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88. Was habe ich nicht getan?

Samstag, 3. April 2010 | Autor:

Was habe ich nicht getan?

Man bewertet den Menschen oft nur nach dem, was er getan hat. Hat er sich durch besondere Leistungen hervorgetan, ehrt man ihn mit Verdienstorden oder Ähnlichem. Es muss ja nicht gleich das Bundesverdienstkreuz sein. Auch unsere Nachbarn messen wir daran, was sie getan haben – sei es Gutes oder Böses. So sind an unserer Messlatte nur die Taten als Maßeinheit markiert. Gott dagegen bewertet uns in unserer Ganzheit, d.h. auch an dem, was wir nicht getan haben.

Jesus spricht in seiner Bergpredigt von Menschen, die vor dem Richterstuhl Gottes stolz ihre Taten aufzählen: ,,HERR, HERR haben wir nicht in deinem Namen prophetisch geredet, böse Geister ausgetrieben und viele Wundertaten vollbracht?“ (Matthäus 7). |a, das haben sie und das war auch gut so! Demgegenüber aber haben sie vieles nicht getan. Sie haben sich nämlich nicht an das Gesetz Gottes gehalten. Vielleicht weil sie meinten, das käme für sie als Christen, die charismatische Gaben besaßen, nicht mehr in Frage. Und nun? Nun verwirft Gott sie trotz ihrer Geistesgaben als Täter der Gesetzlosigkeit, denn Gott beurteilt und verurteilt sie auch nach dem, was sie nicht getan haben. Es kommt nicht nur darauf an, was unsere Mitmenschen über uns sagen, sondern es kommt in erster Linie darauf an, was Gott über uns sagt. So füllt Gott ein vernichtendes Urteil über die Gemeinde zu Laodizaa (Offenbarung 3). Warum? Weil die Mitglieder dieser Christengemeinde nicht heiß und nicht kalt waren. Ach, wären sie doch kalt oder heiß gewesen, heißt es in der Urteilsbegründung. Daraus könnte man schließen, dass Gott einen Ungläubigen mehr respektiert, als einen lauen Christen, der keine Zivilcourage besitzt, sondern nur immer darauf bedacht ist, nirgends anzuecken, um dadurch – wie es hier heißt – reich zu werden, Erfolg zu haben. Wir sehen: Auch hier spricht Gott das Urteil nach dem, was der Betreffende nicht war. Auch ich muss mich oft dazu durchringen, bei meinen Vorträgen Klartext zu reden, auch auf die Gefahr hin, dass man mich nicht mehr einlädt. Als die Jünger Jesu mit seiner Rede nicht einverstanden waren, weil sie, eine harte( anstößige) Rede“ war, folgten ihm viele nicht mehr nach (Johannes 6 ), denn die Nachfolge Jesu ist keine theologische Haarspalterei sondern eine Herausforderung, die man nur von ganzem Herzen, ganzer Seele und mit ganzer Hingabe erfüllen kann. Alles, was weniger als eine ganze Hingabe ist, ist zu wenig, gehört zu den Dingen, weswegen Gott uns einmal verurteilt, denn ,,wem viel gegeben ist, von dem erwartet Gott auch viel“ (Lukas 12), d.h. von einem Theologen und Prediger mehr als von einem Laien. Leider gibt es auch unter Glaubensgenossen Streitereien. Auch wenn man überzeugt ist, dass der andere Schuld hat, verlangt Gott von uns, dass wir den ersten Schritt zur Versöhnung tun. Bevor ich zum Gottesdienst gehe, soll ich mich mit dem, der etwas gegen mich hat, versöhnen, heißt es in der Bergpredigt (Matthäus5 ), denn der Schuldige ist wegen seiner Schuld derart belastet, dass er diesen ersten Schritt nicht tun kann. Hier muss man bedenken: Man ist nicht groß, indem man seinen Gegner erniedrigt, sondern nur wenn man vorbildhaft über ihn hinauswächst.

Auch hier verurteilt Gott uns, weil wir etwas versäumt haben, nämlich den ersten Schritt zu tun. Und wenn wir den Sünder nicht warnen, so dass er wegen seiner Sünde verloren geht, wird Gott das Blut des durch unsere Unterlassung Verlorengegangenen von unseren Händen fordern (Hesekiel 3 ).

Es ist nicht so, dass Gott unsere guten Taten nicht wertet. Nein, er misst sie sehr genau und gerecht, vergleicht sie aber immer mit dem, was wir hätten tun sollen, aber nicht getan haben. So lobt der HErr die Gemeinde zu Ephesus(Offenbarung2 ): ,,Ich kenne deine Werke und deine Mühsal und dein standhaftes Ausharren und dass du das Böse nicht zu ertragen vermagst.“ Wunderbar! Ungeachtet dessen aber kommt jetzt Gottes Kritik ,,Aber ich habe an dir auszusetzen, dass du die erste Liebe aufgegeben hast.“ Muss Gott denen, die er vorher so gelobt hat, nun diesen Wermutstropfen beimischen? Ja, denn Gott will, dass wir nicht verloren gehen; er beurteilt uns in unserer Ganzheit.

Ludwig Schneider NAI

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Thema: Lebendiger Glaube

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