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491. Nachdenkliches für Manager – Der moderne Realist 6-81

Dienstag, 20. Oktober 2015 | Autor:

Lieber Blog Besucher,

die tiefsinnigen Gedanken von Karlheinz Binder haben mich viele Jahre erfreut und immer wieder zum Nachdenken angeregt. Genießen Sie diese Worte und nehmen Sie davon etwas in Ihrem Alltag mit.

 

 

Der moderne Realist

Bisher hatte es zwischen uns nur schriftliche Kontakte gegeben, aber bevor ich mich entschied, den Aussendienst in seinem Trainings-lnstitut zu schulen, wollte ich ihn persönlich gesehen haben; und zwar dort, wo sich jemand nur schwer verstellen kann, in seiner Firma.
Ich hatte mich vorher nicht angemeldet, sondern nur abgesichert, dass er auch da sei, und nun war ich gespannt, wie er in dieser für ihn plötzlichen Situation reagieren würde.

Als ich sein Büro betrat, blickte er mir Iächelnd entgegen, ganz locker und souverän. Genau so, wie er es meinen Mitarbeitern beibringen wollte. Nur in seinen Augenwinkeln blinzelte so etwas wie ein leichter, versteckter Spott.
Es war mir nicht gelungen, ihn zu überraschen.
Ich spürte, was er dachte, und als ich es ihm sagte, lachte er und bemerkte, es sei noch niemals jemandem gelungen, ihn auf dem falschen Fuß zu erwischen.

Die Sekretärin brachte für uns Kaffee, und dann fing ich an zu fragen. Es wurde ein ganzes Interview, denn ich wollte herausbekommen, ob er tatsächlich hinter dem stand, was mir geschrieben hatte, nämlich meine Mitarbeiter sicherer, gelassener, überzeugender und erfolgreicher zu machen, als sie es ohnehin schon waren.

Was er denn von der neuerdings so viel diskutierten neuen Ethik hielte, fragte ich.
Die sei wohl notwendig, aber mit Einschränkungen. Dort, wo sie Wachstum und technischen Fortschritt behindere, sei es für ihn eine Frage der Güter-Abwägung.

Und wie er sich zur Frage nach Gott stelle? „Die ist für mich keine“, antwortete er, „ich will da ganz ehrlich sein, ich glaube nicht an ein höheres Wesen, an imaginäre, von uns nicht beherrschbare Kräfte, sondern ich glaube an das Gute im Menschen. Nur der Mensch allein ist in der Lage, diese Welt zu verändern, seine Zukunft zu gestalten. Ich bin da ganz realistisch und modern. Das ist meine Weltanschauung, und in der ist kein Platz für Transzendentes.“

Wir verabschiedeten uns, und als ich die Papierserviette, mit der ich einen von mir verschuldeten Kaffeefleck vom Tisch gewischt hatte, in seinen Papierkorb werfen wollte, fiel mein Blick auf zwei Metallrohre, aus deren Enden dicke Kupferkabel ragten.
Ich hatte so etwas schon einmal gesehen, in einem Geschäft für alternatives Leben. Es waren Vorrichtungen zum Neutralisieren von Erdstrahlen.

Auf der Heimfahrt dachte ich noch lange über die Begegnung nach, und mir fiel eine Geschichte ein, die man sich in Israel erzählt: Da hatte der Schlomo Rosenzweig laut und mutig erklärt, er sei jetzt ein ganz moderner und aufgeklärter Mensch, und er glaube nicht mehr an Gott. Und als sein Freund Mordechai ihn darauf ansprach, bekräftigte er das und sagte: „Es gibt keinen Gott!“
„Und wieso habe ich Dich gestern im Dunkeln aus der Synagoge schleichen sehen?“ „Nun“, sagt Schlomo: „Es möchte sein, dass ich mich irre“.

Könnte es ?

Karlheinz Binder

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Thema: Nachgedacht

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Gott ist gut
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