Home





446. Einige Gedanken zur Situation im Nahen Osten (Teil 2)

Sonntag, 20. September 2015 | Autor:

Israel 9

Jerusalem 1994

 

Lieber Blog Besucher,

endlich einmal ein Bericht aus dem Nahen Osten dem ich vertraue, weil er von einen Mann kommt, der Gottesfürchtig ist.

Ich danke Dr. Johannes Hartl sehr für die Genehmigung diese drei Berichte hier in meinem Blog veröffentlichen zu dürfen. Jeder, der die Wahrheit liebt, sollte diese Berichte einmal lesen.

NAI Jerusalem

Foto NAI

Dr. Johannes Hartl

Gedanken über die aktuelle Situation rund um ISIS

Letzte Woche konnte ich in Zypern viel Zeit mit Betern und Missionaren aus dem Nahen Osten verbringen. Vor wenigen Tagen teilte ich einiges davon mit, was ich von ihnen gelernt hab. Hier kommt Teil 2, speziell über den Irak und Syrien (wie immer: nur meine subjektive Einschätzung!)

1. „Das hat alles nichts mit dem Islam zu tun“

…das hört man derzeit häufig in westlichen Medien. Die Wahrheit ist jedoch: ISIS tut in weiten Strecken genau das, was Mohammed getan hat und setzt konsequent das um, was Koran und Scharia fordern. Nun ist es freilich so, dass jeder von uns freundliche Muslime kennt. Und der Hinweis kann nicht oft genug wiederholt werden: die meisten Muslime sind ganz normale, anständige, freundliche Menschen. Sie sind das jedoch in der Regel in dem Maße, in dem sie ihren Islam nicht wirklich kennen und ernst nehmen. Genauso wie in „christlichen“ Ländern die „Namenschristen“ leben die wenigsten Muslime als wirklich entschiedene Gläubige. Und viele lehnen intuitiv ab, was sie bei ISIS sehen. Doch die meisten wollen nicht wahrhaben, dass genau das Islam ist. Ich hatte während dieser Tage Gelegenheit, mit echten Islamkennern zu sprechen. Und es gibt zwei sehr wichtige arabische Ausdrücke: „Nish“ und „Taqiyya“. „Nish“ bedeutet in aller Einfachheit, dass die gewalttätigen Suren im Koran die friedlichen ausstechen und die gültigen sind. Den meisten normalen Muslimen ist dieses hermeneutische Prinzip aber nicht bekannt. Und „Taqiyya“ (ebenso wie das verwandte Konzept „Kitman“) bedeutet: ein Muslim darf lügen, wenn es darum geht, seinen Glauben in gutem Licht erscheinen zu lassen. Man muss also vorsichtig sein, wenn ein Muslim etwas über seinen Glauben behauptet. Jedenfalls steht fest: der Islam ist gewalttätig und ein Unterdrückungssystem, das nur solange harmlos ist, solange jemand nicht wirklich darüber Bescheid weiß oder nicht entschieden danach lebt. ISIS zeigt das wahre Gesicht des Islams – und das ist auch eine Chance für muslimische und westliche Welt zugleich!

