Home

Archiv für die Kategorie » Kirche «

322. Merkwürdigkeiten im Bereich der evangelischen Kirche

Donnerstag, 2. August 2012 | Autor:

Ist eine Bekenntnissynode notwendig?

(01.08.2012)

In letzter Zeit häufen sich die Merkwürdigkeiten im Bereich der evangelischen Kirche. Schon bisher war man es gewohnt, dass biblische Aussagen in Zweifel gezogen, verwässert, passend hingebogen und mit neuen Sinninhalten gefüllt wurden.

Durch die Hinwendung zum Islam und dem Bejahen der Homosexualität ist es jetzt zu einer weiteren Steigerung gekommen, wodurch das Abdriften vom Wort Gottes eine neue Qualität erreicht hat.

 

Sieht man auf die bisherige Entwicklung, ist das eigentlich nur folgerichtig und sollte deshalb nicht sonderlich verwundern.

Die „Weiterentwicklung“, im Sinne eines „noch weiter weg vom Evangelium“, soll durch ein paar Beispiele illustriert werden.

Da ist die nur halbherzige Richtigstellung – die alle Möglichkeiten offen lässt – einer Aussage des bayerischen Landesbischofs Bedford-Strohm, der gesagt hatte, dass er es als eine tiefe und beglückende Bereicherung empfindet, wenn er bei einer multireligiösen Feier am Reichtum anderer Religionen, hier dem Islam, teilhaben kann.

Foto Montage Agentur PJI Integration-Z1

 

In der Tageszeitung „Nürnberger Nachrichten“ war darüber, gröblich verallgemeinernd, berichtet worden, dass der Bischof erwarte, dass sich die Christen stärker für die Lehren des Islam öffnen.

Diese irreführende Fehlinformation wurde vom bayerischen Landesbischof nur intern, nicht aber öffentlich, dementiert. In der, zumeist glaubensfernen und damit ahnungslosen Öffentlichkeit entsteht dadurch der Eindruck, dass zwischen Christentum und Islam keine Gegensätze bestehen. Damit hält sich der Bischof praktisch alle Türen offen.

Auf der Bayerischen Landesgartenschau in Bamberg gibt es einen „Gottesgarten der Religionen“. Hier stellen sich die drei „monotheistischen Religionen, Christentum, Judentum und Islam, die (angeblich) alle an denselben Gott glauben“, als gleichwertig und damit grundsätzlich austauschbar, vor.

Für die, zum Relativismus neigenden, religiös interessierten Menschen unserer Tage, ist das sicher sehr interessant und informativ – aber eben auch süße Verführung pur. Völlig klar, dass hier auch die evangelische Kirche kräftig mitzieht.

Es ist ein fundamentaler Unterschied ob Religionen nur vorgestellt und erklärt werden oder ob auf eine „Verbrüderung“ hingewirkt wird.

Was soll man davon halten, wenn in der Evangelischen Akademie Hofgeismar, eine Schamanin, die sich selbst als „Werkzeug der Geister“ bezeichnet, Seminarteilnehmer mit dem esoterisch-okkulten Schamanismus bekannt macht, bei dem versucht wird, mit der Geisterwelt in Kontakt zu treten?

Das ist so, als wenn ein Abstinenzlerverein (Antialkoholiker), eine Schnapsbrennerei, eine Brauerei oder eine Weinkellerei besichtigt, um anschließend die entsprechenden Produkte, mit der Begründung zu probieren, „dass man sich über den Alkohol informieren müsse“.

Es überrascht dann nicht, wenn in der evangelischen Akademie Tutzing ein islamischer Geistlicher und der evangelische Akademiedirektor ein gemeinsames Morgengebet sprechen, „was“ – wie es dazu hieß – „natürlich keine Religionsvermischung ist, denn man hört ja nur auf das, was der andere zu sagen hat“.

Oder wenn im evangelischen Kindergarten in Karlstadt, sinnigerweise am 6. Dezember 2011 (Nikolaustag), das auf diesen Tag fallende islamische Aschura Fest gefeiert wurde.

Aber so fängt es an! Denn zu was muss man wissen, „was der andere zu sagen hat“, wenn man selbst fest im christlichen Glauben steht? Das ist so, als wenn man die Ehe bricht um herauszufinden was der oder die andere zu bieten hat.

Sehr unpassend ist es deshalb, wenn ein evangelischer Pfarrer, wie in Schwabbach geschehen, unter Mitwirkung eines muslimischen Religionslehrers in sein Amt eingeführt wird.

Da wird in einer Kölner Moschee, von einem evangelischen Pfarrer, das ARD Wort-zum-Sonntag gesprochen und ungeachtet der Nachrichten aus islamischen Ländern, wo von ständigen Mordaktionen an Christen, der Zerstörung von Kirchen, den schon aus geringfügigen Anlässen ausrastenden, gewalttätigen Muslime berichtet wird, verkündet, dass der Islam eine friedliche Religion ist.

Da finden chrislamische Veranstaltungen in Kirchen statt, wo, „zur gegenseitigen Bereicherung“, wechselseitig Bibel- und Koranverse rezitiert werden.

Aber auch sonst ist die Evangelische Kirche für manche Überraschung gut.

So wurden auf dem hessisch-nassauischen Jugendkirchentag an die Teilnehmer im Alter zwischen 14 und 18 Jahren Kondome mit der Aufschrift „Höhepunkte erleben“ verteilt, weil man damit rechnete, dass es auf dem Jugendkirchentag zu entsprechenden Kontakten kommt. Offiziell ging es darum, auf die Immunschwäche Aids hinzuweisen und gegen die Diskriminierung Homosexueller zu protestieren.

Was wäre von einer kirchlichen Beteiligung an einem Bordell zu halten, die damit begründet wird, dass sich Jesus mit Huren und Zöllnern abgab? Zwar geschah das in einem völlig anderen Zusammenhang, würde aber auf der Linie der „Höhepunkte“ auf dem Jugendkirchentag liegen.

Hinsichtlich der neuesten evangelischen „Errungenschaft“, der homosexuellen Partnerschaften im Pfarrhaus, hat man in Sachsen jetzt allerdings ein Zeichen gesetzt.

In einer Stellungnahme stellte die Sächsische Bekenntnisinitiative (SBI) mit Bedauern fest, dass aufgrund des Kirchenleitungsbeschlusses vom 21. Januar 2012, wonach es in seelsorgerlichen Ausnahmefällen Einzelerlaubnisse für homosexuelle Partnerschaften im Pfarrhaus geben kann, der „status confessionis“ gegeben ist, weil, nach dem Schriftverständnis der SBI, praktizierte Homosexualität mit der Heiligen Schrift nicht vereinbar ist.

Die Unterzeichner, darunter der bekannte Evangelist Dr. Theo Lehmann, stellen deshalb fest, dass sie den Landesbischof und die Landessynode nicht mehr als geistliche Führung ihrer Ev.- Luth. Landeskirche anerkennen.

Artikel 28 des für die Evangelische Kirche gültigen Augsburger Bekenntnisses, von 1530, sagt dazu folgendes:

Wo das geistliche Regiment etwas gegen das Evangelium lehrt oder tut, haben wir den Befehl, dass wir ihm nicht gehorchen (Matth.7,15; Gal.1,8; 2.Kor.13,8).

Die SBI wird eindringlich gebeten umgehend eine Bekenntnissynode zu gründen.

Die Stellungnahme der SBI, auf welche die Amtskirche mit Suspendierung und Predigtverboten reagierte, wobei, wie an den Reaktionen erkennbar, die Amtskirche das Kirchenvolk allerdings nicht hinter sich haben dürfte, ist sehr mutig.

Trotz amtskirchlichen Drucks weichen die Widerständler nicht von ihrer Haltung ab und denken auch nicht daran, aus der Kirche auszutreten. Das ist bemerkenswert und spricht dafür, dass die falschen Hirten und Namenschristen nicht pauschal mit der Kirche gleichgesetzt werden dürfen.

Einer der Suspendierten hat mittlerweile zahlreiche Stellenangebote bekommen, möchte aber seine Kirche trotzdem nicht verlassen.

Das alles kann nur vom Wort Gottes her bewertet werden, weshalb dazu dazu nur soviel gesagt werden soll:

Der gesegnete Kelch, den wir segnen, ist der nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi? Denn ein Brot ist’s: So sind wir viele ein Leib, weil wir alle an einem Brot teilhaben. Ihr könnt nicht zugleich den Kelch des Herrn trinken und den Kelch der bösen Geister; ihr könnt nicht zugleich am Tisch des Herrn teilhaben und am Tisch der bösen Geister.
1. Korinther 10, Verse 16-17 und 21

Auch wenn man im alten Israel dem Götzendienst nicht abgeneigt war, wäre sicher niemand vom Volk Israel bzw. von den Juden, auf die Idee gekommen, in der Stiftshütte, oder später im Tempel in Jerusalem, Götzenbilder aufzustellen.

Man sieht aber kein Probleme darin, in einer Kirche, als dem Ort der Anbetung, an dem Jesus Christus in seinem Wort gegenwärtig ist und wo er sich selbst in Brot und Wein gibt, den Worten des Widersachers Jesu Christi Gehör zu verschaffen, wie es vermehrt durch „chrislamische Veranstaltungen“ geschieht.

Und noch etwas:

Jede Religion – das Christentum eingeschlossen – macht nur dann Sinn, wenn die jeweiligen Anhänger fest zu ihrem jeweiligen Glauben stehen und diesen als den „einzig richtigen“ ansehen. Diese Haltung muss man jedem Gläubigen jeder Religion zubilligen.

Toleranz bedeutet, eine andere Religion, die nicht die eigene ist, zu ertragen.

Versucht man, aus einem falschen Toleranzverständnis und einem „gutmenschlichem Bedürfnis“ heraus, die Unterschiede zu verwischen, um sich auf einen kleinstmöglichen gemeinsamen Nenner zu einigen, kann das nur katastrophal enden, weil man am Ende, anstelle einer Religion mit transzendenten Zügen, eine gutmenschliche Ideologie hat.

Kluge Muslime wissen das und machen bei so etwas erst gar nicht mit und wenn doch, dann um die „dummen Christen“ zu täuschen!

Der Ausverkauf des Evangeliums kann deshalb nicht ohne Folgen bleiben – siehe weiter unten.

Oder wisst ihr nicht, dass die Ungerechten das Reich Gottes nicht ererben werden? Lasst euch nicht irreführen! Weder Unzüchtige noch Götzendiener, Ehebrecher, Lustknaben, Knabenschänder, Diebe, Geizige, Trunkenbolde, Lästerer oder Räuber werden das Reich Gottes ererben.
1. Korinther 9, Verse 9 und 10

So hat es Luthers übersetzt. Geht man vom griechischen Urtext aus, müsste es statt „Lustknaben“ „Weichlinge“ (malakoi) heißen und statt „Knabenschänder“ „homosexuelle Männer“ (arsenokoitai; Männer, die mit Männern den Koitus vollziehen).

Das sind klare und eindeutige Aussagen, an denen es nichts zu deuteln gibt und die auf der Linie des Wortes Gottes liegen.

Dieser Tage war in der Tageszeitung zu lesen, dass der sonntägliche Kirchenbesuch in der evangelischen Kirche dramatisch zurückgeht, wobei man bereits hochrechnet, wann möglicherweise niemand mehr kommt.

Andererseits ist ein Wachstum bei bibeltreuen Gemeinden festzustellen.

