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359. Anthroposophie – Waldorfpädagogik

Samstag, 6. April 2013 | Autor:

Lieber Blogbesucher,

wir erleben es in unserer Zeit wie noch nie, dass Menschen einen Fixpunkt für Ihr Leben suchen. Leider versagen die allermeisten Kirchen, wenn es darum geht, den Menschen diesen Fixpunkt in Form der frohen Botschaft von Jesus Christus, konkret vorzuleben. Es gibt da soviel Lippenbekenntnisse und Formalismus, soviel Herrschaft des Fleisches und des Menschen, dass man kein Hinweis auf die Liebe Gottes in Jesus Christus sein kann.

Deshalb suchen die allermeisten Menschen dann an Stellen, die Sie in die Irre führen. Nur, weil Gott aus Gnade und Liebe, jeden Menschen mehrfach in seinen Leben anspricht und zur Umkehr ermuntert, erkennen Menschen die Irrwege und haben die Chance den wahren Sinn Ihres Lebens zu finden.

Die Serie über diese Irrlehren soll helfen, dass Menschen mit Gottes Hilfe zur Umkehr finden. Ich glaube, dass der Heilige Geist hier sein Werk tun wird.

Entstehung und Wachstum

 

Rudolf Steiner gründete diese Bewegung, die zu einem umfassenden religiösen System geworden ist. In praktischer Hinsicht manifestiert sie sich in den Bereichen Bildung (Waldorf-schulen)*, Arbeit mit Behinderten, ganzheitliche Medizin, ökologischer Landbau (Demeter-Produkte), Theater, Kunst und Architektur.

Steiner wurde 1861 als Kind römisch-katholischer Eltern in dem Dorf Kraljevec (damals Österreich-Ungarn, heute Kroatien) geboren. Er starb 1925 in Dornach in der Schweiz.

Während seiner Studienzeit in Wien wurde er stark von den Werken Goethes beeinflusst;  später galt er als ein anerkannter Goethe-Fachmann.

Bereits früh zeigte sich bei Ihm eine Art übersinnliches Wahrnehmungsvermögen. Er glaubte an eine Verbindung zwischen einer geistigen Welt und dem normalen Wahrnehmungsvermögen.

Ende des 19.Jahrhunderts lernte Steiner in Berlin die Theosophie* kennen. Er wurde häufig als Dozent in der Theosophischen Gesellschaft aktiv. 1899 hatte er eine geheimnisvolle Vision der Kreuzigung Christi; sie erleuchtete ihn und zeigte ihm die wahre Bedeutung des Christentums.

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Steiner Generalsekretär der Theosophischen Gesellschaft in Deutschland. Als es zwischen ihm und dem europäischen Führungsgremium zum Konflikt kam, trat Steiner 1913 zusammen mit anderen aus und gründete die „Anthroposophische Gesellschaft“.

Steiner gründete das Zentrum der Gesellschaft in Dornach in der Schweiz. Zusammen mit seinen Nachfolgern errichtete er ein Gebäude, das auch architektonisch die religiösen Gedanken der Bewegung repräsentieren sollte. Das Hauptmerkmal ist dabei der Dom, der die geistliche Rettung symbolisiert.

In den verbleibenden Jahren seines Lebens entwickelte er Konzept und Praxis der „Geistes-Wissenschaft“ *. F. Rittelmeyer, lutherischer Pastor und Anhänger Steiners, bildete mit Steiners Unterstützung die Christengemeinschaft (christlicher Zweig der Anthroposophie). Sie gab der Gesellschaft eine Liturgie und ein kongregationalistisches Gepräge. In Dornach richtete Steiner die „Schule für Geistes-Wissenschaften“ ein – eine Eliteschule für Persönlichkeitsentwicklung durch die Anwendung verschiedener spiritueller Techniken. In Stuttgart wandte er seine bildungstheoretischen Prinzipien an und gründete die Waldorf-Schule.

