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480. Nachdenkliches für Manager – Drama auf Rheinstein 6-97

Montag, 19. Oktober 2015 | Autor:

Lieber Blog Besucher,

die tiefsinnigen Gedanken von Karlheinz Binder haben mich viele Jahre erfreut und immer wieder zum Nachdenken angeregt. Genießen Sie diese Worte und nehmen Sie davon etwas in Ihrem Alltag mit.

 

Drama auf Rheinstein

Es klingelte und als ich die Tür öffnete, stand da der Briefträger mit einem großen, dicken Umschlag. „Also“, sagte er, „ich habe es probiert, aber beim besten Willen, er paßt nicht durch den Schlitz, da mußte ich Sie stören“.

Mit Messer und Schere rückte ich mühsam dem überaus reichlich und mit deutscher Akribie vielfach um die Sendung geschlungenen, zähen Klebeband zu Leibe und zum Vorschein kam ein Fotoalbum.
Uns übersandt von lieben Freunden zur Erinnerung an ein zauberhaftes Wochenende im fröhlichen Kreis auf der Burg Rheinstein, einen runden Geburtstag zu feiern.
Und als ich in den Seiten blätterte, die lieb gewordenen Gesichter sah, die anmutige Flußlandschaft im strahlenden Sonnenschein, die Burg, zwischen grünen, üppigen Baumwipfeln aus dem wuchtigen Fels emporwachsend mit ihren trutzigen Mauern und filigranen Türmen, kamen wieder die Erinnerungen an dieses schöne, unbeschwerte, fröhliche Wochenende.
Da war eine Aufnahme vom Innenhof, dem weinrankenüberwachsenen Burgundergarten. In der Mitte ein sandsteingefaßter Brunnen, sorgsam vergittert, zu Recht, wie der Blick in die schaudernde, fast endlose Tiefe schwindelnd zeigte. Und ein paar Meter weiter, da hatte die völlig überraschende, herzergreifende Aufführung jenes Ritter-Dramas stattgefunden, eines Schauspiels, das von Art und Inhalt keine bessere Kulisse als hier hätte finden können.

Wir Gäste bemerkten vorher nur, daß sich unter mehreren von uns eine gewisse Unruhe breitmachte. Sie hielten Zettel in den Händen, studierten sie nicht ohne Aufregung, verschwanden dann im Rudel hinter einer Seitentür und als sie wieder zum Vorschein kamen, waren sie in die Kleidung und Rolle derer geschlüpft, um die sich die mittelalterliche Tragödie drehte: In den schönen, mutigen Herzog, verliebt in die wunderschöne Prinzessin. Ihren Vater, den mächtigen König, der in einem irreparablen Anfall von Starrsinn beschlossen hatte, daß seine Tochter, die wunderschöne Prinzessin, nie eines Mannes Weib werden solle. Und mitten zwischen den Fronten, leidvoll hin- und hergerissen zwischen Mannes- und Kindesliebe, die ergebene Königin.
Und es kam, was in einer Tragödie kommen muß: Der schöne, mutige, leidenschaftliche Herzog nahm sein scharf geschliffenes Schwert, das er vorher in der Burgdiele einer dort aufgestellten Ritterrüstung entwendet hatte und er stieß es dem mächtigen König in die Gegend des Herzens. Erfolgreich, denn der sank mit Röcheln und den obligatorischen Worten: „Ich sterbe“, darnieder.
Die anwesende, ergebene Königin erlitt ob dieses Geschehens augenblicklich die mittelalterliche Frühform eines Herzinfarktes und ging gleichfalls leblos zu Boden.
Der schöne, mutige Herzog, dessen gewahr werdend, was er da angerichtet hatte, ergriff einen überraschend bereitstehenden Becher mit Gift und fiel mit einem letzten, durchdringenden Schrei tot um. Die wunderschöne Prinzessin, aufgeschreckt durch die hohe Phonzahl, stürzte auf die Bühne, überblickte die Szene, schrie außer sich: „Wehe mir, der Kummer wird mich töten!“ was dann auch der Fall war.

Nicht endend wollender Applaus brandete unter uns Zuschauern, in den hinein sich der mächtige König halb aufrichtete und mit ehrfurchtgebietender Stimme darauf hinwies, er sei tot. Dieser Feststellung schlossen sich der schöne, mutige Herzog, die ergebene Königin und die wunderschöne Prinzessin ausdrücklich an und die vier sanken erneut hin.

Uns allen wurde weh ums Herz, besonders aber, nachdem sich der bereits geschlossene Vorhang abermals liftete und der König in die erneut endgültig letzte Feststellung ausbrach: „Der mächtige König ist immer noch tot“.
Aber oh Trost: Unter dem notorisch anhaltenden Applaus erhoben sich die Mimen einer nach dem anderen, zurückkehrend in das, was wir Leben nennen.

Das Stück war zeitgemäß. Sicherlich weniger in seinem Inhalt, denn Könige, Prinzessinnen, Herzöge, sind heutzutage verhältnismäßig rar geworden.
Nein, das Ende.
Wie oft treffe ich Menschen, die Anhänger der Anthroposophie sind, oder Verehrer für den Westen modifizierter, fernöstlicher Lehren. Überzeugt, dieses Leben sei so oft wiederholbar, bis es glückt.
Als ich im letzten Jahr einen neuen Computer kaufte, war im Preis eine Menge Software enthalten. Darunter ein Spiel, bei dem man eine gefangene Prinzessin befreien mußte. Aber der Weg war mit vielen Todesfallen gespickt: Wegklappende Fußböden, wo man in den Schlund eines Vulkans oder in Schächte mit herausragenden Säbeln fiel. Unter harmlosen Wasserflächen lauernde, gierige Krokodile und was nicht alles. Jeder Fehler war absolut und passierte einer, kam die Bildschirmmeldung: „Das war Ihr Ende. Möchten Sie ein neues Spiel?“
Man stirbt, steht wieder auf, fängt noch einmal von vorn an. Was in der vorherigen Existenz noch nicht aufgearbeitet werden konnte, wird zur Aufgabe für das nächste Dasein. Der repetierbare Versuch, durch Tüchtigkeit, Edelmut, Vernunft und Humanität zur Vollkommenheit zu gelangen. Bis es klappt.

Nur in der Bibel, dem für mich einzig verbindlichen und wahren Buch, steht es anders:
Dieses Leben ist einmalig, nicht wiederholbar, entscheidend. Hier und jetzt stellen wir die Weichen, wie und wo wir die Ewigkeit zubringen werden.
Was schrieb Paulus an die Nachdenklichkeit so nötig habenden Leute in Galatien?: „Wir wissen, daß niemand vor Gott bestehen kann mit dem, was er tut. Nur der findet bei Gott Anerkennung, der Gottes Gnadenangebot in Jesus Christus annimmt“.
Wer die durch Christus angebotene Liebe und Versöhnung verspielt, verspielt seine Zukunft. Und auf diesem Hintergrund nützt es uns überhaupt nichts, anzuerkennen, daß Christus gelebt hat. Wenn er nicht unser persönlicher Herr wird und wir sein willentlich erklärtes Eigentum, ist alles verloren. Nicht wir selber, in immer wieder neuen Versuchen und Anläufen, sondern nur Jesus Christus kann gerecht machen, unsere Vergangenheit bereinigen, uns retten und bewahren.

Sollten wir darüber nachdenken, ehe der Vorhang fällt?

Karlheinz Binder

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Thema: Nachgedacht

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