kollegen nicht vor dem Tod bewahrt hat, mag aus menschlicher Sicht schwer zu verstehen sein, schließlich wollten diese Männer Jesu Missionsbefehl gehorsam sein und den Unerreichten das Evangelium bringen.

In solchen Situationen trotzdem fest auf Gott zu vertrauen, darauf dass Er weiß, was Er tut und Er die Kontrolle hat, das wünsche ich mir für mein eigenes Leben.

Elisabeths Gehorsam gegenüber Gott und ihre Art, wie sie die Bibel als Wegweiser und Ratgeber für ihr Leben benutzte, ist für mich vorbildlich. Ihre Bücher und Vorträge sind für mich und viele andere ein Schatz.

Elisabeth Elliot ging am 15. Juni 2015 im Alter von 88 Jahren in Gottes Herrlichkeit ein. Sie zeigte mit ihrem Leben, dass die Souveränität Gottes etwas Tröstliches und Ermutigendes ist.

 

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641. Die Macht der Vergebung

Mittwoch, 28. November 2018 | Autor:

Gemälde von Hannes Stets

Die Macht der Vergebung

Es ist eine Sache über Vergebung zu reden und eine andere Sache, Vergebung zu leben.

Das Wort kommt vom Verb  „geben, weggeben“.  „Vergeben“ geht von der Vorstellung aus, dass man jemandem etwas schenkt, das man von ihm zu beanspruchen hat.

Im „Vaterunser“ lehrt Jesus: „Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir unseren Schuldnern vergeben haben“. Was hat das tägliche Brot mit dem Vergeben von Schuld gemeinsam? Das kleine Wort “und“ besagt, dass wir Menschen die tägliche Vergebung so  nötig haben wie das tägliche Brot.

Das Leben in Vergebung hat drei Beziehungsebenen: Gott zum Menschen, Mensch zu Mensch und der Mensch zu sich selbst. Gott hat uns Menschen durch Jesu stellvertretenden Tod  alle Schuld vergeben (Ps 103.3). Paulus schreibt: „Vergebt einander, so wie auch Gott in Christus euch vergeben hat“ (Eph 4.32).  Es ist Gottes Geschenk an alle Menschen. Aber ein Geschenk gehört mir erst dann, wenn ich es angenommen habe. Dann habe ich Vergebung von Gott, die mir der Heilige Geist bestätigt, eine neue Beziehung zum himmlischen Vater. Aufgrund dieser Kraft bin ich fähig, anderen Menschen Vergebung zu gewähren und um Vergebung zu bitten. Dann bin ich auch fähig, mir selbst zu vergeben, wo mir mein Gewissen ständig meine Schuld vorhalten will. Es gibt  Sünden oder Fehlentscheidungen im zurückliegenden Leben, die man sich selbst nicht vergeben kann oder will. Darüber muss man sprechen. Ein seelsorgerliches Gespräch kann ich in diesem Fall nur dringend empfehlen.

Der ehemalige Nürnberger Krebsmediziner Prof. Dr. Renner sagte: „Vergeben Sie allen, alles und allezeit – das ist Ihr Beitrag zu Ihrer eigenen Gesundheit, das ist heilende Selbstliebe.“ In diesen psychosomatischen Zusammenhängen erkennen wir die „Macht der Vergebung“. Vergebung ist Teil einer ganzheitlichen Medizin. Gestörte Beziehungen zu Gott, zum Mitmenschen oder zu sich selbst können den Körper krank machen.

Das erinnert mich an Frau Vundla, die ich 1982 in Sowjeto, Südafrika kennen lernte. Sie war die Frau  vom ANC-Chef, hasste wegen der Apartheid wie alle Schwarzen die Weißen. Als sie sich mit ihrem Mann zu Jesus bekehrt hatten, wurden beide frei vom Hass. Einige Jahre später erzählte sie mir: „Meine Tochter lag eines Morgens tot im Bett.“ Der Schwiegersohn hatte sie ermordet. Für sie ein schwerer Schlag. Die Warumfrage wuchs zur Anklage gegen Gott. In ihrer tiefen Trauer hörte sie auf zu beten und die Bibel zu lesen. Sie wurde körperlich krank, ging zum Arzt, der ihr dringend riet, wieder anzufangen zu beten und die Bibel zu lesen. Gehört, getan. Sie bat Gott um Vergebung, kam wieder zu Kräften und lebte erneut in der Freiheit der Kinder Gottes.

Petrus fragte Jesus: „Herr wie oft muss ich meinem Bruder, der an mir sündigt, vergeben? Reicht siebenmal? Jesus: Nein, siebzigmal siebenmal!“ (Mt 18.21). Rechnerisch heißt das pro Tag: bei 16 Stunden jede zweite Minute vergeben. Sollte ein Bruder, eine Schwester mich jede zweite Minute verletzen, bin ich aufgefordert, zu vergeben. Nicht aus eigener Kraft, sondern aus der Kraft Christi, weil ich die alten Kleider ausgezogen und die neuen Kleider angezogen habe. Oder wie es Römer 6 sagt: weil mein alter Mensch mit Christus gekreuzigt, gestorben und begraben wurde durch die Taufe, kann ich in einem neuen Leben wandeln.“ Durch Non-stop-vergeben bewahre ich mir einen freien Geist. Das Gegenteil von einem schwermütigen Geist. Ich muss auch nicht ständig irgend etwas „nachtragen“. Viele Christen schleppen alte Verletzungen mit, die sie längst abgeworfen haben sollten.