Nach Steiners Tod weitete sich die Bewegung schnell von Europa über den Atlantik nach Nordamerika aus. Nach Gründung der Bewegung in der Schweiz sind in der gesamten westlichen Welt „Anthroposophische Gesellschaften“ entstanden. Es gibt bedeutende Gemeinschaften in Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien und den USA.

Vor kurzem hat sich die „Anthroposophische Gesellschaft“ bis nach Osteuropa ausgedehnt. Mitgliedszahlen werden nicht veröffentlicht, aber Schätzungen belaufen sich auf ca. 40 000 Mitglieder weltweit. Die Mehrheit der Mitglieder ist deutschsprachig. Die „Anthroposophische Gesellschaft“ konzentriert sich in den Gebieten Hamburg, München, Stuttgart und Baden-Württemberg. 1981 waren allein mehr als 32 000 Kinder in Waldorf-Schulen. In England gründeten die Anthroposophen die sogenannte „Camphill Community“; diese Bewegung hat sich auch auf andere Länder ausgedehnt. Die „Camphill Community“ bietet Hilfe für körperlich und geistig behinderte Kinder und für geistig behinderte Erwachsene an.

 

Was glauben und lehren die Anthroposophen?

 

In einer so kurzen Darstellung wie dieser kann man die komplizierte Lehre Steiners nicht sachgemäß wiedergeben; man kann höchstens die prinzipiellen Aspekte dieser Bewegung andeuten: „Anthroposophie“ , „Weisheit vom Menschen“ und „Geistes-Wissenschaft“ sind Begriffe, die Steiners religiöses Gedankensystem beschreiben. Es ist eine komplizierte Mischung aus bekannten Begriffen wie Evolution, Karma*, Reinkarnation und Meditation.

Welt und Menschheit werden vorwiegend aus einer geistigen Perspektive heraus verstanden. Alle Lebewesen haben eine Reihe von Reinkarnationen durchlebt; in immer höheren Stufen der Selbstwerdung entfalten sich die Lebewesen von einem geistigen Dasein zu einem materiellen, bevor sie wieder zum geistigen Dasein zurückkehren. Die höchste Ebene wird „Supersensible Perception“ (Supersensible Wahrnehmung*) genannt.

Steiner behauptete, Anthroposophie führe zu Christus. Daher ist Christus aus anthroposophischer Sicht sehr bedeutsam. Er ist der Höhepunkt der menschlichen Entwicklung. Nur Christus durchlief eine einzige Inkarnation anstelle einer Folge von Reinkarnationen, die für alle anderen Menschen notwendig sind. Christus war bis zu seiner Taufe ein normaler Mensch. In der Taufhandlung erhielt er die „Christus-Essenz“ * (das für Christus Wesentliche). Die Auferstehung Christi war allerdings nur ein geistiges Geschehen. Der auferstandene Christus war nur ein Phantom, das seine Jünger durch psychische Wahrnehmung sehen konnten. Nur durch Meditation können Menschen Zugang zu Christus haben. Angesichts des Jüngsten Gerichts ist Christus „Herr des Karmas“, was Steiner dazu führte, sein eigenes System als „christlichen Okkultismus“* zu bezeichnen.

 

Wie praktizieren die Anthroposophen ihre Religion?

 

Die Christengemeinschaft ist anders als die anderen anthroposophischen Organisationen. Nicht alle Anthroposophen sind Mitglieder der Gemeinschaft. Trotzdem ist ihr Charakter typisch  anthroposophisch. Sie betont die sogenannten „christlichen Aspekte“ der Bewegung. Die Priester der Gemeinschaft führen umfassende Rituale für die Gläubigen durch. Symbole und Farben, die die Offenbarungen Steiners repräsentieren, werden häufig verwendet. Die sieben Sakramente sind Kommunion (mit dem wichtigsten Bestandteil der Taufe), Konfirmation, Eheschließung, Seelsorge, letzte Ölung (als Vorbereitung auf den Tod) und 0rdination. Es gibt eine Hierarchie in der Priesterschaft. Ca. zwei Drittel aller Priester gehören der Schule für Geistes-Wissenschaften an.

