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334. Europhorie

Mittwoch, 7. November 2012 | Autor:

Bei den offiziellen Feiern zum „Tag der Deutschen Einheit“ (3. Oktober 2012) fiel nicht nur mir auf, dass in den Politikerreden weniger von Deutschland, dafür aber umso mehr von Europa die Rede war. Europa war auch das Thema der Rede des Bundestagspräsidenten Norbert Lammert beim zentralen Festakt in München am 03.10.2012.

Es fiel auch auf, dass zum Beginn der Feierlichkeiten die Europahymne gespielt wurde. Bei einem Nationalfeiertag würde man zum Beginn die Nationalhymne erwarten. Nicht überall stieß die Überbetonung Europas auf Zustimmung. Manchem stieß das auch auf.

Das Herausstreichen Europas bei einem Nationalfeiertag könnte man allerdings auf zweifache und damit gegenteilige Weise deuten:

Die eine Möglichkeit wäre, dass die Bundesrepublik Deutschland ganz Europa, als das von ihr dominierte Territorium betrachtet, weshalb der Nationalfeiertag gleichzeitig der Feiertag für das gesamte deutsche „Herrschaftsgebiet“ ist.

Die andere – und wahrscheinlichere – Möglichkeit ist die, dass es am deutschen Selbstbewusstsein fehlt, weshalb man sich danach „sehnt“, aufgelöst zu werden, um in einem europäischen Superstaat aufzugehen.

Es könnte natürlich auch eine Mischung aus beiden Möglichkeiten sein.

Da ich aber eher mangelndes Selbstwertgefühl und ein mangelndes Nationalbewusstsein – kurzum fehlendes Standvermögen – vermute, wobei Standvermögen politisch ohnehin nicht korrekt wäre, will ich mal eine Antwort auf die Frage versuchen, ob Begriffe wie Volk, Vaterland und Nation überflüssig geworden sind.

Zuerst zu Europa:

Europa besteht aus einer Vielzahl verschiedener Völker mit den entsprechenden Staatsgebieten. Die in diesen Ländern lebenden Menschen kann man mit Fug und Recht als „Europäer“ bezeichnen, weil sie durch eine gleiche Kultur und gleiche Werte verbunden sind.

Der erste Bundespräsident, Theodor Heuss, sagte, dass Europa auf drei Hügeln steht: Der Akropolis in Athen, als Quelle des abendländischen Denkens, dem Capitol in Rom, als Quelle des europäischen Rechts und dem Hügel Golgatha vor den Toren Jerusalem, als dem Ort, an dem das Christentum, das Europa geprägt hat, seinen Anfang nahm.

Und wenn man sich in Europa umschaut, erkennt man, dass es so ist.

Das, was in Europa erfunden und kreiert wurde, hat die ganze Welt beeinflusst. Erkennbar daran, dass sich alle Welt an europäischen Standards ausrichtet und in aller Welt Ableger der europäischen Kultur entstanden sind. Auch das heutige Amerika ist ein Ableger Europas.

Aus dieser Sicht macht es Sinn, wenn sich die europäischen Länder zu einer Gemeinschaft zusammenschließen.

Bei allen Gemeinsamkeiten darf aber eines auf gar keinen Fall ignoriert werden, nämlich dass es in Europa nach wie vor die unterschiedlichsten Völker gibt, die, innerhalb des gemeinsamen europäischen Erbes, ihre nationalen Besonderheiten haben.

Es gibt nach wie vor kein einheitliches europäisches Staatsvolk, das in einen europäischen Überstaat integriert werden könnte. Ob es jemals soweit kommt,ist ungewiss. Und wenn, dann nur in einer sehr, sehr langen Entwicklung.

Europa lässt sich insoweit nicht mit den USA vergleichen, wo sich Menschen aus den unterschiedlichsten Nationen und Erdteilen, auf kleinen gemeinsamen Nennern, zu einem Gesamtstaat verbunden haben, der wiederum aus zahlreichen Einzelstaaten mit individuellen Besonderheiten besteht.

In Europa haben die Völker immer noch ein ausgeprägtes Nationalbewusstsein, daran erkennbar, dass es weiterhin separatistische Bestrebungen gibt, wo sich einzelne Völker aus einem Staatsverband lösen und verselbständigen wollen.

Zu denken ist hier an die Iren in Nordirland, an Schotten, Basken, Katalanen, Flamen, Wallonen usw. Und selbst in einem föderalistischen Staat, wie der Bundesrepublik, ist es gewollt, dass es verschiedene Volksgruppen mit unterschiedlichen Eigenheiten gibt, wobei manche Volksgruppen, wie die Bayern, besonderen Wert auf Eigenständigkeit legen. Aber auch sonst werden die regionalen Besonderheiten hervorgehoben.

