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488. Nachdenkliches für Manager – Vor nichts mehr Angst 3-88

Montag, 19. Oktober 2015 | Autor:

Lieber Blog Besucher,

die tiefsinnigen Gedanken von Karlheinz Binder haben mich viele Jahre erfreut und immer wieder zum Nachdenken angeregt. Genießen Sie diese Worte und nehmen Sie davon etwas in Ihrem Alltag mit.

 

Vor nichts mehr Angst

Wir hatten ihn eingeladen, um das Programm seines Management-Trainings-lnstitutes vorzustellen, und weil er in der Branche ein bekannter und fast schon berühmter Mann war, hatte sich unser Vorstandsvorsitzender sogar die Ehre gegeben und sein Kommen angesagt.

Wir sprachen gerade noch einmal durch, welche Fragen wir nachher stellen wollten, als sie beide hereinkamen, der Chef und unser prominenter Gast.
Er war nicht sehr groß, vielleicht 1,70 Meter, aber als er anfing zu reden, um für sein Institut zu werben, war ich zuerst beeindruckt und dann fasziniert.
„Meine Herren“, sagte er mit einer klaren, energischen Stimme, und dabei blickte er jedem von uns kerzengerade in die Augen, einem nach dem anderen, „meine Herren, ich habe die Reise hierher nicht gemacht, um Ihnen Alltägliches zu erzählen, Sachverhalte, die andere genau so gut sagen könnten. Ich will mit Ihnen Substantielles durchdenken und die Frage nach dem Sinn Ihres Handelns und Ihres Lebens stellen. Meine Worte sollen Ihr zukünftiges Denken beeinflussen! Wenn Sie zum Beispiel am Morgen aufwachen, worauf freuen Sie sich dann?“
Ich blickte unauffällig in die Runde. Zumindest im Augenblick sah keiner von uns danach aus, als freue er sich am Morgen. Und ich? Hatte ich einen Grund, mich beim Aufwachen zu freuen? Sicherlich, da gab es einige Anlässe. Aber warum freute ich mich dann nie? Lag es an meiner Gleichgültigkeit? Dass alles inzwischen zur Selbstverständlichkeit geworden war? Trägheit des Herzens? Was würde ich antworten, wenn er mich jetzt fragen sollte? Ich wusste es nicht. Aber er erwies sich als Mensch. Er Iächelte uns an, ganz ruhig, ganz sicher und erklärte, er wisse wohl, dass wir und warum wir keine Antwort hätten. Und eben das sei der Inhalt seines Beratungsprogrammes, uns Klarheit darüber zu verschaffen, welches der Sinn und Freudengrund unseres Schaffens seien. Klares Resultat: 1:0 für ihn.
Und dann erklärte er in beeindruckender Weise, wie er das tun wolle.

Ich atmete erleichtert durch und dachte mir, er habe sein Pulver verschossen, aber ich hatte nicht mit seinem Finale gerechnet.
„Sehen Sie mich an“, sagte er, das aber ganz ohne Eitelkeit und sehr glaubwürdig, „ich bin in voller Harmonie mit meinem Wollen und Können, der Sinn meines Lebens ist es, im Gleichklang mit Menschen, Verhältnissen und meinem Ich zu leben. Mich kann nichts mehr erschüttern, nichts bringt mich aus der Fassung, durch mein System habe ich den inneren Frieden gefunden, aus dem Freude erwächst. Wo Freude ist, da haben Stress und Angst keinen Platz mehr. Da herrscht Souveränität, und zu all dem kann man sich selber ganz bewusst erziehen. Geben Sie der Freude Raum in sich, in Ihrem Leben und verbieten Sie der Angst, Sie zu beherrschen. Ich freue mich auf jeden Tag, auf meine Arbeit, auf die Menschen, denen ich begegnen werde, auf die Probleme, die ich zu Iösen habe, denn ich habe vor nichts mehr Angst. Ich habe mich selber gefunden!“

Ich fuhr tief beeindruckt nach Hause. Zwei Jahre später las ich seine Todesanzeige. Er war noch nicht einmal 50 Jahre alt geworden. Einer seiner Mitarbeiter sagte mir, er habe einen Herzinfarkt gehabt.
„Warum?“
„Weil er in der ständigen inneren Angst gelebt hat, seinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht zu werden. Er wollte mit allen Kräften so sein, wie er es in seinen Seminarien verkündete, aber das schafft kein Mensch. Ich fürchte, je mehr wir gegen diese Angst ankämpfen, um so größer wird sie“, so sagte mir sein Mitarbeiter.

Aber in einem hat er recht behalten: Ich habe seine Fragen nach dem Sinn und nach der Freude nicht vergessen, und mir scheint, es müsse noch eine andere Antwort darauf geben, als er sie hatte. Eine Antwort, die nicht kaputtmacht, sondern heilt.
Steht da nicht in der Bibel, dass Gott uns aus dem Rachen der Angst reißt und uns in den weiten Raum stellt, wo keine Bedrängnis ist? Und sagt nicht der so realistische und tüchtige König David: „Da mir angst war, rief ich den Herrn an und schrie zu meinem Gott, und er erhörte meine Stimme.“

Irgendwann, wenn ich wirklich einmal Zeit dazu finde, sicherlich nicht heute Abend oder an diesem Wochenende, später einmal, werde ich darüber nachdenken. Oder?

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Thema: Nachgedacht

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