Darüber sollte sich niemand wundern, weil hier ein ähnlicher Mechanismus, wie im Geschäftsleben abläuft, wo die Kunden ausbleiben, wenn sie nicht das bekommen, was sie suchen.

Wenn ich anstelle einer konkreten, sachbezogenen und zielführenden Beratung und Information nur nichtssagende Allgemeinplätze vermittelt bekomme, erübrigen sich weitere Besuche. Und zu was soll ich in die Kirche gehe, wenn ich das, was mir dort gesagt wird, viel schneller und einfacher in der Zeitung lesen oder über das Fernsehen erfahren kann?

Was die Menschen erwarten ist, dass das was sie in der Welt zu hören und zu sehen bekommen, in der Kirche, anhand des Wortes Gottes, kritisch reflektiert und dadurch Wegweisung und Orientierung vermittelt wird.

Nachdem das nicht geschieht, kann man in der zunehmenden Bedeutungslosigkeit der evangelischen Kirche ein Stückweit Gerichtshandeln Gottes erkennen.

In diesem Zusammenhang ist zu fragen wie sich die Hinwendung zum Islam mit dem Verständnis für „homosexuelle Partnerschaften“ verträgt. Für den Islam ist die Homosexualität ein todeswürdiges Vergehen. Man darf gespannt wie sich die evangelische Kirche hier aus der Affäre zieht.

Abschließend eine mehr rhetorische Frage:

Ob Jesus und die Apostel heute wohl nach einer Anstellung in der Evangelischen Kirche bekämen?

Jörgen Bauer

Thema: Kirche | 3 Kommentare

84. 96 Thesen zum Austritt aus der EKD

Montag, 22. März 2010 | Autor:

Bekennende Kirche heute.

96 Thesen zum Austritt aus der EKD

Austritt aus Glauben

1. Ich trete aus der Evangelischen Kirche als Institution aus, aber nicht aus der Gemeinschaft der Glaubenden, dem Leib Jesu Christi.

2. Mein Austritt geschieht aus Glauben, nicht aus Glaubenslosigkeit.

3. Ich respektiere entschiedene Christen, die diesen Schritt im Glauben (noch) nicht vollziehen, dennoch als meine Brüder und Schwestern in Jesus Christus, und bitte sie, auch meine Entscheidung zu respektieren.

4. Mein auf Gottes Wort gegründetes Gewissen läßt mir selber aber nach meinem jetzigen Erkenntnisstand keine andere Wahl.

Taubheit der Verantwortlichen

5. Mein Austritt erfolgt nicht leichtfertig, sondern nach vielen Jahren des Leidens in und an der Kirche und des lauten Rufens nach Erneuerung und Reformation.

6. Dieser Ruf ist von meiner Seite durch zahlreiche Appelle, Vorträge und Schriften und zuletzt durch die Veröffentlichung von neuen „95 Thesen zur Situation von Kirche und Gesellschaft im Lutherjahr 1996” erfolgt.

7. Während es außerhalb der Grenzen Deutschlands zahlreiche Reaktionen von Kirchen auf die Thesen gab, haben die Verantwortlichen der Evangelischen Kirche in Deutschland mit keiner Silbe dazu und zu inhaltlich ähnlichen Appellen anderer Christen Stellung genommen, geschweige denn sich korrigieren lassen.

8. Im Gegenteil: Die Mißstände in Kirche und Gesellschaft sind – fast wie zum Trotz – seither noch schlimmer geworden. Die nachfolgend genannten Mißstände stellen nur die Spitze des Eisbergs dar.

Zerstörung von Gottesdienst, Sakramenten und Liedgut

9. An vielen (nicht allen) Orten erfolgt keine bibelgemäße Predigt im Gottesdienst. Die Pfarrer und Pfarrerinnen folgen ihrer eigenen Phantasie und stellen politische, ökonomische, ökologische, soziologische oder psychologische Analysen an, die nicht oder nicht in erster Linie in einen Gottesdienst gehören.

10. Kindertaufe und Konfirmation sind an vielen Orten zu einem Ritual der Mitgliederwerbung und -Stabilisierung verkommen, in dem der heilsnotwendige Glaube eine untergeordnete oder gar keine Rolle mehr spielt.

11. Die Austeilung des Abendmahls erfolgt an vielen Orten in oberflächlicher und mißbräuchlicher Form, so etwa wenn es zu einem „Feierabendmahl” verfälscht wird oder die Selbstprüfung und Reue über die Sünden unterbleibt.

12. Neue Gottesdienstmodelle werden ausprobiert, die eher Show- und Volksfestcharakter tragen, aber mit der Heiligkeit Gottes und seines Wortes nichts mehr gemeinsam haben.

13. In das neue Evangelische Gesangbuch wurden – neben vielen wertvollen Liedern und Gebeten – auch Texte von Atheisten und Angehörigen nichtchrist-licher, heidnischer Religionen aufgenommen.

Zulassung von Gotteslästerung

14. In offiziellen und steuerlich bezuschußten Kirchenzeitungen werden in zunehmender Häufigkeit geschmacklose und gotteslästerliche Bilder und Berichte veröffentlicht.

15. So wurde z.B. an Karfreitag (!) 1998 auf der Titelseite des „Deutschen Allgemeinen Sonntagsblattes” der gekreuzigte Jesus in splitternackter Gestalt abgebildet, zusammen mit weiteren nackten Männern in eindeutiger erotischer Stellung. Auf Seite 3 derselben Ausgabe fand sich ein Interview mit der feministischen „Theologin” Christa Mulack unter der fettgedruckten Überschrift „Für mich hätte Jesus nicht sterben brauchen.”

16. Mit solchen von der Evangelischen Kirche in Deutschland zugelassenen, subventionierten und verbreiteten Veröffentlichungen wird das Zentrum des christlichen Glaubens, die Rechtfertigung des Sünders allein aus Gnaden durch das Kreuzesopfer und die Auferstehung Jesu Christi, angetastet und verlästert.

Gutheißen von Sünde

17. Überhaupt wird immer mehr verdunkelt, was Sünde und Erlösung bedeuten.

18. Sünde wird namenlos gemacht, indem sie mit dem Einverständnis höchster kirchlicher Stellen toleriert oder sogar „gesegnet” werden soll.

19. So wird ernsthaft und massiv in Synoden und Kirchenkreisen über die kirchliche Segnung homosexueller und lesbischer Partnerschaften nachgedacht und diese auch zunehmend praktiziert.

20. Gleichzeitig bröckelt in den evangelischen Kirchen der Schutz des ungeborenen Lebens immer mehr ab, was skandalöse Synodenbeschlüsse (seit Rosenheim 1991) beweisen.

Zulassung feministischer Irrlehren

21. Eine feministische „Theologie” gewinnt in evangelischen Fakultäten, Kirchenleitungen und Gemeinden schleichend die Oberhand und bringt neuheidnisches Denken in die Kirche ein.

22. So werden in vielen „Gottesdiensten” bereits „Vater und Mutter im Himmel” angerufen oder mancherorts sogar heidnische Muttergottheiten neben den Schöpfer des Himmels und der Erde gestellt.

Ökumenisierung, Politisierung, Religionsvermischung, okkulte Praktiken

23. Die Evangelische Kirche, die einmal Kirche der Reformation eines Martin Luther, Philipp Melanchthon, Huldreich Zwingli und Johannes Calvin war, gibt zunehmend ihre Identität durch die Annäherung an Rom preis (z.B. durch die Unterzeichnung der „Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre”) und droht dadurch von der römisch-katholischen Hierarchie vereinnahmt zu werden.

24. In vielen Kirchengemeinden ist ein politisch ¬einseitiger und religionsver-mischender ”Konziliarer Prozeß für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung” – als ein neuer, innerweltlicher Pseudo-Heilsweg – an die Stelle des Evangeliums von der Rechtfertigung des Sünders allein aus Gnaden getreten.

25. Die Vermischung der Religionen und sogar die Duldung und Verbreitung okkulter, magischer und schamanischer – also satanisch inspirierter! – Praktiken schreitet fast ungebremst in allen großen Kirchen voran.

Mobbing

26. Bibeltreue Christen, Pfarrer und kirchliche Mitarbeiter werden zunehmend ausgegrenzt und oftmals durch “Mobbing” mundtot gemacht.

27. Irrlehrer wie Lüdemann dagegen werden viel zu lange geduldet.

Weitere Mißstände

28. An die Stelle biblischer Seelsorge ist zunehmend psychologische Beratung getreten.

29. Evangelischer Religionsunterricht, der schon längst durch Bibelkritik und einseitige Politisierung unterhöhlt worden war, droht nun völlig durch LER (Lebensgestaltung – Ethik – Religionskunde) ersetzt zu werden.

30. Die biblische Lehre von der Erschaffung der Welt und des Menschen durch Gott wurde -auch im Religionsunterricht bzw. in LER – durch unbiblische und auch naturwissenschaftlich nicht haltbare Evolutionshypothesen aufgeweicht und verdrängt.

31. Vor allem aber ist weithin an die Stelle der biblischen Lehre von Gottes Liebe und Heiligkeit sowie der Notwendigkeit einer radikalen Umkehr des Sünders zu Gott ein Pseudo-Evangelium vom „lieben Gott” und einer „billigen Gnade” getreten. Dadurch geraten Menschen in Gefahr, ewig verloren zu gehen.

32. „Denn die Zeit ist da, daß das Gericht anfängt am Hause Gottes. Wenn aber zuerst an uns, was wird es für ein Ende nehmen mit denen, die dem Evangelium Gottes nicht glauben?” (1. Petr 4,17).

Dankbarkeit für bibeltreue Gemeinden

33. Die Mißstände begegnen – das sei ausdrücklich betont – nicht in jeder Kirchengemeinde mit gleicher Intensität und Wucht.

34. An einzelnen Orten gibt es sogar noch bibel- und glaubenstreue Gemeinden innerhalb der Evangelischen Kirche, mit denen ich mich weiterhin geistlich verbunden weiß und deren Gottesdienste ich gerne besuchen würde.

35. Diese Gemeinden stehen aber je länger je mehr auf einsamem Posten und werden – regional unterschiedlich – zunehmend in ihrer Arbeit beschränkt.

36. Der Grund dafür ist, daß die Kirchenleitungen in so gut wie allen Landeskirchen zunehmend eine glaubenszerstörende Haltung tolerieren, ja zum Teil bereits selber einnehmen.

 

Der Hauptgrund für die Glaubenszerstörung

37. In den Kirchenleitungen ist – wie in anderen Bereichen von Staat und Gesell-schaft -inzwischen die neomarxistisch geprägte 68er-Generation an die Macht gelangt, was etwa die Besetzung von Bischofsstühlen und Synoden beweist.

38. Die 68er-Generation der Frankfurter Schule erstrebt die Auflösung bestehender – vor allem biblisch-christlicher – Werte und propagiert den autonom über sich selbst bestimmenden Menschen in einer „Gesellschaft nach dem Tode Gottes”.

39. Zwischen der Zerstörung der Kirche durch die „Deutschen Christen” während des „Dritten Reiches” und der Zerstörung der Kirche durch die 68er-Generation heute gibt es durchaus Parallelen.

40. Der innere Keim für die Glaubenszerstörung wurde jedoch bereits viel früher gelegt, nämlich durch die seit dem Zeitalter der Aufklärung aufgekommene und zunehmend in die Kirchen eingedrungene Kritik der gefallenen menschlichen Vernunft am heiligen Wort Gottes.