So wie in einem Haus verschiedene Familien, mit unterschiedlichen Lebensstilen leben, gibt es auch unterschiedliche Volksfamilien, die man nicht mittels eines Heckenschnitts gleich machen kann. Und manchmal hat man den Eindruck, dass gerade dies versucht werden soll, wobei man sich von deutscher Seite, besonders ins Zeug zu legen scheint.

Woher kommt der deutsche Drang, zur Selbstauflösung?

Eine Antwort gab kürzlich Altbundeskanzler Helmut Schmidt, in einer der diversen Fernseh -„Quasselrunden“, als er sinngemäß erklärte, dass Deutschland aufgrund seiner Vergangenheit und der furchtbaren Verbrechen, welche Deutsche angerichtet hätten, verpflichtet sei, einen besonderen Beitrag zur Einigung Europas zu leisten um damit zu zeigen, dass Deutschland auch in der Lage ist, positive Dinge zu vollbringen. Wobei bei dem „besonderen Beitrag“ finanzielle Zugeständnisse in Sachen Euro-Krise gemeint sind.

Genau das ist das deutsche Trauma, das mit typisch deutscher Gründlichkeit gepflegt wird.

Mir fällt hier immer der Bub ein, der als Kind einmal etwas Dummes angestellt hatte und aus dem nichts wurde, weil er immer dann, wenn er etwas wollte, von der Mutter daran erinnert wurde, was für ein schlechter Kerl er gewesen sei, weshalb er nichts fordern könne.

Es ist richtig, dass im deutschen Namen sehr schlimme Dinge geschehen sind, und es ist richtig den Opfern ein ehrendes Andenken zu bewahren. Und es ist richtig aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen, wobei allerdings zu fragen ist, ob man wirklich etwas gelernt hat, denn wenn man beobachtet, wie unkritisch und bereitwillig zeitgeistlichen Parolen gefolgt wird, könnte man hier seine Zweifel haben.

Es ist allerdings falsch, die geschehenen Untaten zur Grundlage einer Art von Ersatzreligion mit regelmäßigen Reue- Scham- und Schuldbekenntnissen zu machen.

Es ist auch falsch, das Dritte Reich als die zwangsläufige Folge der gesamten vorangegangenen deutschen Geschichte zu interpretieren und deutsche Geschichte auf eben diese Zeit des Dritten Reiches zu reduzieren. Es war auch keinesfalls so dass alle zur Zeit des Dritten Reichs lebenden Deutschen an den Naziuntaten beteiligt waren, wofür die heute lebenden Deutschen die Verantwortung übernehmen müssten.

Niemand käme auf die Idee das russische Volk in gleicher Weise pauschal für die Opfer des Stalinismus / Kommunismus (weltweit 100 Millionen Tote) verantwortlich zu machen, obgleich sehr viele Russen im stalinistischen Diensten gestanden haben müssen.

Deutsche waren ebenso Opfer des Nazismus, wie Russen Opfer des Stalinismus waren, und beide Systeme unterschieden sich in ihrer Unmenschlichkeit nur unwesentlich.

Selbst im Ausland versteht man die Deutschen wegen ihrer ständig gepflegten Schuldgefühle nicht mehr. Die ganze menschliche Geschichte ist, aufgrund der gefallenen menschlichen Natur, mit Unmengen von Blut, Tränen, Bosheit und bitterem Unrecht geschrieben. Das menschliche Herz ist das eigentliche Problem.

Wir machen uns heimatlos, werden zum Spielball der nationalen Interessen der anderen europäischen Länder und zum „Einwanderungsland“, das andere in ihrem Sinne gestalten, wenn wir uns nicht besinnen und umdenken. Es hat noch nie funktioniert, in der Vergangenheit begangenes Unrecht durch ein Selbstopfer ausgleichen zu wollen. Auch ein Team läuft nicht rund, wenn ein Mitglied eine Selbstwertproblematik hat.

Die „Vereinigten Staaten von Europa“ waren zudem nie vorgesehen. Die Rede war immer von einem Europa der Vaterländer. Es sind die Regierenden, die undemokratisch und am Volk vorbei, ständig Vereinbarungen und Absprachen brechen, um hinter dem Rücken der Bürger, klammheimliche ihre „Visionen“ von Europa zu verwirklichen.

Daran sollten wir bei vollmundigen Politikerreden, voll „freudiger Erwartung“, und beim Abspielen der Europahymne am Tag der Deutschen Einheit denken. Denn Begriffe wie Volk, Vaterland und Nation sind selbstverständlich nicht überflüssig. Wir Deutschen wären die Einzigen in Europa, die auf diese Sinn- und Gemeinschaft stiftenden Werte verzichten würden, und das zu unser aller Nachteil.

