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770. Weihnachtsgeschichte 2023

Freitag, 17. November 2023 | Autor:

 

Liebe Besucher,

freuen sie sich, dass es dieses Jahr vielleicht mal wieder ein normales Weihnachtsfest werden könnte. Ich will daran glauben, weil ich Gott vertraue und er nur Gutes für uns bereit hat. Es wäre zu wünschen, dass jeder von uns sich doch einmal ganz persönlich Gedanken darüber macht, warum wir Weihnachten feiern und was dies persönlich mit jedem Einzelnen zu tun hat.

Die diesjährige Weihnachtsgeschichte ist aus dem Leben gegriffen und könnte so in jeder anderen Stadt auch geschehen sein. Sie zeigt uns, wie gut es ist, wenn wir menschlich miteinander umgehen, dann, so zeigt diese Geschichte, kann es jeden Tag Weihnachten werden.

Wünsche Ihnen Freude und Erkenntnis beim Lesen und verarbeiten.

 

 

So kann es Weihnachten werden

 

Es war zwei Wochen vor Weihnachten. Als Sozialarbeiterin war ich in einem dieser alten Hamburger Mietshäuser unterwegs, bei denen die Stiegen bedrohlich knarrten, es durchs Dach regnete und kein Fenster mehr ganz dicht war.

Die Familie, die ich besuchen wollte, wohnte im 5. Stock. Als ich oben ankam, atmete ich erst einmal tief durch. Es hatte den ganzen Vormittag über geschneit und als ich vor der Tür mit dem alten Messingschild stand, bildete sich im Nu ein kleiner See von geschmolzenem Schnee um meine Füße. Obwohl ich mehrmals klingelte, rührte sich nichts hinter der weißgestrichenen Gründerzeittür. Da blieb mir wohl nichts anderes übrig, als mich wieder auf den Weg nach unten zu machen. Auf dem Treppenabsatz öffnete sich plötzlich eine andere Tür und zwei freundliche Augen lächelten mich an. „Da wirst du jetzt kein Glück haben. Die Leute sind Schausteller und bis abends spät auf’m Weihnachtsmarkt am Heiliggeistfeld. Vor ½ 12 kommt da niemand von nachhause.“

 

Keine Kerze – kein Licht

 Ich muss wohl etwas enttäuscht ausgesehen haben, denn die nette Großmutter lud mich ein, doch auf einen Sprung zu ihr herein zu kommen. „Es zieht wie Hechtsuppe hier im Treppenhaus und du bist ja schon ganz durchgeweicht.“ meinte sie freundlich. „Komm und zieh man erst den Mantel aus. Ich mache uns gleich mal ne ordentliche Tasse Tee.“  Ich war ganz überrascht von so viel Freundlichkeit und ließ mich gern auf dem Sofa nieder, das in der kleinen Wohnstube stand. Während es in der Küche klapperte, schaute ich mich ein bisschen um. Es war hübsch hier. Klein, ordentlich aufgeräumt und gemütlich. Und doch fehlte irgendetwas. Als der Tee fertig war und dampfend auf dem Tisch stand, wusste ich auch, was es war. Zwei Wochen vor Weihnachten – aber es gab nirgendwo auch nur einen einzigen kleinen Tannenzweig. Keine Kerze, kein Licht … überhaupt kein adventlicher Schmuck war zu sehen.

 

Enttäuscht vom Leben  

„Hmmmhhh, das tut gut.“ Ich genoss den heißen Tee und lächelte der freundlichen Frau dankbar zu. Erst jetzt sah ich, dass sie wesentlich älter war, als ich es auf den ersten Blick geschätzt hatte. Offensichtlich freute sie sich über meinen Besuch, denn sie machte es sich neben mir auf dem Sofa bequem und schnell waren wir in einem netten Gespräch, das in schönstem Hamburger Dialekt geführt wurde. Dabei fragte ich sie auch, ob sie denn niemand hätte, der ihr mal einen Zweig, eine Kerze oder etwas anderes Schönes vorbeibringen würde. Da verdunkelten sich ihre Gesichtszüge von einem Moment zum anderen und sie meinte nur, sie hielte nichts von diesem rührseligen Kram. „Weihnachten, Fest der Liebe, das ist Tüdelkram“ ergänzte sie entschuldigend. Und in ihren Worten spürte ich eine tiefe Enttäuschung.

