225. Daniels Vision für unsere Zeit
Donnerstag, 20. Januar 2011 | Autor: intern
Daniels Vision für unsere Zeit
Daniel wurde zusammen mit seiner adligen Familie und dem jüdischen Volk 587 v. Chr. von Nebukadnezar nach Babylon verschleppt. Als hoher Beamter diente er ab 604 v. Chr. 69 Jahre lang unter den Königen Nebukadnezar, Belsazar (Menetekel-König), Darius und Kyros.
Trotz seiner Karriere am heidnischen Königshof verleugnete er seinen Glauben an den Gott Israels nicht. Um seiner Karriere willen machte er keine Kompromisse. Er widerstand dem Einfluss Babylons und ließ sich auch nicht durch Denunzianten einschüchtern, die ihm als Jude die Position beim König nicht gönnten.
Daniel betete nicht den König an, wie es Befehl war, sondern allein den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Er aß nicht die Speisen, die am Königshof gegessen wurden, weil sie nach biblischem Gebot nicht koscher waren.
Daniel betete öffentlich für Jerusalem und hörte auch nicht auf, für Jerusalem zu beten, als seine Feinde ihn deswegen beim König anklagten. Er hätte hinter verschlossenen Fenstern für Jerusalem beten können, doch Daniel öffnete beim Beten sein Fenster, so dass alle erfuhren, dass er für Jerusalem betet – und das dreimal täglich. Damit bekannte sich Daniel nicht nur sporadisch auf einer Solidaritätskundgebung zu Jerusalem, sondern täglich. Diese Treue belohnte Gott mit Weisheit und prophetischer Sicht.
Daniel wurde 95 Jahre alt. Daniel starb in Susa, im heutigen Iran. Ich besuchte sein Grab und bat dort Gott um Daniels Mut und prophetischen Geist. Dazu nahm ich mir aus den Ruinen von Susa eine 2500 Jahre alte aus Stein gehauene Salbungsschale mit, die mich in Jerusalem an Daniels göttliche Salbung erinnert.
Das Buch Daniel wurde in Aramäisch verfasst. Daher findet man in manchen hebräischen Bibeln eine aramäische und eine hebräische Fassung. Daniels Buch ist die älteste Apokalypse. Sie wird von der neutestamentlichen Offenbarung des Johannes ergänzt.
Das Göttliche an Daniels Deutung ist, dass Gott ihm den Traum zeigte, den der König vergessen hatte. Das legitimiert seine Deutung als Deutung und nicht nur als Traumauslegung.
Daniel sah ein gewaltiges Standbild (Kap. 2). Damit tat Gott Daniel kund, „was in der Endzeit geschehen wird“ (2,28). Daniels Beschreibung dieser Kolossalfigur teilt die Weltgeschichte in vier Perioden auf. Hier muss betont werden, dass Daniels Prophetie sich nur mit den Weltreichen befasst, die in Beziehung zu Israel standen – und das auch nur, solange die Juden als Volk in ihrem Land Israel waren. Die Zeit, in der die Juden unter alle Völker zerstreut waren, wird ausgeklammert, als gäbe es sie nicht.
Mit der Zerstörung Jerusalems durch die Römer 70 n. Chr. setzt bis zur Staatsgründung Israels 1948 eine Pause ein, die erst mit der Rückkehr der Juden ins Land Israel Fortsetzung macht. Demnach hat sich die Offenbarung, die die ersten drei Abschnitte des Standbildes betreffen, mit dem Reich der Babylonier, Meder-Perser und Griechen erfüllt. Nur im vierten Reich, dem Reich der Römer, durch die die Juden unter alle Völker zerstreut wurden, wird eine Pause eingelegt, die mit der Rückkehr der Juden nach Zion im Jahre 1948 endet.
So sind die ersten drei Perioden des Standbildes: 1. Babylon als Haupt aus Gold, 2. Meder-Perser als Brust und Arme aus Silber und 3. Alexanders Griechenland als Bauch und Lenden aus Erz, bereits Vergangenheit.
Daher wenden wir uns dem für unsere Zeit bestimmten vierten und letzten Teil des Standbildes zu. Den Abschluss der Kolossalfigur bilden die Füße, die aus Eisen und Ton bestehen. Danach kommt nichts mehr, weil dies der endzeitliche Abschluss ist.
Da die Füße des Standbildes aus Eisen mit untergemengtem Ton bestehen, heißt dies, dass die Endzeit auf wackligen Füßen steht, denn durch den untergemischten Ton verliert das Eisen seine Stabilität. So besteht unsere Zeit aus Koalitionen. In den 1945 gegründeten Vereinten Nationen sind starke Diktaturen (Eisen) und schwache Demokratien (Ton) vereint. Trotz wirtschaftlicher Globalisierung ist es unmöglich, arm und reich auf einen Nenner zu bringen. Um alle gegensätzlichen politischen und religiösen Richtungen vereinen zu können, schafft man eine für alle Völker und Religionen verbindliche Weltregierung und Weltökumene.
So steht im interreligiösen Andachtsraum des UNO-Hauptquartiers in New York vielsagend ein alle Religionen verbindendes Symbol: ein auf tönernen Füßen stehender Stahlblock (siehe Foto).
Diese eisentönerne Weltregierung erreicht laut Daniel und Johannes durch den Antichristen und Falschen Propheten seinen Höhepunkt. Sie wird dann aber durch den von Daniel vorhergesagten Stein Gottes zerstört. Nur Israel bleibt ewig bestehen. Dies bekannte bereits Nebukadnezar: „Kein Zweifel, Daniels Gott ist ein Gott über alle Götter!“
NAI Ludwig Schneider