41. Das fast ausschließliche Monopol bibelkritischer Theologen an den staatlich und kirchlich anerkannten Theologischen Fakultäten Deutschlands, wie wir es heute als Folge davon vorfinden, ist eine Ungerechtigkeit und ein himmelschreiender Skandal.

42. Dieses Monopol trägt maßgeblich zur Selbstzerstörung der Evangelischen Kirche bei, da es ihr das Fundament, nämlich das glaubensweckende Wort Gottes in Gestalt der Heiligen Schrift, relativiert oder völlig raubt.

43. Alle Mißstände, unter denen die Evangelische Kirche heute leidet, lassen sich somit zurückführen auf die Relativierung der Heiligen Schrift und die in der Regel daraus folgende Zerstörung des Glaubens durch die Bibelkritik.

44. Aus der Bibelkritik folgt im einzelnen die Relativierung oder Zerstörung der Lehre von Gott, von Christus, vom Heiligen Geist, von der Sünde und Erlösung, von der Gemeinde und den letzten Dingen, wie dies an anderer Stelle, nämlich in den 95 Thesen aus dem Jahre 1996, dargestellt wurde.

45. Nicht nur extreme Formen der Bibelkritik – etwa in Gestalt eines Bultmann oder Lüdemann – , sondern auch die gemäßigten Formen stellen für die Studenten eine Verführung dar, die oft weit gefährlicher, weil subtiler ist.

Die Ignorierung der Glaubensbekenntnisse in der Praxis

46. Zwar stehen die Glaubensbekenntnisse in der Evangelischen Kirche noch auf dem Papier, aber in der kirchlichen Praxis haben sie bundesweit und an vielen Orten kaum noch irgendeine Bedeutung.

47. Hätten sie irgendeine Bedeutung, dann müßten die Kirchenleitungen das, was an den Theologischen Fakultäten und in den Kirchengemeinden geschieht, daran messen und Lehren und Lebensweisen, die im Widerspruch dazu stehen, verbieten.

48. Dies tun sie jedoch in der Regel nicht, sondern – es sei ausdrücklich wiederholt – sie tolerieren unbiblische Lehr- und Lebensäußerungen großenteils, ja sie fördern diese sogar noch oder propagieren sie selber.

Das Ende der Kirche

49. Wo dies geschieht, ist jedoch der Punkt erreicht, an dem Kirche als Institution sich zunehmend von der Kirche entfernt, wie Jesus Christus sie gewollt hat und die Apostel sie begründet haben.

50. Wo dies geschieht, wird Kirche zur Anti-Kirche und verändert sich Kirche Jesu Christi zur Institution des Antichristen.

51. Dieser Prozeß hat sich in den letzten Jahrzehnten unmerklich eingestellt und in den letzten Jahren ständig beschleunigt. Eine Kurskorrektur ist zur Zeit schwer vorstellbar.

52. Würde sich die Evangelische Kirche auf ihre Grundlagen besinnen, dann würde sie einen großen Schatz entdecken: den Schatz des Heils und ewigen Lebens im Glauben an Jesus Christus auf der Basis des unverkürzten und unverfälschten Wortes Gottes.

53. Diesen Schatz hat sie heute gegen ein Linsengericht innerweltlich-politischer Programme, psychologischer Selbsterfahrungsprozesse, esoterischer New-Age-Praktiken und religionsvermischender Weltverbrüderungsversuche eingetauscht.

54. Indem sie mit innerweltlich-politischen Programmen und heidnischen Religionen buhlt, schält sich immer deutlicher die Gestalt der Babylon-Kirche (Offb 13 u. 17-19) heraus, die in Gegensatz zur Brautgemeinde der Erlösten tritt.

Braut contra Babel

55. Die Babylon-Kirche der Endzeit stellt sich der Welt gleich und vertauscht Gottes Geist mit dem Zeitgeist (Offb 17,2; 18,3).

56. Die Brautgemeinde der Erlösten dagegen paßt sich dem Zeit- und Weltgeist nicht an, sondern ist Salz und Licht der Welt (Mt 5,13 ff.; Röm 12,1; 1. Joh 2,15-17).

57. Die Babylon-Kirche der Endzeit betreibt „Hurerei”, das heißt: sie setzt heidnische Götzen mit dem Gott der Bibel gleich und vermischt die Religionen und Ideologien (Offb 17,2.5.15).

58. Die Brautgemeinde der Erlösten dagegen hält Jesus Christus als dem einzigen Herrn und Erlöser die Treue und lehnt jede Religionsvermischung ab (Joh 14,6; Apg 4,12).

59. Die Babylon-Kirche der Endzeit bringt die wahrhaft Gläubigen zunehmend in Bedrängnis (Offb 17,6).

60. Die Brautgemeinde der Erlösten dagegen setzt sich zusammen aus Gläubigen aus allen Denominationen, die nur Gott wirklich kennt (1. Sam 16,7; Joh 17,20-26).

61. Die Babylon-Kirche der Endzeit lenkt durch falsche Zeichen und Wunder von den rettenden Wunden Jesu ab (Mt 24,24; 2. Thess 2,9; 0ffb 13,13).

62. Die Brautgemeinde der Erlösten dagegen fallt nicht auf falsche Zeichen und Wunder herein, sondern orientiert sich allein am Wort der Heiligen Schrift (Jer 23,28; 2. Tim 3,14-17).

63. Die Babylon-Kirche der Endzeit ist auf Geld und Macht aus; sie ist äußerlich prachtvoll, aber innerlich tot (Offb 3,1; 17,4.18; 18,7.9-19).

64. Die Brautgemeinde der Erlösten dagegen geht durch irdische Niedrigkeit, Verachtung und Verfolgung hindurch zur himmlischen Herrlichkeit (Mt 10,9 f.; 24,9-13; 2. Tim 3,12).

65. Die Babylon-Kirche der Endzeit bereitet dem Antichristen den Weg, der sie zunehmend für sein religiöses Gaukelwerk mißbraucht, um sie anschließend fallenzulassen (Offb 17,3.16).

66. Die Brautgemeinde der Erlösten dagegen bereitet Christus den Weg, indem sie viele Menschen in seine Nachfolge ruft (Mt 24,14).

Die Blindheit vieler „Frommer”

67. Es ist erschütternd, daß die Herausbildung dieses Gegensatzes vor unseren Augen von vielen Vertretern „frommer” Kreise nicht erkannt wird.

68. Zum Teil mag diese Blindheit damit zu entschuldigen sein, daß manche nur die kirchliche Situation vor Ort sehen, die zum Teil noch besser sein mag als in der Gesamtkirche.

69. Auf Dauer lassen sich jedoch die Augen vor der gesamtkirchlichen Lage nicht verschließen.

Der Zeitpunkt des Kirchenaustritts

70. Der Zeitpunkt des Kirchenaustritts ist für gläubige Christen spätestens dann erreicht, wenn sie sich durch ihre Mitgliedschaft der Teilhabe an fremden Sünden und Irrlehren schuldig machen, die von den Verantwortlichen nicht nur toleriert, sondern auch offensiv propagiert werden.

71. Da dies immer häufiger und deutlicher der Fall ist und da bislang alle Rufe zur Reformation und Erneuerung in den Wind geschlagen wurden, ist der Austritt für mich und viele andere unvermeidbar.

Die neue Bekennende Kirche in Deutschland

72. Die Frage, wohin man austreten soll – z.B. in eine Freikirche – ist gar nicht so leicht zu beantworten, da auch viele Freikirchen zunehmend vom Zeit- und Weltgeist erfaßt werden.

73. Dennoch tritt derjenige, der eine Landeskirche der Institution EKD verläßt und sich nicht (oder nicht sogleich) einer Freikirche anschließt, nicht ins Leere, sondern bleibt – wenn er es möchte – als Mitglied der Bekennenden Kirche evangelischer Christ.

74. Die Bekennende Kirche wurde – in der Tradition der Bekennenden Kirche im Dritten Reich – in Deutschland wieder gegründet.

75. Sie erhebt den Anspruch, die wahre Evangelische Kirche in Deutschland in der Nachfolge der Reformation zu sein.

76. Ihr gehöre ich seit dem 31.10.1996 (Gründung der Bekennenden Evangelischen Gemeinde Neuwied vier Tag nach dem Thesenanschlag zu Wittenberg) an.

Das kirchliche Notrecht

77. Aufgrund der genannten Mißstände in der EKD gilt das Notrecht.

78. „Das kirchliche Notrecht ist das geistliche Recht der Gemeinden oder einzelner Glieder der Kirche, eine schrift- und bekenntnismäßige Ordnung in der Kirche zu schaffen, wenn die an sich dafür berufene Kirchenleitung ihr Amt nicht mehr in Bindung an Schrift und Bekenntnis ausübt” (H. Brunotte, Präsident der Kirchenkanzlei der EKD, in: Ev. Staatslexikon, Bd. 2, hg. v. Roman Herzog, Stuttgart, 3. Aufl. 1987, Sp. 2251).

79. Nachdem alle jahrzehntelangen Appelle, Mahnungen und Bußrufe an Kirchenleitungen nichts genutzt haben, bleibt den Gläubigen nur noch das eigene Handeln im Vertrauen auf Gott – auch im Entzug der Steuergelder an die Landeskirchen und in der Bildung neuer kirchlicher Strukturen unabhängig von der EKD.

80. Nicht die Ausbreitung und Mitgliederzahl einer Kirche ist das Kennzeichen ihrer Wahrheit, sondern allein ihr Verankertsein in Gottes Wort.

81. Allein der auf Gottes Wort gegründeten Gemeinde gilt die Verheißung Jesu Christi: „Die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen” (Mt 16,18).

Kein Verstummen

82. Indem ich als Mitglied der Bekennenden Kirche weiterhin evangelischer Christ bin, weiß ich mich berechtigt und verpflichtet, auch weiterhin zu Entwicklungen in Kirche und Gesellschaft meine Stimme zu erheben.

83. Das werde ich mit Gottes Hilfe und gemeinsam mit weiteren Christen tun um der einzelnen Gläubigen willen, die Wegweisung und Hilfestellung erbitten.

84. Das werde ich mit Gottes Hilfe auch um der Verantwortlichen in den Kirchen willen tun, die ebenfalls Wegweisung und Hilfestellung vom Wort Gottes her brauchen, auch wenn sie es momentan nicht alle erkennen können.

85. Letztere sind zum Teil blinde Blindenleiter und verführte Verführer (vgl. Mt 15,14).

86. Als Christen haben wir auch an ihnen noch einen Auftrag zu erfüllen, nämlich sie zu Christus, wie er in der Bibel bezeugt wird, einzuladen und für sie zu beten.

87. Irgendwann gibt es auch für Kirchen und deren Führer ein „Zu spät”, aber es liegt nicht an uns zu sagen, wann dieses eintritt.

88. Daß wir nicht wissen, wann das “Zu spät” für eine Kirche und deren Führer erreicht ist, bedeutet nicht, daß es für den Einzelnen ein “Zu spät” geben kann, um eine Kirche zu verlassen.

89. Er muß diese Kirche verlassen, um – vielleicht noch in letzter Minute – ein Zeichen zu setzen und so – laut oder leise – zur Umkehr zu rufen.

90. Ob dieser Ruf gehört wird oder nicht, liegt nicht mehr in seiner Hand, sondern in der Hand Gottes.

Ausblick

91. Alles hängt an der Frage, ob Gott sein Gericht, das am Hause Gottes beginnt, noch einmal aufhält oder es mit voller Wucht losbrechen läßt.

