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68. Der versteckte JESUS

Dienstag, 26. Januar 2010 | Autor:

„Was für ein außergewöhnlicher Beruf!“ Diesen Satz bekomme ich als Restaurator immer wieder zu hören, auch wenn der Beruf leider oft nicht so spannend ist, wie es sich anhört. Stundenlanges Sitzen über einem Objekt, Staub und Dämpfe in den Arbeitsräumen, giftige Chemikalien – das alles gehört zu meinem Alltag. Doch der letzte Auftrag, den ich bekam, war ganz anders als alle vorherigen Arbeiten, denn dabei habe ich nicht nur Malereien freigelegt, sondern etwas noch Wertvolleres.

Aber eins nach dem anderen …

Alles fing mit dem Anruf eines Pfarrers aus Sachsen an, der mich unbedingt für ein besonderes Projekt engagieren wollte. Ganz aufgeregt schilderte er mir am Telefon, dass er alte Berichte aus dem Jahr 1751 über eine Dorfkirche in seinem Bezirk entdeckt habe, in denen von drei Jesus-Bildern die Rede sei. Diese Bilder haben wohl nicht in die damalige Zeit gepasst und so viel Anstoß erregt, dass die Kirchenleitung gezwungen war, sie übermalen zu lassen.
Das konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Im Laufe meiner Karriere hatte ich schon viele Jesus-Malereien restauriert. Alle schienen mir den Jesus darzustellen, der ungefähr 1,75 m groß und schlank ist, braune lange Haare, weiße Kleidung, bleiche Haut und ein Schaf im Arm hat. Das ist nichts, was mich persönlich vom Hocker reißt, und ich verstehe auch nicht, was andere so anziehend an dieser historischen Persönlichkeit finden. Aber da ich ein neugieriger Mensch bin und die Auftragslage ohnehin recht dürftig war, sagte ich zu, suchte noch am selben Abend meine Werkzeuge zusammen und machte mich am nächsten Morgen auf den Weg nach Sachsen.

Einige Stunden später öffnete der Pfarrer mit einem riesigen Schlüssel die schwere Holztür einer kleinen Kirche. Muffiger Geruch strömte uns entgegen. Meine Augen mussten sich erst einmal an die Dunkelheit in der Kirche gewöhnen. Wir setzten uns auf die Holzbänke, die genauso knarzen, wie ich das aus alten Kirchen kannte. Hinter dem Altar entdeckte ich schließlich die drei Malereien, die verschiedene Szenen aus dem Leben von Jesus zeigten. Nichts Besonderes – wie erwartet.
Darunter sollten also die ursprünglichen Bilder liegen. Erwartungsvoll sah mich der Pfarrer an. „Wie lange wird es dauern, bis Sie die Malereien freigelegt haben?“
„Nun ja, das hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Von den Bestandteilen der Farbe, des Untergrundes und auch vom Raumklima. Nach den ersten Analysen kann ich Ihnen mehr sagen, aber das wird erst einmal einige Tage in Anspruch nehmen.“

Also machte ich mich an die Voruntersuchungen. Vielleicht bin ich hier ja einer ganz großen Sache auf der Spur, sagte ich mir in den folgenden Tagen immer wieder, um bei Laune zu bleiben, während ich erste Proben von Farbpartikeln und vom Untergrund entnahm und dann die üblichen Analysen durchführte.
Erste Freilegungsversuche mit verschiedenen Abbeizpasten scheiterten, weil der über der ursprünglichen Malerei liegende Anstrich ungleichmäßig angebracht worden war. Viele Stunden später konnte ich jedoch mit einer Kombination aus zwei Abbeizpasten bessere Freilegungsergebnisse am Rand der ersten Malerei erzielen.
Nach diesem ersten Erfolg holte ich den Pfarrer in die Kirche. Er sollte unbedingt dabei sein, wenn ich damit begann, das erste Bild freizulegen. Um die Malschicht zu schonen, entschloss ich mich, kein Dampfstrahlgerät, sondern Wasser und eine Bürste zu benutzen. Unter dem Bild des leicht verklärt blickenden Jesus, der in den Himmel auffährt, kam nach und nach eine ganz andere Szenerie zum Vorschein.
„Jesus lacht ja!“, rief der Pfarrer und ich war genauso überrascht wie er. Ein herzhaft lachender Jesus. Das war wirklich untypisch. So hatte ich Jesus noch nie gesehen.
Nachdem ich weitere Teile des Bildes freigelegt hatte, erklärte der Pfarrer mir aufgeregt: „Das könnte eine Darstellung der Hochzeit zu Kana sein. Jesus und seine Jünger waren auf eine Hochzeit eingeladen; dort hat er Wasser in Wein verwandelt.“
Es dauerte noch einen Tag, bis ich das erste Bild komplett freigelegt hatte. Es war ungewöhnlich gut erhalten. Mir fiel auf, dass Jesus im Gegensatz zu den Bildern, die ich bisher gesehen hatte, mit braunem Teint und sehr muskulös dargestellt wurde.
Der Pfarrer war begeistert, als ich ihn darauf ansprach. „Wissen Sie, Jesus hatte ein Handwerk gelernt; er war Zimmermann. Er hat Holz bearbeitet und transportiert. Dieser Körperbau ist bei derartiger Arbeit völlig normal. Und kennen Sie einen Südländer, der viel unterwegs ist und nicht braun gebrannt ist?“

