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392. Weihnachtsgeschichte 2011 – brauchen wir Weihnachten

Donnerstag, 31. Oktober 2013 | Autor:

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Brauchen Sie Weihnachten? – Eine seltsame Frage, nicht wahr? Wohlgemerkt,  ich habe nicht gefragt: „Mögen Sie Weihnachten?“ Und ich habe auch nicht jene  Frage gestellt, die zu dieser Jahreszeit geradezu an der Tagesordnung ist:

„Haben Sie schon alles für Weihnachten zusammen?“, sondern schlicht und einfach:

„Brauchen Sie Weihnachten?“

Ich meine, ja. Ich glaube, Sie brauchen Weihnachten, um erkennen, begreifen und würdigen zu können, was es heißt, ein Mensch zu sein. Aber verstehen Sie mich bitte richtig; wenn ich von „Weihnachten“ spreche, meine ich nicht die Variante des Festes, die in der westlichen Welt gemeinhin unter diesem Begriff verstanden wird. Fast jeder stößt sich daran, dass die Geschäftswelt schon im Oktober ihren Weihnachtsschmuck anbringt. Im Allgemeinen wird darüber geklagt, dass das „Fest der Feste“ mit viel zu viel Rennerei und viel zu vielen kostspieligen Geschenken verbunden ist. Weihnachten ist bei uns zumeist gleichbedeutend mit dem Umsatz von richtig viel Kohle, aber davon spreche ich nicht. Was mich beschäftigt, ist die Trivialisierung dieses Festes. Nehmen wir zum Beispiel die Musik. Unbestreitbar sind die schönsten Musikstücke der Weihnachtszeit zuzurechnen. Keine andere Text- bzw. Melodiensammlung kann es mit den Weihnachtsliedern aufnehmen. Wenn wir jedoch in jedem Geschäft, jedem Aufzug oder Büro damit beschallt werden, verlieren sie ihre Schönheit und klingen dann nur noch abgedroschen und trivial. So raubt man sie uns. Unser wahres Bedürfnis, Weihnachten zu feiern, hat kaum etwas mit der ins Banale abzurutschenden Version dieses Festes zu tun. Vielmehr geht es auf eine einfache Geschichte zurück, die sich vor zwei Jahrtausenden zugetragen hat. In jener Geschichte erfahren wir etwas über den Kern des christlichen Glaubens. Wir erfahren, dass es sich dabei nicht um eine Lebensphilosophie, eine Gesetzessammlung oder gar eine mystische, geistliche Offenbarung handelt. Weihnachten führt uns vor Augen, dass sich das Christentum auf eine Person gründet. Der christliche Glaube führt die schier unfassbare Behauptung ins Feld, dass Gott in der Person Jesu zu uns kommt, als atmender, essender, sprechender und anrührender Mensch. Gott trifft uns von Angesicht zu Angesicht, von Mensch zu Mensch. Der theologische Begriff hierfür ist „Menschwerdung“. Der treffendste Ausdruck ist Liebe.

Unfassbar ist es, weil wir uns nicht vorstellen können, dass Gott Mensch wird. Zugleich ist es aber auch unsere alleinige Hoffnung, weil jeder Einzelne von uns ansonsten unversehens dahinscheidet – ein winziges Pünktchen im unermesslich weiten, bedeutungsleeren Kosmos von Zeit und Raum. Bei Weihnachten geht es um eine Beziehung – Gott reicht uns die Hand, so wie wir sie einander reichen. Baut man eine Beziehung zu jemanden auf, so macht man sich damit verwundbar: auch Gott ging dieses Wagnis ein. Das Kind in Bethlehem wuchs heran, um den Weg des Gehorsams bis zum bitteren Ende zu gehen, dem Verbrechern vorbehaltenen Kreuzestod.

Damit Weihnachten uns wirklich anrühren kann, müssen wir uns ganz und gar auf die Freude, aber auch auf den Schmerz des Menschseins einlassen, so wie auch Gott sich vollkommen und bereitwillig darauf eingelassen hat. Zu Weihnachten erleben wir die subtile Wechselwirkung zwischen dem Göttlichen und dem Menschlichen wie zu keiner anderen Zeit. Und trotz der intensiven Werbekampagnen anlässlich des Festes, trotz finster entschlossener Bemühungen vieler Menschen, Weihnachten der Trivialität preiszugeben, liegt ein besonderer Zauber über dem Fest, der auch die hartgesottensten Zyniker unter uns eine Weile innehalten lässt. Denn die Wahrheit des christlichen Glaubens, ebenso wie die des Weihnachtsfestes, liegt in der Liebe. Es ist dies eine ebenso unsentimentale wie auch starke und menschliche Botschaft der Erlösung und Hoffnung, die hier der Welt offenbart wird.

 

Und deshalb brauch ich – ebenso wie Sie und diese so müde und ermattete Welt – Weihnachten noch immer!

 

Das waren meine Gedanken für das kommende Weihnachtsfest.

Ich  wünsche  allen, ein frohes, friedvolles und gesegnetes Weihnachtsfest. Für das neue Jahr Gesundheit, Glück, Freude, Friede und Gottes reichen Segen.

 

Das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, In JESUS CHRISTUS. Joh.1,14

 

 

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Thema: Weihnachtsgeschichten

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