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458. Nachdenkliches für Manager – Gleich dreifach 7-95

Sonntag, 18. Oktober 2015 | Autor:

Lieber Blog Besucher,

die tiefsinnigen Gedanken von Karlheinz Binder haben mich viele Jahre erfreut und immer wieder zum Nachdenken angeregt. Genießen Sie diese Worte und nehmen Sie davon etwas in Ihrem Alltag mit.

 

 

 

Gleich dreifach.

„Wir müssen“, sagte ich in der Konferenz zum Chef, „wir müssen unbedingt den Vertrag mit Burgbauer & Co. neu verhandeln. Seit zehn Jahren besteht er jetzt unverändert mit dieser problematischen Preisgleitklausel. Der Einkauf bei ihm wird immer teurer und unsere Kalkulationsspanne schmaler.“

„Können wir das nicht an die Kunden weitergeben?“ fragte der Chef.

Ich schüttelte den Kopf „Das gibt der Markt nicht her. Ich weiß, daß Ihre beiden Familien miteinander befreundet sind und ich weiß auch, daß damals Ihr Vater und Burgbauer Senior die Bedingungen miteinander ausgehandelt haben, aber es hilft nichts, wir müssen ran!“
Der Boss nickte mit dem Kopf, zeigte mit dem Stiel seiner Pfeife haarscharf auf meine Brust: „Also gut, aber das machen Sie bitte. Mich lassen Sie draußen aus der Sache, ist das klar?“

Vor der Tür sah mich mein Kollege Weber mitleidend an: „Da hast Du Dir was Schönes eingehandelt. Der junge Burgbauer ist genau so ein zäher Bursche wie sein Alter. Viel Glück und toi, toi, toi“.

Obwohl ich wußte, Weber meinte das gut, ging es mir wie ein Stich mitten durchs Gemüt.
Ahnte er eigentlich, was er mir da eben gewünscht hatte? Daß das im Klartext „in Dreiteufels Namen“ hieß?
Als Gegenstück des Hasses zum Segensspruch: „Im Namen des Vaters, und des Sohnes, und des Heiligen Geistes“?

Unser Wunsch, alles möge bestens gehen, findet seltsame Ausdrucksformen. Wir klopfen auf Holz, spucken uns gegenseitig aufs Revers, verankern unsere Hoffnung und unsere Zuversicht am zufälligen Schornsteinfeger, dem so selten gewordenen Hufeisen, am vierblättrigen Kleeblatt, aus dem sich ganze Spezial-Gartenbaubetriebe entwickelt haben. Wir achten genau darauf, ob die schwarze Katze vor unserem Kühler nun von rechts oder von links kam, und auch kritische, rational denkende, nüchtern handelnde Manager sind nicht frei davon. Sie hören auf Gesagtes und Geschriebenes von Gurus, die ihnen geheimnisvoll erklären, es komme nur darauf an, die positiven Kraftströme des Universum in Kopf und Gefühl wirksam werden zu lassen und sie dort hinzulenken, wo positive Veränderung geschehen soll. Dabei bemerken diese Gutgläubigen noch nicht einmal, daß beim großen Meister selber der Kraftstrom gezielt auf die Kasse gerichtet ist.

Es scheint: Je nüchterner und technischer unser Leben wird, je weniger gelebter, christlicher Glaube noch eine Rolle spielt, umsomehr breitet sich Aberglaube aus, weil der Mensch ohne eine religiöse Rückbindung nicht sein kann.
Je mehr eine liberale Gesellschaft Gott als mittelalterlich überholt erklärt, umso mehr revanchiert sich das Mittelalter und dient als Gegenleistung Okkultismus, schwarze Magie und seltsame Kulte an.
„Die umherstreunenden religiösen Gefühle bekommen neue Nahrung“, hat einer geschrieben, „die geheimen Zukunftsängste werden beschwichtigt durch Zukunftsvergewisserung, Beschwörungsformeln und Rituale, denn niemand will prinzipiell trostlos leben. Und doch kann man zugleich ein moderner Mensch sein, der jeden Gottesglauben nachsichtig lächelnd von sich weist, denn das Übernatürliche im Keller verträgt sich gut mit dem Rationalismus in der Beletage“.
Das hat er gut formuliert. Und zeitnah.

Ich war, fiel mir wieder ein, früher selber einmal bei einem Unternehmen und konnte dort nicht begreifen, warum der Inhaber Konferenzen, Besprechungen und Geschäftsbesuchen oft fernblieb, ohne Entschuldigung, ohne Begründung. Bis ich herausbekam, er hatte einen Hausastrologen, der ihm und der Firma für jeden Tag das Horoskop stellte und wenn die Konstellation der Gestirne nicht günstig erschien, blieb der Chef einfach zuhause und verkroch sich dort.
Das ist kein Einzelfall. Es gibt große, weit bekannte Firmen mit prominenten Namensträgern an der Spitze, die zahlen erhebliche Summen für die Information, welcher Planet nun mit welchem anderen an diesem Tag konjugiert und was das für Folgen haben wird. Firmen-Kosmogramme nennt man das, Preis Verhandlungssache.

Vor einigen Jahren hat ein französischer Verleger die „Prophezeiungen des Nostradamus“ neu aufgelegt und mit einem Verkauf von rund dreißigtausend Exemplaren gerechnet. Aber allein innerhalb der ersten 12 Monate hat er über eine halbe Million davon abgesetzt. Erworben von Menschen, die Gewißheit über ihre Zukunft suchen, nach einem Halt im Leben, nach Sinn.

„Mein Volk“, sagt Gott zu seinem Propheten Jesaja, „mein Volk begeht eine zweifache Sünde. Mich, die lebendige Quelle, verlassen sie und machen sich Zisternen, die rissig sind und kein Wasser geben“.

Fällt es uns wirklich so schwer, einem anderen Menschen, dem wir Gutes wollen ganz einfach und von Herzen zu wünschen: „Gott segne Dich?“
Übrigens: Wann haben Sie das zum letzten mal Ihrer Frau, Ihrer Tochter, Ihrem Sohn gesagt?
Karlheinz Binder

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Thema: Nachgedacht

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