Das leuchtete mir ein.
Als wir staunend vor dem ersten freigelegten Bild standen, schossen mir viele Fragen durch den Kopf: Sollte Jesus doch viel mehr Mensch gewesen sein, als ich mir das vorgestellt habe? Wieso soll er nicht auch hin und wieder gelacht haben? Was mache ich mit meinem bisherigen Bild vom melancholisch traurig dreinblickenden Jesus? In der folgenden Nacht konnte ich nicht schlafen, und ich schlich mich in die Kirche, um noch einmal in aller Ruhe das Bild auf mich wirken zu lassen.
In den nächsten Tagen machte ich mich an die Freilegung des nächsten Bildes, das Jesus bei der Heilung eines Kranken mitten in einer Menschenmenge zeigte. Mir fiel auf, dass das übermalte Bild wesentlich bunter war als das darüberliegende. Der frühere Maler hatte wesentlich intensivere und hellere Farben gewählt als sein Nachfolger einige Jahrhunderte später, bei dessen Werk hauptsächlich Braun- und Schwarztöne dominierten. Interessant. Vielleicht ist Jesus bunter, als ich mir das bisher ausgemalt habe! Erstaunlicherweise stellte sich im Laufe der weiteren Arbeiten heraus, dass auf dem unteren Bild die gleiche Szene dargestellt war wie auf dem, das sich jahrelang darüber befunden hatte. Aber Jesus heilte nicht mit ausgestreckter Hand, sondern hielt den Kranken im Arm und strich ihm mit der Hand über die Haare. Er schien sich zu freuen. Auch die Menschen um ihn herum zeigten viel mehr Freude und Emotionen als auf dem vorher darüberliegenden Gemälde. Einige jubelten und streckten die Arme in die Höhe, andere staunten mit offenen Mündern.

Jetzt war ich völlig baff. Ein Jesus, der Nähe zeigte, der hautnah am Schicksal der Menschen teilnahm. Keine Distanz, sondern Nähe. Schon wieder eine Überraschung.

Im Laufe der folgenden Tage wurde es für mich schon fast zur Gewohnheit, dass ich abends noch lange vor den freigelegten Malereien saß und sie eingehend betrachtete. An einem dieser Abende öffnete sich plötzlich die Kirchentür und der Pfarrer kam herein. Schweigend saßen wir einige Zeit nebeneinander da. Irgendwie musste er bemerkt haben, dass diese Bilder mich mehr berührten, als ich vielleicht zugeben wollte. Nach einer Weile sagte er: „Nehmen Sie doch Ihre Kulturbrille mal ab, dann können Sie Jesus noch genauer sehen.“ Verdutzt nahm ich meine Brille ab, aber alles wurde nur noch unschärfer. „Nein, nein“, sagte er lachend. „Ich meine die Kulturbrille.“

Ich sah ihn fragend an.
Jede Generation schafft sich ihren Jesus“, erklärte er. „Im 19. Jahrhundert war er der große Weisheitslehrer, im 20. Jahrhundert mal Revolutionär, mal Hippie. Man kann ihn einfach in kein Schema pressen. Er lässt sich nicht vereinnahmen. Er klettert aus jeder Schublade, in die wir ihn stecken, und jede Kultur hat ihre eigene Sicht von Jesus. Aber es geht darum, den echten Jesus in der Bibel zu entdecken.“

Ich stimmte ihm zu. „Das, was ich in den letzten Tagen durch diese Malereien von Jesus gesehen habe, hat mein Bild von ihm ganz schön auf den Kopf gestellt. Er ist greifbarer, menschlicher und göttlicher zugleich für mich geworden. Verstehen Sie, was ich meine?“, fragte ich ihn unsicher.

