2. „Häuser die die Welt verändern“
Freitag, 21. August 2009 | Autor: intern
Nachschrift aus „Häuser die die Welt verändern“.
Lieber Leser!
Ich kenne Wolfgang Simson seit einigen Jahren persönlich, und mir gefällt bei Ihm seine offene, ehrliche und unkomplizierte Art, über Dinge des Glaubens zu sprechen und zu schreiben. Hier ist keine Spur von „christlicher Religion“ zu entdecken. Für jeden der sich wünscht im Glauben ein Stück vorwärts zu kommen ist dieses Buch zu empfehlen. Die Ausschnitte hier sollen nur Appetit machen.
Einführung: Zu schön um wahr zu sein?
Der Traum von einer Gemeinde, die nicht nur eine Botschaft hat, sondern eine Botschaft ist.
Gemeinde als etwas, das nicht ungeheuer viel Geld braucht und ohne fromme Rhetorik, Kontrolle und Manipulation, ja sogar ohne charismatische Helden auskommt; etwas, das zutiefst nicht-religiös ist und die Menschen gerade deswegen tief erregen kann.
S.6 Gemeinde, in der nur ein einziger Name herauskommt: das Lamm Gottes.
S.7 Kirche, wie wir sie kennen, verhindert Kirche, wie Gott sie will.
Luther hat zwar Inhalt des Evangeliums reformiert, die Strukturen und äußeren Formen von „Kirche“ ließ er bemerkenswert unberührt.
S.8 Die Freikirchen befreiten dieses kirchliche System vom Staat, die Baptisten tauften es, die Quäker haben es trockengelegt, die Heilsarmee steckte es in eine Uniform, die Pfingstler salbten und die Charismatiker erneuerten es, aber bis heute hat niemand wirklich verändert.
S.11 Pkt.8, Aus den Händen kirchlicher Bürokraten…,
Das Christentum hat den Priesterstand als vermittelnde Pufferzone zwischen Gott und Mensch von heidnischen Religionen oder bestenfalls dem Judentum – übernommen. Die strenge Professionalisierung der Kirche seit Tagen Konstantin des Großen hat nun lange genug als Fluch auf der Kirche gelastet und das Volk Gottes künstlich in infantilisierte (kindliche Entwicklungsstufe)Laien und professionellen Klerus aufgeteilt. Nach dem NT gibt es „nur einen Gott und nur einen Mittler zwischen Gott und den Menschen, den Mensch Jesus Christus“(1.Tim. 2,5).
Gott hält seinen Segen zurück, wenn sich religiöse Profis zwischen ihn und das Volk drängen.
S.12 Pkt.9,
Von organisierten zu organischen Formen des Christentums.
Aus einem Maximum an Organisation mit einem Minimum an Organismus muss wieder ein Minimum an Organisation mit einem Maximum an Organismus werden. Angst will kontrollieren – Glaube kann vertrauen. Kontrolle mag daher gut sein, aber Vertrauen ist besser.
S.12/13 Pkt.10, Christen beten Gott an, nicht ihre Gottesdienste.
Von außen betrachtet stellt sich das Christentum für viele so dar:
Heilige Leute gehen zu heiliger Stunde an einem heiligen Tag in ein heiliges Gebäude, um an einem heiligen Ritual teilzunehmen, zelebriert von einem heiligen Mann in heiligen Kleidern, gegen eine heilige Gebühr.
Wirtschaftlich gesprochen ist der traditionelle Gottesdienste eine Struktur, die sehr viel Aufwand fordert, doch nur wenig Ertrag bringt. Christen sind aufgerufen „im Geist und in der Wahrheit“ anzubeten – und nicht in kleinen und großen Kathedralen altgewohnte Lieder abzusingen.
S.13 Pkt.11, Nicht länger das Volk…,
Kirche muss sich von einer Komm-Struktur zu einer Geh-Struktur zurück verwandeln.
S.14 Pkt.12,
Das Abendmahl wird als echte Mahlzeit wieder entdeckt.
Das christliche „Herrenmahl“ ist jedoch eine gehaltvolle Mahlzeit mit symbolischer Bedeutung, nicht ein symbolisches Mahl mit gehaltvoller Bedeutung.
S.15 Pkt.14, Eine verfolgungssichere Mentalität.
„Gesegnet seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen“, sagt Jesus(Mt.5, 11).
Biblisches Christentum ist eine Bedrohung für heidnische Gottlosigkeit und Sünde, für eine Welt, die übermannt worden ist von Habsucht, Materialismus, Eifersucht und der Tendenz, aber auch wirklich alles zu glauben, solange es nicht in der Bibel steht. Wenn Christen jedoch damit beginnen, neutestamentliche Werte wiederzuentdecken, dass daraus resultierende Leben zu führen und zum Beispiel Sünde unverschämt beim Namen nennen, wird die Umwelt tief im Kern ihres Gewissens getroffen und reagiert, wie gehabt, entweder mit Bekehrung oder Verfolgung.