Vergebung ist kein Karussell, wo immer wieder dieselben alten Dinge angesprochen werden. Sondern das Ziel der Vergebung ist die Befreiung zu einem neuen Sein. „In Christus sind wir eine neue Schöpfung,  das alte ist vergangen, es ist alles neu geworden“ (2.Kor. 5.17). Das gilt es zu leben! Die Macht der Vergebung hat etwas mit einem neuen Geist zu tun. Der Kern unserer Persönlichkeit ist der Geist, dem sich die Seele unterordnen sollte. Der unerlöste Geist dient dem Geist Satans, der Welt und des Fleisches. Der erlöste, befreite Geist dient Gott, dem Vater, Sohn und Heiligen Geist. „So seid erneuert im Geist eurer Gesinnung“ (Eph. 4.23). Hier geht es um das Neudenken durch die Vergebungskraft Christi!

Rebecca Kiessling erzählte vor wenigen Tagen aus ihrem Leben: Rebecca ist das Kind einer Vergewaltigung. Die Mutter versuchte sie dreimal abzutreiben. Die Versuche schlugen fehl. Rebecca suchte später nach ihrer Mutter. Mutter und Tochter werden unendlich glücklich, als sie sich endlich kennenlernen. Rebecca konnte der Mutter vergeben, weil ihr Geist durch Jesus erneuert war. Die Mutter allerdings brauchte sechs Jahre, bis sie ihre Tochter ganz annehmen konnte. Der Heilungsprozess ihres inwendigen Menschen brauchte Zeit. Aber die Macht der Vergebung war stärker als alle Zerstörungsmacht Satans.

Als ich bei der Schalom-Konferenz 2007 in Oswiecim/Auschwitz als Deutscher öffentlich die Polen um Vergebung bat für das, was meine Vätergeneration im Krieg – bei dem auch mein  Vater dabei war – dem polnischen Volk angetan hatten, kam ein Jahr später die junge Frau Teresa zu mir und erzählte: „Ich habe die Deutschen gehasst, denn die Nazis erschossen 1939 meinen Großvater und andere Menschen vor den Augen der Kinder. Aber als ich deine Bitte um Vergebung hörte, begann ich umzudenken. Ich begann meine Tanten auszufragen und sammelte Fotos in der Verwandtschaft von damals.“  So zeigte sie mir diese Bilder und sagte freudig: „Jetzt liebe ich die Deutschen.“  Wir umarmten uns.  Hier fand Versöhnung statt, Versöhnung in der 2. und 3. Generation.

 

Vergebung ist einseitig, aber Versöhnung ist wechselseitig. Versöhnung wird nur dann gelingen wenn auch der Andere dazu bereit ist. Niemals aber sollte ein Jünger Jesu versäumen, den „ersten Schritt“ zu tun.

 

Jesus warnte: „Wenn ihr den Menschen ihre Fehler nicht vergebt, wird euch der himmlische Vater auch nicht vergeben“ (Mt. 6.15). Vergebung und Liebe sind Schwestern. Liebe zum Nächsten wächst durch Vergeben. Wer in der Vergebung lebt, lebt im Kraftfeld der Liebe Gottes. Vergebung ist der Wille Gottes und damit gelebter Glaube.

 

Okt. 2013, Hansjürgen Kitzinger, www.ak-sdsb.de

 

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Durch Vergebung zur eigenen Gesundheit beitragen

 

Das Thema des bekannten ehemaligen Krebsmediziners in Nürnberg Prof. Dr. Helmut Renner war „Vergebung und Versöhnung – was trägt der Mensch zu seiner Gesundheit bei?“ Für viele Hörer wurde sein Vortrag zu einem Schlüsselerlebnis für ihr Leben. Sie nahmen die These persönlich auf:

 

„Vergeben sie allen, alles und allezeit – das ist heilende Selbstliebe.“

 

Prof. Renner sprach von Vergebung als Teil einer ganzheitlichen Medizin. Die seelischen und geistigen Aspekte des Menschen sind für seine körperliche Heilung wichtig. Gestörte Beziehungen zum Mitmenschen oder zu sich selbst können den Körper krank machen. 85% aller Krankheiten haben ihre Ursachen im seelischen Bereich. Deshalb ist die körperliche Krankheit oft nur die Spitze des Eisbergs der seelischen Verletzungen, die mir von anderen zugefügt wurden oder umgekehrt.

