829. Die Geburt der Anbetung
Sonntag, 12. Oktober 2025 | Autor: intern
Liebe Besucher,
das Thema Lobpreis und Anbetung ist mir in den letzten Jahren immer wichtiger geworden. Leider habe ich aber auch erleben müssen, dass es in nicht wenigen Gemeinden mehr um Unterhaltung und Lieder singen geht, als in Ehrfurcht vor unseren allmächtigen Gott zu stehen. Dazu gehört auch, wenn man die Bibel kennt und ernst nimmt, dass wir heilige Hände erheben. Viel zu oft habe ich sehen müssen, dass viele die Hände in der Hosentasche vergraben haben, das hat mit Ehrfurcht nichts zu tun.
Aber, genug der Vorrede. Als ich den Artikel im Magazin „Freude am Leben“ des Missionswerkes Karlsruhe gelesen habe, hat dieser mich sofort angesprochen und ich habe mich entschieden diesen einen größeren Leserkreis bekannt zu machen. Ich bedanke mich herzlich bei Bruder Daniel Müller für die Genehmigung zur Veröffentlichung.
Die Geburt der Anbetung
Wenn Gott aus Enttäuschung Lobpreis hervorbringt
Hast du schon einmal erlebt, wie Pläne, die du gemacht hattest, in sich zusammenfielen? Du hattest gebetet, gehofft, gearbeitet – und warst überzeugt: Jetzt kommt der Durchbruch! Doch dann bist du aufgewacht und alles sah völlig anders aus. Wenn wir das erleben, geschieht genau an diesem Punkt etwas Entscheidendes: Mitten in diesem Spannungsfeld aus Erwartung und Realität wird wahre Anbetung geboren.
Lea-Momente
Die Bibel erzählt uns in 1. Mose 29 die Geschichte von Jakob, der sich unsterblich in Rahel verliebt hatte. Sie war seine große Liebe, sein Traum, seine Zukunft. Sieben Jahre lang arbeitete er für ihren Vater, um sie heiraten zu dürfen – und diese Zeit kam ihm „wie wenige Tage vor, so sehr hatte er sie lieb“. Doch in der Hochzeitsnacht kam es zur großen Enttäuschung: Statt Rahel bekam er Lea, ihre ältere Schwester, zur Frau. Es geschah nicht das, was er sich erträumt hatte, nicht das, was er wollte – sondern etwas, das er sich nie ausgesucht hätte.
Wir alle kennen solche „Rahel-Träume“. Wir haben Visionen, Ziele, Berufungen, die uns leiten und motivieren. Aber genauso kennen wir „Lea-Momente“, die wir uns nicht ausgesucht hätten, die uns müde machen, uns Kraft rauben und enttäuschen. Vielleicht ist es ein Job, der keine Erfüllung bringt. Vielleicht eine Krankheit, die dein Leben ausbremst. Vielleicht eine Beziehung, die zerbrochen ist. Oder einfach eine Erfahrung, in der Gebete scheinbar unbeantwortet bleiben. Doch gerade dort, wo wir mit „Lea“ konfrontiert sind, wirkt Gott.
Vier Namen
Die Bibel berichtet, dass Lea vier Söhne bekam, noch bevor Rahel überhaupt schwanger war. In den Namen, die Lea ihren Söhnen gab, steckt eine geistliche Botschaft, die auch in dein Leben spricht:
- Ruben: „Der Herr hat mein Elend gesehen“ (1. Mose 29,32). Wenn wir mitten in Enttäuschungen stehen, öffnet Gott uns die Augen. Wir beginnen, die Dinge nicht mehr nur aus unserer Perspektive zu sehen, sondern aus seiner. Er sieht dein Elend – und er bleibt nicht unbeteiligt.
- Simeon: „Der Herr hat gehört“ (1. Mose 29,33). Gott öffnet deine Ohren. Du erkennst: Er hört dein Gebet, auch wenn du noch keine Veränderung siehst. Er ist ein Gott, der deine leisen Seufzer wahrnimmt.
- Levi: „Verbunden, eins werden“ (1. Mose 29,34). Gott nutzt unsere „Lea-Momente“, um unser Herz näher an sein Herz zu ziehen. Plötzlich merkst du: Die eigentliche Erfüllung liegt nicht im Traumjob, nicht in der perfekten Beziehung, nicht im Erfolg – sondern darin, mit Gott eins zu sein.