S.16 Pkt.15, Die Kirche kommt nach Hause
Wenn Christen aus allen sozialen Schichten und Kulturen, allen Lebenslagen und Denominationen ein deutliches Echo von dem in ihrem Geist spüren, was Gottes Geist der Gemeinde sagt, beginnen sie buchstäblich, wie ein Leib zu funktionieren, global zu hören und lokal zu handeln. Sie werden aufhören Gott darum zu bitten zu segnen, was sie tun, und anfangen zu tun, was Gott segnet.
S.20 Warum keine Modelle?
Furcht ist das Gegenteil von Glauben. Nachfolger Jesu, benötigen nicht erst überwältigendes akademisches und statistisches Datenmaterial, bevor sie etwas tun, sondern im Glauben und – darf ich ein unbequemes Wort sagen – im Gehorsam dem folgen, was ihnen Christus aufgetragen hat.
S.21 Hauskirchen in Europa?
Die Tatsache, dass die keltische Bewegung von der Katholischen Kirche im sechsten bis neunten Jahrhundert vereinnahmt wurde, gehört zu den großen kirchengeschichtlichen Tragödien unseres Kontinents.
S.30 Kap.1: Die Wiedererfindung der Kirche
Wenn Mission der natürliche Herzschlag der apostolische denkenden Gemeinde ist, dann geht es nicht etwas darum, bei einigen missionarischen Programmen mitzumachen, sondern darum, dass Gottes Gnade immer dazu führt, dass Menschen aus Prinzip genauso denken und handeln wie Gott selbst, nämlich apostolisch. Sonst laufen wir Gefahr, Mission als vorgegebenes Muss zu erleben, als eine gewisse Gesetzlichkeit, und unser Gewissen durch Spenden und minimalistische Anteilnahme am Leben einiger Missionare zu beruhigen.
Willow Creek Community Church hat für Menschen die noch keine Christen waren folgendes Vorgehen entwickelt:
1. Verbringe qualitativ gute Zeit mit Noch-Nicht-Christen
2. Schütze sie vor der Gemeinde
3. Erkläre diesen neuen Freunden das Evangelium von Jesus
4. Schütze sie vor der Gemeinde
5. Führe sie zu einer persönlichen Beziehung mit Jesus
6. Schütze sie vor der Gemeinde
7. Wenn sie ein bisschen gereift und stabil genug sind, sogar einen Kulturschock zu verkraften, dann bringe sie zum ersten Mal in einen christlichen Gottesdienst.
S.38 Der schnellste Weg die Entkirchlichten zu erreichen mag deshalb darin bestehen, die „Kirche zu entkirchlichen“.
S.42 Die wahre Frucht einer Gemeinde sind nicht Bekehrte, sondern andere Gemeinden, die ihrerseits weitere Gemeinden hervorbringen.
S.43 Wenn Kirche etwas Organisches ist, dann verhindern wir sie durch ein Zuviel an Organisation und organisieren regelmäßig jeden Sonntag die Verhinderung von Kirche durch Planung des Gottesdienstablaufes.
S.54 Die Gemeinschaft unter Christen ereignet sich nur noch in homöopathischen Dosen, in kurzen Begegnungen zwischen Tür und Angel. „Die Feier des Abendmahls in dem Haus von Christen im ersten Jahrhundert und das Abendmahl in einer Kathedrale des 20. Jahrhunderts können verschiedener gar nicht sein; sie haben überhaupt nichts miteinander gemein“.
S.62 Viele Christen führen ein fast identisches Leben wie die Menschen um sie herum, gehen in der Gesellschaft nahtlos auf und verlieren dadurch ihre prophetische Bedeutung.
S.75 Kap.2, Hauskirchen in der Geschichte
Heute stehen wir in der Gefahr, Fragen von Menschen zu beantworten, ohne dass diese überhaupt begonnen haben, Fragen an uns zu stellen.
S.80 Das Christentum wurde um 110 bis 117 n. Chr. von zwei Strömungen erfasst. Den „Moralismus“ und „Religion“.
