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367. Papst Benedikt XVI. trat zurück

Donnerstag, 23. Mai 2013 | Autor:

 

Wikipedia Petersdom Wolfgang Stuck 

Als am 11. Februar Papst Benedikt seinen Rücktritt verkündete, löste er bei Katholiken und Nichtkatholiken eine Schockwelle aus, denn „ein Papst stirbt, aber tritt nicht zurück“ war die landläufige Meinung.

Foto NAI Papst

Dazu kam, dass in derselben Nacht in der Kuppel des Petersdoms ein Blitz einschlug, was von vielen als ein böses Omen angesehen wird. 

Auch in Israel war man über den Rücktritt des Papstes betroffen, denn mit Benedikt XVI. verlor Israel einen Freund, der gemäß seiner theologischen Erkenntnis hinter den Juden steht, was er in seinen drei Werken „Jesus von Nazareth“ manifestierte. Für Israels Oberrabbiner Jona Metzger war dieser Papst der beste, den der Judenstaat erlebte. Auch der sefardisch-orthodoxe Oberrabbiner Shlomo Amar bedauert Benedikts Rücktritt, denn er befürchtet, dass sein Nachfolger den Juden und damit Israel nicht mehr so wohlgesonnen sein könnte.

 

Im Februar 1994 tagten in Jerusalem vier Tage lang 430 jüdische und christliche Persönlichkeiten aus 91 Ländern. Darunter waren fünf Kardinäle, unter ihnen der Vorsitzende der Glaubenskongregation Kardinal Joseph Ratzinger, ferner vier Metropoliten, neun Oberrabbiner, 103 Bischöfe und 54 Rabbiner. Ich weiß nicht, wer mich neben Kardinal Ratzinger platziert hatte – vielleicht hatte ich das einem Irrtum zu verdanken. Auf diese Weise lernten wir uns kennen.

 

In seinem Tagungsvortrag sagte er: „Die Juden haben am Tode Jesu keine Kollektivschuld, denn weder die Juden noch die Römer brachten Jesus ans Kreuz, sondern allein unsere Sünden, lehrt das Neue Testament. Durch Jesus Christus sind Juden und Christen ein Volk Gottes geworden. Israels Glaube ist seither universal. So wurde Israel durch Christus ein Segen für alle Völker. Das „Schmah Israel, unser Gott ist eins“ , blieb auch in den Evangelien rechtskräftig, denn es gibt auch jetzt nur einen Gott. Es ist an der Zeit, dass die katholische Kirche sich bei den Juden für ihre Feindseligkeit und Intoleranz entschuldigt“. (Auszug aus NAI-Artikel, Feb. 94)

 

Benedikt XVI. ist ein theologischer Denker und kein politischer Taktiker. Das machte ihm das Regieren als Papst im Vatikan schwer. Nicht nur der Papst, auch Pastoren von Kirchen mit nur 400 Mitgliedern haben gegen Intrigen zu kämpfen, wie viel mehr das Oberhaupt einer Kirche von 1,2 Milliarden Mitgliedern unterschiedlicher Interessen.

 

In seiner Amtszeit formalisierte er die 1993 von Papst Johannes Paul II. begonnene, aber von ihm als Kardinal aus gearbeitete Annäherung der römisch-katholischen Kirche an Israel. Nun können sie diplomatische Beziehungen aufnehmen. So besuchte er 2009 als Papst Benedikt XVI. Israel. Er war nach Paul VI. und Johannes Paul II. der dritte Papst, der Israel besuchte, war aber der erste Papst, der sich nicht nur gegen den Antisemitismus aussprach, sondern sich bei seinem Besuch im KZ-Auschwitz „als Sohn des deutschen Volkes“ unter die Mitschuld am Holocaust stellte.

 

Solche Judenfreundschaft forderte die Kurie heraus, daher wurde, um ein Schisma zu verhindern, die Pius Bruderschaft, die den Holocaust in seiner Gänze leugnet, in den Schoß der Kirche zurückgenommen. Ebenso führte er die lateinische Messe ein, in der für die Bekehrung der Juden gebetet wird. Nachdem er sich gegen die Homo-Ehe und gegen die Empfängnisverhütung aussprach, wurde er als nicht reformfähig diskreditiert. Um nicht weiter gegen seine Überzeugungen Kompromisse machen zu müssen, trat er als 85-Jähriger von Krankheit geschwächt von seinem Amt zurück.

 

Damit begann die Nachfolgerspekulation und brachte die Vision des irischen Mönchs Maleachi ins Gespräch, der im Jahre 1139 insgesamt 266 Päpste voraussagte und schrieb:

„Wenn sich alles wie ein Wirbelsturm um Jerusalem dreht, kommt ein Papst aus dem Osten (Papst Johannes Paul II. kam aus Polen und war der 264. Papst). Ihm folgen nur noch zwei Päpste. Der vorletzte Papst schafft Frieden zwischen Kirche und Juden (Papst Benedikt XVI. war der 265.) Danach folgt der letzte Papst, der 266., der sich, laut Maleachis Vision, zu Gott macht und über Jerusalem herrschen will“.

Das sind alles nur Spekulationen. Sollten sie sich aber bewahrheiten, werden sie sich nicht gleich von heute auf morgen erfüllen. Wir werden den neuen Papst Franziskus I. den 266., der ein Jesuit ist, im Auge behalten.

 

NAI Ausgabe April 2013 von Ludwig Schneider

 

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