Er nickte.
Bei den Vorarbeiten zur Freilegung des dritten Bildes in der Mitte direkt über dem Altar, musste ich über die Worte des Pfarrers nachdenken. Es zeigte Jesus, wie er ernst und mit mahnendem Zeigefinger vor einer Menschenmenge eine Predigt hielt. Mir wurde bewusst, dass ich viele Vorstellungen über Jesus von anderen übernommen hatte, ohne selbst darüber nachzudenken. Und ich war sehr gespannt, welcher Jesus sich dieses Mal unter dem Bild verstecken würde.
Als ich mit der Abbeizpaste über den gestreckten Zeigefinger von Jesus strich, musste ich an die unzähligen Verbote denken, die ich in diversen Kirchen schon gehört habe. Aber die Frage war, ob Jesus auch in dieser Hinsicht anders sein würde, als ich es immer gedacht hatte …
Am nächsten Tag leistete der Pfarrer mir wieder Gesellschaft. Zum dritten Mal begann ich, mit Wasser und Bürste die Übermalung abzutragen. Der ausgestreckte Zeigefinger verschwand und im Laufe der folgenden Stunden wurde ein Jesus sichtbar, der einer Frau gegenüber auf dem Boden sitzt. Die Menschenmenge blieb, aber statt der Predigt ist eine andere Geschichte dargestellt, wie mir der Pfarrer erklärte. „Hier schleppen sie eine Ehebrecherin zu Jesus, die auf frischer Tat ertappt wurde. Sie wollen ihn auf die Probe stellen. Sie müssen wissen, dass auf so eine Tat nach dem jüdischen Gesetz der Tod durch Steinigung stand. Sehen Sie, hier und hier die Steine in den Händen der Menge …“

Und was hat Jesus gemacht?“, wollte ich wissen, während ich weiterbürstete.
„Er sagte zu den Menschen, dass jeder, der keine Sünde begangen hat, einen Stein auf die Frau werfen dürfe, und alle sind unverrichteter Dinge wieder abgezogen. Ist das nicht genial? Und der Frau hat er ihre Schuld vergeben. Jesus ist so erfrischend unkonventionell und unorthodox. Er liebt und schenkt den Menschen Hoffnung und einen neuen Anfang, statt Regeln aufzustellen. Haben wir das nicht alle in unserem Leben bitter nötig?“

Ich blickte den Pfarrer an, und mir war fast so, als ob nicht ich diese Malereien freilegte, sondern Jesus die Übermalungen in meinem Herzen. Noch einige Wochen zuvor hätte ich nicht geglaubt, dass sich der echte Jesus hinter einigen Malereien verstecken und dass dies irgendeine Auswirkung auf mein Leben haben könnte. Ich kann nur alte Kunstwerke restaurieren. Aber er kann noch viel mehr. Er erneuert Menschen von Grund auf, und genau damit hat er gerade bei mir begonnen …

Christian Essl lebt mit seiner Familie in Lorsch, im südlichen Hessen, leitet das Schulungscenter einer Frankfurter Bank, liebt Bücher, besonders von Max Lucado, John Eldredge und Philip Yancey, und schreibt gerne Kurzgeschichten.

Die Geschichte „Der versteckte Jesus“ von Christian Essl ist dem Buch „Eine unerwartete Begegnung“ (Hrsg. Nicole Schol und Mirjam Kocherscheidt) entnommen (erschienen bei Gerth Medien, 2008).

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2. „Häuser die die Welt verändern“

Freitag, 21. August 2009 | Autor:

Nachschrift aus „Häuser die die Welt verändern“.

Lieber Leser!

Ich kenne Wolfgang Simson seit einigen Jahren persönlich, und mir gefällt bei Ihm seine offene, ehrliche und unkomplizierte Art, über Dinge des Glaubens zu sprechen und zu schreiben. Hier ist keine Spur von „christlicher Religion“ zu entdecken. Für jeden der sich wünscht im Glauben ein Stück vorwärts zu kommen ist dieses Buch zu empfehlen. Die Ausschnitte hier sollen nur Appetit machen.

Einführung: Zu schön um wahr zu sein?

Der Traum von einer Gemeinde, die nicht nur eine Botschaft hat, sondern eine Botschaft ist.

Gemeinde als etwas, das nicht ungeheuer viel Geld braucht und ohne fromme Rhetorik, Kontrolle und Manipulation, ja sogar ohne charismatische Helden auskommt; etwas, das zutiefst nicht-religiös ist und die Menschen gerade deswegen tief erregen kann.

S.6 Gemeinde, in der nur ein einziger Name herauskommt: das Lamm Gottes.