Der Moralismus verwies auf eine gewissen Verhaltensmuster, eine Reihe von geistlichen Gesetzen, nach denen die Menschen zu leben haben; die Religion, der menschliche Versuch, sich mit Gott zu arrangieren, betrat die Hintertür. Das mag zunächst ganz harmlos angefangen haben mit der Einführung von Kruzifixen oder mit der Praxis, dass sich einige „bekreuzigten“ in der Meinung, dadurch böse Geister von sich fernzuhalten. Es kann sich am Anfang durchaus um einige harmlose Wachskerzen hier und ein wenig Weihrauchduft da gehandelt haben, aber das religiöse Konzept, das damit in Christentum eindrang, war weitaus weniger harmlos. Es führte das Christentum auf die abschüssige Bahn der religiösen Verhaltensmuster dieser Welt, mit allem, was letztlich dazugehört, Götzenbilder, Amulette, religiöse Riten und Priester. Von dort aus war es wie eine Treppe ins dunkle Nichts, Schritt für Schritt weiter weg von den Lehren von Jesus und den Aposteln.
Eine frühe Verirrung war die Verehrung der Heiligen, üblicherweise Märtyrer, und die Aufteilung des Abendmahls als ein bedeutungsvolles und prophetisches Essen in der Gegenwart Gottes, in ein „Liebesfest“ einerseits und so genannte „Eucharistie“ andererseits.
S.81 Auf Furcht, nicht auf Glauben aufgebaut
Die „leitenden Diener“ und Väter des Glaubens im Reich Gottes waren(und sind!) mit der übernatürlich geschenkten Gabe des Glaubens ausgerüstet, die ihnen eine ganz erstaunliche Fähigkeit gab: Sie konnten fest glauben, dass Gott die Zügel selbst dann noch in der Hand hat, wenn sie sie selbst bereits verloren haben.
S.82/83 Die Kirche schuf eine Art kirchlichen Hochadel.
Im Jahre 220 führt Origines in Alexandria die Lehre der Kindertaufe ein, die im Jahre 416 nicht nur zur „Christenpflicht“ in der westlichen Kirche wurde, sondern zur „evangelistischen“ Hauptaktivität. Die dahinter stehende Dynamik erinnert an den Verkauf geistlicher Versicherungspolicen für ein Leben nach dem Tod, die man an biblisch unbedarfte, aber dafür umso religiösere Eltern, abgab. Da sie um das Seelenheil ihrer Kinder fürchteten, blieb ihnen nichts anderes übrig, als sich auf den fachlichen Rat der religiösen Spezialisten ihrer Zeit zu verlassen.
Als sich Kaiser Konstantin im Jahre 312 zum Christentum bekehrte und das Christentum daraufhin im Edikt von Mailand zur Staatsreligion des römischen Reiches erklärte, feierten die Christen ihn als Erlöser: sie waren die drei Jahrhunderte voller Verfolgungen müde – und mussten, berauscht von den wunderbaren Entwicklungen, die möglicherweise folgenschwerste Einzelentgleisung des Kirchenzugs erleben.
Die Kirche war nun Ausdruck der Staatsreligion und musste sich daher auf ein neues Niveau begeben, um auch den gehobenen geistlichen Ansprüchen eines Königs zu genügen. Das bedeutete u.a. einen Auszug aus den schäbigen Hütten, Häusern oder gar Katakomben der Vergangenheit, hinein in schöne Kathedralen. Als Folge dieser Entwicklung verfestigte sich die Aufteilung in Klerus und Laien endgültig, ja sie wurde sogar sanktioniert, institutionalisiert und vom Staat geschützt. Die Fehlentwicklung hat das Leben von Millionen von Märtyrern gefordert. Die Kirche akzeptierte nur zu gerne ihre Beförderung aus dem verfolgten Sektendasein zu einer staatlich verordneten Religion und verlor damit ihre prophetische Kraft, in soziale, kulturelle und heidnische Sitten und Missstände hineinzusprechen. Der Staat verlor die Richtung, und die Kirche wurde trunken von politischer Macht.
S.84 Damit wurden frühere Gesetze auf den Kopf gestellt. Vor der Regierungszeit des Servus(222-235) war es per Regierungsbeschluss ausdrücklich verboten gewesen, christliche Tempel oder kirchliche Bauten zu erstellen, was bedeutete, dass Hauskirchen die einzige Form von Kirche war.
S.88 Die Inquisition
Im Jahr 380 verloren Millionen von Protestanten ihr Leben durch die Hände von Katholiken. Die Protestanten standen der katholischen Kirche später nicht viel nach, als sie die sog. “Wiedertäufer“ und „Schwärmer“ verfolgten und töten ließen.
S.91 Martin Luther ist direkt verantwortlich für den Märtyrertod vieler Tausend „Wiedertäufer“, die sich seinen Lehren nicht anschließen wollten. Seit dem Jahre 1530 beharrte Luther darauf, dass alle Christen, die öffentlich das Wort Gottes predigten, ohne Pastoren zu sein, umgebracht werden sollten, selbst wenn sie korrekt lehrten. Luther ging es wie Calvin – sie reformierten den Inhalt, aber nicht die Form des Christentums.