92. Die Zeichen stehen auf Sturm.

93. Das Haus der Kirche brennt – und sie selber hat das Feuer gelegt.

94. Das Schiff der Kirche kentert – und sie selber bat es mit dem Müll des Zeitgeistes überladen.

95. „Absonderung von solchen, die grundlegenden Irrtum dulden oder untergehenden Seelen das ´Brot des Lebens` vorenthalten, ist nicht Spaltung, sondern das, was die Wahrhaftigkeit und das Gewissen und Gott von allen verlangt, die treu erfunden werden wollen” (Charles Haddon Spurgeon, Sword and Trowel, 1888, S. 249).

Die 96. These

96. Wer mich beerdigt, ist mir egal. Wichtig ist nur der, der mich von den Toten auferweckt. Amen.

Dr. theol. Lothar Gassmann
Am Reformationstag 1998

Thema: Kirche | Beitrag kommentieren

83. 95 Thesen zur Situation in der Kirche

Montag, 22. März 2010 | Autor:

Reformation heute
95 Thesen zur Situation von Kirche und Gesellschaft im Lutherjahr 1996

Aufruf zur Umkehr

1. Wenn unser Herr und Meister Jesus Christus spricht: “Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen” (Matthäus 4, 17), will er, dass das ganze Leben der Gläubigen Buße sein soll.

2. Diese Buße beginnt mit einer Neubesinnung und Trauer über das bisherige falsche Verhalten sowohl des Einzelnen als auch der Kirchen als Gesamtheit.

3. Wenn die Buße ernsthaft ist, führt sie dazu, dass der Einzelne und die Kirchen das falsche Verhalten, die Sünde hassen und lassen – nicht aus eigener Kraft, sondern durch die Gnade und Kraft Jesu Christi.

4. Gott verheißt dem Bußfertigen Vergebung und Neuanfang: “Siehe, wenn ich den Himmel verschließe, daß es nicht regnet, oder die Heuschrecken das Land fressen oder eine Pest unter mein Volk kommen lasse und dann mein Volk, über das mein Name genannt ist, sich demütigt, daß sie beten und mein Angesicht suchen und sich von ihren bösen Wegen bekehren, so will ich vom Himmel her hören und ihre Sünde vergeben und ihr Land heilen” (2. Chronik 7,13 f.).

Die gegenwärtige gesellschaftliche Situation

5. Der Einzelne gefällt sich heute aber in vielerlei Sünden wie z. B. Gottlosigkeit, Hochmut, Lieblosigkeit, Okkultismus, Ungehorsam, Abtreibung, Unzucht, Ehebruch, homosexuellen Praktiken, Drogenmissbrauch, Lüge, Geiz und Diebstahl (vgl. 2. Mose 20,2-17; Römer 1,18-31; 1. Korinther 6,9; Galater 5,19-21).

6. Freilich wurden solche Sünden zu allen Zeiten begangen, aber heute werden viele von ihnen öffentlich geduldet und auf das Podest gestellt. “Sie tun es nicht nur, sondern haben auch Gefallen an denen, die es tun” (Römer 1, 32).

7. In vielen Staaten sind die Gesetze aufgeweicht oder abgeschafft worden, die Gotteslästerung, Pornographie, Abtreibung, Euthanasie, homosexuelle Praktiken, Drogenmissbrauch und ähnliches verboten haben.

8. Eine Gesellschaft, die Handlungen duldet oder sogar öffentlich fördert, welche die Heilige Schrift als “Sünde” und “Gräuel” in den Augen Gottes bezeichnet, gräbt sich ihr eigenes Grab. Sie wird gerichtsreif. “Gerechtigkeit erhöht ein Volk, aber die Sünde ist der Leute Verderben” (Sprüche 14,34).

9. Viele Staaten gleichen heute dem Römischen Reich vor seinem Untergang: Die innere Ursache seines Zerfalls war die sittliche Dekadenz.

10. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch heute Staats- und Gesellschaftssysteme, die sich gegen Gottes Gebote stellen, zerfallen.

Das Versagen der Kirchen

11. In dieser Situation müssten die Kirchen (Landes- bzw. Kantonal- und Freikirchen) vor Ort und weltweit ihren Auftrag wahrnehmen, “Licht” und “Salz” zu sein und sich dieser Entwicklung entgegenzustellen (Matthäus 5,13-16; Römer 12,2; Epheser 5,11).

12. Tun sie dies nicht, dann stehen sie unter dem Gericht, das Gott über den untreuen Wächter ausspricht: “Wenn ich dem Gottlosen sage: Du musst des Todes sterben! und du warnst ihn nicht und sagst es ihm nicht, um den Gottlosen vor seinem gottlosen Wege zu warnen, damit er am Leben bleibe, – so wird der Gottlose um seiner Sünde willen sterben, aber sein Blut will ich von deiner Hand fordern” (Hesekiel 3,18).

13. Einzelne Personen und Gruppen innerhalb der Kirchen leisten dem Zeitgeist tapfer Widerstand, aber verschiedene Kirchen als Gesamtheit in vielen Staaten fallen immer mehr von ihrer Bestimmung ab, das Evangelium zu verkünden und Gottes Gebote zu verteidigen.

14. Den Ideologien des Zeitgeistes ausgeliefert, verliert eine Kirche ihre Orientierung.

15. Eine orientierungslose Kirche aber kann dem Einzelnen keine Orientierung mehr geben.

Die Preisgabe der Heiligen Schrift

16. Die Orientierungslosigkeit begann mit der Preisgabe der Grundlage allen Glaubens und Erkennens, der Heiligen Schrift.

17. Die Heilige Schrift ist zwar äußerlich in vielen Kirchen noch in Gebrauch, aber sie wird häufig der Tyrannei der autonomen, selbstherrlichen Vernunft unterworfen, welche sie kritisch in ihre Bestandteile zerlegt und Gottes Offenbarung leugnet.

18. Zu Recht betet Zinzendorf: “Wenn dein Wort nicht mehr soll gelten, worauf soll der Glaube ruhn? Mir ist’s nicht um tausend Welten, aber um dein Wort zu tun.”

19. Da die Kirche aus reformatorischer Sicht eine “Schöpfung des Wortes Gottes” ist, hört sie dann auf, Kirche zu sein, wenn sie das Wort Gottes preisgibt.

20. Wenn das Wort Gottes preisgegeben wird, braucht man sich über die Folgen nicht zu wundern: Auf die Preisgabe des Wortes Gottes folgt die Preisgabe der Inhalte des Wortes – und das heißt: die Auflösung biblischer Lehre und biblischen Lebens.

Die Auflösung der biblischen Lehre von Gott

21. Die Auflösung biblischer Lehre beginnt mit der Auflösung des biblischen Verständnisses von Gott. Entgegen den klaren Aussagen der Heiligen Schrift werden von vielen “Theologen” Gottes dreieiniges Wesen und seine Allmacht, seine Heiligkeit und Gerechtigkeit geleugnet oder bis zur Unkenntlichkeit
umgedeutet.

22. Wer bestreitet, dass sich die in der Bibel bezeugten Wunder und Prophezeiungen wirklich ereignet haben oder noch ereignen werden, stellt sich Gott als machtloses Prinzip – bildlich gesprochen: “ohne Arme und Beine” – vor. Ein solcher “Gott” aber ist ein selbstgemachter Götze, ein Gott rationalistischer
Philosophen, aber nicht der “Gott Abrahams, Gott Isaaks, Gott Jakobs”, der Vater Jesu Christi (Blaise Pascal).

Die Auflösung der biblischen Lehre von Christus

23. Wenn heute von “Theologen” behauptet wird, Jesus Christus sei nur ein Mensch, Sozialrevolutionär, Friedensprediger, Befreier oder ähnliches, aber nicht Gott – und weiter: er sei weder von einer Jungfrau geboren noch leibhaftig von den Toten auferstanden noch gen Himmel gefahren noch werde er leibhaftig sichtbar wiederkommen in Macht und Herrlichkeit – und weiter: sein Tod am Kreuz könne uns nicht von unseren Sünden erlösen, so ist dazu folgendes festzustellen: nämlich dass der im vierten Jahrhundert nach Christus verurteilte, bekannte Irrlehrer Arius besser gelehrt hat als manche “modernen Theologen”, weil er Jesus immerhin noch als “übernatürlichen Logos (Wort)” und nicht als bloßen Menschen betrachtete. Doch tragen alle Irrlehren die Tendenz in sich, im weiteren Fortschreiten der Geschichte eine Steigerung zu erfahren.

24. Gegen Arius und viele „moderne Theologen“ ist zu sagen: Jesus Christus ist kein bloßer Mensch, kein Geschöpf Gottes, sondern wahrer Mensch und wahrer Gott zugleich, der ewige Sohn Gottes, das heißt: Gott selber in der zweiten Person seiner Dreieinigkeit. “Wer den Sohn hat, der hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht” (1. Johannes 5,12; vgl. 1. Johannes 2,22; 4,2 f.).

Die Auflösung der biblischen Lehre von Sünde und Erlösung

25. Wo die biblische Lehre von Christus entleert wird, wird auch die biblische Lehre von der Sünde und Erlösung entleert. Denn ein “machtloser” Christus hat auch keine Macht, uns von Sünde, Tod und Teufel zu erlösen.

26. Als Folge wird entweder die Sünde verharmlost und die Gültigkeit der Gebote Gottes geleugnet – oder es wird die Erlösung ganz oder teilweise in die Hand des Menschen selber übergeben (Selbsterlösung oder Synergismus).

27. Die Verharmlosung oder Leugnung der Sünde im biblischen Sinne zeigt sich heute in verschiedenen Auffassungen in Gesellschaft und Kirche, z. B. in den Behauptungen, praktizierte Homosexualität sei weder sündhaft noch krankhaft, Pornographie, Abtreibung und Euthanasie seien nicht zu verurteilen und
die Freigabe von Drogen würde helfen, die Kriminalität einzudämmen. Aber “wehe denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen, die aus sauer süß und aus süß sauer machen” (Jesaja 5, 20).

28. Die Selbsterlösung wird offen oder versteckt in verschiedenen “Modetheologien” propagiert, z. B. in einer feministischen Blut-Theologie”, die das Heil aus den Kräften der Frau und ihrem Menstruationsblut anstatt von Jesus Christus erwartet, in einer Befreiungs- und Revolutions-”Theologie”, die ihre Hoffnung auf die Kraft gesellschaftlicher Gruppen und deren revolutionären Kampf richtet, und in einer Psycho-”Theologie”, die Heilung aus der Kraft des mensch-lichen Selbst und entsprechenden Techniken erhofft, welche der Selbstverwirk-lichung dienen sollen.

29. Aber nach wie vor gilt, dass “in keinem anderen” als Jesus Christus “das Heil ist, auch ist kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir sollen selig werden” (Apostelgeschichte 4, 12).

Das Eindringen fremder Geister in den Raum der Kirchen

30. Je mehr eine Kirche sich dem Zeitgeist anpasst, desto mehr steht sie in der Gefahr, nicht nur den Geist Gottes aus ihrer Mitte zu vertreiben, sondern auch fremde Geister durch die Hintertür hereinzuholen.