Vergeben ist für jeden Kranken ein „Muss“, wenn er gesund werden will. Vergeben ist Egoismus pur. Durch Nichtvergeben schadet sich der Mensch selbst. Wer nach-trägt ist der Leid-tragende. Das Schlüsselwort der Vergebung heißt „Ich vergebe dir“, und zwar ohne Bedingungen, ohne Wenn und Aber. Natürlich ist es nicht immer leicht, denn der zugefügte Schmerz kann sehr groß sein.

Viele Verletzungen im Leben liegen lange zurück und „schlummern“ im Unbewussten. Sie sind vergessen aber nicht vergeben. Die Ablehnung eines Kindes während der Schwangerschaft kann sich bis ins spätere Leben desselben auswirken, wenn z.B. eine Mutter ihr Kind abtreiben wollte. Es stellen sich manchmal in späteren Jahren bei diesem Menschen Bitterkeit, Angst, Ablehnung, Misstrauen, auch Depression oder Sarkasmus ein, ohne die Ursache zu kennen.

Im Buch „Lysander – Grenzerfahrung einer Mutter“ erzählt Marianne Neeb von ihrem tiefen Schmerz nach der Tötung ihres Kindes Lysander in ihrem Leib. Sie bat Lysander und Gott um Vergebung und schreibt „ich weiß, dass er mir vergeben  hat“ (ISBN 3-8334-5230-7). Auch Verstorbenen muss, wenn nötig, vergeben werden. Ein seelsorgerliches Gespräch ist hierbei in jedem Fall zu empfehlen.

Die Steigerung von Vergebung ist Versöhnung. Vergebung ist einseitig, Versöhnung ist wechselseitig. Das Schlüsselwort für Versöhnung ist „Bitte vergib mir“. Vergebung ist immer möglich, Versöhnung wird nicht immer gelingen, wenn der andere nicht oder noch nicht bereit ist.

Versöhnung mit Gott allerdings ist immer möglich, weil Er jeden bedingungslos liebt. Liebe ist die Voraussetzung der Vergebung, Vergebung und Liebe hängen zusammen. Nur wer in der Vergebung lebt, lebt in der Liebe Gottes. Vergebung ist der Wille Gottes und ist gelebtes Christsein. Deshalb sollte jeder Mensch schon hier dem Mittler Jesus Christus danke sagen. Dann fällt es auch leichter, meinem Mitmenschen, vielleicht auch nur für eine Teilschuld, zu sagen „Bitte vergib mir“.

 

Bericht von einem Vortrag von Prof. Dr. H. Renner.   –    Von C&H. Kitzinger, www.ak-sdsb.de

 

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626. Der Glaube an das Wunder der Geburt Jesu

Sonntag, 14. Januar 2018 | Autor:

R_by_NicoLeHe_pixelio.de

Liebe Blogbesucher,

bei vielen Themen der Bibel diskutieren sich Menschen fast zu Tode. Besonders religiös orientierte Menschen tun sich da besonders hervor, so auch beim Thema Jungfrauengeburt. Dabei ist für einen gläubigen Christen die Sache ganz einfach. Was Gott mir durch sein Wort, die Bibel, mitteilt und das was mir der Heilige Geist offenbart ist für mich die Wahrheit. Wenn man eine Neugeburt wie im  Johannes Evangelium, Kapitel 3 beschrieben erlebt hat, dann hat man sein Leben, Jesus Christus zu 100% ausgeliefert, weil er der Weg – der einzige – die Wahrheit – er ist die Wahrheit – und das Leben – ohne IHN kein wirkliches Leben – ist. Ohne Jesus werden wir kein ewiges Leben bekommen. Unter diesem Level geht es nicht. Was uns sogenannte „Kirchenfürsten“ mit Dr.Titeln alles erzählen wollen ist irrelevant.

 

Ich bedanke mich bei der Herold Redaktion für die Genehmigung diesen Artikel hier veröffentlichen zu dürfen.

Die christliche Lehre, dass Jesus Christus von einer Jungfrau geboren wurde, ist für die Welt gelinde gesagt eine unvorstellbare Behauptung. In vielen Zeitschriften und Magazinen finden sich zur Weihnachtszeit verschiedenste Artikel und Kommentare darüber, wie Menschen so unwissenschaftlich und naiv sein können, um an solch eine Lehre zu glauben. In der bekannten New York Times schrieb ein Redakteur: „Der Glaube an die jungfräuliche Geburt Jesu beweist, dass die Christenheit wenig mit Intellekt, sondern viel mit mystischer Weltanschauung gemeinsam hat.“

Aber ist dies tatsächlich der Fall? Vertreten wir Christen eine unhaltbare Lehre? Und kann ein Christ die Lehre, dass Jesus Christus von einer Jungfrau geboren wurde, ablehnen und trotzdem noch Christ sein? Oder ist diese Lehre, wie sie die Bibel ganz klar und deutlich bekennt, unverzichtbar für den rettenden Glauben?

