Home





221. Israels Zukunft ist der Negev und Galiläa

Donnerstag, 20. Januar 2011 | Autor:

Israels Zukunft ist der Negev und Galiläa

Die Bibel sagt, dass die Wüste eines Tages wieder blühen wird. Diesen Traum hatte auch Israels erster Ministerpräsident David Ben Gurion. Doch knapp 60 Jahre nach der Staatsgründung sind noch immer 60 % des Landes Wüste. Die israelischen Regierungen investieren bevorzugt dort, wo das Land dichter besiedelt ist.

Der fast menschenleere Negev, zum großen Teil Manövergebiet der israelischen Armee, steht daher nicht an oberster Stelle der israelischen Tagesordnung. Ende Juli betonte die amerikanische Außenministerin Condoleezza Rice im arabischen Rundfunk, dass die Zukunft Israels in der Wüste und in Galiläa zu sehen ist.
„Die israelische Besatzung im so genannten Westjordanland wird in absehbarer Zeit zu Ende gehen und ein Palästinenserstaat existieren. Israel wird sich zukünftig im Negev und in Galiläa weiterentwickeln“, erklärte Rice. Wenige Tage vorher hatte der amerikanische Präsident George W. Bush Israel denselben Vorschlag unterbreitet. „Israel muss sich auf den Negev und auf Galiläa konzentrieren und sich auf die Grenzen vor dem Sechstagekrieg von 1967 zurückziehen“, so Bush.

In den 36 verstreuten Kibbuzim, Moschavim und Entwicklungsstädten leben knapp 85.000 Israelis, davon 60.000 in den 6 Städten. Israels so genannte Hauptstadt des Negevs am Rande der Wüste, Beerscheva, zählt zusätzlich 200.000 Einwohner. Ferner leben 180.000 Beduinen im Negev. Die israelische Wüstenbevölkerung macht insgesamt weniger als 7 % der Gesamtbevölkerung aus, obwohl sie 60 % des Staatsgebiets bewohnt. Wenn man die israelischen Beduinen abzieht, so zählt die jüdische Wüstenbevölkerung (285.000) nur 4 % der israelischen Gesamtbevölkerung. Der Jude zieht also nur ungern in das trockene Wüstengebiet. 93 % der israelischen Bevölkerung (7,2 Millionen) leben also auf nur 40 % des israelischen Staatsgebietes.

Die Befreiung des biblischen Kernlandes Judäa und Samaria sowie die Wiedervereinigung Jerusalems vor 40 Jahren hat David Ben Gurion – so scherzt man im Land – noch immer nicht aus „seinem Traum einer grünenden Wüste“ geweckt. Die jüdische Siedlungspolitik in den vier Jahrzehnten verschob das politische Interesse von der Wüste im Süden in Richtung Judäa und Samaria im Landeszentrum.
In 125 jüdischen Siedlungen im umstrittenen Kernland Judäa und Samaria leben heute fast ebenso viele Juden wie in der Wüste, zusammen mit 1,5 Millionen Palästinensern. Dabei ist die Fläche von Judäa und Samaria etwa dreimal kleiner als die israelische Wüste. Israels Beduinen betonen immer wieder, dass sie den Traum des großen jüdischen Visionärs verwirklicht haben, denn sie leben in der Wüste, und alle 17 Jahre verdoppelt sich die Beduinenbevölkerung im Negev. Hochgerechnet bedeutet dies, dass es im Jahr 2024 360.000 sein werden, 720.000 im Jahr 2041 und 1,5 Mio. im Jahr 2058. Die Beduinenbevölkerung wächst also viermal schneller als die jüdische.

In Galiläa steht Israel ebenso vor einem demographischen Problem, denn 55 % der 1,2 Millionen Menschen im Nordbezirk Galiläa sind Araber, 670.000 an der Zahl. Die Hälfte des arabischen Bevölkerungsanteils Israels von 1,3 Millionen Menschen lebt innerhalb von 4500 Quadrat kilometern in Nordisrael. Die jüdische Bevölkerung in Galiläa ist bereits heute die Minderheit und zählt 150.000 Menschen weniger als die Araber. Galiläa ist ein sehr dichtbevölkertes Berg- und Hügelgebiet, in dem pro Quadratkilometer 261 Menschen leben. Aber schon jetzt wird es eng in Galiläa, und Spannungen zwischen Juden und Arabern häufen sich.

Der Negev und Galiläa sind also weniger die politische Lösung, sondern eher Teil des israelisch-arabischen Konflikts. Im Negev und in Galiläa spiegelt sich dieselbe demographische Gefahr wider, der sich Israel gegenüber den Palästinensern im biblischen Kernland konfrontiert sieht. So kommt es, dass manche israelischen Politiker die Meinung vertreten, dass Israels Negevwüste nur durch so etwas wie das Spielerparadies Las Vegas in der amerikanischen Wüste Nevada attraktiv würde. Aber dies ist bestimmt nicht im Sinne Gottes, und mit dem Traum eines Ben Gurion hat das gewiss auch nichts zu tun.

NAI Ludwig Schneider

Tags »

Trackback: Trackback-URL | Feed zum Beitrag: RSS 2.0
Thema: Israel

Diesen Beitrag kommentieren.

Kommentar abgeben