2. Ein geistlicher Kampf

Alles, was Satan tut, hat mit Lüge, Nachäffung und Angst zu tun. Die wichtigste Waffe von ISIS ist der Schrecken, den sie verbreiten. ISIS setzt bewusst die grausamsten Videos und Bilder in Umlauf, um Christen, Kurden und Soldaten zum Fliehen zu bewegen. Und genau das ist passiert: die irakische Armee floh in Furcht und Schrecken aus Mossul und überließ die Stadt den Terroristen. Doch auch auf uns haben diese Bilder einen vielfachen negativen Einfluss. – Gefühle der Verzweiflung – irrationale Angst und Schreckensbilder im Kopf – Hass auf Muslime und Wunsch auf Vergeltung – keine Hoffnung mehr für die arabische Welt Der geistliche Kampf gegen diese Angst beginnt mit der Furchtlosigkeit. Wir lernten das von Missionaren in Erbil, Kurdistan. Sie sagten, sie würden sich diese Videos nicht anschauen, sondern einfach auf Gottes Stimme hören, was sie tun sollten. Inmitten der Tagen, an denen ISIS bedrohlich nahe an die Stadt kam, blieben sie mit ihren 2 kleinen Kindern in der Stadt. Als die kurdischen (muslimischen!) Generäle das hörten und die Fotos der zwei Kleinkinder sahen, erlaubten sie den Missionaren, für sie zu beten. Ich sah Bilder, wo christliche Missionare den kurdischen Soldaten die Hände auflegten und den Namen Jesu anriefen: in einer Moschee!! Solches tut Gott, wenn wir der Hoffnungslosigkeit und Angst keinen Raum geben. Gott hat das letzte Wort und ISIS wird genauso besiegt werden wie alle anderen satanischen Mörderbanden zuvor.

3. Mit dämonischer Power

Was ich nun erzähle, wird viele extrem schockieren. Doch wir müssen verstehen, dass es reale geistliche Mächte gibt. Dass Rebellenführer mit Hilfe dämonischer Kräfte operieren, haben wir zum ersten Mal in Uganda erfahren. Dort wurde mir schon erzählt, dass durch Menschenopfer besondere satanische Kräfte freigesetzt werden können. Es gibt in Afrika unzählige Berichte von Rebellenführer, die wie unverwundbar durch Kugeln erscheinen, weil sie dämonischen Schutz durch Zauberei haben. Wir sehen Ähnliches nun in Syrien und im Irak. ISIS tötet nicht einfach nur Menschen, sondern es handelt sich um rituelle Schlachtungen, bei denen Allah das Blut der Christen dargebracht wird. Ja, es gibt das auch auf Video (ich erspare es Euch). Es gibt reale Schlachthäuser für Menschen – ich habe die Bilder gesehen (und auch diese erspare ich Euch lieber). Und das Blut der geschächteten Christen wird aufgefangen und in Flaschen an reiche Saudis verkauft, damit sie sich im Blut der Feinde Allahs die Hände waschen können (nein, das ist kein Schauermärchen, obwohl es durchaus so klingt). Der irrationale Schrecken aber auch die Faszination, die von ISIS ausgehen und ihre bisweilen frappierenden militärischen Erfolge sind definitiv auch dämonischer Power mit zu verdanken. Doch diese beginnt zu brechen, weil das Volk Gottes aufsteht und beginnt, mit den Waffen von Fasten und Gebet zu antworten. Doch wir müssen wissen, dass dieser Kampf tatsächlich nur auf diese Weise ausgefochten werden kann. Ende September wird ein 50-stündiges Gebetstreffen in Erbil stattfinden, mit dem wir uns in Augsburg aktiv verbinden werden. Und die Mächte der Finsternis werden weichen.

4. Eine Tür öffnet sich

Wie immer so hat auch Gott in dieser Situation größere Pläne. Schon jetzt ist ersichtlich, dass es immer mehr Muslime gibt, die entsetzt sind über das, was sie bei ISIS sehen. Nicht wenige wenden sich auf Grund dessen vom Islam ab, sehr viele jedenfalls erkennen im radikalen Islamismus eine echte Bedrohung. Der Großmufti der Al-Azhar-Universität in Kairo hat sich gegen ISIS ausgesprochen, Saudi-Arabien ist an der Allianz gegen die Djihadisten beteiligt. Und die jüngsten Ereignisse in Gaza haben dazu geführt, dass die Hamas sehr viel an Sympathien in Ägypten und anderen arabischen Staaten verloren hat. Die Grausamkeit von ISIS schockiert auch viele Muslime und macht viele auf ganz neue Weise offen für Hinterfragungen. Und auch hier wieder der Hinweis: es finden momentan mehr Muslime zu Jesus als zu jeder anderen Zeit der Geschichte. Ich habe Berichte gehört von ISIS-Leuten, die zu Jesus fanden, von Hamas-Leitern und und und…