 

Damit man den Schmutz nicht sieht  

Während sie aufstand, um mir noch eine Tasse Tee einzugießen, schien ihr plötzlich etwas eingefallen zu sein. Als hätte sie es vorhin vergessen, sprang sie, flink wie ein Wiesel, zum Fenster und – ratsch – zog sie die Vorhänge zu und knipste das Licht an. Erstaunt rief ich aus: „Aber Oma, was machen Sie denn? Draußen ist doch heller Sonnenschein.“ Verschmitzt drehte sie sich nach mir um und sagte: “ Deern, Deern, sonst sühste den Schiet und Dreck so.“

Jetzt hätte ich die alte Frau am liebsten in den Arm genommen. Doch ich zog sie nur behutsam zu mir auf das gemütliche Sofa und rückte näher an sie heran. „Ja, ja, Oma. So sind wir alle. Den Vorhang zu, damit man den Staub und Dreck nicht so sieht. Die Herzenstür zu, möglichst noch fest verrammeln, damit nur niemand hineinsieht und womöglich entdeckt, was drin ist. Aber Gott sieht doch, was drin ist im Herzen, wenn wir alles auch noch so gut verdecken wollen.“

 

Sehnsucht nach Liebe

 Als sie mich forschend ansah, meinte ich eine große Sehnsucht zu spüren. Denn sie nahm meine Hand und ihre Augen ermutigten mich, weiterzusprechen. „Es, es muss einmal in unserem Leben zu einem Großreinemachen kommen bis in alle Herzenswinkel hinein. Es ist nicht angenehm, wenn wir in die Strahlen von Gottes heiligem Licht geraten, das aufdeckt und unsere ganze Sünde und Schuld zeigt und uns unseren verlorenen Zustand sehen lässt. Doch Gott hat uns lieb. Und aus Liebe zu uns ist Jesus ja in diese Welt gekommen. Und seine Liebe ging noch weiter. Er gab sein Leben für uns am Kreuz von Golgatha. Um uns reinzuwaschen von allem Schmutz und aller Sünde. Durch seine Liebe will er alles in uns neu machen.“

 

Die Sonne in einem Herzen

„Deern, Deern, ist datt wörklich so?“ fragte die liebe Alte immer wieder. Zum besseren Verständnis erzählte ich ihr aus meinem eigenen Leben. Das verstand sie. Für mich war plötzlich strahlende Weihnachten mitten im Dezember bei zugezogenen Vorhängen.

Seit ihrer Trauung in der Kirche hatte sie nie wieder etwas mit Gott im Sinn gehabt. Beten hatte sie vergessen. Vertrautes und persönliches Reden mit Gott war ihr bisher völlig fremd gewesen. Als sie dann aber neben mir das Glaubensbekenntnis sprach, da war es weit mehr als ein Gebet. Es war die Hingabe eines Menschenlebens an Gott. „Und Herr“, fügte sie noch am Schluss voll kindlicher Einfalt hinzu, „ich dank auch für das Großreinemachen bei mir!“

Dann stand sie auf, gab mir einen schallenden Kuss, ging ans Fenster und zog energisch die Vorhänge zurück. Die milde Nachmittagssonne schien uns direkt ins Gesicht. In einem alten Herzen aber war eine andere Sonne aufgegangen: Jesus Christus. Sie hatte ihr ganz persönliches Weihnachten erlebt.

 

Quelle – Stiftung Marburger Medien

Autor – Lexa Anders

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Thema: Weihnachtsgeschichten

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