31. Diese fremden Geister herrschen in den Ideologien und Religionen dieser Welt (Epheser 6, 12).

32. Wenn behauptet wird, die fremden Geister seien identisch mit dem Geist Gottes, so zeigt dies die große Verfinsterung unserer Zeit auf. Denn es gilt: “Was die Heiden opfern, das opfern sie den Dämonen und nicht Gott” (1. Kor. 10, 20).

33. Wenn bei interreligiösen “Gebetstreffen” immer wieder der “Geist von Assisi” (d.h. des “Friedensgebets der Religionen” in Assisi im Jahr 1986) beschworen wird, so sollten die Veranstalter dieser Treffen auf die damals der Christenheit gegebene Jahreslosung hören: “Ich bin der HERR, dein Gott…Du sollst keine anderen Götter neben mir haben” (2. Mose 20, 2 f.).

Die Verweltlichung der Kirchen

34. Viele Menschen, unter ihnen manche Politiker, warten auf ein klärendes Wort der Kirchen von der Heiligen Schrift her.

35. Je “zeitgemäßer” und “weltoffener” aber eine Kirche sein will, desto mehr steht sie in der Gefahr, ihr eigentliches Wort zu vergessen, das sie einer weithin atheistischen und verunsicherten Bevölkerung schuldet.

36. Eine Kirche, die sich den Geistern der Zeit und den Tagesparolen der Politik von rechts oder links anpasst, kann nicht mehr verändernd in die Welt hineinwirken, sondern wird vom Sog der Welt fortgerissen. Sie verfällt der Verweltlichung und macht sich selber überflüssig.

37. Der Ausweg kann nur darin liegen, Buße zu tun, ganz neu auf das Wort Gottes zu hören, das uns in Gestalt der Heiligen Schrift gegeben ist, und dieses der Welt zuzurufen in Wort und Tat.

Das Verhalten der Gläubigen angesichts des gegenwärtigen Gerichts

38. Dass vielen Kirchen heute die Kraft und Eindeutigkeit für biblisch verankerte Lehr- und Lebensäußerungen fehlt, ist bereits Gericht Gottes (1. Petr. 4, 17) und Auswirkung des endzeitlichen Abfalls vom rettenden Glauben (Matth. 24, 12; 2. Thess. 2,3).

39. Eine Kirche, die zunehmend zur Hure wird, stellt sich immer mehr der Welt gleich, vermischt heidnische Götzen mit dem Gott der Bibel, strebt nach Geld, Macht und weltlicher Anerkennung, achtet die Gebote Gottes und die Erlösung durch Jesus Christus gering und bringt die wahren Gläubigen zunehmend in Bedrängnis (Offenbarung 17 f.).

40. Dennoch sind die Gläubigen aufgerufen, weiterhin zu glauben, zu lieben und zu hoffen sowie für ihre Verleumder und Verfolger zu beten, damit auch diese zur Buße finden (Matthäus 5, 44).

41. Vor allem aber sind die Gläubigen aufgerufen, dem Herrn und Heiland Jesus Christus treu zu bleiben, jedem Geist der Vermischung und Weltanpassung zu widerstehen und möglichst viele Menschen in die Nachfolge Jesu Christi zu rufen: “Darum geht hin und macht zu Jüngern alle Völker” (Matthäus 28, 19).

Das Festhalten am Missionsauftrag

42. Der Missionsauftrag läuft zur Verführung parallel und wird erst enden, wenn Jesus wiederkommt in Macht und Herrlichkeit (Matthäus 24, 14). Mission (im Sinne der Bekehrung Ungläubiger zu Jesus Christus) ist die positive Antwort der Gläubigen auf die zahlreichen Verführungen.

43. Mission ist der Lebensatem der Kirche. Ohne Mission stirbt die Kirche ab. Es gibt nur die Alternative “Mission oder Tod” (Otto Riecker).

44. Wo eine Kirche als Gesamtheit den Missionsauftrag nicht mehr wahrnehmen will oder kann, sind die einzelnen Gläubigen aufgerufen, durch freie Gründungen oder Unterstützung bibeltreuer Missionswerke diesen Dienst zu tun.

45. Durch den Dienst bibeltreuer Missionswerke können neue Gemeinden und Kirchen entstehen, die gegebenenfalls die vom christlichen Glauben abgefallenen Kirchen ersetzen.

Die Frage des Kirchenaustritts

46. Der einzelne Gläubige ist aufgerufen, anhand der Heiligen Schrift selber zu prüfen, inwieweit seine Gemeinde und Kirche auf der Grundlage des Wortes Gottes steht oder nicht.

47. Wo er Abweichungen und Missstände erkennt, soll er diese öffentlich in seiner Kirche benennen. Handelt es sich um schwerwiegende Missstände und werden diese trotz mehrmaligen Protests nicht abgestellt, bleibt ihm nur entweder das Leiden oder der Kirchenaustritt. Solange es geht, sollte er allerdings nicht austreten, sondern “auftreten”.

48. Die Missstände können jedoch so groß werden, dass für einen Gläubigen aus Gewissensgründen und Gehorsam gegenüber dem Herrn Jesus Christus ein Austritt unausweichlich wird – nämlich dann, wenn eine Kirche als Gesamtheit Gesetze beschließt, die Irrlehre und Sünde gutheißen und verbindlich machen.

49. Tritt der Gläubige aus einer Kirche aus, die sich in ihren Grundartikeln und Lebensäußerungen sehr weit von der Heiligen Schrift entfernt hat, dann darf er gewiss sein, dass er nicht aus der Kirche Jesu Christi austritt, sondern nur aus einer Institution, die sich zu Unrecht noch “Kirche” nennt.

50. Die wahre Kirche (die Gemeinde Jesu Christi), die auch nicht vollkommen ist, aber deren Glieder sich doch um ein Leben aus der Kraft Christi und nach den Lehren der Heiligen Schrift bemühen, lebt außerhalb dieser Institution weiter und findet neue Formen ihrer Gemeinschaftsbildung. Nur für diese gilt: “Die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen” (Matthäus 16,18).

Grundlagen einer Reformation der Kirche

51. Egal in welcher Kirche sich ein Gläubiger befindet – jede Kirche benötigt eine Reformation im Sinne einer geistlichen Erneuerung. Diese kann immer nur beim Einzelnen beginnen: durch die Erkenntnis der persönlichen Schuld und Unfähigkeit und das alleinige Vertrauen auf die Gnade und Kraft Jesu Christi.

52. Allein Jesus Christus soll der Herr sein, nicht andere Herren, nicht Religions-stifter oder Ideologen.

53. Allein das Wort Gottes, das in der Bibel niedergelegt ist, soll gelten, nicht andere Worte, Offenbarungsquellen und Ideologien.

54. Allein aus Gnaden und durch den Glauben werden wir gerettet, nicht durch Selbsterlösungs-Techniken, Wiederverkörperungs-Vorstellungen und den frevelhaften Versuch, den umfassenden Heilszustand (Schalom) des zukünftigen Reiches Gottes durch die schwärmerische Erwartung eines aus eigener menschlicher Kraft errichteten Weltfriedensreiches vorwegzunehmen.

55. “Jesus Christus, wie er uns in der Heiligen Schrift bezeugt wird, ist das eine Wort Gottes, das wir zu hören, dem wir im Leben und Sterben zu vertrauen und zu gehorchen haben. Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne und müsse die Kirche als Quelle ihrer Verkündigung außer und neben diesem einen Worte Gottes auch noch andere Ereignisse und Mächte, Gestalten und Wahrheiten als Gottes Offen-barung anerkennen” (Artikel 1 der Barmer Theologischen Erklärung von 1934).

Wahre und falsche Einheit

56. Eine wahre Reformation im Sinne einer geistlichen Erneuerung führt über die Buße und Veränderung vieler Einzelner zu einer neuen Gemeinschaft im Geiste – zunächst unsichtbar, dann aber auch zunehmend sichtbar.

57. Die Zerrissenheit der Gläubigen in vielfach einander bekämpfende Gruppen und Grüppchen ist Ungehorsam gegenüber Gott, eine Schande vor der Welt und eine Lähmung des Missionsauftrags (vgl. Johannes 17,20 f.). Sie muss aber kein unüberwindliches Hindernis sein, wenn sich die Gläubigen auf das Zentrum des Evangeliums, die Rechtfertigung des Sünders allein aus Gnaden, besinnen und ihre Einheit im Wesentlichen entdecken: „Im Wesentlichen Einheit, im Unwesentlichen Freiheit, über allem die Liebe.“

58. Die durch Gottes Wort und Buße bewirkte Einheit der Gläubigen kann und wird keine Einheit auf Kosten der biblischen Wahrheit sein, sondern die Einheit in der Wahrheit Christi (Johannes 14, 6; 17, 11. 17; Epheser 2, 14).

59. Wahre Einheit umfasst nur diejenigen, die an Jesus Christus glauben, die sein Wort als “die Wahrheit” behalten, die in der Welt, aber nicht von der Welt sind und die daher von der Welt gehaßt werden (Johannes 17). Falsche Einheit hingegen umfasst die ganze Menschheit, “hurt” mit allen möglichen Ideologien und Religionen und verfolgt diejenigen mit Zwang, Terror und schließlich Gewalt, die Jesus Christus als einzigem Herrn, Erlöser und Friedensbringer die Treue halten (Offenbarung 13 und 17 f.).

60. Wahre Einheit schenkt Gott durch Missionierung und Evangelisierung aller Völker, durch den klaren Ruf zum rettenden Glauben und zur Lebensübergabe an Jesus Christus (Matthäus 28, 18-20; Johannes 17, 6 ff.). Falsche Einheit umgeht diesen Ruf zur Bekehrung, indem sie politische Probleme und Selbsterlösungs-versuche einer sich als autonom verstehenden Menschheit in den Vordergrund stellt – einer Menschheit ohne Gott, welche “die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen hat zu ihrer Rettung” und ihre Zuspitzung im Antichristen findet, der “sich selbst in den Tempel Gottes setzt und vorgibt, er sei Gott” (2. Thessalonicher 2, 4. 10).

61. Wahre Einheit duldet keine Irrlehre (Galater 1, 6-10; 2. Johannes 9-11; Judas 3 ff.). Falsche Einheit duldet Irrlehre und fördert sie infolge der Vermischung der Ideologien und Religionen sogar noch.

Die Erneuerung der Theologie

62. Für eine Reformation im Sinne einer geistlichen Erneuerung ist eine Erneuerung der Theologie notwendig.

63. Eine Erneuerung der Theologie kann es nur geben, wenn in der theologischen Ausbildung die Bibel wieder als das Wort Gottes ernstgenommen wird und die menschliche Vernunft sich ihm in Respekt und Ehrfurcht unterordnet.

64. Eine bibeltreue Ausbildung – und das heißt: die Gründung und Anerkennung bibeltreuer Ausbildungsstätten (Schulen, Bibelschulen, Studienhäuser, Akademien und Hochschulen) – ist daher unverzichtbar.

Die Praktizierung der Gemeindezucht

65. Viele Missstände in Theologie und Kirche sind dadurch verursacht, dass weithin die Gemeindezucht nicht mehr praktiziert wird.

66. Gemeindezucht schließt die Bestrafung oder den Ausschluss solcher Personen ein, die öffentlich unbiblische Lehren und Lebensgewohnheiten in die Gemeinden hineintragen (1. Korinther 5; 2. Johannes 9-11).

