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211. Nächstenliebe das wichtigste Führungsmerkmal

Mittwoch, 19. Januar 2011 | Autor:

Foto Vision für Afrika

Nächstenliebe das wichtigste Führungsmerkmal

Vieles davon können wir bereits in der Bibel lesen. Schon im Alten Testament, vor über 2500 Jahren, hat Gott einem Propheten in einfachen Worten klar gemacht, was uns für richtiges Leben qualifiziert (Micha 6,8): ,,Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist, und was der Herr von dir fordert. Achtet auf Recht, setzt richtige Maßstäbe, geht miteinander in Liebe um und tut viel Gutes und nehmt euren Gott ernst und lebt nicht so, als gäbe es ihn nicht.“

Vor etwa 2000 Jahren sagt Jesus voraus, dass die Menschen dieses Gesetz zunehmend ablehnen werden (Matthäus 24,72):

,,Weil Gottes Gebote von vielen Menschen verachtet werden, wird das Böse überhand nehmen, und als Folge davon wird die Liebe bei den meisten Menschen erkalten.“

Und heute? Der Psychotherapeut Prof. Dr. Richter. Leiter des Frankfurter Sigmund-Freud-Institutes, wird gefragt: ,,Sie waren 1968, 1975 und 1989 an Umfragen über die Einschätzung der Bundesbürger beteiligt. Welches waren für Sie die markantesten Punkte?“ Und er antwortet: ,,Wir haben die psychologischen Selbstporträts der Westdeutschen verfolgt. Dabei hat uns sehr erschreckt, dass sich gerade in den letzten Jahren die Liebesfähigkeit sehr reduziert hat. Also, dass Menschen sagen, sie können weniger Liebe schenken, sie können auch ihre Liebesbedürfnisse schlechter zeigen.

Deutlich zurückgegangen ist auch, sich um andere Menschen Sorgen zu machen, über eigene Probleme nachzudenken, mehr von sich preiszugeben; also alles, was Bindungen betrifft, ist zurückgegangen.“
Eine Individualisierung, eine soziale Distanzierung hat sich also verstärkt.


Liebesfähigkeit und Führungsstärke

Dieses Liebesdefizit wirkt sich auch auf die Fähigkeit zur Führung aus. Führung
besteht nämlich aus zwei Komponenten: aus professioneller Kompetenz (Wissenskompetenz) und aus Persönlichkeit – ungefähr im Verhältnis 1/3 zu 2/3. Kompetenz lernt man in der Schule – wo lernt man Persönlichkeit?

Persönlichkeit lernt man in der Familie, und zwar nur dort. Etwa im Alter von sieben Jahren ist der Prozess der Persönlichkeitsformung eines Menschen so gut wie abgeschlossen. Was hinterher kommt, sind nur noch kleine Scheiben, die draufgelegt werden. Ob man später einmal Führungskraft wird – eine gute Führungskraft – das ist in der Regel schon entschieden, wenn man in die Schule kommt.

Wichtigste Bausteine für Zukunftsfitness werden also bereits in den ersten Lebensjahren eingesetzt. Charaktereigenschaften und Wesenszüge wie Teamfähigkeit, Integrität, Selbstdisziplin, soziale Kompetenz, gutes Selbstbewusstsein, Hilfsbereitschaft, Vertrauenswürdigkeit und Ehrlichkeit werden im Elternhaus erlebt und trainiert und sind im späteren Leben – bei Null anfangend – nicht mehr vermittelbar, auch nicht in teuren Seminaren, obwohl uns das dort weisgemacht wird.

Das weltgrößte Personalberatungsunternehmen Corn Ferry hat vor einiger Zeit eine diesbezügliche Studie gemacht und 500 Chief Executive 0fficers der größten amerikanischen Unternehmen befragt. Es wurde unter anderem die Frage gestellt ,,Wo haben Sie Ihre wichtigsten Führungsqualitäten gelernt?“ Von allen gegebenen Antworten stand an erster Stelle: „Zu Hause, in der Kindheit.“ Wir müssen uns das zu Herzen nehmen!