S.100 Apostolisch-prophetische Reformation
Es ist richtig, dass die Bibel uns auffordert, „die Apostel zu prüfen“ und „die prophetischen Aussagen zu wiegen“, denn unbiblischer Personenkult und die Vergötzung charismatischer Leiterpersonen ist dem NT fremd. Ein anderer Irrweg ist, dass von dem ursprünglich fünf geistlichen Diensten nur drei übrig gelassen wurden; der Pastor, der Evangelist und der Lehrer. Die Geschichte zeigt, dass wir versucht haben, Gemeinden nur mit diesen drei Begabungen zu bauen und die apostolischen und prophetischen Gaben zu ignorieren. Das hat zur Entstehung von pastoralen Gemeindemodellen geführt.
S.104 Kap. 3 Das Wesen der Hauskirchen
Hauskirchen bedeutet, dass der Leib Christi in Häusern zusammenkommt und sich als zueinander bekehrte Gemeinschaft versteht. Graf Zinzendorf sprach von „drei Bekehrungen“
1. Zuerst eine vertikale Umkehr hin zu Gott, zu Jesus, dem Haupt der Gemeinde
2. Dann bekehren sie sich vertikal zueinander, das ist die Bekehrung zum Leib Christi auf Erden.
3. Daraus ergibt sich die Bekehrung hin zur Welt im hingebungsvollen und eben gemeinschaftlich getragenen Dienst.
S.107 Das Abendmahl war eine gehaltvolle Mahlzeit mit symbolischer Bedeutung, nicht ein symbolisches Mahl mit gehaltvoller Bedeutung.
S.109 Der Lehrstil kann verschieden sein, nur eines ist bei Hauskirchen nicht angebracht: eine lang Predigt.
S.119 Praktische Aspekt
Hauskreise sind ein Anhängsel der „richtigen und großen“ Gemeinde, die Hauskirche ist „eine richtige Gemeinde“ im vollgültigen und ganzheitlichen Sinn des Wortes.
S.120/121 Taufen
Hauskirchen sind voll funktionsfähige Kirchen und führen deshalb alle Taufen selbst durch, es denn, sie wollen sich ab und zu mit anderen Hauskirchen zu einer größeren, regionalen Tauffeier zusammentun.
Es ist gesunde neutestamentliche Praxis, dass nach der Bekehrung oft sofort die Taufe folgt. Paulus nach 3 Tagen(Apg.9), der äthiopische Eunuch sofort(Apg.8) und die 3000 Bekehrten an Pfingsten offensichtlich am selben Tag(Apg.2, 41).
Hochzeiten In einigen Kulturen werden Hochzeiten nur von religiösen Funktionären durchgeführt, in anderen Ländern, wie z.B. Deutschland, wird dies von Regierungsbeamten getan. Jesus hat niemals ein Paar „verheiratet“. Die einzige Hochzeit, von der uns die Bibel berichtet, dass Jesus ihr offenbar beiwohnte, wird in Joh.2 erwähnt. Trotz seiner geistlichen Qualifikation hat Jesus diese Hochzeit nicht abgehalten, sondern sich um Wein gekümmert. Die Durchführung solcher offiziellen gesellschaftlichen Anlässe überließ er getrost der Gesellschaft.
Jesus schien sich generell nie besondere Sorge um so genannte „Kausalien“ zu machen(die pastorale Durchführung von sozialen Anlässen wie Beerdigungen, Hochzeiten etc.) und um die geistliche Umrahmung kultureller Veranstaltung.
Er hat auch seine Jünger nicht auf solche Anlässe vorbereitet. Er war mit dem Aufbau eines Königreiches beschäftigt. Er nahm noch nicht einmal an einer Beerdigung teil, geschweige denn, dass er sie leitete; er sagte gar einmal:“Laß die Toten die Toten begrabenMt.8, 22).
S.129 Kap.4 Der fünffältige Dienst
Wachstum wird dadurch systematisch verhindert, dass man versucht, es herzustellen.
S.131
Ich stimme allen zu, die betonen, dass es beim Aufbau von Gemeinden nicht primär um Zahlen gehen kann, sondern um die rechte Qualität. Aber Qualität die früher oder später nicht zu Quantität führt, ist verdächtig.
S.137/138 Den Dienst an andere weitergeben
Nach der Konstantinischen Wende wurde die Kirche zu einem Kanal, ihren Mitgliedern kirchliche Ressourcen anzubieten, anstatt die Mitglieder selbst zu Ressourcen zu machen. Die biblischen Dienste der Apostel, Propheten, Hirten, Lehrer und Evangelisten sind nicht dazu gedacht, sie regelmäßig vor aller Augen zur Schau zu stellen, während andere ehrfurchtsvoll zusehen. Vielmehr handelt es sich um Ausbildungsgaben, die dazu dienen sollen, das Volk Gottes für den Dienst Gottes auszurüsten.