5. Jes 19 – Versuch einer Deutung

In Jesaja 19 (bitte mal selbst lesen!) beschreibt der Prophet ein faszinierendes Bild: ein Dreierbündnis zwischen Ägypten, Assur und Israel. Er spricht von einer Zeit, in der alle drei Nationen den Gott Israels verehren werden und Frieden zwischen den Ländern sein wird. Assur hatte seine Hauptstadt in Niniveh, dem heutigen jüngst von ISIS überrannten Mossul. Ist es nicht interessant, dass 2014 die Hölle im Irak (Assur) loszubrechen scheint, nachdem sich in Ägypten 2013 so wunderbare Dinge ereignet haben? Weiß der Feind um die strategische Bedeutung dieser in Jes 19 angedeuteten Verbindung? Gott hat einen Plan des Heils für den Nahen Osten. Nur Jesus kann ihn in Fülle hervorbringen. Doch er wird Heil und Segen für die ganze Welt beinhalten. Und er bleibt umkämpft. Dies ist vielleicht die geistliche Perspektive hinter den aktuellen Ereignissen. Doch wir müssen die Bibel öffnen, wenn wir weiter sehen wollen als nur mit menschlichen Augen.

6. Die Stunde der Kurden

Es gibt Millionen von Kurden im Nahen Osten, doch sie haben keinen eigenen Staat. Sie wurden in der Türkei unterdrückt, in Syrien unter Assad und im Irak unter Saddam. Nun scheint ihre Stunde gekommen, denn die kurdischen Freiheitskämpfer („Peschmerga“ heißen sie, das bedeutet: die, die dem Tod ins Angesicht blicken) sind derzeit die einzige effektive Kraft gegen ISIS. Die autonomen Kurdengebiete wurden zum Refugium für Hunderttausende von Christen. Und die Kurden, die selbst immer verfolgt waren, öffnen ihre Tore auf bemerkenswerte Weise für die, die vor ISIS fliehen müssen. Wir sollten für die Peschmerga beten. Die meisten Kurden sind sehr offen für das Evangelium (wie ich es selbst schon mit meinen ehemaligen Nachbarn erfahren habe, denen ich von Jesus erzählen durfte) und Gott ist gerade dabei, diesen neu entstehenden Kurdenstaat auf bemerkenswerte Weise mit dem Evangelium bekannt zu machen. Sie sehen überall Christen, die in hingebungsvoller Nächstenliebe den Flüchtlingen dienen. Einige unserer Freunde haben Zugang zu sehr einflussreichen Führern der Kurden gefunden und können ihnen das Evangelium bringen! Derzeit scheint sich auch eine stärkere Allianz zwischen den Kurden und Israel anzubahnen. Das wäre die erste strategische Partnerschaft, die Israel mit einem Land im Nahen Osten hätte! Nicht wenige glauben, dass die Kurden Nachfahren der Meder sind – jener Meder, mit denen die von den Assyrern verschleppten israelischen Nordstämme sich vermischten (2 Kön 18,11). So ist es nicht abwegig zu glauben, dass jüdisches Erbe für gewisse bemerkenswerte Moralvorstellungen der Kurden verantwortlich ist: vielleicht sind sie auf weit verzweigte Weise Juden!

