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592. Zurück zum Kreuz – Bussbekenntnis und Gewissensspiegel

Mittwoch, 31. Mai 2017 | Autor:

 

 

Liebe Blog Besucher,

als mir eine Abschrift dieses Bussbekenntnisses am 30.04.17 beim Gebetstag in Nürnberg in die Hand gedrückt wurde und ich den Text verinnerlicht hatte, war für mich klar, dass man diese Worte einer größeren Öffentlichkeit bekannt machen sollte. Dies tue ich hiermit.

 

Gemälde von Michael Wilfort

 

Ich bedanke mich bei der Evangelischen Marienschwesterschaft Darmstadt und bei Sr. Joela Krüger sehr herzlich für die Genehmigung.

 

Unser Herr Jesus Christus,

Dein Passionsweg begann in Gethsemane mit schlafenden Jüngern. Auch wir gehören zu den Schlafenden, die Dich oft allein lassen, wenn wir wachen und beten sollten.

Du wurdest durch den falschen Kuss eines Freundes an Deine Feinde ausgeliefert. Wir sind Deine Freunde und dennoch in Gefahr, Dich zu verraten, oder wie Petrus Dich zu verleugnen, wenn uns das Bekenntnis zu Dir etwas kostet.

Du warst auf Deinem Weg ständig von falschen Zeugen umgeben und hast umsonst auf das Zeugnis der Liebe zu Dir gewartet. Du wartest auch heute auf uns – so oft vergeblich.

Wie Petrus Dich in falschem Eifer mit dem Schwert verteidigt hat, so haben auch wir Dich immer wieder durch Worte und Werke mit falschen Mitteln verteidigt.

Unsere Väter und Vorväter haben in Deinem Namen Völker mit Waffen angegriffen und unterworfen.

Unser Streiten und Rechthaben hat Spaltungen über Spaltungen verursacht, die Deinen Leib, die Gemeinde, bis heute geschwächt und zerrissen haben. Dadurch haben wir dem Zeugnis von Dir vor der Welt zutiefst geschadet.

Wie Pilatus die Freundschaft des Kaisers nicht verlieren wollte, so sind wir Christen im Lauf unserer Geschichte falsche Bündnisse eingegangen und haben uns auf die Mächtigen und Einflussreichen dieser Welt verlassen, anstatt unser Vertrauen auf Dich zu setzen.

Unsere menschliche Weisheit ohne Gottesfurcht hat uns zu Fall gebracht. Bis heute spielt wirtschafts- und machtpolitisches Denken bei Entscheidungen die wichtigste Rolle. Dieses Denken prägt auch unser eigenes Verhalten.

Obwohl wir Dich als König und Herrn Deiner Kirche ehren, eifern wir zugleich um die „ersten Plätze“, um die Bedeutung und Größe unseres Namens, unseres Werkes, unserer Gemeinde. Die Heiligung Deines Namens, das Kommen Deines Reiches und das Tun Deines Willens stehen nicht an erster Stelle.

Obwohl wir Dich als Haupt Deiner Gemeinde ehren, haben wir Deine Verhöhnung unter der Dornenkrone als Judenkönig fortgesetzt, indem wir Dein Volk verachtet und verspottet haben.

Die Schuldangabe „Jesus von Nazareth, König der Juden“ wurde nicht von Juden, sondern von Römern ans Kreuz von Golgatha genagelt. Dieser Spott-Titel, der die Hölle zum Zittern gebracht hat, ist in der Christenheit nicht zum Ehrentitel gemacht worden.

Darum konnte in unseren Nationen das Wort „Jude“ schon in den ersten Jahrhunderten zu einem Schimpfwort werden und die Ersatztheologie in unseren Kirchen und Gemeinden weiten Eingang finden.

So ist das Kreuz, Zeichen des Heils und der Erlösung, für Gottes „erstgeborenen Sohn Israel“ (2.Mose 4,22) zu einem Zeichen von Angst, Schrecken, Erniedrigung, Verfolgung, Gewalt und Tod geworden. Wir haben jüdisches Blut vergossen, obwohl wir durch Dein Blut aus der Macht der Finsternis errettet worden sind.