Die Frucht eines Evangelisten sind dann nicht einfach nur Bekehrte, sondern weitere Evangelisten. Diese Dienstbegabungen führen Menschen dazu, zu Ausbildern, Trainern und geistlichen Vätern für andere zu werden, die sie in diese Dienste hineinführen. Doch erstaunlicherweise hat sich in der kirchlichen Welt fast das glatte Gegenteil dieses biblischen Förderungs- und Ermächtigungsmodell etabliert. Eine Minderheit spezialisierter Lehrer, Evangelisten, Apostel, Hirten und Propheten ist bis über beide Ohren in Arbeit vergraben oder bewegt sich gar mit atemberaubender Geschwindigkeit um den Globus.
Diese Gruppe von Menschen hat eins gemeinsam: Sie stehen ständig unter Druck, werden zu Sklaven ihrer übervollen Agenda, sind ganz im Gegenteil zu Jesus selbst- schwer erreichbar und ansprechbar, leben mit erhöhtem Blutdruck und Adrenalinspiegel. Anstatt andere zu lehren, wie man lehrt, lehren sie nur. Anstatt andere auszubilden, wie man evangelisiert, evangelisieren sie selbst, usw.
Dienstverpflanzung weiht andere in die Dienstgeheimnisse ein und initiiert andere in den Dienstprozess. Wo das nicht geschieht und unsere geistlichen Handwerker mit Meisterprüfung selbst keine Gesellen nachzuziehen, wird das Zweiklassen-System von Klerus und Laien weitergeführt und zementiert, und letztlich versagen wir darin, andere für den Dienst auszurüsten.
S.169 Kap.5 Hauskirchen oder Zellkirchen?
Es ist riskant, sich zu stark auf das persönlich Charisma einer Einzelperson zu verlassen oder gar ganze Systeme darauf aufzubauen.
S.170/171 Pkt.6 Haben wir ein Programm…
In einer typischen Zellkirche gibt es meist eine Agenda, die es zu erfüllen gilt, einen Dienstplan,dem die einzelnen Zellen folgen sollen. Im Unterschied dazu hat die Hauskirche keine solche Agenda, sie ist die Agenda. Da Hauskirchen oft Teil eines Netzwerkes von weiteren Hauskirchen ist, innerhalb dessen der fünffältige Dienst funktioniert, werden sie durch diese Verknüpfung davor bewahrt, zu einer frommen, nach innen gekehrten „Segne-mich-oh-Herr-Gruppe“ zu werden, einer isolierten religiösen Insel mit Koinonitis(Bündnis mehrerer Staaten), einer krankhaften Gemeinschaft-Entzündung. Obwohl in Hauskirchen die Bibel gelesen wird, sind sie deswegen noch lange keine Bibelstudiengruppen; obwohl dort gebetet wird, sind sie doch keine Gebetskreise. Jesus ist eine lebendige Person. Ein Großteil der Programmorientiertheit traditionellen Kirchlichkeit kommt daher, dass es keine oder möglichst wenige Überraschungen geben kann.
S.175 Im NT erkennen wir keine hierarchisch übergeordneten Vorsteher. Die Struktur von Hauskirchen sind „flach“, weil es niemanden gibt, der höher oder wichtiger ist als andereMt.23, 1-12). Dieses Verständnis hat sehr weit reichende Folgen, zum Beispiel im Hinblick auf mögliche Korruption durch Geld und Macht in der Kirche. Es ist eben nicht sehr beeindruckend, der demütige Älteste einer Hauskirche von 13 Personen zu sein oder einfach einer kleinen Gruppe von Hauskirchen als Lehrer, Pastor oder Evangelist zu dienen. Wo aber Demut ist, ist Gnade.
S.176 Pkt.8 Geleitet oder „bevatert“?
Einer der weitverbreitetsten Wehrufe unsere Zeit: Wir brauchen dringend mehr Leiter. Wirklich?
Heute stehen wir in der Gefahr. Die ganze Welt schreit nach Leitern, Führern, Managern, nicht nach Dienern. Und die Kirche? Sie schreit mit: Gott, gib uns Leiter! Vielleicht besteht das Problem dann darin, dass wir etwas wollen, was Gott uns aus Gnade nicht geben will. Jesus ist das Haupt der Gemeinde, und das ist mehr als Leiterschaft, als der Leib Christi je brauchen wird.
Wenn eine Gemeinde wachsen will, müssen beide sowohl der Pastor als auch die Gemeindemitglieder, die Kontrolle aufgeben.
S.178 Von keiner Gemeinde des NT wird uns berichtet, dass sie von einem Pastor oder einer anderen Person in unserem heutigen Sinn „geleitet“ wurde.