7. Keine humanistische Perspektive

Aus menschlicher Sicht macht die Nahost-Problematik absolut keinen Sinn. Weshalb streiten Völker so erbittert miteinander? Amerikanische Präsidenten kommen und gehen – alle haben sie versucht, den Nahostkonflikt zu lösen. Doch es ist ein Konflikt, der viel tiefer reicht als Politik. Im Letzten geht er auf den Konflikt zwischen Ismael und Isaak zurück: die beiden Söhne Abrahams. Tatsächlich verstehen die arabischen Nationen sich als Nachkommen Ismaels, die Juden sind Nachkommen Isaaks. Es geht ferner um die Frage, ob Gott tatsächlich einem bestimmten Volk ein bestimmtes Land versprochen hat und ob dieser Gott seiner Verheißung immer noch treu ist. Der Anspruch der Juden, in einem verheißenen Land zu leben, ist ein Affront für den menschlichen Verstand. Warum sollte man „religiös begründen“ dürfen, dass man in einem bestimmten Fleck der Erde leben darf? Letztendlich geht es um die Frage: gibt es einen Gott, der Völker erwählen und ihnen Land zuweisen kann oder darf das nur der Mensch? Ist es nicht völlig ungerecht, dass es ein erwähltes Volk gibt? Viele Jahrhunderte lang hat auch die christliche Kirche übersehen, dass Gottes Verheißungen an Abraham niemals aufgehoben wurde. Israel bliebt weiter Gottes Volk. Besonders anstößig ist dies für uns, wenn wir sehen, dass Israel eine sündige Nation ist. Israelische Politiker und Militärs machen Fehler und sind genauso Sünder wie andere auch! Das Leiden der Palästinenser, die in Gaza ihr Haus oder ihr Leben verloren haben scheint die Sicht zu rechtfertigen, wonach es mit Gottes Erwählung Israels so weit nicht mehr her sein könne. Doch diese rein menschliche Perspektive ist schlichtweg falsch. Gottes Verheißungen an Israel stehen obwohl Israel selbstverständlich nicht das Reich Gottes auf Erden ist, ja sich weit vom Gott ihrer Väter entfernt hat! Der Hass auf Israel jedoch ist nichts anderes als der Hass auf Gott. Es ist der Hass auf einen Gott, der sich „anmaßt“, den Menschen nicht letzte Instanz sein zu lassen. Der sich anmaßt, festzulegen, dass das Land Israel dem Volk der Juden gehört. Und dass diese Autorität nicht der UNO zukommt, sondern dem Herrn allein. Es ist genau jene Rebellion des Menschen, von der Psalm 2 spricht: „wir wollen keinen Herrscher über uns!“. Und es ist genau jene Rebellion des Menschen, die endzeitlich zur großen antichristlichen Rebellion geben Gott und seinen Gesalbten führen wird. Der Geist des Antichristen (1 Joh 4,3) ist immer auch ein Geist des Antisemitismus. Die Unwissenheit der Kirche über die Eschatologie (Lehre von der Endzeit) ist ein schrecklicher Defizit, der Christen (auch im Nahen Osten) dazu verdammt, nur die rein humanistisch-politische Sicht der Dinge im Blick zu haben. Dies liefert sie der Ratlosigkeit und einer Opfermentalität aus, wo überwindender Glaube und beständige, geschichtsverändernde Fürbitte eigentlich Gebot der Stunde wären!