Tatsächlich gehört die Lehre von der jungfräulichen Geburt Jesu zu den biblischen Lehren, die als erste beim Aufkommen der Bibelkritik zunächst angezweifelt und dann im Laufe der Zeit als unhaltbar abgelehnt wurde. Kritiker behaupteten, da diese Lehre ohnehin „nur“ in zwei der vier Evangelien Erwähnung findet, wäre sie schließlich auch nicht unverzichtbar. Und da der Apostel Paulus in seinen Predigten in der Apostelgeschichte kein Wort darüber verliert, so die Kritiker, hat er vermutlich auch nicht an diese Lehre geglaubt. Doch für die meisten Kritiker ist es eine unglaubliche Lehre, weil sie schlichtweg so übernatürlich ist. Moderne Irrlehrer, wie der pensionierte Bischof der Episkopalkirche John Shelby Spong, vertreten die Meinung, die Lehre von der übernatürlichen Geburt Jesu sei nur ein Beweis dafür, dass die frühe Gemeinde die Göttlichkeit Jesu überbewertet hätte. Spong bezeichnet die Geburt und die Auferstehung Jesu als „Eintritts-Mythos“ und „Austritts-Mythos“ die den Jesus-Mythos umrahmen würden. Ach, wäre doch Spong nur ein Mythos!

Leider existieren heute auch unter selbsternannten „Evangelikalen“ solche, die die übernatürliche Geburt Jesu für überflüssig halten. Für sie zählt nur die Bedeutung hinter dem Wunder Jesu Geburt, doch eine historische Tatsache müsse sie dadurch noch lange nicht sein.

Also nun die Frage: Muss man daran glauben, dass Jesus Christus von einer Jungfrau geboren wurde? Natürlich ist es möglich, dass ein Mensch zu Christus findet und an Ihn als den Erlöser glaubt, ohne sofort die Lehre, dass Jesus von einer Jungfrau geboren wurde, zu kennen. Schließlich kennt ein Neubekehrter noch nicht jede christliche Wahrheit von Anfang an, sondern erlernt diese erst nach und nach. Aber die Frage hier ist: Kann ein Christ diese Lehre aus Überzeugung ablehnen? Und hierauf muss die Antwort unbedingt „Nein!“ lauten.

Matthäus berichtet uns, dass Maria, ehe sie mit ihrem Verlobten, Joseph, Geschlechtsverkehr hatte, „schwanger war von dem Heiligen Geist“ (Mt 1,18). Und dann erklärt uns Matthäus, dass hierdurch erfüllt wurde, was der Prophet Jesaja vorausgesagt hatte: „Siehe, die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären, und man wird ihm den Namen Immanuel geben. Das heißt: ‚Gott mit uns’“ (Mt 1,23; Jes 9,6-7).

Lukas gewährt uns sogar noch tiefere Einblicke, indem er uns darüber berichtet, wie ein Engel Maria besuchte, um sie darauf vorzubereiten, dass sie, obwohl sie noch eine Jungfrau war, ein Kind erwartet – und zwar nicht irgendein Kind, sondern ein göttliches Kind: „Und der Engel antwortete ihr: Heiliger Geist wird über dich kommen, und Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Darum wird auch das Heilige, das gezeugt wird, Gottes Sohn genannt werden“ (Lk 1,35).

Doch nehmen wir einmal an, nur eine Bibelstelle würde von der Geburt Jesu durch eine Jungfrau sprechen, so würde diese eine Bibelstelle doch völlig ausreichen, um sie als für alle Christen verbindliche Lehre anzusehen. Wir haben kein Recht, den Wert einer biblischen Lehre daran zu messen, wie häufig sie in der Schrift Erwähnung findet. Wir können nicht einerseits die Bibel als Gottes Wort ansehen und dann andererseits ihre eindeutigen Aussagen hinterfragen.

Millard Erickson fasste dies gut zusammen: „Wenn wir die Lehre von der Geburt Jesu durch eine Jungfrau ablehnen, obwohl die Bibel sie so deutlich vertritt, haben wir die Autorität der Bibel untergraben und es besteht kein Grund mehr, warum wir dann noch eine ihrer Lehren akzeptieren sollten. Zudem hat das Ablehnen der jungfräulichen Geburt Jesu Auswirkungen, die weit über die Lehre an sich hinausreichen.“

Was sind das für Auswirkungen, von denen Erickson hier spricht? Nun, wenn Jesus nicht von einer Jungfrau geboren wurde, wer war dann sein Vater? Jede Antwort auf diese Frage stellt eine Demontage des Evangeliums dar! Die übernatürliche Geburt Jesu erklärt, wie Christus zugleich Gott und Mensch sein konnte, warum Er sündlos war und dass die Erlösung ganz das gnädige Werk Gottes ist. Wäre Jesus nicht von einer Jungfrau geboren, dann hätte Er zwangsläufig einen menschlichen Vater und die Bibel würde uns belügen!

Carl Henry, ein Dekan eines evangelikalen theologischen Instituts sagt, dass die jungfräuliche Geburt Jesu das „zentrale historische Indiz der Menschwerdung ist. In ihr sehen wir nicht nur die göttliche und die menschliche Natur in dem Menschgewordenen vereint, sondern sie führt uns auch das Wesen, die Absicht und die Durchführung von Gottes Erlösungsplan vor Augen.“ Henry fasst dies sehr gut zusammen, und wir tun gut daran, dies zu unserer Überzeugung zu machen.

