133. Ist der Mensch wirklich gut?
Sonntag, 24. Oktober 2010 | Autor: intern
Gemälde Michael Willfort
Mit grandiosem Schwung hat die Aufklärung alle Kulturbereiche beeinflusst und geformt. Denn„Aufklärung“, das hört sich gut an. Schon der deutsche Philosoph Immanuel Kant bezeichnete die Aufklärung als „den Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit“. Auch heute ist Kant der Beifall hierfür sicher. Und so ist diese Geistesbewegung bis in unsere Tage hinein wirksam.
Ihre optimistische Überzeugung lautet: Alle Menschen sind im Grunde gleich, vernünftig und gut. Die Wirksamkeit einer entsprechenden Belehrung – in den Schulen zum Beispiel – wird zu einer glückbringenden Gesellschaft und damit zum Fortschritt der Menschheit führen.
Wir kennen diese Sprüche. Nicht nur von gestern, auch von heute. Aber trotz aller Fragwürdigkeit ist der Glaube an die Stetigkeit des Fortschritts die Grundlage der weltbestimmenden Ideologien in Ost und West. Und viele gehen an diesem harten Stein zugrunde, weil sie an das Gute im Menschen, ja an den Menschen schlechthin, glauben – und ihnen die bittere Enttäuschung nicht erspart bleiben wird.
Und wer diesen „Glauben“ hat, muss mit Blindheit geschlagen sein. Dabei wollen wir absolut keine Pessimisten sein, die überall und immer nur das schwärzeste Schwarz sehen. Aber wenn schon zum Optimismus kein Grund gegeben ist, sollen wir uns ehrlich bemühen, diese Welt realistisch zu sehen. Und wie sieht diese Wirklichkeit aus?
NAI
Noch sind die Toten der beiden Weltkriege – und zwar 10 Millionen Tote im Ersten und 60 Millionen Tote im Zweiten Weltkrieg – nicht vergessen, da befinden sich die Nationen der Erde in einem offenen oder geheimen Rüstungswettlauf von nie gekanntem Vernichtungspotential. Jahr für Jahr kann man in dem Jahrbuch des Stockholmer „Instituts für Friedensforschung“ nachlesen, wie viel Milliarden Dollar weltweit für Waffensysteme ausgegeben werden. Und diese Summen werden nur noch unheimlicher, wenn man bedenkt, dass zur gleichen Zeit unsere Umwelt durch unverantwortliches Handeln gefährdet und zerstört wird und – schlimmer als das – unzählige Menschen verhungern und im Elend umkommen müssen, weil ihnen das Allernotwendigste zum Leben fehlt.
Noch nie ist so unaufhörlich von Toleranz, Fortschritt und Humanität geredet worden wie in unserer Zeit. Und noch nie ist so viel Blut geflossen wie in den vergangenen Jahrzehnten. Und was wir in unserer unmittelbaren Gegenwart über Gräuel erfahren, die Menschen anderen Menschen zufügen, ist ungeheuerlich.
Hinzu kommt, dass gewissenlose Menschen durch die bildliche Darstellung brutaler Gewalt und intimer Szenen die ohnehin von einem Hang zur Selbstzerstörung und zur Aggression befallene Menschheit weiter negativ beeinflussen. Menschenunwürdig sind nicht nur die abscheulichen Taten pervertierter Menschen. Menschenunwürdig ist auch die Schmutzwelle der Video-, CD-Rom- und Literaturerzeugnisse, die unser Land überschwemmen. Das Internet eröffnet dem PC-Besitzer ungeahnte und sofort zugängliche aktuelle und wichtige Informationen. Das Internet macht’s möglich. Es öffnet allem und jedem Tür und Tor. Sehr Nützlichem und völlig Harmlosem. Aber auch unglaublich Gefährlichem. Die globale kriminelle und terroristische Vernetzung wird perfektioniert. Von dem Sektenunwesen, dem Schmutz und Schund ganz zu schweigen.
Wer seine Umwelt und sich selbst richtig einschätzt, der wird um die Erkenntnis nicht herumkommen: Der Mensch ist nicht nur sehr gefährdet und allem Bösen ausgesetzt, sondern der Mensch selbst ist nicht gut. Selbst ein Kämpfer gegen das Christentum wie Friedrich Nietzsche rief angsterfüllt aus: „In deinem Keller bellen wilde Hunde. Sie zerren an der Kette. Lass sie nicht herauf ..!“ – Und was sagt die moderne Tiefenpsychologie? Kurz und bündig bestätigt sie dasselbe: „Du trägst einen Abgrund, eine Hölle, in dir.“ Aber: Du musst heraus aus diesem elenden Zustand! Das will man nicht hören. Stattdessen sagt man: „Sage Ja zu deiner Hölle – und sie wird schweigen.“ Und genau das ist auch ein scharfer Stein, der viele zugrunde richtet, indem sie ihn annehmen und sich danach verhalten. Denn das ist Verhärtung.