Als Deutschland durch die Nürnberger Rassengesetze vom jüdischen Blut „gereinigt“ werden sollte, haben sich unsere Landeskirchen der Einführung des Arierparagraphen zumeist nicht widersetzt, sondern bei der Durchführung vielfach geholfen. Als die Synagogen brannten, haben Juden umsonst auf den Beistand der Kirche gewartet.

Wir haben das Heil von einem falschen Messias erwartet, ihm zugejubelt und millionenfach „Heil“ gewünscht, anstatt unser Heil allein von Dir zu erwarten.

Wir erkennen und beklagen die Verführbarkeit unseres Volkes von damals – und sind zumeist blind für die Verführungen von heute.

Juden, die an Dich, ihren Messias, glauben, werden vom Evangelischen Kirchentag in Deutschland ausgeschlossen und nicht als wichtiger fehlender Teil Deiner Gemeinde willkommen geheißen. Aus falscher Rücksichtnahme auf den interreligiösen Dialog sieht unsere evangelische Kirche keine Notwendigkeit, Dich als Messias Deinem Volk lieb zu machen und zu bezeugen.

Wir räumen unseren Kultur-Denkmälern einen größeren Stellenwert ein als Dir und der Ehrung Deines heiligen Namens. Die „Judensau“ an Luthers Pfarrkirche in Wittenberg und an anderen Gotteshäusern in unserem Land gehören dazu.

Damals haben sich von Eisenach aus Theologen um die Entjudung Deines Wortes bemüht, doch heute vergreift sich unsere Kirche auf andere Weise am Schatz des Wortes Gottes.

Auch wenn wir uns rühmen, das Land der Reformation zu sein und von Martin Luthers „Sola Scriptura“ wissen, haben wir besonders hier in Deutschland unsere Intelligenz immer wieder dazu missbraucht, selbst entscheiden zu wollen, was vom Wort Gottes heute gültig ist und was nicht.

Von unserem Land aus ist die liberale Theologie bis in die fernsten Missionsländer hinein verbreitet worden und hat unermesslichen Schaden angerichtet.

Unsere Völker haben die Zehn Gebote vom Sinai weitgehend für ungültig erklärt. Wir zittern nicht mehr vor Dir und Deiner Heiligkeit. Selbst als Christen gehen wir Kompromisse ein und wagen oft nicht, Sünde Sünde zu nennen, obwohl Du uns am Kreuz von ihrer Knechtschaft erlöst hast.

In dem berechtigten Bemühen um Einheit unter den christlichen Konfessionen haben wir oft nicht den Mut zu bekennen, dass wir zum Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs gehören, der mit Mohammeds Allah nichts gemeinsam hat. So konnte ein unklarer Ökumene-Begriff um sich greifen, wodurch Kirchen und Gemeinden orientierungslos geworden sind.

Wir beklagen die Euthanasie von damals – und setzen sie dennoch heute fort.

Wir beklagen das Massenmorden von damals – und haben uns an das Morden im Mutterleib gewöhnt.

Wir sind mit schuld daran, dass heute schon in Kindergärten, an Schulen und in Ausbildungsstätten Kinder und Jugendliche verführt werden.

Unter dem Anspruch von Gleichberechtigungspolitik konnte Gender Mainstreaming unsere Gesetzgebung durchdringen. Wir beklagen das Schweigen von damals – und schweigen oft auch heute, wenn wir reden sollten.

Durch einseitige Wortverkündigung haben wir uns auf unser eigenes Wohlbefinden konzentriert. Auf diesem Weg sind wir weitgehend Deiner Aufforderung zu Buße, Selbstverleugnung und Kreuznachfolge ausgewichen und zu „Feinden des Kreuzes Christi“ geworden.

Angesichts der Leiden von Millionen verfolgter Christen heute müssen wir bekennen, dass wir uns weit davon entfernt haben, Dir unser Leben bis zur Verfolgung und Todesbereitschaft zur Verfügung zu stellen.

Gemeinde: Jesus von Nazareth, König der Juden, unser dornengekrönter Erlöser, erbarme Dich über uns! Hilf uns zu wahrer Umkehr und einem Neuanfang durch Dein kostbares Blut. Amen.

 

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Thema: Denke einmal nach!

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