8. Rassismus, Islamismus und die Kultur des Todes

Das dunkelste Kapitel der Geschichte Deutschlands war verbunden mit einer irrationalen Überhöhung der Rasse, einem bestialischen Hass auf die Juden und eine ritualisierte Glorifizierung des Todes. Auffällig ist der Kult des Todes in allem, was mit den Nazis zu tun hatte: die schwarzen Uniformen der SS, ihr Todeskopfabzeichen, die religiöse Propaganda des „Opfertodes für das Vaterland“ und schließlich die Besessenheit, die eroberten Gebiete (und dort besonders: die Juden) nicht nur zu unterwerfen, sondern die Menschen auszurotten, selbst dort, wo es militärisch keinen Sinn machte. Weniger bekannt als dies ist die unselige Verquickung der deutschen Geschichte mit der Entstehung des Islamismus. Diese Zusammenhänge, die bis ins deutsche Kaiserreich (Wilhelm II) zurückreichen, können hier nicht en detail nachgezeichnet werden. Besonders erschreckend jedoch ist die aktive Kooperation Hitlers mit palästinensischen Autoritäten. Sie hatten ein gemeinsames Ziel: die Ermordung der Juden. Wenige wissen, dass es eine eigene muslimische SS-Einheit gab und der Palästinenserführer Al-Husseini während des 2. Weltkriegs lange Zeit in Berlin (!) residierte. Auffällig an ISIS (und ebenso der Hamas, sowie im Islamismus allgemein) sind die Verquickung genau derselben Elemente: rituelle Glorifizierung des Todes und des Schreckens und glühender Antisemitismus. Für uns im Westen ist das schwer vorstellbar, doch Kinder in muslimischen Ländern bekommen schon im jüngsten Alter gesagt, dass das Erstrebenswerteste dieser Welt es ist, für Allah zu sterben. Selbstmordattentäter werden praktisch überall in der muslimischen Welt als Helden verehrt (ich konnte das im Hizbollah-Gebiet des Libanon selbst erleben), sie lieben den Tod mehr als das Leben. An ISIS wird das besonders gut sichtbar: ihre schwarze Flagge, ihre Entschiedenheit, im Djihad zu sterben, ihre radikale Interpretation der Scharia, die Feiern, Musik, Alkohol und Filme verbietet… Die schockierende Unterdrückung der Frau schließlich. Frauen werden gezwungen, schwarze, den kompletten Leid verhüllende Gewänder zu tragen. Sie werden genital verstümmelt (also der sexuellen Lust beraubt) und sogar als Sklaven verkauft. Seit dem Garten Eden und der Verheißung Gottes, ein Nachkomme Evas würde der Schlange den Kopf zertreten, hasst Satan Frauen und bekämpft sie. ISIS ist eine Inkarnation der Kultur des Todes, wie sie in derselbenDeutlichkeit zuletzt bei der SS und den (ebenfalls meist schwarz gekleideten) Schlächtern der Khmer Rouge gesehen wurde.

9. Der Sieg ist der Glaube

Doch nun aufgepasst! „Das ist der Sieg, der die Welt besiegt hat:unser Glaube.“ (1 Joh 5,4) Alles, was der Feind tut, berührt auf Lüge, Angst und Einschüchterung. Seine reale Macht ist sehr begrenzt. Nur wenn wir Menschen mehr vom Bösen beeindruckt sind als von Gott, gewinnt er Macht über uns. ISIS spielt diese Karte sehr gezielt aus. Ihre reale Kraft ist durchaus begrenzt (die ISIS hat weniger Kämpfer als die Hamas!). Doch über die Medien verbreiten sie ihr Selbstbild von unvorstellbarer Grausamkeit und Unbesiegbarkeit. Dies ist eine gezielte Strategie, Menschen einzuschüchtern und der Verzweiflung Raum zu geben. Genau das will der Feind. Und dieser Kampf des Glaubens beginnt schon bei uns. Da wo wir Hoffnungslosigkeit und Angst in unseren Denken Raum geben, hat Satan schon einen kleinen Sieg errungen. Wie sprechen wir über die Situation? Sind wir beeindruckter von Gott oder vom Bösen?