S.7 Kirche, wie wir sie kennen, verhindert Kirche, wie Gott sie will.
Luther hat zwar Inhalt des Evangeliums reformiert, die Strukturen und äußeren Formen von „Kirche“ ließ er bemerkenswert unberührt.

S.8 Die Freikirchen befreiten dieses kirchliche System vom Staat, die Baptisten tauften es, die Quäker haben es trockengelegt, die Heilsarmee steckte es in eine Uniform, die Pfingstler salbten und die Charismatiker erneuerten es, aber bis heute hat niemand wirklich verändert.

S.11 Pkt.8, Aus den Händen kirchlicher Bürokraten…,
Das Christentum hat den Priesterstand als vermittelnde Pufferzone zwischen Gott und Mensch von heidnischen Religionen oder bestenfalls dem Judentum – übernommen. Die strenge Professionalisierung der Kirche seit Tagen Konstantin des Großen hat nun lange genug als Fluch auf der Kirche gelastet und das Volk Gottes künstlich in infantilisierte (kindliche Entwicklungsstufe)Laien und professionellen Klerus aufgeteilt. Nach dem NT gibt es „nur einen Gott und nur einen Mittler zwischen Gott und den Menschen, den Mensch Jesus Christus“(1.Tim. 2,5).
Gott hält seinen Segen zurück, wenn sich religiöse Profis zwischen ihn und das Volk drängen.

S.12 Pkt.9,

Von organisierten zu organischen Formen des Christentums.
Aus einem Maximum an Organisation mit einem Minimum an Organismus muss wieder ein Minimum an Organisation mit einem Maximum an Organismus werden. Angst will kontrollieren – Glaube kann vertrauen. Kontrolle mag daher gut sein, aber Vertrauen ist besser.

S.12/13 Pkt.10, Christen beten Gott an, nicht ihre Gottesdienste.
Von außen betrachtet stellt sich das Christentum für viele so dar:
Heilige Leute gehen zu heiliger Stunde an einem heiligen Tag in ein heiliges Gebäude, um an einem heiligen Ritual teilzunehmen, zelebriert von einem heiligen Mann in heiligen Kleidern, gegen eine heilige Gebühr.

Wirtschaftlich gesprochen ist der traditionelle Gottesdienste  eine Struktur, die sehr viel Aufwand fordert, doch nur wenig Ertrag bringt. Christen sind aufgerufen „im Geist und in der Wahrheit“ anzubeten – und nicht in kleinen und großen Kathedralen altgewohnte Lieder abzusingen.

S.13 Pkt.11, Nicht länger das Volk…,
Kirche muss sich von einer Komm-Struktur zu einer Geh-Struktur zurück verwandeln.

S.14 Pkt.12,

Das Abendmahl wird als echte Mahlzeit wieder entdeckt.
Das christliche „Herrenmahl“ ist jedoch eine gehaltvolle Mahlzeit mit symbolischer Bedeutung, nicht ein symbolisches Mahl mit gehaltvoller Bedeutung.

S.15 Pkt.14, Eine verfolgungssichere Mentalität.
„Gesegnet seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen“, sagt Jesus(Mt.5, 11).
Biblisches Christentum ist eine Bedrohung für heidnische Gottlosigkeit und Sünde, für eine Welt, die übermannt worden ist von Habsucht, Materialismus, Eifersucht und der Tendenz, aber auch wirklich alles zu glauben, solange es nicht in der Bibel steht. Wenn Christen jedoch damit beginnen, neutestamentliche Werte wiederzuentdecken, dass daraus resultierende Leben zu führen und zum Beispiel Sünde unverschämt beim Namen nennen, wird die Umwelt tief im Kern ihres Gewissens getroffen und reagiert, wie gehabt, entweder mit Bekehrung oder Verfolgung.

S.16 Pkt.15, Die Kirche kommt nach Hause

Wenn Christen aus allen sozialen Schichten und Kulturen, allen Lebenslagen und Denominationen ein deutliches Echo von dem in ihrem Geist spüren, was Gottes Geist der Gemeinde sagt, beginnen sie buchstäblich, wie ein Leib zu funktionieren, global zu hören und lokal zu handeln. Sie werden aufhören Gott darum zu bitten zu segnen, was sie tun, und anfangen zu tun, was Gott segnet.

S.20  Warum keine Modelle?

Furcht ist das Gegenteil von Glauben. Nachfolger Jesu, benötigen nicht erst überwältigendes akademisches und statistisches Datenmaterial, bevor sie   etwas tun, sondern im Glauben und – darf ich ein unbequemes Wort sagen – im Gehorsam dem folgen, was ihnen Christus aufgetragen hat.

