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229. Wenn die Dekadenz überhand nimmt

Donnerstag, 20. Januar 2011 | Autor:

Wenn die Dekadenz überhand nimmt

In Rom ernannten Gottkaiser ihre Pferde zu Konsuln und ließen sie aus goldenen Schalen fressen, sie selber schlürften in Essig aufgelöste Perlen und erhoben ihren perversen Lebensstil zum Maßstab aller Dinge.

In Versailles ließen sich Sonnenkönige 20-Gänge-Menüs servieren, von denen sie nur etwas probierten. Der Rest wanderte in den Abfall oder wurde von ihren Lakaien für viel Geld an das Volk verkauft.
Nicht nur Kaiser und Könige, auch der schlemmende Klerus zog den Volkszorn auf sich, denn das einfache Volk hatte oft nicht einmal genug Brot zum Essen. Solche Exzesse endeten oft mit einem Strafgericht Gottes: Pest, Kriege oder Revolutionen forderten ihren bitteren Tribut. Und wer dagegen aufstand, wie z.B. 1498 der Bußprediger Savonarola, endete auf dem Scheiterhaufen.

Es wird nie eine Gleichheit des Lebensstandards für alle Menschen geben. Alle feierlichen Erklärungen von Gleichheit und Brüderlichkeit entpuppten sich als Zynismus und endeten in Unterdrückungssystemen. Das war bei Robespierre genauso wie bei Stalin und Mao. Es wird immer Arme und Reiche geben. Doch wenn die Kluft zwischen arm und reich so groß wird, dass es dazwischen kaum noch Berührungspunkte gibt, sollte uns das aufhorchen lassen.

Natürlich darf man sich freuen, wenn es einem gut geht, vielleicht sogar besser als im Vorjahr. Das darf aber nicht unseren Blick auf die Armen verstellen, denn solange man noch ein normales Leben führt, sieht man seinen Nächsten wie durch eine Glasscheibe. Sobald aber Gold und Silber sich dazwischen schieben, wird aus der durchsichtigen Scheibe ein Spiegel, in dem man nur noch sich selbst wahrnimmt.

Heute gibt es wieder eine superreiche Eliteschicht, die sich alles leisten kann und damit angibt, dass sie in New York für drei Kugeln Speiseeis 5000 Dollar ausgibt, nur weil das Eis mit Goldstaub bestreut ist, oder sie ihrem Schoßhund in Moskau für 120.000 Euro ein mit Brillanten besetztes Halsband kaufen. Irgendwie erinnert dies an das alte Rom, denn auch in Babylon und Rom war das, was zu ihrem Untergang führte, die dekadente Kluft zwischen arm und reich. Heute ist dies die unheilvolle Kluft zwischen Managergehältern und Hartz-IV-Empfängern, zwischen neureichen Russen und Chinesen und der obdachlosen Unterschicht.

Was hat das alles mit Israel zu tun? Eigentlich gar nichts. Doch neuerdings hört und liest man, dass solange die Juden als Volk existieren, die Welt nicht zur Ruhe kommen kann, sondern „am Abgrund des Untergangs steht“, so Präsident Hugo Chávez aus Venezuela. Schon Hitler predigte: „Die Juden sind unser Unglück!“ und an allem schuld! Sieht die Welt denn nicht, dass ihr eigenes Verhalten sie ins Unglück stürzt und dass Wohlstand auch Verantwortung bedeutet?

Das deutsche Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL betitelte im Mai 2007 seinen Leitartikel mit „Gott ist an allem Schuld!“ Und weil das jüdische Volk etwas mit Gott zu tun hat, die Juden sogar von Gott auserwählt wurden (5.Mose 7,7), sollen sie nun an den Katastrophen in der Welt schuld sein. Dass die Juden keine Engel sind, steht fest. Doch sind sie deswegen Teufel, die an allem schuld sind, was in der Welt nicht so läuft, wie es laufen soll?

Was haben die Juden z.B. mit dem globalen Treibhauseffekt und seinen katastrophalen Klimafolgen – Hurrikans, Taifuns und Tsunamis – zu tun? Was haben die Juden mit dem ungebremsten Ausstoß von CO2 in den USA und in China zu tun?

Was haben die Juden mit den Tour de France Dopingskandalen zu tun? Weder die Radsportler noch ihre Teamleiter und Ärzte waren Juden.

Was haben die Juden mit den Korruptionen in Firmen zu tun, in denen keine Juden beschäftigt sind?

Was haben die Juden mit dem blutigen Safran-Aufstand der buddhistischen Mönche in Burma zu tun?

Was haben die Juden mit der Ölpest zu tun, die durch gesunkene Tanker vor Bali oder am Kaspischen Meer verursacht wurde?

Sowohl Islamisten als auch rechtsradikale Neonazis oder andere Besserwisser gaben dafür den Juden die Schuld – und das obwohl die Juden nur 0,2 % der Weltbevölkerung ausmachen. So heißt es heute wieder „Die Juden sind unser Unglück!“

Doch die Welt steht nicht wegen der Juden am Abgrund, sondern wegen ihrer eigenen Habgier und ihres perversen Sittenverfalls, der alle Normen auflöst. Immer wenn Völker solche Dekadenz erreicht hatten, dauerte es nicht lange, bis Gottes Gericht in Kraft trat. Wer jedoch Israel segnete und nicht seine eigene Schuld auf Israel abwälzte, wurde gesegnet.

NAI Ludwig Schneider

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Thema: Israel

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