- Juda: „Ich will den Herrn preisen“ (1. Mose 29,35). Hier geschah die Wende. Lea beschloss: „Trotz allem will ich den Herrn preisen.“ Und genau hier wird wahre Anbetung geboren. Nicht aus der Erfüllung deiner Wünsche, sondern mitten im Schmerz.
Trotz allem Anbetung
Vielleicht fragst du dich: Wie soll ich Gott loben, wenn ich die Situation nicht verstehe? Die Antwort ist: Indem du ihm trotzdem vertraust, auch wenn alles unklar ist. Anbetung bedeutet nicht, dass du deine Umstände schönreden musst. Es bedeutet, dass du Gott größer machst als deine Umstände und dein Herz öffnest.
David drückte es so aus: „Ich will den Herrn loben allezeit; sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein“ (Psalm 34,2). Das ist keine Theorie. David schrieb diesen Psalm, als er auf der Flucht war, voller Angst und Unsicherheit. Und doch entschied er sich: „Ich will den Herrn loben!“
Das ist das Geheimnis: Anbetung verändert nicht zuerst deine Umstände – sie verändert dein Herz. Sie bringt Hoffnung in deiner Verzweiflung und Frieden mitten im Chaos.
Und wie konkret?
Du betest um Heilung, aber der Arzt findet keine Lösung. Doch anstatt bitter zu werden, hebst du deine Hände und sagst: „Herr, du bist mein Arzt, auch wenn ich es noch nicht sehe.“
Du arbeitest seit Jahren an einem Traum, aber nichts bewegt sich. Statt aufzugeben, sagst du: „Herr, meine Zukunft liegt in deiner Hand. Du bist treu.“
Du fühlst dich einsam, unverstanden, abgelehnt. Trotz dieser Gefühle sagst du: „Herr, du bist bei mir. Deine Liebe trägt mich.“ Genau dort, in diesem Trotzdem, geschieht die Geburt der Anbetung.
Der Durchbruch
Nachdem Juda geboren war, dessen Name bedeutet „Ich will den Herrn preisen“, wurde auch Rahel schwanger. Auch das zeigt ein geistliches Prinzip: Wenn in dir ein Lobpreis geboren ist, unabhängig von allen Umständen, dann bereitet Gott den Weg für die Erfüllung deiner Träume.
Jesus selbst kam aus dem Stamm Juda. Er war kein Nachfahre der geliebten Rahel, sondern der ungewollten Lea. Das bedeutet: Gott schreibt seine größten Geschichten durch das, was wir nicht gewählt hätten.
Vielleicht bist du heute in deiner „Lea-Saison“. Alles fühlt sich schwer an. Du bist müde, enttäuscht und voller Fragen. Ich möchte dir zusagen: Gerade daraus will Gott etwas Neues hervorbringen. Dein Lobpreis – geboren aus Schmerz – wird zur Quelle des Lebens.
Dein Schritt heute
Vielleicht ist heute der Moment, um deine Hände zu erheben – nicht, weil alles gut ist, sondern weil Gott gut ist. Beim vierten Sohn sagte Lea: „Ich will den Herrn preisen.“ In diesem Schritt liegt Kraft. Denn die Bibel sagt: „Gott wohnt im Lobpreis seines Volkes“ (Psalm 22,4). Wo du anfängst, ihn anzubeten, kommt seine Gegenwart. Und wo seine Gegenwart ist, da ist Leben, Hoffnung, Heilung und Zukunft. Anbetung verändert die Atmosphäre. Sie öffnet den Himmel über deinem Leben. Sie lässt dich sehen, hören, eins werden – und feiern. Darum: Warte nicht, bis alles perfekt ist. Beginne jetzt. Deine „Lea-Situation“ ist der Geburtsort von Juda – deinem Lobpreis.
Wahre Anbetung entsteht nicht erst, wenn dein Traum erfüllt ist. Sie entsteht mitten im Schmerz, mitten in der Enttäuschung, mitten in der Dunkelheit. Dort, wo du sagst: „Herr, ich verstehe nichts – aber ich vertraue dir. Ich lobe dich trotzdem.“ Genau hier geschieht die Geburt der Anbetung. Und wenn dein Juda geboren ist, dann wirst du erleben: Gott vergisst deine Träume nicht. Er ist treu – und er bringt sie zur rechten Zeit zur Erfüllung.
Quelle: Missionswerk Karlsruhe
Autor: Francois Botes
Orgel-Virtuose aus Südafrika und Gastprediger im Missionswerk