Das Urteil der Bibel
Das Wort Gottes bestätigt, was wir, jeder von uns, ganz praktisch erfahren haben: Wir sind moralisch unendlich tief abgestürzt. Seitdem das erste Menschpaar der verlockenden Stimme Satans Gehör schenkte, brach die Sünde mit Macht in alle Daseinsbereiche. Das war kein allmähliches moralisches Absinken, sondern ein plötzlicher, gewaltiger Dammbruch. Die überschäumenden Fluten des Bösen rissen alles nieder. Der erste Sohn dieses Menschenpaars begnügte sich nicht mit Unhöflichkeiten, sondern wurde ein gemeiner Mörder. Die Sünde war plötzlich da; nackte, hässliche Sünde.
Das Urteil der Bibel über die Menschen ist kompromisslos: „Weise sind sie, Böses zu tun; aber Gutes zu tun verstehen sie nicht“ (Jeremia 4:22).
Es ist also nicht so, als wenn nur die Schale ein wenig angekratzt wäre. Nein, der Kern, das Innere, ist faul. Es ist so verdorben, dass es nicht mehr zu reparieren ist.
Oft will man uns einreden, es wäre doch noch ein glimmender Funke vorhanden. Und man sagt: Wenn man ihn nur recht pflegt und anfacht, dann wird schließlich eine schöne, helle Flamme daraus werden. Aber die Wirklichkeit ist anders und niederschmetternd. Denn das Übel ist radikal. Es ist auch kein einziger Lichtblick mehr da. Die Wurzel ist völlig verdorben. Das ist es, was die Bibel meint.
Fast scheint es so, als sei das Wort „Sünde“ ein modernes Fremdwort geworden. Denn die Begriffe „Sünde“ und „sündigen“ haben in der Sprache des modernen Menschen einen eigenartigen Begriffswandel durchgemacht. Für viele haben diese Worte wenig oder nichts mehr mit ihrem Verhältnis zu Gott zu tun. Aber dafür umso mehr mit ihrem Magen, mit ihrem Herzen und mit ihrem Körpergewicht. Und so verstehen sie unter „sündigen“ in erster Linie ein Verhalten, bei dem man irgendwie des Guten zu viel tut oder durch Radarkontrolle in die Verkehrssünder-Kartei kommt.
Aber die Bibel versteht unter „sündigen“ etwas anderes. Sünde ist mehr als der bloße Verstoß gegen eine Diätvorschrift oder ein Verkehrsschild. Sünde ist keine Bagatelle. Sünde bedeutet Getrenntsein von Gott und hat ewiges Verderben zur Folge. Sünde ist wie eine Lawine. Sie fängt unscheinbar an, und dann entwickelt sie eine unheimliche Zerstörungskraft. Und woher kommt die Sünde? Sie ist einfach da. Wie ein Raubtier, das uns auflauert. Ein Vulkan, der ständig brodelt. Sie ist da, auch wenn man sie ignorieren möchte. Denn die Folgen der Sünde sind für jeden spürbar und sichtbar. Das merkt der Alkoholiker spätestens dann, wenn er in der Gosse liegt.
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Selbst Ehebruch und Habsucht sind gesellschaftsfähig geworden. Aber ein Volk, das im Zuge der viel propagierten moralischen Freiheiten gottfeindliche Gesetze im Hinblick auf Familie und Ehe erlassen hat, hat auch die Folgen zu tragen. Hunderttausende von Kindern müssen ohne Elternhaus aufwachsen, fallen dem Staat zur Last und bilden wiederum den Nährboden für ungezählte neue Probleme.
Sünde lässt sich nicht wegdiskutieren Jede Granate, jede Bombe, jeder Mord ist Sünde. Aber auch jede Unwahrheit, jede Halbwahrheit, jeder böse Blick, alle Schein-Heiligkeit. Sünde war da beim Brudermord des Kain damals, und sie ist da bei jedem Krieg heute. Und bei jedem Übervorteilen im Geschäft, bei jedem Sich gehenlassen zu Hause und im Beruf, bei jeder Lüge und bei jedem Diebstahl. Und bei jedem Ehebruch, ob in der Tat oder in Gedanken.
Wer hätte es nicht selbst schon erfahren, dass Sünde kein Fremdwort, sondern erschreckende Realität ist? Unsere Zeitungen berichten täglich davon. Von Rauschgiftsucht und Brutalität, von Hunger, Tod und Vergewaltigung. Aber nicht nur in den Tageszeitungen steht davon. Alle machen in ihrem eigenen Leben die bittere Erfahrung, dass Sünde da ist.
Alle sind gemeint. Nicht nur die Liederlichen, auch die Soliden. Nicht nur Ganoven im T-Shirt oder die mit weißem Kragen. Und nicht nur die großen und kleinen Playboys und –girls. Nein. Auch die es mit dem Spruch halten: „Tue recht und scheue niemand!“ Auch die „immer strebend sich bemühen“. Auch die das Gute im Menschen so leidenschaftlich verfechten. Alle sind verloren. Alle! Ausnahmslos! Man braucht keine Bank ausgeraubt und kein Flugzeug entführt zu haben oder seinen Ehepartner zu betrügen. Der Mensch ist, so wie er ist, ein Sünder und somit verloren.