S.190 Kap.6 Eine verfolgungssichere Struktur entwickeln
Ulrich Parzany hat im Jahr 1998 von der Regierung für seine außerordentlichen Leistungen im Bereich der Jugendarbeit in Deutschland eine Medaille bekommen. In seiner Dankesrede sagte er: „Meinen Boss, Jesus Christus, hat man gekreuzigt. Ich werde geehrt. Was habe ich falsch gemacht?“
S.190 Gott sei Dank für Druck
Wir mögen meinen, wir seien gesegnet, wenn wir erfolgreich und finanziell wohlsituiert sind, geehrt und zitiert, wenn uns Ehrenplätze zugewiesen werden, wenn wir bewundert werden und im Wesentlichen schmerzfrei durch ein friedliches und sicheres Leben ohne größere Problem gleiten.
S.195 Satte christliche Bürgerlichkeit ist kein dauerhaftes Umfeld für gesunde Jüngerschaft.
S.196 In Zeiten der Verfolgung schmilzt die aufgeblähte Prioritätenliste der Kirchen schnell auf das absolute Minimum zusammen, und es kann wieder nur um das Eine gehen: das Evangelium zu predigen.
S.203 Die explosivste Wachstumsphase bei den Mennoniten in Äthiopien begann kurioserweise genau in den Moment, als die zwei vermeintlich unverzichtbaren Elemente der Kirche plötzlich wegfielen, ihre Kirchegebäude und ihre Pastoren.
S.204 Das NT führt jedoch eine völlig neue Dimension des Gottesdienstes ein, bei der sich der Hl .Geist deutlich von den Ziegelsteinen verabschiedet. Von nun an sind Menschen selbst der Tempel Gottes(1.Kor.3, 16; 6,19).
S.205 „Die Zeit kommt und ist schon gekommen, dass die wahren Anbeter Gottes ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten werden“, nicht an einem Ort, der heiliger ist als andere Orte.
Im NT hat Gott niemals einen Menschen gebeten, ein Gebäude für religiöse Zwecke zu bauen.
Petersdom – Wolfgang Stuck pixelio.de
Religion – der Kern des Problems
Religion ist, was der Mensch aus Gott macht; Christentum ist, was Gott aus den Menschen macht. Christentum ist deshalb im strengsten Sinne keine Religion sondern eine lebendige Beziehung zu einem lebendigen Gott. Dort wo Christentum zur Religion wird, beginnt es zu sterben. Religion kommt von religare, einem lateinischen Wort, das bedeutet sich „zurückbinden“, seinen Anker an sicherer Stelle zu setzten, so dass wir nicht durch das Leben an unbekannte und unsichere Gestade weggerissen werden.
Religion versucht, den eigenen Lebensanker im Jenseits festzumachen, jenseits der Grenze der Transzendenz, auf heiligem Land, so dicht bei Gott wie möglich. Religion sieht nicht, dass Christus für uns diese Verankerung bei Gott vorgenommen und den Weg zu Gott gebahnt hat, es ist zu billig, zu simpel, erfordert zu wenig religiöse Werke.
S.206 Den religiösen Menschen, treibt statt Gottesfurcht, Menschenfurcht – und das bedeutet auch, dass er peinlich genau darauf achtet, in der Gesellschaft nicht sein Gesicht zu verlieren.
S.207 Das Kernproblem besteht darin, dass der religiöse Mensch tief innen eigentlich spürt, dass er ohne Gott verloren ist; er ist nur zu stolz, das zuzugeben. Er ist durch soziale Kontrolle durch Freunde, Familie und Gesellschaft eingeengt. Keiner hat ihm bis jetzt erklärt, dass einen Weg gibt, mit diesen Zwängen, mit Stolz und Sünde umzugehen, nämlich im Glauben das anzunehmen, was Jesus Christus am Kreuz für uns alle getan hat. Religion ist letztlich Anbetung in die falsche Richtung, pseudoheilige Glaubensüberzeugungen und nutzlose Praktiken, die von dem „Geist der Welt“ inspiriert und verteidigt werden.
S.208 Die heutige Welt dampft regelrecht vor Religion, selbst wenn sie in der Form von fast religiösem Agnostizismus der Liberalismus daherkommt und Lehren verbreitet, denen ihre Opfer mit fast fundamentalistischem Eifer anhängen. Wir müssen eigentlich gar nichts tun, um religiös zu werden; Religion ist dem gefallenen sündhaften Geschöpf wie einprogrammiert, sie schleicht sich unbewusst in unser Leben ein wie ein hässlicher Dämon, der sein Haupt triumphierend erhebt, während alles schläft. Wenn ich mich für einen schrecklichen Moment in die Lage des Widersachers Gottes versetzte und Christen davon abhalten wollte, effektive Zeugen für Jesus Christus zu sein, würde ich mit Sicherheit die tödlichste Plage des Planeten auf die Nachfolger von Christus loslassen: Religion.