Die weltlichen Redakteure der bekannten und angesehensten Zeitschriften und Magazine können die jungfräuliche Geburt Jesu als Beweis für intellektuelle Zurückgebliebenheit der Christen ansehen. Aber es ist der Glaube der Gemeinde Jesu, bezeugt durch Gottes Wort und geschätzt von allen wahren Gläubigen zu allen Zeiten. Diejenigen, die die jungfräuliche Geburt Jesu leugnen, halten an anderen biblischen Lehren nur noch mit Not fest, denn sie haben die Autorität der Bibel bereits aufgegeben. Sie haben Christi Natur untergegraben und seine Inkarnation abgeschafft.

Christen müssen die Tatsache beachten, dass ein Leugnen der jungfräulichen Geburt Jesu auch ein Leugnen von Jesus als dem Erlöser ist. Der Erlöser, der wegen unserer Sünden stellvertretend für uns starb, wurde vom Heiligen Geist gezeugt und von einer Jungfrau geboren. Die jungfräuliche Geburt ist keine losgelöste Sonderlehre, sie ist ein unverzichtbarer Bestandteil der biblischen Offenbarung über die Person und das Werk Jesu Christi. Mit ihr steht und fällt das Evangelium.

Eines wissen wir ganz sicher: Errettung finden wir allein in dem Glauben an den versöhnenden Opfertod Jesu Christi, dem von einer Jungfrau geborenen Erlöser. Ohne diese Lehre gibt es kein Christentum, und ein wahrer Christ wird niemals die unverzichtbare Wahrheit der jungfräulichen Geburt Jesu leugnen.

 

Autor: Albert Mohler ist Leiter des größten theologischen Seminars der südlichen Baptisten, Prediger und Buchautor. Er ist ein großer Kämpfer für die Verteidigung des christlichen Glaubens, der evangelischen Bekenntnisse und der Unfehlbarkeit der Heiligen Schrift.

Quelle: Herold – Schriftenmission

 

Thema: Lebendiger Glaube | Beitrag kommentieren

618. Nachfolge mit Leidenschaft

Montag, 25. Dezember 2017 | Autor:

Liebe Blogbesucher,

dieses Thema sollte zu vielen Christen in Europa sprechen dürfen, weil, wie ich bei mir selbst beobachten kann, wir weit davon entfernt sind ein Christsein mit Leidenschaft zu leben. Wenn wir so etwas sehen wollen, dann müssen wir in die Länder die um Ihres Glaubens Willen Verfolgung leiden. Das sind für mich wahre Vorbilder des Glaubens, die echte Leidenschaft zeigen.

 

Hier ein Beispiel von vielen.

 

 

Ich danke der Arche Gemeinde Hamburg sehr herzlich für die Genehmigung diesen Beitrag hier in meinem Blog veröffentlichen zu dürfen.

 

„Nicht dass ich es schon erlangt hätte oder schon vollendet wäre; ich jage aber danach, dass ich das auch ergreife, wofür ich von Christus Jesus ergriffen worden bin. 13 Brüder, ich halte mich selbst nicht dafür, dass ich es ergriffen habe; eines aber [tue ich]: Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was vor mir liegt, 14 und jage auf das Ziel zu, den Kampfpreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus.“ (Philipper 3, 12-14)

 

Paulus spricht hier über den Lauf, den ein Christ zu vollenden hat, um sein Ziel zu erreichen. Damit meint er nicht die Wiedergeburt und die Errettung. Deine Rettung ist nicht das Ergebnis eines guten Laufes und deiner besonderen Anstrengung, sondern ein Geschenk Gottes, wie wir in Epheser 2, 8-9 lesen: „Aus Gnade seid ihr selig geworden durch den Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es, 9 … damit sich nicht jemand rühme.“ Darin besteht die Rechtfertigung, die vor Gott gilt. Sie wird nicht durch eine Leistung erreicht, sondern du erhältst sie aus reiner Gnade. Von dem einmaligen Akt der Rechtfertigung, den Gott in Jesus Christus in einem einzigen Augenblick an uns vollzieht, ist die Heiligung zu unterscheiden. Diese ist ein Prozess, in dem wir in das Bild Jesu verändert werden. Wir sollen und dürfen Christus in unserem Wesen, in unseren Gedanken, Einstellungen und Herzen immer ähnlicher werden. Das ist der Lauf, von dem Paulus spricht.

Der Apostel nennt nun einige Prinzipien, wie wir den Lauf der Heiligung effektiv bestreiten können:

 

  1. Wir sind noch nicht vollendet

Das Erste, was wir als Gotteskinder auf dem Weg zu Jesus wissen müssen, ist, dass wir noch nicht am Ziel angelangt sind. Selbst Paulus hatte es noch nicht erreicht, denn er schreibt: „Nicht dass ich es schon erlangt hätte oder schon vollendet wäre“ (Philipper 3,12). Und Vers 13: „Brüder, ich halte mich selbst nicht dafür, dass ich es ergriffen habe.“ Er sagt, dass er noch nicht das ist, was er einst sein wird.