Der deutsche Drang zur Selbstauflösung könnte aber noch einen anderen Grund haben, der weitgehend in Vergessenheit geraten ist. Deutschland hat immer noch keinen Friedensvertrag, sondern einen Waffenstillstand, und das Grundgesetz war nur als vorübergehende Lösung gedacht, die nach der Wiedervereinigung einer Verfassung weichen sollte, die vom gesamten deutschen Volk beschlossen wird.

Nach der Wiedervereinigung wurde das 1990 geändert, und jetzt heißt es, dass Deutschland als gleichberechtigtes Glied, in einem vereinten Europa, dem Frieden der Welt dient und das Grundgesetz auch für die neuen Bundesländer gilt, womit sich die Sache mit der Verfassung erledigt hat, wobei man darüber streiten kann, ob diese einen Friedensvertrag voraussetzen würde.

Von daher kann es angebracht sein, die Dinge ruhen zu lassen, denn einen Friedensvertrag, verbunden mit saftigen Reparationen, kann niemand wünschen. Man wird also versuchen, sich hier herauszumogeln, wobei allerdings zu fragen ist, wie souverän Deutschland wirklich ist, nachdem z.B. immer noch US-amerikanische Atombomben in Deutschland lagern.

Was kann uns das Wort Gottes dazu sagen?

Und ich sah einen andern Engel fliegen mitten durch den Himmel, der hatte ein ewiges Evangelium zu verkündigen denen, die auf Erden wohnen, allen Nationen und Stämmen und Sprachen und Völkern.
Offenbarung 14, Vers 6

Und die Stadt bedarf keiner Sonne noch des Mondes, dass sie ihr scheinen; denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie, und ihre Leuchte ist das Lamm. Und die Völker werden wandeln in ihrem Licht; und die Könige auf Erden werden ihre Herrlichkeit in sie bringen. Und ihre Tore werden nicht verschlossen am Tage; denn da wird keine Nacht sein. Und man wird die Pracht und den Reichtum der Völker in sie bringen.
Offenbarung 21, Verse 23 bis 26

Bis in die letzten Verse der Bibel hinein steht von Völkern geschrieben. Deshalb diese Verse aus der Offenbarung.

Gott liebt die Vielfalt, was für jeden erkennbar ist, der sich in die Schöpfung umsieht. Und so wie Gott keinen uniformen Einheitsmenschen, sondern lauter Originale geschaffen hat, hat ER, in der nächst höheren Ordnung, kein Einheitsvolk, sondern höchst unterschiedliche Völker geschaffen.

Diese Vielfalt ist ein Reichtum, mit dem Gott verherrlicht wird.

Und bis zuletzt spricht die Bibel von Völkern, Stämmen und Nationen, die es selbst in der Neuschöpfung Gottes noch geben wird.

Das ist kein Widerspruch zu der Aussage, dass alle diejenigen, die in Gottes neuer Welt leben, Sein Volk sind. Damit werden individuelle Unterschiede aber nicht aufgehoben. Auch in unserer vergänglichen Welt bilden alle Völker und Nationen, die eine Menschheit.

Und was begangene Untaten betrifft:

Wenn eure Sünde auch blutrot ist, soll sie doch schneeweiß werden, und wenn sie rot ist wie Scharlach, soll sie doch wie Wolle werden.
Jesaja 1, Vers 18

Gott vergibt, wenn man von falschen Wegen umkehrt, Gott schenkt Neuanfänge und rechnet das Böse nicht mehr an. Es wird nicht ungeschehen gemacht, aber es soll nicht mehr belasten.

Von daher ist ein „Schuldkult“, in Form der Pflege ständiger Schuldgefühle, etwas absolut Widergöttliches was dem Willen Gottes entgegensteht. Die Antrieb für Hilfe, Wiedergutmachung und „gute Taten“, muss von Innen kommen und nicht aus einem Druck, der zu diesem Zweck gepflegt wird. Ein solcher Druck kann nur dort entstehen, wo man sich von Gott losgesagt hat und stattdessen mit menschlichem Maß misst.

Und da man in europäischen Kreisen nichts von Gott wissen will und auch einen Gottesbezug in der europäischen Verfassung ablehnt, kann eigentlich nichts Besseres nachkommen.

Notwendig ist Umkehr. Aber damit wird wohl nicht zu rechnen sein.

Jörgen Bauer

www.christliche-impulse.de

 

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Thema: Christliche Seite

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