10. Gott liebt Ismael

Auffällig bei der Beschäftigung mit dem Islam ist das tiefsitzende Gefühl in der muslimischen Welt, vom Westen abgewertet, abgelehnt, ausgetrickst und benutzt zu werden. Der moderne Islamismus speist sich nicht zuletzt von den Gefühl, sich endlich einmal zur Wehr setzen zu müssen. Während selbstverständlich vielen der heute muslimischen Ländern Unrecht von westlichen Ländern geschehen ist, erscheint der Islam geradezu durchdrungen von einer „Opfermentalität“. Man sieht das heute auch im öffentlichen Diskurs: prominente muslimische Führer sagen, ISIS sei von Israel bezahlt oder der Westen sei schuld, dass es zur aktuellen Krise gekommen sei. Schuld sind grundsätzlich die anderen. An der Wurzel dieser unschönen Geisteshaltung steckt eine tiefe Wunde der Ablehnung. Uns modernen Menschen ist eine solche Herleitung zwar fremd, doch letztendlich begann das Problem der Ablehnung bereits in biblischen Zeiten: Ismael war der erste Sohn Abrahams, doch der Sohn der Magd. Er war nicht der von Gott verheißene Träger des Bundes und stand von Anfang an unter dem unheilvollen Zuspruch „nicht der Richtige“ zu sein. Es ist berührend zu lesen, wie Gott sich dennoch um den Knaben und seine Mutter kümmert. Und obwohl Isaak – der Stammvater Israels – der Erbe der Verheißung ist, wird auch Ismael von Gott gesehen und gesegnet (Gen 17,20). Jesus sprach: „niemand kommt zum Vater außer durch mich“ (Joh 14,6). Im Herzen der Muslime schlummert eigentlich – wie im Herzen jedes Menschen! – die Sehnsucht nach einem Vater. Eine Sehnsucht, die im Islam ungestillt bleibt, denn Allah ist ganz ausdrücklich kein Vater. Es gibt keine Stelle im Koran, in der Allah als herzlich liebender Gott und Vater dargestellt wird. Die Wunde der Ablehnung wendet sich in Neid und Hass auf den angeblich Bevorzugten. Man sieht das in der Bibel und man sieht das weltgeschichtlich bis heute. Doch das Problem ist: Ablehnung bringt Ablehnung hervor. Opfermentalität legitimiert Aggressivität („man muss sich doch auch einmal wehren!“) und verdammt den Betroffenen zur fruchtlosen Re-Inszenierung des immer gleichen Konflikt. Die Reaktion der anderen darauf: der Betroffene wird als Täter gesehen und noch mehr abgelehnt – die unheilvolle Spirale dreht sich weiter. Wir können genau das Gleiche auch heute beobachten. Die Bilder der mordenden und folternden Islamisten bewirken, dass das Misstrauen gegen alle Muslime weltweit zunimmt. Dadurch werden auch Menschen abgelehnt, die wirklich guten Willens sind. Durch die Ablehnung fühlen jedoch viele Muslime sich wiederum darin bestärkt, dass der Westen sie eigentlich verfolgt. Somit zerstört der Böse auch die Muslime – denn er will ihre Vernichtung ebenso wie die der anderen Menschen!

Was ist die einzige Lösung? Es ist die Annahme durch Gott in Jesus Christus. Er liebt die Menschen aller Völker. Er liebt die Araber, Perser, Kurden, Ägypter in all ihrer wunderbaren Verschiedenheit! Er sendet uns den Geist der Adoption, in dem wir „Papa“ sagen dürfen (Röm 8,15). Nur wo das Herz eines Muslimen (und jedes Menschen!) tief drin von der bedingungslosen Vaterliebe Gottes getroffen wird, wird das Grundproblem der Ablehnung wirklich geheilt.

Und was können wir tun? Ganz einfach: Muslime lieben. Das wird für jeden von uns unterschiedlich aussehen, doch es beginnt mit dem schlichten Entschluss im Herzen, aktiv für sie zu beten. Gegen Gedanken der Ablehnung im Herzen Akte der Annahme zu setzen. Die Hoffnung für sie nicht aufzugeben. Auch ihr Leid zu sehen. Und zu beten, dass Gott uns konkrete Gelegenheit gibt, einem muslimischen Menschen mit Annahme und Herzlichkeit zu begegnen. Und ihm dann vielleicht von der unermesslichen Vaterliebe Gottes erzählen. Denn sie überwindet und wird letztendlich alles überwinden. Auch ISIS.

Tags »

Trackback: Trackback-URL | Feed zum Beitrag: RSS 2.0
Thema: Wichtiges!

Diesen Beitrag kommentieren.

Kommentar abgeben