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Prägende Kräfte der Kindheit

Es ist der US-Hirnforschung geglückt, die enorme Prägbarkeit des Gehirns während der frühen Stadien seiner Entwicklung und Entfaltung nachzuweisen. Ob klug oder lahm, seelisch belastbar oder beeinträchtigt, willensstark oder anfällig für Süchte und seelische Erkrankungen, optimistisch oder verzagt – es hängt weitgehend davon ab, was das Gehirn früh an Eindrücken speichert. Die Forschung hat gezeigt, dass ein Kind, das liebevolle, anteilnehmende Eltern hat und dem eine angemessene Vorschulerziehung oder sonst eine Förderung mit erzieherischem Aspekt zuteil wird, bis zum vierten Lebensjahr rund 700 000 positive Verknüpfungen in seinem sich entwickelnden Hirncomputer herstellt. Ein Kind, das eher sich selbst überlassen wird, das Eltern hat, die nicht gelernt haben, ihren erzieherischen Aufgaben nachzukommen, hat in dieser Zeit nur etwa 150 000 solcher positiven Verknüpfungen herstellen können, das ist weniger als ein Viertel.

Ein bekannter Management-Trainer schreibt dazu: „Fehlendes Wissen und Können kann sich ein Manager immer noch aneignen. Charakterschwächen bleiben jedoch bestehen. Jeder der Karriere machen will, möge sich deshalb vorher gut überlegen, ob er dazu die nötigen Charaktereigenschaften hat.“

Das wichtigste Fundament für anspruchsvolle Führungsberufe sind ganz bestimmte Persönlichkeitsmerkmale und Charaktereigenschaften, nicht Wissen!Und der wichtigste Ort für die Vermittlung eben dieser Persönlichkeitsmerkmale ist das Elternhaus in jungen Jahren. Unsere gefährlichste Zukunftsbedrohung ist das Verschwinden von Liebe unter uns allen. Liebe gibt Kraft zum Durchhalten, Kraft zur Vergebung, Kraft zu immer wieder neuen Unternehmungen.

Dieses zunehmende Verschwinden von Liebe wird deutlich sichtbar in der gravierenden Zunahme der Zahl von Ehescheidungen. Kinder aus diesen zerstörten Ehen wachsen dann entweder als Halbwaisen auf, werden also nur von einem Elternteil erzogen, oder sie pendeln hin und her zwischen zwei verfeindeten Welten. Wenn Vater und Mutter nicht mehr gemeinsam vorhanden sind, haben die Kinder auch keine Möglichkeit mehr, an einem Modell zu studieren, wie man Konflikte austrägt und wie man zu Vergebung findet. In der Mehrzahl aller Fälle haben diese Kinder die Chance verpasst, später gute Führungskräfte zu werden und diese Welt und ihre Zukunft mitzugestalten. Wenn Sie irgendwann einmal von Investition in die Zukunft reden – das ist der Punkt!

Es gilt, heute, in unserer schnelllebigen Welt, diese Zusammenhänge richtig zu begreifen, nämlich dass das Elternhaus vielleicht das wichtigste Persönlichkeitslabor ist, wo Menschen vorbereitet werden für Herausforderungen. Deswegen sollten wir mehr und mehr darauf achten, unseren Kindern intakte Elternhäuser zu geben. Dieser göttliche Schöpfungsplan zur Ausformung lebenstüchtiger und befähigter Menschen ist einfach faszinierend. Anders ausgedrückt: Das Design einer ,,Fit for the future – Persönlichkeit“ beginnt bereits im Mutterleib – oder kann im Mutterleib verhindert werden.


Die deutsche Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung vergab vor einiger Zeit einen Forschungsauftrag, der erhellen sollte, wie die Lebenschancen ungewollter Kinder im Vergleich zu gewünschten sind. Zwei Bremer Soziologen werteten 500 Studien aus und kamen zu dem Resultat. dass unerwünschte, aber dann doch geborene Kinder mit großer Sicherheit ihr Leben lang benachteiligt sind: Missbildungen, Verhaltensstörungen, verkümmerte Kontakt- und Lernfähigkeiten, Schulversagen. Im späteren Leben gipfelte das dann häufig in Kriminalität und Selbstmordneigung. Nach vorsichtigen Schätzungen dieser Experten ist jedes dritte Kind, das in den Industriestaaten westlicher oder östlicher Prägung auf die Welt kommt, unerwünscht.


König David dankt Gott in Psalm 139 dafür, dass der göttliche Schöpfungsakt seiner menschlichen Persönlichkeit so früh, so zielstrebig und so sorgfältig begann. David schreibt: ,,Gott, du hast mich geschaffen, meinen Körper und meine Seele. Im Leib meiner Mutter hast du mich gebildet. Herr, ich danke dir dafür, dass du mich so wunderbar und so einzigartig gemacht hast. Ich danke dir, dass du schon so früh so viel in mich investiert hast.“ David wurde dann später eine der herausragenden Führungspersönlichkeiten der Geschichte, mit Kompetenz und Persönlichkeit.