67. Wenn Gemeindezucht wirksam sein soll, muss sie alle Ebenen der kirchlichen Hierarchie (Rangordnung) erreichen und darf auch vor Gemeindeältesten, Synodalen und Kirchenführern nicht Halt machen, wo die Verführung von ihnen ausgeht oder unterstützt wird. 68. Denn “ein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig” (1. Korinther 5, 6) – und das gilt um so mehr, wenn es sich bei diesem “Sauerteig” um Personen in einflussreicher Stellung handelt.

Der Auftrag des einzelnen Gläubigen

69. Jeder einzelne Gläubige ist aufgerufen, das “allgemeine Priestertum” (vgl. 1. Petrus 2, 9) zu praktizieren, und das heißt: sein Mandat als Christ zur Prüfung von Lehre und Leben anhand der Heiligen Schrift wahrzunehmen.

70. Dazu gehört auch der Auftrag, dem Zeitgeist Widerstand zu leisten und bei unbiblischen Entwicklungen nicht zu schweigen. “Nicht mit Gewalt, sondern mit dem Wort” kämpfen wir (Martin Luther).

71. Jeder einzelne Gläubige ist eingeladen, durch Bibellese und Gebet täglich in der Verbindung mit Gott zu bleiben und sich Stärkung und Korrektur schenken zu lassen.

72. Er ist aufgerufen, die Botschaft von Jesus Christus so, wie die Bibel sie uns vermittelt, ohne Einschränkungen, Abstriche und Hinzufügungen zu verkündigen.

73. Er ist aufgerufen, die Bibel auch in ihren ethischen und dem Zeitgeist widersprechenden Aussagen ernstzunehmen und danach zu leben.

74. Er ist aufgerufen, einen erwecklich-missionarischen Gemeindeaufbau zu betreiben bzw. an einem solchen mitzuwirken.

75. Er ist aufgerufen, sich hinter kirchliche Mitarbeiter, z. B. Pastoren, zu stellen, die wegen ihrer bibeltreuen, erwecklichen Verkündigung Probleme mit ihrer Kirchenleitung bekommen und von ihr ausgegrenzt oder entlassen werden.

76. Er ist aufgerufen, Geldsammlungen und Steuererhebungen seine Unterstützung zu entziehen, die für evangeliumswidrige Zwecke eingesetzt werden.

77. Er ist aufgerufen, bei bibeltreuen Werken, Veranstaltungen, Schulen, Akademien, Pressediensten, Rundfunkstationen usw. mitzuarbeiten oder sie zu unterstützen.

Der Auftrag der Kirchen

78. Die Kirchen sind aufgerufen, sich einzig und allein an der Bibel als dem Wort Gottes zu orientieren und jeder unbiblischen Lehre zu wehren, um vielen Einzelnen und der Gesellschaft Orientierung vermitteln zu können.

79. Sie sind aufgerufen, einem missionarischen Gemeindeaufbau mehr Raum zu ermöglichen, als es bisher an vielen Orten geschieht.

80. Sie sind aufgerufen, bibeltreuen Mitarbeitern, z. B. Pastoren, ihr Lebens- und Wirkungsrecht zu belassen oder zu erweitern und sie nicht mit Sanktionen oder Ausschluss zu bedrängen.

81. Sie sind aufgerufen, keine Zwangskollekten für Veranstaltungen zu verlangen, die bibeltreue Christen nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren können.

82. Sie sind aufgerufen, klare Worte zu ethischen Fragen, etwa zu Ehe und Familie, Abtreibung, Euthanasie und Homosexualität zu sagen, und zwar im Einklang, nicht im Widerspruch zur Heiligen Schrift.

Der Auftrag von Staat und Gesellschaft

83. Der Staat ist nicht identisch mit der Kirche (vgl. Johannes 18,36). Dennoch kann es ihm nur von Nutzen und zum Segen sein, wenn er grundlegende biblische Maßstäbe beachtet und befolgt, welche ihm durch die Kirchen eigentlich vermittelt werden sollten (was leider in vielen Staaten immer weniger geschieht).

84. Solche grundlegenden biblischen Maßstäbe liegen insbesondere in Form der Zehn Gebote (2. Mose 20,2-17) vor.

85. Werden solche Maßstäbe nicht mehr ernstgenommen, dann treten Chaos und Anarchie ein.

86. Manche gesellschaftlichen Gruppen und Parteien in zahlreichen Staaten fördern Chaos und Anarchie, indem sie die in den Zehn Geboten wiedergegebenen göttlichen Grundordnungen offen oder verdeckt bekämpfen.

87. Die Heilige Schrift kennzeichnet solche Menschen mit folgenden Worten: “Das sollst du aber wissen, daß in den letzten Tagen böse Zeiten kommen werden. Denn die Menschen werden nur sich selbst, ihr Geld und ihre Ehre lieben. Sie werden sich selbst groß machen und Gott lästern. Sie werden ihren Eltern nicht gehorchen, undankbar sein und alles Heilige in den Schmutz ziehen. Sie werden sich anderen gegenüber lieblos und unversöhnlich, verleumderisch und unbeherrscht verhalten. Verräter sind sie, Frevler und eingebildete Narren. Sie lieben die Lüste mehr als Gott, täuschen Gottesfurcht vor und rechnen doch nicht mit seiner Macht… Sie sind mit Sünden beladen und von mancherlei Begierden getrieben. Immer sind sie auf neue Lehren aus und kommen nie zur Erkenntnis der Wahrheit” (2. Tim. 3,1-7).

88. In vielen Staaten sitzen solche Menschen, die Vorläufer des “Menschen der Gesetzlosigkeit” (2. Thessalonicher 2,3), bereits an den Schalthebeln der Macht oder streben danach. Sie bekommen immer mehr Einfluß in Politik, Rechtsprechung, Massenmedien, Hochschulen, Schulen und Kirchen.

89. Politiker, Juristen, Journalisten, Lehrer und Kirchenleute sowie Menschen in allen Berufen sind aufgerufen, diesem “Marsch durch die Institutionen”, dieser Unterwanderung, Widerstand zu leisten durch Gebet und Arbeit im biblisch-christlichen Sinn.

Ausblick

90. Die gegenwärtigen Entwicklungen in Kirche und Gesellschaft sind in der Heiligen Schrift vorausgesagt.

91. Sie kennzeichnen die Zeit, wenn Satans antichristlicher Weltherrscher auftreten wird.

92. Jesus Christus aber wird wiederkommen in Macht und Herrlichkeit und dem „Menschen der Gesetzlosigkeit“ ein Ende machen (2. Thessalonicher 2, 8).

93. Da wir aber nicht wissen, wann Jesus wiederkommt, gilt es zu wirken, solange es Tag ist.

94. Wir wirken für Jesus Christus und den Bau seiner Gemeinde aus Dankbarkeit für sein stellvertretendes Opfer am Kreuz und in Liebe zu Ihm – in der Gewissheit, dass Ihm der Sieg gehört.

95. “Aber der feste Grund Gottes besteht und hat dieses Siegel: Der HERR kennt die Seinen; und: Es lasse ab von Ungerechtigkeit, wer den Namen des HERRN nennt” (2. Timotheus 2,19). Amen.

Die neuen “95 Thesen“ sind an Martin Luthers 450. Todestag (18.2.1996) in Deutschland entstanden. Bei einer internationalen Pastoren- Konferenz Anfang März 1996 bei Durban/Südafrika wurden sie von ca. 1.000 Pastoren und Kirchenführern aus 14 Ländern und über 50 Denominationen einmütig als Resolution angenommen. Es wurde beschlossen, sie in alle wichtigen Sprachen zu übersetzen und weltweit zu verbreiten.

Internationaler Herausgeber: Christians for Truth (CFT) International, P. Bag 250, 3268 Kranskop, RSA, Tel: 00273248-12512 / Fax 12507

Herausgeber im deutschsprachigen Raum : Evang. Aufbruch Mittelrhein, Bonn/Neuwied; Schweizerischer Bund Aktiver Protestanten, Bern; Christen für die Wahrheit, D, CH.

Mitunterzeichner: Aktion christliche Gesellschaft • Arbeitsgemeinschaft Bekennende Gemeinde • Arbeitsgemeinschaft für religiöse Fragen • Arbeitskreis Bekennender Christen in Bayern (1. Vors.) • Bekenntnisbewegung “Kein anderes Evangelium“ Rheinland und Westfalen-Lippe • Bibelbund • Bibelkonferenzstätte Langensteinbacherhöhe • Biblischer Arbeitskreis Kassel • Bund gegen Kirchensteuermißbrauch • Christlicher Freundesdienst Berlin • Christliche Partei Deutschlands • Dorothea-Mission • Europäische Ärzteaktion (1. Vors.) • Euroteam e.V. • Ev.-Luth. Bekenntnisgemeinschaft Sachsen • Gemeindehilfsbund • Gesellschaft für Biblische Bildung • Hauptverein der Ev.-Luth. Gebetsgemeinschaften • help center e.V. • Hilfsaktion Märtyrerkirche • Initiative für bibeltreue Hochschulen • Partei Bibeltreuer Christen • Der Präsident der Internationalen Konferenz Bekennender Gemeinschaften • und des theologischen Konvents der Konferenz bekennender Gemeinschaften • Pregizer Gemeinschaften • Pro Conscientia • Studiengemeinschaft Wort und Wissen • T.E.A.M. • ZeLeM, Verein zur Förderung des messianischen Glaubens in Israel • u.a.

Bestellungen sowie weitere Unterschriften (auch von Einzelpersonen) bitte an folgende Adressen:

Deutschland: Christen für die Wahrheit, Postfach 64, 74415 Gschwend, Tel: 07972-910020 / Fax 910021

Schweiz: Schweizerischer Bund Aktiver Protestanten, Postfach 154, 5726 Unterkulm AG, Tel: 061-7014474 / Fax 7019556 Christen für die Wahrheit, Postfach 126, 8755 Enneda, Tel. 055-6454446 / Fax 6454447
1. Aufl. April 1996 (1. – 30.000), 2. Aufl. April 1996 (31. – 60.000), 3. Aufl. Mai 1996 (61. – 100.000), 4. Aufl.Sept.1996 (101.-130.000) ISBN 1-875026-05-3

Thema: Kirche | Beitrag kommentieren

82. Re – Inkarnation der Kirche

Freitag, 19. März 2010 | Autor:

Gott verändert die Kirche, und dies wird wiederum die Welt verändern. Millionen von Christen in aller Welt spüren, daß sich eine neue und verblüffende Reformation anbahnt. Sie sagen: “Kirche, so wie wir sie kennen, verhindert Kirche, so wie Gott sie will.” Erstaunlich viele Christen scheinen zu spüren, daß Gott ihnen dasselbe sagen will. In der Folge entsteht ein kollektives neues Bewußtsein für eine jahrtausende alte Offenbarung, ein gemeinsames spirituelles Echo. Ich bin überzeugt, daß die folgenen 15 Thesen einen Teil dessen wiedergeben, “was der Geist den Gemeinden heute sagt”. Für manche ist das nur eine faustgroße Wolke an Elias Horizont; andere stehen schon mitten im Regen.