Die Praxis der Meditation ist für Anthroposophen von grundlegender Bedeutung. Durch Meditation zieht man sich von der physischen Welt zurück, um sich auf eine bedeutende universale Wirklichkeit zu konzentrieren. Dies führt zur Supersensiblen Wahrnehmung. Für einige führt es auch zu einer hellseherischen Erfahrung.

 

Wie sollen sich Christen im Umgang mit Anthroposophen verhalten?

 

Einige generelle Prinzipien im Umgang von Christen mit Anhängern anderer Religionen gelten auch hier. Christen sollten eine gesunde GIaubenserfahrung mit Jesus Christus gemacht haben. Sie sollten ein Leben führen, dass Christus ehrt, und sie sollten ein möglichst umfassendes Verständnis von der Bibel haben. Offenheit und Iiebevolles Interesse helfen am ehesten weiter. Am besten legt man seinen Schwerpunkt auf die eigene, persönliche Glaubenserfahrung. Eine persönliche Freundschaft, die dem anderen demütige und geduldige Nächstenliebe entgegenbringt, ist unbedingt wichtig.

Man sollte die philosophischen Wurzeln der Anthroposophie zu differenzieren wissen und jene Lehren ausmachen, die dem christlichen Glauben konträr gegenüberstehen. Zuweilen ist es notwendig, das Denken und die Aktivitäten der Anthroposophen herauszufordern. Vom richtigen, biblischen Verständnis Christi sollte Zeugnis abgelegt werden. Man sollte es aber vermeiden, auf Steiner selbst oder das System einen Angriff zu wagen, um sich nicht in Argumentationen zu verstricken. Einfühlungsvermögen, Fairness, Respekt und Scharfsinn sind gefordert. Ziel ist es, das Vertrauen des anderen in Freundschat zu gewinnen und ihn vorsichtig zu überzeugen.

 

 

* Spezielle Begriffe

 

Christus-Essenz

Die geistige Kraft, die in Jesus von Nazareth einging, und die ihn zu der wichtigen Rolle als Höhepunkt der menschlichen Entwicklung und zum Schlüssel der Supersensible Wahrnehmung machte.

 

Karma

Ein universales Gesetz von Ursache und Wirkung der Handlungen eines Menschen. In bezug auf diese ist das Karma also entweder gut oder schlecht. Das Karma eines Menschen bestimmt, in welcher Form die nächste Reinkarnation (Wiedergeburt) stattfinden wird.

 

Okkultismus

Der Bereich geheimnisvoller, übernatürlicher Praktiken mit dem Ziel, Geschehnisse oder Personen zu kontrollieren.

 

Geistes-Wissenschaft

Ein Synonym für Anthroposophie.

 

Supersensible Wahrnehmung

Eine Meditationsmethode, um geistige Wirklichkeiten zu unterscheiden.

 

Theosophie

Bedeutet „Weisheit von Gott“. Es ist ein religiöses System, das universale Bruderschaft, naturwissenschaftliche Untersuchungen, Philosophie und Religion fördert. Das Potential physischer Kräfte im menschlichen Geist wird ebenfalls gefördert. Praktiken aus dem Spiritismus werden benutzt, um höhere Weisheit zu erlangen.

 

Waldorfschulen

Eine schulische Bildung, bei der das Kind ein Erwachen des geistigen Bewusstseins durch Selbst-Werdung erfährt. Diese wird durch einen bestimmten Malstil und durch eine rhythmische Verbindung von  Körperbewegung und Sprache gefördert (Eurythmie). Unterschwellig fließt immer wieder anthroposophisches Denken in den Schulalltag ein. Damit müssen Eltern rechnen.

 

Mit freundlicher Genehmigung

Heimatmission EFG

Dr Earl Martin

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Thema: Religionen, Sekten und Aberglaube

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