Obwohl der Apostel bereits eine neue Kreatur war und ein neues Herz geschenkt bekommen hatte, obwohl er vor Gott gerechtfertigt war, ihm seine Sünden vergeben waren und der Heilige Geist in ihm wohnte, war er dennoch nicht vollkommen! Er erlebte immer noch Versuchungen, er lebte in seinem unerlösten Fleisch und war immer noch ein Sünder. Denn er schreibt: „Ich weiß, dass in mir, das heißt in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt; das Wollen ist zwar bei mir vorhanden, aber das Vollbringen des Guten gelingt mir nicht“ (Römer 7,18). Und: „Glaubwürdig ist das Wort und aller Annahme wert, dass Christus Jesus in die Welt gekommen ist, um Sünder zu retten, von denen ich der größte bin“ (1. Timotheus 1,15).

Paulus geht also in aller Deutlichkeit gegen die Lehre vor, die behauptet, dass Christen Menschen seien, die nicht mehr sündigen. Er wendet sich gegen die, die meinen, dass Christen bereits auf Erden in einen Zustand geistlicher und moralischer Perfektion gelangen könnten, sodass nichts Sündiges mehr in ihnen sei.

In einer Predigt sprach ein Pastor davon, dass er den Grad geistlicher Vollkommenheit erreicht habe. Ein Zuhörer fragte ihn nach der Predigt: „Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich Ihre Frau dazu befrage?“ Der Pastor antwortete: „Nun, Sie können sie fragen, aber Sie müssen wissen, dass meine Frau noch nicht an diese Lehre glaubt.“ Wie sollte sie auch! Denn bei ihrem Mann konnte sie sie nicht erkennen.

Paulus war der wohl hingegebenste und reifste Christ, der je lebte. Nach seiner Begegnung mit Jesus bewirkte er für das Reich Gottes sehr viel. Er war ein Evangelist, ein Lehrer, ein Gemeindegründer, er war ein Hirte und ein Vater in Christus. Dennoch schrieb er: „Ich habe es noch nicht erlangt“, und er bekannte freimütig und ohne Umschweife, dass er das Ziel noch nicht erreicht hatte. Diese Erkenntnis machte ihn demütig, schützte ihn vor geistlicher Arroganz und half ihm, motiviert weiterzulaufen. Geistliches Wachstum beginnt mit der Erkenntnis, dass du noch nicht da bist, wo du sein solltest. Solche, die meinen, sie hätten bereits geistliche Vollkommenheit erreicht, sehen keinen Grund, im Lauf voranzukommen. Warum sollten sie auch nach etwas jagen, von dem sie meinen, dass sie es schon besitzen? Das sind selbstzufriedene und selbstgerechte Menschen, die in großer Gefahr stehen, ihrer Sünde gegenüber blind zu werden. Sie meinen, sie wüssten alles, und sind stets bemüht, auf ihre geistlichen Erkenntnisse und Leistungen hinzuweisen. Wirklich reife Christen dagegen sind ihren Sünden gegenüber sensibel und leben demütig vor Gott. Sie kultivieren ihre Heiligung und machen Fortschritte in ihrem christlichen Leben. Sie wissen: Wir sind noch nicht am Ziel, es ist noch eine Wegstrecke zurückzulegen.

 

  1. Größte Anstrengung, aber in Gottes Kraft

Das zweite Prinzip für einen leidenschaftlichen Lauf ist die Bereitschaft zur größten Anstrengung. Es ist nämlich anstrengend, in der Heiligung zu wachsen. Paulus schreibt: „Ich jage aber danach, dass ich das auch ergreife, wofür ich von Christus Jesus ergriffen worden bin. 14 … und jage auf das Ziel zu, den Kampfpreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus“ (V. 12+14).

Es ist also ein eifriges Jagen nach dem Ziel, von dem Paulus hier spricht. Er ist ein Mann der Bewegung. Er liegt nicht auf dem Sofa herum und sagt: „Ich bin doch errettet. Nun lasse ich alle fünfe gerade sein.“ Eine solche Gesinnung haben auch uns schon Leute unterstellt, wenn wir die Betonung auf die Gnade Gottes legen. Sie befürchteten: „Wenn man so viel von der Gnade Gottes hinsichtlich Errettung und Erwählung spricht, dann führt das doch dazu, dass die Menschen nichts mehr tun.“ Das Gegenteil ist der Fall, wie wir hier an Paulus sehen. Er jagt dem Ziel, Jesus ähnlicher zu werden, nach. Dabei trainiert und bewegt er jeden geistlichen Muskel. Denn er läuft, um zu gewinnen und den Preis zu erhalten. „Ich laufe, ich jage, ich strenge mich an, weil ich noch nicht da bin“, sagt er. Oder mit anderen Worten: „Dafür arbeite und ringe ich auch“ (Kolosser 1,29). Dem Timotheus schreibt er: „Kämpfe den guten Kampf des Glaubens“ (1. Timotheus 6,12).