S.209 Der religiöse Mensch wird schnell wahnsinnig, wenn man ihm seinen Tempel und seinen Kult wegnehmen will.
S.220 Kap.7 Kein Fortschritt ohne Wandel
Wenn Sie wirklich Veränderungen in ihrer Kirche oder Organisation anstreben, sollten Sie sich darauf vorbereiten, diese Personengruppe langfristig zu verlieren.
S.223 Geistliche Kompromisse gehen nie lange gut.
S.227 Kap.8 Die Konsequenzen ziehen
„Die Wahrheit wird nie einer gerechten Sache schaden“. Wir werden nie aufgefordert, uns mit einem kirchlichen System zu identifizieren, sondern mit der Person von Jesus Christus und mit der Familie Gottes.
S.229/230 Stehen dem Lamm heilige Kühe im Weg?
Einer der Preise, die für das Hauskirchen-Christentum zu bezahlen sind, besteht darin, nicht länger die individuelle Freiheit des Einzelnen stärker zu betonen als den gemeinsamen Gehorsam einer Gemeinde gegenüber Christus.
Im Westen dreht sich das Leben vieler Christen noch immer um Karriere, den Fernseher, ihre Hobbys, ihr Privatleben und ihre Haustiere, überzogen von einer dünnen und ziemlich durchsichtigen Schicht christlicher Aktivitäten wie die, einen Gottesdienst zu besuchen, vor dem Essen zu beten oder christliche Musik anzuhören.
S.232/233 Das Ende des endlosen Geldproblems
Viele traditionelle Kirchen, aber auch traditionelle Gemeindegründungs- und Missionsbewegungen, haben einen entscheidenden Minimumfaktor: das Geld. Sie brauchen Geld für Einsätze, Platzmieten, Werbekampagnen, Flugblattaktionen oder um ein Gebäude zu kaufen, ein sakrales Gebäude zu bauen oder – noch schlimmer! – zu unterhalten. Geld, um schwindelerregende Hypotheken für architektonische Sonderanfertigungen zurückzubezahlen oder jeden Sonntag eine Halle oder einen Hotelsaal zu mieten; mehr Geld, um Dekane und Prälate zu besolden oder um Sakristeien, Pfarrhäuser und Amtsstuben zu unterhalten. Dann kommen die Ausgaben für kirchliche Sitzbänke oder Stühle, unglaublich teure Orgeln oder Musikanlagen, die Renovierung des Parkplatzes, rein sozial orientierte, kirchliche Dienstleistungsfirmen mit einem astronomischen Personalhaushalt, Lautsprecheranlagen, teuren liturgischen Kleidern und dem allgegenwärtigen Overheadprojektor.
In Hauskirchen ist das alles nicht nötig. Hauskirchen kosten kein Geld, sie produzieren Geld.
Etwa 70% der Weltchristenheit ist geistlich unbeschäftigt, zum Konsumentendasein verdammt und sieht oft keinen Weg, sich in das traditionelle kirchliche System sinnvoll einzubringen.
S.238 Die traditionelle Gemeinde ist sehr stark veranstaltungsorientiert. Gemeinde ohne Gemeinschaft.
S.244 Ermächtigte Strukturen schaffen
Wenn wir nicht andere zu Jüngern machen, sie anleiten und sie ermächtigen, wie Jesus es vorgemacht hat, dann werden wir das genaue Gegenteil dessen erreichen, was wir vorgeben. Wenn aber unsere kirchlichen Systeme die Menschen nicht ermächtigen und zu vollmächtigen Jüngern machen, was fördern wir denn dann? Die systematischen Entmündigung des revolutionärsten Potenzials der Welt – und das im Namen Gottes.
S.248 Unsere Anbetung erweitern
Wir sollten nicht übersehen, dass echte Anbetung mehr mit geisterfülltem Gehorsam zu tun hat(Röm.12, 1-2) als mit Musik und dem Singen einiger „Anbetungslieder“. Das NT bezieht sich niemals darauf, dass sich die Gemeinde zu einem worship meeting trifft, einem Anbetungsgottesdienst. Anbetung ist also nicht so sehr das, was wir tun, sondern die Art, wie wir es tun; nicht so sehr das, was wir singen oder sagen, sondern on wir ein lebendiges Opfer sind, bereit, wie ein Trankopfer ausgegossen zu werden für Gott.
S.261 Gute Fundamente
Jesus selbst ist der Fels. Nicht jeder ist der Richtige, um mit ihm eine Gemeinde zu beginnen.