Gemälde Anbetung Hannes Stets

15 Thesen zur Re-Inkarnation der Kirche

1. Christentum ist ein Lebensstil, nicht eine Abfolge von religiösen
Veranstaltungen

Noch bevor sie Christen genannt wurden, hieß man die Nachfolger von Jesus Christus “Der Weg”. Einer der Gründe war, daß sie buchstäblich den Weg gefunden hatten, wie man lebt. Das Herzstück der christlichen Kirche wird nicht angemessen reflektiert in einer ständigen Serie von religiösen Veranstaltungen in speziell für Gottesbegegnungen reservierten kirchlichen Räumen, die von professionellen Klerikern angeboten werden. Es geht vielmehr um den prophetischen Lebensstil der Nachfolger von Jesus Christ im Alltag, die als spirituelle erweiterte Groß-familien die Antworten auf Fragen leben, die die Gesellschaft stellt, und zwar an dem Ort, wo es am meisten zählt: zuhause.

2. Zeit, das Kathegogen-System zu verändern

 

Die Orthodoxe und Katholische Kirche hat nach der Zeit Konstantin des Großen im 4. Jahrhundert ein religiöses System ausgebildet und sanktioniert, das aus einem „ christlichen“ Tempel (der Kathedrale) sowie einem Gottesdienst-Grundmuster bestand, das der jüdischen Synagoge nachempfunden war. Damit wurde ein nicht ausdrücklich von Gott geoffenbartes religiöses System, die „Kathe-goge”, die
Mischform von Kathedrale und Synagoge, zur Kopiervorlage und zum Grundriß der Gottesdienste aller folgenden Zeiten. Gefärbt von heidnischem griechischen Gedankengut, das etwa zwischen heilig und säkular trennt, bekam das Kathegogen-Konzept die Funktion eines „Schwarzen Loches,“ das fast alle gesellschafts-verändernden Energien der Kirchen im Ansatz aufsaugte und die Christenheit
für Jahrhunderte mit sich selbst absorbierte. Luther hat zwar den Inhalt des Evangeliums reformiert, die Strukturen und äußeren Formen von “Kirche” ließ er bemerkenswert unberührt. Die Freikirchen befreiten dieses kirchliche System vom Staat, die Baptisten tauften es, die Quäker haben es trockengereinigt, die Heilsarmee steckte es in eine Uniform, die Pfingstkirchen salbten und die Charismatiker erneuerten es, aber bis heute hat es niemand verändert. Doch genau dafür ist die Zeit jetzt gekommen.

3. Die Dritte Reformation

 

Dadurch, daß er das Evangelium von der Erlösung “nur durch die Gnade und den Glauben” wiederentdeckte, hat Luther eine Reformation der Kirche ausgelöst, eine Reformation der Theologie. Im 18. Jahrhundert kam es in Bewegungen wie den Herrenhutern zur Wiederentdeckung einer neuen persönlichen Beziehung des Einzelnen zu Gott. Dies führte zu einer Reformation der Spiritualität, der Zweiten Reformation. Nun geht Gott einen Schritt weiter und rührt die Grundformen der Kirche an, und löst damit eine Dritte Reformation aus, eine Reformation der Struktur.

4. Von Kirchen-Häusern zu Haus-Kirchen

 

Seit den Zeiten des neuen Testaments gibt es so etwas wie das “Haus Gottes” nicht mehr. Gott lebt nicht in Tempeln, erbaut von menschlichen Händen. Die Kirche, das ist das Volk Gottes. Die Kirche ist aus diesem Grunde genau dort zuhause, wo Menschen zuhause sind: in Wohn-Häusern. Dort teilen die Nachfolger von Christus das Leben miteinander in der Kraft des Geistes Gottes, essen zusammen, zögern oft nicht einmal, Privatbesitz zu verkaufen und materiellen und spirituellen Segen mit anderern Menschen zu teilen; sie lehren einander mitten im Lebensvollzug, wie man sich als Mensch am besten in die geistlichen Grundgesetze Gottes einfügt, und zwar nicht durch professorale Lehrvorträge, sondern dynamisch, im Frage- und Antwortstil. Dort beten sie, taufen und prophezeien füreinander. Dort können sie die Masken fallen lassen und sogar Sünden bekennen, weil sie eine neue kollektive Identität dadurch gewinnen, daß sie sich gegenseitig lieben, obwohl sie sich kennen, und einander ständig neu annehmen und vergeben.

5. Die Kirche muß erst schrumpfen, bevor sie wachsen kann

Friedhof_web_R_K_B_by_Elke-Sawistowski_pixelio.de_

 

Die meisten christlichen Gemeinden sind einfach zu groß, um wirklichen Platz für Gemeinschaft zu bieten. So wurden sie zu “Gemeinden ohne Gemein-schaft.” Die Gemeinden des Neuen Testaments waren in aller Regel kleine Gruppen, typischer-weise etwa 15 – 20 Menschen. Wachstum geschah nicht durch additives Aufblähen zu großen, stationären und kathedralenfüllenden Kirchengemeinden mit 20 bis 300 Personen, sondern durch multiplikatives Breitenwachstum mit Bewegungs-charakter, in dem sich die Hauskirchen teilten, wenn sie die organische Grenze von etwa 15 – 20 Personen erreicht hatten. Dieses multiplikative Wachstum an der Basis ermöglichte es den Christen, auch zu stadtweiten Feier-Versammlungen wie etwa in Salomos Tempelhallen in Jerusalem zusammenzukommen. Die typische christliche
Gemeinde ist heute, damit verglichen, ein trauriger Kompromiß: sie ist, statistisch gesehen, keine Hauskirche mehr, aber auch noch keine Feier-veranstaltung. Damit verpaßt sie zwei von ihrem Erfinder in sie hineinge-dachte Dynamiken: die organisch-relationale Familienatmosphäre und die elektrisierende Großveranstaltung mit Sogwirkung.

6. Vom Ein-Pastoren-System zur Team-Struktur

 

Christliche Gemeinden werden nicht etwa von einem Pastor geleitet, sondern von einem Ältesten wie ein weiser und realitätsnaher Hausvater begleitet. Die lokalen Hauskirchen werden zu Bewegungen vernetzt durch die organische Verbindung der Ältesten mit dem sogenannten fünffältigen Dienst (Apostel, Propheten, Pastoren, Evangelisten und Lehrern), die “von Haus zu Haus” durch die Gemeinden zirku-lieren wie in einem gesunden Blutkreislaufsystem. Hierbei kommt den apostolisch und prophetisch begabten Menschen eine besondere grundlegende Rolle zu (Eph. 4,11-12; Eph. 2,20). Der Pastor ist zwar ein wichtiger Teil des ganzen Teams, kann aber nicht mehr als ein Fragment darin sein, “die Heiligen zum Dienst zu befähigen”. Sein Dienst muß synergetisch durch die anderen vier Dienste ergänzt werden, sonst erleiden die Gemeinden durch die einseitige spirituelle Diät nicht nur geistliche Mangelkrankheiten, sondern auch er selbst kann nichts Wesentliches bewegen und in seiner Berufung aufgehen.

7. Die richtigen Teile – falsch zusammengebaut

 

Bei einem Puzzlespiel kommt es darauf an, daß die Teile nach der richtigen Vorlage zusammengebaut werden, sonst stimmt nicht nur das Gesamtbild nicht, sondern die einzelnen Teile ergeben keinen Sinn. Auch im Christentum stehen uns alle Teile zur Verfügung, aber wir bauen sie aus Tradition, Machtdenken und religiösem Eifer fast immer falsch zusammen. Wie es Wasser in den drei Aggregatszuständen Eis, Wasser und Dampf gibt, sind auch die Dienstgaben (Eph. 4,11-12) wie etwa die des Pastors in drei Formen vorhanden, aber oft in der falschen Form und am falschen Ort. Sie sind durch kirchlichen Klerikalismus zu Eis gefroren, existieren als klares Wasser, oder sind in die Unverbindlichkeit hinein verdampft. So wie man Blumen am besten mit Wasser begießt, müssen auch die fünf gemeindefördernden Dienste des Apostels, Propheten, Pastors, Evangelisten und Lehrers zu neuen – und kirchlich sehr alten – Formen zurückfinden, damit das ganze System zu blühen beginnt, und der Einzelne seinen sinnvollen Platz im Ganzen findet. Deshalb muß und kann die Kirche nicht das Rad der Geschichte zurückdrehen, aber sie muß zur Originalvor-lage zurückkehren.

8. Aus den Händen kirchlicher Bürokraten zum Priestertum aller Gläubigen

 

Neutestamentlichen Gemeinde wurde nie je von einem einzelnen “heiligen Mann” oder gar “Pfarrherrn” geleitet, der stellvertretend für andere mit Gott in besonderer Verbindung steht und relativ passive religiöse Konsumenten regelmäßig abspeiste wie ein neutestamentlicher Mose. Das Christentum hat den Priesterstand als vermittelnde Pufferzone zwischen Gott und Mensch von heidnischen Religionen – oder bestenfalls dem Judentum – übernommen. Die strenge Professionalisierung der Kirche seit den Tagen Konstantin des Großen hat nun lange genug als Fluch auf der Kirche gelastet und das Volk Gottes künstlich in Laien und Klerus aufgeteilt. Nach dem Neuen Testament gibt es “nur einen Gott und nur einen Mittler zwischen Gott und den Menschen, den Mensch Jesus Christus” (1.Tim.2,5). Gott hält einfach seinen Segen zurück, wenn sich religiöse Profis grundsätzlich zwischen Gott und das Volk drängen. Der Tempelvorhang ist zerissen, und Gott ermöglicht es allen Menschen, direkt zu ihm durch Jesus Christus, den einzigen Weg und Fürsprecher, Zugang zu sich zu finden. Sie müssen nicht mehr mittelbar und indirekt durch Vertreter eine religiösen Kaste Kontakt zu ihm halten. Um das mittlerweile seit 500 Jahren von der Ersten Reformation beschworene “Priestertum aller Gläubigen” in die Praxis umzusetzen, wird sich das derzeitige System einer professionalisierten und bürokratisierten Kirche völlig verändern müssen – oder in der religiösen Bedeutungslosigkeit versinken. Bürokratie ist zudem die teuflischste aller Verwaltungsformen, da sie im Grunde nur zwei Fragen stellt: Ja oder Nein. Es gibt darin kaum Raum für Spontaneität, Humanität und echtes, abwechslungsreiches Leben. Diese Strukturform mag für politische oder ökonomische Unternehmungen angebracht sein, aber nicht für das Christentum. Gott scheint mitten dabei zu sein, sein Volk aus der babylonischen Gefangenschaft kirchlicher Bürokraten und religiöser Machtmenschen zu befreien und die Kirche wieder zum Allgemeingut zu machen, in dem er sie in die Hände gewöhnlicher Menschen legt, die durch Gott zu Außergewöhnlichem berufen sind, und die, wie in alten Tagen, vielleicht immer noch nach Fisch, Parfüm oder Revolution riechen.

9. Rückkehr von organisierten zu organischen Formen des Christentums

 

Der “Leib Christi” ist Bildsprache für ein zutiefst organisches Wesen, und nicht eines organisierten Mechanismus. Kirche besteht auf der Lokalebene aus eine Vielzahl von geistlichen Großfamilien, die organisch zu einem Netz verbunden sind. Die Art, wie die einzelnen Gemeinden miteinander verbunden sind, ist ein integraler Bestandteil der Botschaftz des Ganzen. Aus einem Maximum an Organisation mit einem Minimum an Organismus muß wieder ein Minimum an Organsiation mit einem Maximium an Organismus werden. Zu viel Organsation hat bislang oft den Organismus “Leib Christi” wie eine Zwangsjacke erstickt aus Angst, daß etwas schief gehen könnte. Doch Angst ist das Gegenteil von Glauben, und damit nicht gerade eine christliche Tugend, auf der Gott seine Kirchen aufbauen wollte. Angst will kontrollieren können – Glaube kann vertrauen. Kontrolle mag daher gut sein, aber Vertrauen ist besser. Der Leib Christi wurde von Gott solchen Menschen zu treuen Händen anvertraut, die eine besondere charismatische Begabung haben: sie können glauben, daß Gott die Dinge auch dann noch unter Kontrolle hat, wenn sie sie selbst schon längst verloren haben. Politischer Ökumenismus und denominationelle Hierarchien haben in der Vergangenheit ihre Chance durchaus gehabt, sich zu bewähren, doch ohne Erfolg. Deshalb ist es nötig, regionale und nationale offene christliche Netzwerke zu schaffen, die auf Vertrauen basieren, damit sich wieder organische Formen von Christentum entwickeln können.