Mutterleib ist ja ein archetypisches Bild für Geborgenheit. Aber auch später im Leben will Gott uns die gleiche Geborgenheit schenken. Er sagt uns das sogar in seinem Wort: Er will uns eine Geborgenheit schenken wie im Mutterleib – das ist ja fast unglaublich!

Was später noch zu retten ist

Frage: Was passiert mit den Menschen, die nicht das Glück hatten, eine lebenstaugliche Persönlichkeit mit auf den Weg zu bekommen? Dies ist eine sehr ernste Frage! Was machen Sie mit einem Manager, der viel weiß und viel kann, aber keine Führungspersönlichkeit ist? Was machen Sie mit einem hochbegabten Profi, der ein menschliches Ekelpaket ist?

Es gibt nur einen, der darauf eine Antwort hat und einen praktischen, wirklichkeitserprobten Weg anbietet, den viele Menschen erfolgreich gegangen sind: Das ist der, der uns allen das Leben gegeben hat.

Gott lässt Paulus im zweiten Brief an die Korinther ein bemerkenswertes
Statement schreiben: ,,Wenn sich jemand Christus angeschlossen hat, dann entsteht in ihm eine neue Persönlichkeit. Er hat das Alte abstreifen können. Etwas ganz Neues hat in ihm begonnen.“ (2.Korinther 5,17).

Damit könnten wir Christen von morgens bis abends, sieben Tage in der Woche, Führungsseminare anbieten. Gott hat seit jeher einen guten, intelligenten, ganzheitlichen Plan für seine Menschen und der durchgängige rote Faden in diesem Plan heißt Liebe. Er hat uns ja seine Liebe modellhaft vorgezeigt, er hat sie sich viel kosten lassen, durch den Tod seines Sohnes. Dieses gigantische globale Rettungsprojekt übersteigt unser Begreifen.

Aber diejenigen, die sich auf dieses Rettungsprojekt eingelassen haben, denen ist eine neue Fähigkeit geschenkt worden: Nächstenliebe. Und Nächstenliebe ist die wichtigste Führungsqualifikation! Da dürfen wir uns nichts vormachen! Wer Menschen nicht lieben kann, wird sie schlussendlich manipulieren.

Die beste Investition

Die mit Abstand wichtigste Investition in eine zwar noch nicht planbare, aber doch erahnbare Zukunft hinein ist die Entwicklung der Bereitschaft und der Fähigkeit, Menschen zu lieben. Denn wenn Sie einen Menschen lieben, dann geben Sie ihm Wert. Und Menschen, die sich selbst als wertvoll sehen können, fürchten sich in der Mehrzahl aller Fälle auch nicht vor anspruchsvolle Aufgaben. Eine gute Führung beginnt hier.

Lassen Sie mich zum Abschluss dieser Gedankengänge einmal plakativ zusammenfassen, was gute Führung ihrem Wesen und ihrer Wirklichkeit nach ist, weil mir das sehr am Herzen liegt:

Führung ist kein Job. Führung ist keine sichere Erwerbsquelle. Führung ist kein Abarbeiten von Lehrbuchinhalten. Führung ist ein Lebensstil, der gleichzeitig und beglückend und belastend, faszinierend und riskant ist.


Führung setzt folgendes voraus:

– allzeit hellwach zu sein;
– bereit und fähig zu sein, die eigenen Fähigkeiten laufend zu verbessern
– bereit und fähig zu sein zum laufenden Wachstum von Wissen und Charakter
– nie mit zweitklassiger Arbeit zufrieden sein, bereit und fähig zu sein, Menschen liebende Zuneigung entgegen zu bringen und ihnen zu helfen, ihr volles Potential zu erreichen;
– willens zu sein, die Dimension von Qualität auf alle Bereiche des Lebens und Arbeitens anzuwenden;
willen zu sein, in dieser Welt mehr hineinzugeben als herauszuholen, und sich stets bewusst zu sein, nur dann Vorbild und Autorität für andere sein zu können, wenn das eigene Leben unter der Führung einer höchsten Autorität steht.

Dr.Siegfried Buchholz

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Thema: Christliche Seite

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