Vier Möglichkeiten, wie wir Menschen an das Thema Gemeindeaufbau herangehen können:
1. „Wir bauen unser Gemeinde“ – das bedeutet, dass Menschen in eigener Kraft und mit traditionellen Methoden ihre eigenen kleinen Königreiche bauen. Das Resultat ist ein menschengemachter religiöser Kult. Fleisch baut Fleisch.
2. „Wir bauen Gemeinde.“ Diese Auslegungsvariante ist gefährlicher als die erste, weil sie sich an die Einsatzwilligen und die Aktivisten richtet und vorgaukelt, dass Menschen Gottes Haus bauen können. Fleisch baut hier Geist oder versucht es wenigstens, in der Überzeugung, dass großartige menschliche Strategien und Projekte das Reich Gottes einläuten werden. Das Resultat ist etwa ähnlich dem ersten Modell, aber spirituell ist es täuschender und hat manchmal triumphalistische Obertöne. Manche nennen diesen Ansatz sogar „moderne Zauberei“, weil hier versucht wird, mit anderen Mitteln als den Heiligen Geist geistliche Ziele zu erreichen. Dies führt oft genug zu Manipulation und geistlichem Größenwahn.
3. „Jesus baut unser Gemeinde.“ Diese Interpretation behauptet, dass Jesus seine Mittel und Wege benutzt, um unser Königreich aufzubauen; Geist baut Fleisch. Wir sind, so denkt dieser Ansatz, die wenigen wirklich Auserwählten Gottes, die richtige Denomination oder Gruppe, ein heiliger – oder manchmal sogar der einzige – Überrest, und Jesus hat sich nun entschlossen, unsere Gemeinde zu bauen. Hier würden Menschen Gott für ihre eigenen Zwecke missbrauchen, wenn sie könnten. Wenn nichts wächst und nichts geschieht, dann muss dies ausdrücklich Gottes Wille sein; denn es kann ja gar nicht sein, dass mit uns irgendetwas nicht stimmen kann.
4. „Jesus baut seine Gemeinde.“ Dies besagt, dass Jesus selbst der Baumeister ist und er an alle eine ausdrückliche Einladung ausspricht ihm beim Bau seiner Gemeinde auf seine Weise zu helfen und seine „Mitarbeiter im Reich“ zu werden(1.Kor. 3,9). Dies ist etwas demütigend, weil dabei unser menschlicher Einsatz nicht besonders gut aussieht, sondern alles an der geistlichen Partnerschaft mit Jesus und seinem Geist liegt, der unser Seniorpartner bei allen Unternehmungen ist. Doch das Resultat dieser Partnerschaft wird Gottes Handschrift tragen, weil er selbst das Mandat zum Bauen gab, und seine eignen geistlichen Gene von vornherein eingebaut sind. Geist baut Geist.
S.264 „Gebt mir meine Kirche zurück!“
Das Reich Gottes ist keine Demokratie, die auf Mehrheitsbeschlüsse angewiesen ist. Gott ruft laut und deutlich die christliche Gemeinde zu neutestamentlichen Standards zurück, aufgebaut auf guten, apostolischen und prophetischen Fundamenten.
S.266 Es ist viel wichtiger, wer wir sind, wenn niemand uns sieht, als das, was wir vorgeben zu sein. Gott ruft uns dazu auf, erst zu sein und dann zu tun. Charakter kommt vor allen Orden und Titeln, die Menschen uns geben.
S.313 Zeit und Finanzen
Viele fragen, wann sie denn mit einem geistlichen Dienst beginnen sollten und wer für einen vollzeitlichen Dienst die Rechnungen bezahlt. Ein geistlicher Dienst sollte dann begonnen werden, wenn jemand unmissverständlich erkannt hat, dass Gott ihn gerufen hat. Und: Was Gott bestellt hat, bezahlt er auch.
S.315 Modelle der Gemeindemultiplikation
Jesus hat uns nie den Auftrag gegeben hinzugehen und Gemeinden zu gründen. Viele Gemeindegründungsbewegungen und Missionswerke haben sich redlich bemüht, durch biblischen Belegtexte nachzuweisen, dass das Neue Testament uns dennoch aufträgt, Gemeinden zu gründen – umsonst. Was nicht dasteht, steht nicht da.
S.338 Nationen in Bewegung bringen
Christlicher Glaube beinhaltet einen Qualitätsanspruch; es geht nicht nur um Bekehrte, Evangelisierte und Erreichte oder gar um Mitgliederzahlen von christlichen Kirchen, sondern um Jünger. Es geht um eine völlig neue Lebensqualität, die uns vom Rest der Welt deutlich unterscheidet, sonst sind wir wahrscheinlich keine Jünger von Jesus Christus, sondern Anhänger einer organisierten Religion.