10. Christen beten Gott an, nicht ihre Gottesdienste

Gemälde Michael Willfort

 

 

Von außen betrachtet stellt sich das Christentum für viele so dar: Heilige Leute gehen zu heiliger Stunde an einem heiligen Tag in ein heiliges Gebäude, um an einem heiligen Ritual teilzunehmen, zelebriert von einem heiligen Mann in heiligen Kleidern, gegen eine heilige Gebühr. Da diese regelmässigen Performance-orientierten Veranstaltungen genannt “Gottesdienst” viel organisatorisches Talent und erheblichen Verwaltungsaufwand kosten, haben sich formalistische Rituale und institutionalisierte Verhaltensmuster schnell zu religiösen Traditionen verfestigt. Doch statistisch gesprochen ist der traditionelle 1-2stündige Sonntagsgottesdienst in Größenordnungen zwischen 20 und 300 Besuchern sehr ressourcen-hungrig und produziert trotzdem nur sehr wenig Frucht in Form von Menschen, die als Jünger von Jesus bereit sind, ihr Leben zu ändern. Wirtschaftlich gesprochen ist der traditionelle Gottesdienst eine Struktur, die sehr viel Aufwand fordert, doch nur wenig Ertrag bringt. Traditionellerweise hat der Wunsch der Menschen, Gott “richtig” anzubeten zu peinlichem Denominationalismus, Konfessionalismus und Nominalismus geführt. Wenn das Christentum “der Weg des Lebens” ist, dann ist es ebenfalls in seinem Wesen informell und spontan, und wir tun ihm durch religiöse Wiederholungsrituale nur Gewalt an. Das Christentum muß sich abwenden vom Zelebrieren eindrucksvoller Schauspielkunst in kirchlichen Räumen, und wieder beginnen, eindrucksvoll im Alltag zu leben. Das dient Gott wirklich.

11. Nicht länger das Volk in die Kirche bringen, sondern die Kirche zum Volk

 

Die Kirche verwandelt sich wieder zurück von einer Komm-Struktur zu einer Geh-Struktur. Eine der Folgen ist, daß man nicht länger versucht, die Menschen in die Kirchen zu bringen, sondern die Kirche zu den Menschen. Die Mission der Kirche wird nie ihr Ziel erreichen, wenn sie nur zur bestehenden Struktur hinzuaddiert, sondern es wird nur durch das sauerteigartige Ausbreiten der Gemeinden durch spontane Multiplikation geschehen können, auch unter Bevölkerungsgruppen, die Jesus Christus noch nicht kennen.

12. Das Abendmahl wird als echte Mahlzeit wiederentdeckt

Kirchliche Tradition hat es fertiggebracht, das Abendmahl in homöopathisch-er Form “zu feiern”, mit einigen Tropfen Wein, einem geschmacklosen Keks und einem traurigen Gesicht. Das christliche “Herrenmahl” ist jedoch eine gehaltvolle Mahlzeit mit symbolischer Bedeutung, nicht ein symbolisches Mahl mit gehaltvoller Bedeutung. Gott bringt die Christen wieder weg von den Messen, zurück zum Tisch, zurück zum Essen.

13. Von Denominationen zur Stadtkirche

 

Jesus rief eine Bewegung ins Leben, und was kam, waren religiösen Firmen mit globalen Ketten, die ihre jeweiligen Marken des Christentums vermarkteten und miteinander konkurrenzierten. Durch diese Aufteilung in Markennamen hat der größte Teil des Protestantismus seine Stimme in der Welt verloren und ist politisch unbedeutend geworden. Viele Kirchen sind oft mehr besorgt um traditionelle Spezialitäten und religiöse Binnenzwiste als damit, mit anderen Christen ein gemeinsames Bekenntnis vor der Welt zu leben. Jesus hat die Menschen schlicht und einfach nie gebeten, sich in Denominationen zu organisieren. In den frühen Tagen der Kirche hatten die Christen eine doppelte Identität: sie waren eindeutig die Nachfolger von Jesus Christus, vertikal zu Gott bekehrt; und zweitens fanden sie zusammen auf der Basis der Geographie, wo sie sich vor Ort auch zueinander bekehrten und Gemeindebe-wegungen bildeten. Dies bedeutete, daß Christen sich nicht nur zu Nachbar-schafts- oder Hauskirchen zusammenschlossen, wo sie ihr Leben im Alltag miteinander teilten, sondern daß sie, soviel es die jeweiligen politischen Umstände ermöglichten, ihrer neuen kollektiven Identität in Christus Ausdruck gaben und sich zu stadtweiten oder regionalen Feiergottesdiensten trafen. Dort feierten sie ihr Einssein als Gemeindebewegung der Region oder der Stadt und demonstrierten Verbundenheit und ein gemeinsames Bekenntnis vor der Welt. Gott ruft die Christenheit zu genau diesen Dimensionen zurück. Die Rückkehr zum biblischen Modell der “Stadtkirche”, also neue Glaubwürdigkeit der Haus-kirchen in den Wohnquartieren, verbunden mit stadtweiten oder regionalen Feiergottesdiensten, wo wirklich alle Christen einer Region regelmäßig zusammenkommen, fördert nicht nur die kollektive Identität und spirituelle Glaubwürdigkeit der Christen, sondern es verleiht derKirche auch wieder politisches Gewicht, und wird wieder genau das Aufsehen erregen, das die christliche Botschaft verdient.

14. Eine verfolgungssichere Mentalität entwickeln


 

Jesus, das Haupt aller Christen, hat man gekreuzigt. Heute sind seine Nachfolger mehr mit Titeln, Medaillen und ihrer respektablen Rolle in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft beschäftigt, oder , noch schlimmer, sie sind derart unchristlich angepaßt und ruhig, daß man sie fast gar nicht mehr bemerkt. “Gesegnet seid ihr, wenn ihr verfolgt werdet”, sagte Jesus. Biblisches Christentum ist eine gesunde Herausforderung und tatsächliche Bedrohung für heidnische Gottlosigkeit und Sünde, für eine Welt, die übermannt worden ist von Habsucht, Materialismus, Eifersucht und der Tendenz, aber auch wirklich alles zu glauben, solange es nicht in der Bibel steht. Das hat zur gesellschaftlichen Akzeptanz von Verhaltensweisen in den Bereichen Moral, Sex, Geld und Macht geführt, die nur noch mit der Dimension des Dämonischen erklärbar sind. Das heute geläufige Christentum ist dazu bislang kein Kontrastprogramm, sondern ist in vielen Ländern einfach zu harmlos und zu nett, um verfolgungswürdig zu sein. Wenn Christen jedoch wieder damit beginnen, neutestamentliche Werte und das daraus resultie-rende Leben zu führen, und zum Beispiel wieder Sünde unverschämt beim Namen nennen, wird die Umwelt tief im Kern ihres Gewissens getroffen und reagiert, wie gehabt, entweder mit Bekehrung oder Verfolgung. Statt sich in bequemen Zonen vermeintlich religiöser Freiheit Nester zu bauen, werden sich Christen wieder darauf vorzubereiten haben, als die Hauptangeklagten und schwarzen Schafe entdeckt zu werden, die dem weltweiten Humanismus, der modernen Sklaverei der Unterhaltung und der unverhüllten Anbetung des Ich, dem falschen Zentrum des Universums, nur im Wege stehen. Aus diesem Grunde werden erweckte Christen sehr schnell den fundamentalistischen Liberalismus und die “repressive Toleranz” einer Welt zu spüren bekommen, die ihre aboluten Normen verloren hat, weil sie sich weigerte, ihren Schöpfer-Gott mit seinen absoluten Standards anzuerkennen. Im Zusammenhang mit der wachsenden Ideologisierung, Privatisierung und Spiritualisierung von Politik und Wirtschaft werden Christen früher als sie glauben wieder ihre Chance bekomen, gemeinsam mit Jesus die Anklagebank der Wohlfühlgesell-schaft zu drücken. Sie tun gut, sich schon heute auf die Zukunft vorzubereiten, indem sie eine verfolgungssichere Mentalität entwickeln, und konsequenter-weise eine verfolgungssichere Struktur aufbauen.

15. Die Kirche kommt nach Hause

 

Wo ist beispielsweise der einfachste Ort für einen Mann, heilig zu sein? Er versteckt sich hinter einer großen Kanzel, und, gekleidet in heiligen Roben, predigt einer gesichtslosen Masse heilige Worte und verschwindet danach in ein Büro. Und was ist der schwierigste und deshalb bedeutungsvollste Ort für einen Mann, heilig zu sein? Zuhause, in der Gegenwart seiner Frau und der Kinder, wo alles, was er sagt und tut, einem automatischen geistlichen Lackmus-Test unterworfen wird und mit der Realität abgeglichen wird. Dort ist alles fromme Pharisäertum hoffnungslos zum Sterben verurteilt, und wird dadurch zu einem Ort der Glaubwürdigkeit. Von der Verwurzelung in der Familie als offenkundigstem Ort des Versagens sind breiteste Teile des Christentums in heilige Hallen geflohen, wo man künstliche Messen weitab des Alltags zelebriert. Gott ist jedoch mitten dabei, die Häuser als Gottesdienst-orte wieder für sich zu gewinnen, und damit kehrt die Kirche wieder zu ihren eigenen Wurzeln zurück, dorthin, wo sie herkommt, zu einer Hauskirchen-bewegung. Die Kirche kommt dadurch buchstäblich nach Hause, und in der letzten Phase der Menschheitsgeschichte,. Kurz vor der Rückkehr von Jesus Christus, schließt sich auch der Kreis der Kirchengeschichte.

Wenn Christen aus allen sozialen Schichten und Kulturen, allen Lebenslagen und Denominationen ein deutliches Echo von dem in ihrem Geist spüren, was Gottes Geist der Gemeinde sagt, beginnen sie buchstäblich, wie ein Leib zu funktionieren, global zu hören und lokal zu handeln. Sie werden aufhören Gott darum zu bitten zu segnen was sie tun, und anfangen zu tun, was Gott segnet. Sie werden sich in der Folge in der eigenen Nachbarschaft zu Hauskirchen zusammenzufinden und sich zu regionalen oder stadtweiten Feiergottesdiensten treffen. Auch Sie sind eingeladen, sich dieser offenen Bewegung anzuschließen und ihren eigenen Beitrag zu geben. Dadurch wird wahrscheinlich auch Ihr Haus zu einem Haus, das die Welt verändert.Aus dem Buch von Wolfgang Simson, Häuser, die die Welt verändern, C&P Verlag, Emmelsbüll/D, 1999)

Autor: Wolfgang Simsom

Thema: Kirche | Beitrag kommentieren