Aber wichtig ist, dass wir nicht meinen, wir müssten diesen Kampf in eigener Kraft kämpfen. Nein, Paulus wusste, er kämpft nicht allein, sondern in Abhängigkeit von der Kraft Gottes. Alles, was er tat, tat er nicht aus sich selbst heraus. Er arbeitete und rang. Im selben Atemzug schreibt er weiter: „… gemäß seiner wirksamen Kraft, die in mir wirkt mit Macht“ (Kolosser 1,29). „Denn Gott ist’s, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen“ (Philipper 2,13). Gott errettet uns nicht, um uns dann uns selbst zu überlassen. Nein, der Herr hat sich nicht zurückgezogen, sondern Er ist und bleibt uns durch den Heiligen Geist Beistand und Kraftquelle.

Wo bist du gerade in deinem Lauf? Vielleicht bist du über eine Hürde gestürzt und liegst am Boden. Aber Jesus ist da und hilft dir wieder auf, denn Er hat dasselbe Ziel wie du. Er motiviert dich und schenkt dir Kraft durch die Verheißungen Seines Wortes, durch die Predigt, durch deine Geschwister in der Gemeinde. Er richtet dich auf und stellt dich wieder her. Und in dieser Seiner Kraft darfst du der Heiligung nachjagen und den Lauf vollenden!

 

Nun folgt noch ein weiteres Prinzip für den Lauf der Heiligung:

 

  1. Ungeteilt das Ziel vor Augen

Wir müssen das Ziel vor Augen haben. Denn was nützt eine noch so große Anstrengung, wenn der Läufer nicht auf das Ende fokussiert ist? Jeder Athlet weiß, dass er nach vorne schauen muss. Sobald er in das Publikum oder zu Boden blickt, beginnt er zu straucheln und stürzt vielleicht sogar.

Beim Lesen des Briefes springt die Zielstrebigkeit des Apostels ins Auge, mit der er sein Christsein lebt. Er schreibt: „Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was vor mir liegt, 14 und jage auf das Ziel zu, den Kampfpreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus“ (Philipper 3,13-14). Paulus ist hochkonzentriert. Er schaut nur nach vorne. Dabei erledigt er nicht mehrere Dinge gleichzeitig und lässt sich von Nebensächlichkeiten ablenken, denn er schreibt: „Eines aber tue ich“ – und das ist: „Ich strecke mich aus nach dem, was da vorne liegt.“

Menschen, die in bestimmten Disziplinen (sei es im Sport, in der Musik oder Kunst) großartige Leistungen vollbringen, haben meist nur eines im Sinn: Sie trainieren und üben über Jahre hinweg, um Spitzenleistungen zu vollbringen. Sie verzetteln sich nicht, sie tanzen nicht auf vielen Hochzeiten und verschwenden keine unnötige Energie. Solch eine Konzentration auf das Ziel ist auch für den Lauf eines Christen absolut notwendig. Du musst dich konzentrieren auf das Ziel! Du darfst nicht aus den Augen verlieren, wo du hinwillst! Denn sonst wirst du straucheln.

Jakobus spricht von einem Mann „mit geteiltem Herzen, unbeständig in allen seinen Wegen“ (Jakobus 1,8). Verfolgst du mehrere Ziele bei deinem Lauf als Christ? Hast du ein geteiltes Herz und stehst in Gefahr, das eigentliche Ziel aus den Augen zu verlieren? Paulus ermahnt uns, das Ziel im Fokus zu haben und weder nach rechts noch nach links zu blicken. Er erinnert uns, dass wir nur nach vorne schauen sollen.

Das wusste auch schon Salomo, er schrieb deshalb in den Sprüchen: „Lass deine Augen geradeaus schauen und deine Blicke auf das gerichtet sein, was vor dir liegt! 26 Mache die Bahn für deinen Fuß gerade, und alle deine Wege seien bestimmt; 27 weiche weder zur Rechten ab noch zur Linken, halte deinen Fuß vom Bösen fern!“ (Sprüche 4,25-27). So soll auch ein Christ in der Laufbahn sich nicht von nichtigen Dingen ablenken lassen, sondern den Kampfpreis immer fest vor Augen behalten. Dazu gehört auch, dass „ich vergesse, was dahinten ist“ (Philipper 3,13). Zu vergessen, was hinter mir liegt, bedeutet: Ich schaue während meines Laufes nicht zurück. Ein Läufer dreht sich nicht um und beschäftigt sich mit dem, was sich hinter ihm abspielt. Tut er das doch, verliert er Geschwindigkeit, verlässt die Bahn und verliert am Ende das Rennen. Schau nicht zurück! Es ist bedeutungslos, was hinter dir geschieht.