Vielleicht denken Sie: „Wie kann man so etwas sagen? Die Menschen sind doch verschieden. Es gibt gute und böse Menschen. Ganz böse und weniger böse. Ganz gute und weniger gute.“ – An sich ist das nicht verkehrt; von unserer Warte aus gesehen. Das deckt sich mit unseren täglichen Erfahrungen. Und wer diesen Unterschied nicht sieht, ist blind für die Wirklichkeit. Es gibt in sich selbst vernarrte Menschen. Die fragen immer und immer nur nach ihrem eigenen Vorteil. Aber es gibt andere, die sich aufopfern, hilfsbereit sind, an die anderen denken, den anderen Gutes tun. Wer wollte das bestreiten?
Das ist die Sicht von unserer Warte aus. Unsere getrübte Schau. Getrübt durch den Nebel einer völlig verdorbenen Welt. Nebel, die wie giftige Schwaden über den Niederungen unseres natürlichen geistigen Horizonts liegen. Von oben sieht es ganz anders aus. So wie die Erdoberfläche große Höhenunterschiede aufweist, die aber vom Mond aus schon nicht mehr zu erkennen sind, so müssen auch unsere moralischen „Höhenunterschiede“ in den Augen eines absolut heiligen Gottes zu einem Nichts zusammenschrumpfen.
Zwar widerspricht eine solche Schau der Dinge völlig unseren Vorstellungen, aber die Bibel macht sie uns klar. Lehrt denn die Bibel diese völlige Unterschiedslosigkeit vor dem heiligen Gott? Ja. Gottes Urteil lautet: „Alle sind abgewichen, sie sind allesamt verderbt; da ist keiner, der Gutes tue, auch nicht einer“ (Psalm 53:3). Ferner: „Denn es ist kein Unterschied, denn alle haben gesündigt …“ (Römer 3:23). Dieses „alle haben gesündigt“ heißt also nicht, auch die Besten sind nicht ganz ohne Fehler, sondern es will heißen: Der Unterschied zwischen so genannten Guten auf der einen Seite und den Bösen auf der anderen Seite kommt da gar nicht mehr in Betracht. „Denn es ist kein Unterschied.“
Unsere Sicht ist die menschliche, die natürliche Sicht. Aber allein Gottes Maßstab gilt. Nicht als ob Gott jene uns täglich auffallende Bandbreit zwischen „Guten“ und „Bösen“ nicht sähe. Wie sollte er, der alles sieht, das nicht sehen! Aber mit seinem göttlichen Urteil, dass alle Sünder sind, hat das nichts zu tun.
Die ganz verkehrte Richtung unseres Lebens
Wenn zwei Menschen zusammen in einen Zug gestiegen sind, tut vielleicht der eine etwas Vernünftiges im Zug, der andere etwas Dummes. Da tritt der Schaffner ins Abteil. Er sieht auf die Fahrkarten und muss beiden mitteilen, dass sie in den falschen Zug gestiegen sind. Alle beide. Und dass sie genau in die entgegengesetzte Richtung fahren. Alle beide. Der Vernünftige und der Dumme, der Gute und der Böse.
Das meint die Bibel mit dem Wort „Sünde“: die ganz verkehrte Richtung unseres Lebens. Die Richtung „Weg-von-Gott“. Und in diesem Zug sitzen alle Menschen. Das sagt uns Gott in seinem Wort: alle Menschen.
Das Problem Nummer eins der Menschheit ist die Sünde. So war es früher, und so ist es in unserer gefährlichen Zeit. Der berühmte Physiker und Mathematiker Albert Einstein sagte einst auf einer Tagung vor Wissenschaftlern: „Das wahre Problem liegt in den Herzen und Gedanken der Menschen. Es ist nicht ein physikalisches Problem, sondern ein ethisches. Was uns erschreckt, ist nicht die Explosionskraft der Atombombe, sondern die Macht der Bosheit des menschlichen Herzens, seine Explosivkraft für das Böse. Im Namen Gottes, wenn Sie an ihn glauben, nehmen Sie ihn ernst, und beherrschen Sie und bändigen Sie die wissenschaftlichen Entdeckungen; wenn nicht, sind wir verloren“.
Es ist ein Märchen, dass der Mensch gut ist. Ein schönes, gefährliches Märchen. Weil es dem sündigen, erlösungsbedürftigen Menschen Sand in die Augen streut. Die Wahrheit ist hart, aber sie bleibt trotz allem wahr. Der Mensch ist unter die Sünde, an das Böse verkauft. Sünde lässt sich nicht wegdiskutieren. Das ist ein trauriges Fazit.
Aber noch ist Rettung möglich. Noch wird die Frohe Botschaft ausgerufen: Jesus Christus, der Retter ist da. Sünde kann vergeben werden.
Gemälde von Michael Willfort
Autor: Friedhelm König
Gekürzt aus: „… der uns den Sieg gibt“