Was sollen wir denn vergessen? Alles. Paulus macht hier keine Einschränkung oder trifft eine Auswahl. Er meint alles, was hinter uns liegt. Das beinhaltet die guten wie auch die schlechten Dinge. Es bedeutet einerseits, die Erfolge, tugendhaften Taten, großartigen Leistungen und geistlichen Dienste zu vergessen. Wir sollen uns nicht baden in dem, was wir schon alles geleistet haben. Andererseits sollen wir aber auch die schlechten Dinge hinter uns lassen wie Sünden, Missetaten, Fehler und Unheil. Das soll nicht zu Ballast werden, der an uns hängt in unserem Lauf dem Ziel entgegen. Jesus sagt: „Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes“ (Lukas 9,62; L84). Genauso wenig sollen wir uns von unseren vergangenen Sünden, Verfehlungen und Schulden lähmen und schwächen lassen. Sie sind doch vergeben! Der Schuldbrief ist zerrissen. Was belastest du dich dann mit den Verfehlungen deiner Vergangenheit? Was wühlst du in den Sünden deiner Vorfahren? Schau nach vorne! Wenn du deine Sünden an das Kreuz Jesu gebracht hast, sind sie vergeben und für immer getilgt!

Auch in der Gemeinde blicken wir nach vorne. Hin und wieder hört man Geschwister von den guten alten Zeiten sprechen. „Damals war es so schön, da taten wir dies und taten wir das. Und der Herr war mit uns …“ Natürlich sagt Psalm 103, 2: „Vergiss nicht, was der HERR dir Gutes getan hat.“ Diese Wahrheit soll als Ermutigung für den gegenwärtigen Lauf dienen, aber nicht zur rückwärtsgewandten Nostalgie führen.

Es können auch Verluste von lieb gewordenen Menschen sein, die uns hindern, den Blick nach vorne zu richten. Deine Kinder haben dich verlassen und sind eigene Wege gegangen. Und du schwelgst in der Vergangenheit, als sie noch so klein, süß und gehorsam waren. Oder vielleicht sind liebe Angehörige gestorben und du lebst nur noch in der Erinnerung, wie schön es damals mit ihnen war. Natürlich gibt es eine Zeit der Trauer, und wir dürfen auch weinen. Aber die Trauer darf uns nicht daran hindern, nach vorne zu blicken und zu wissen: Das, was noch kommen wird, ist viel schöner als das, was jemals war.

 

  1. Das Ziel

Und wie heißt nun schließlich das konkrete Ziel, dem Paulus nachjagt? Er benennt es in Römer 8, 29: „Die er zuvor ersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dem Ebenbild seines Sohnes gleichgestaltet zu werden.“ Das Ziel ist, so zu werden, wie Jesus ist. Das ist unsere Berufung, das ist der Weg, auf dem wir uns befinden. Das bedeutet, dass wir danach streben, in einen Stand zu kommen, in dem keine Lüge mehr in uns ist, kein Stolz, keine Überheblichkeit, kein Streit und kein Ehegezänk, kein Ehebruch, keine Habgier, kein böses Herz, keine Krankheit, kein Leid und kein Geschrei, sondern vollkommene Heiligkeit. All das erlangen wir nicht auf dieser Welt, sondern dann, wenn wir bei Ihm sind. Dann werden wir so sein wie Er. Das Ziel ist nicht irdisch, sondern himmlisch. Denn „wir erwarten Jesus Christus als den Retter, 21 der unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird, sodass er gleichförmig wird seinem Leib der Herrlichkeit“ (Philipper 3,20-21). (Siehe auch 1. Johannes 3,2).

Paulus lebte in der Erwartung, dieses Ziel zu erreichen. Und er bewegte sich mit derselben Hingabe und demselben Eifer darauf zu wie damals, als alles begann. Wenn ein Läufer die Ziellinie überschritten hat, wirft er seine Arme in die Luft und jubelt, weil er gesiegt hat. Und auch im Himmel herrscht Jubel, wenn ein Läufer nach dem anderen ins Ziel kommt.

Es wird der Tag kommen, an dem Jesus dich heimruft. Das wird der Augenblick sein, in dem du die Ziellinie überquerst. Jesus wird da sein und mit Ihm die himmlischen Heerscharen und die Erlösten. Sie sehen, wie du ankommst, und sie jubeln. Sie jubeln aber weniger über dich und deine Leistung, sondern sie jubeln mehr über das Lamm Gottes, das dich dazu brachte, dass du das Ziel erreichen konntest.

Am Ende seines Lebens schrieb Paulus die Worte: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten; 8 hinfort liegt für mich bereit die Krone der Gerechtigkeit, die mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag geben wird“ (2. Timotheus 4,7-8; L84). Paulus erwartete den Siegespreis und war gewiss, dass er ihn im Himmel bei Gott empfing. Danach streben auch wir – nicht aus eigener Kraft, aber befähigt durch den Heiligen Geist. Ich wünsche dir wirklich von Herzen den Segen Gottes, Seinen Beistand und Seine Kraft für deinen Lauf. Dann werden wir gemeinsam im Himmel feiern! Amen.

 

Autor: Christian Wegert

Quelle: Arche Gemeinde Hamburg

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