S.21 Hauskirchen in Europa?
Die Tatsache, dass die keltische Bewegung von der Katholischen Kirche im sechsten bis neunten Jahrhundert vereinnahmt wurde, gehört zu den großen kirchengeschichtlichen Tragödien unseres Kontinents.

S.30 Kap.1: Die Wiedererfindung der Kirche
Wenn Mission der natürliche Herzschlag der apostolische denkenden Gemeinde ist, dann geht es nicht etwas darum, bei einigen missionarischen Programmen mitzumachen, sondern darum, dass Gottes Gnade immer dazu führt, dass Menschen aus Prinzip genauso denken und handeln wie Gott selbst, nämlich apostolisch. Sonst laufen wir Gefahr, Mission als vorgegebenes Muss zu erleben, als eine gewisse Gesetzlichkeit, und unser Gewissen durch Spenden und minimalistische Anteilnahme am Leben einiger Missionare zu beruhigen.
Willow Creek Community Church hat für Menschen die noch keine Christen waren folgendes Vorgehen entwickelt:

1. Verbringe qualitativ gute Zeit mit Noch-Nicht-Christen
2. Schütze sie vor der Gemeinde
3. Erkläre diesen neuen Freunden das Evangelium von Jesus
4. Schütze sie vor der Gemeinde
5. Führe sie zu einer persönlichen Beziehung mit Jesus
6. Schütze sie vor der Gemeinde
7. Wenn sie ein bisschen gereift und stabil genug sind, sogar einen Kulturschock zu verkraften, dann bringe sie zum ersten Mal in einen christlichen Gottesdienst.

S.38 Der schnellste Weg die Entkirchlichten zu erreichen mag deshalb darin bestehen, die „Kirche zu entkirchlichen“.

S.42 Die wahre Frucht einer Gemeinde sind nicht Bekehrte, sondern andere Gemeinden, die ihrerseits weitere Gemeinden hervorbringen.

S.43 Wenn Kirche etwas Organisches ist, dann verhindern wir sie durch ein Zuviel an Organisation und organisieren regelmäßig jeden Sonntag die Verhinderung von Kirche durch Planung des Gottesdienstablaufes.

S.54 Die Gemeinschaft unter Christen ereignet sich nur noch in homöopathischen Dosen, in kurzen Begegnungen zwischen Tür und Angel. „Die Feier des Abendmahls in dem Haus von Christen im ersten Jahrhundert und das Abendmahl in einer Kathedrale des 20. Jahrhunderts können verschiedener gar nicht sein; sie haben überhaupt nichts miteinander gemein“.

S.62 Viele Christen führen ein fast identisches Leben wie die Menschen um sie herum, gehen in der Gesellschaft nahtlos auf und verlieren dadurch ihre prophetische Bedeutung.

S.75 Kap.2, Hauskirchen in der Geschichte
Heute stehen wir in der Gefahr, Fragen von Menschen zu beantworten, ohne dass diese überhaupt begonnen haben, Fragen an uns zu stellen.

S.80 Das Christentum wurde um 110 bis 117 n. Chr. von zwei Strömungen erfasst. Den „Moralismus“ und „Religion“.
Der Moralismus verwies auf eine gewissen Verhaltensmuster, eine Reihe von geistlichen Gesetzen, nach denen die Menschen zu leben haben; die Religion, der menschliche Versuch, sich mit Gott zu arrangieren, betrat die Hintertür. Das mag zunächst ganz harmlos angefangen haben mit der Einführung von Kruzifixen oder mit der Praxis, dass sich einige „bekreuzigten“ in der Meinung, dadurch böse Geister von sich fernzuhalten. Es kann sich am Anfang durchaus um einige harmlose Wachskerzen hier und ein wenig Weihrauchduft da gehandelt haben, aber das religiöse Konzept, das damit in Christentum eindrang, war weitaus weniger harmlos. Es führte das Christentum auf die abschüssige Bahn der religiösen Verhaltensmuster dieser Welt, mit allem, was letztlich dazugehört, Götzenbilder, Amulette, religiöse Riten und Priester. Von dort aus war es wie eine Treppe ins dunkle Nichts, Schritt für Schritt weiter weg von den Lehren von Jesus und den Aposteln.
Eine frühe Verirrung war die Verehrung der Heiligen, üblicherweise Märtyrer, und die Aufteilung des Abendmahls als ein bedeutungsvolles und prophetisches Essen in der Gegenwart Gottes, in ein „Liebesfest“ einerseits und so genannte „Eucharistie“ andererseits.

S.81 Auf Furcht, nicht auf Glauben aufgebaut
Die „leitenden Diener“ und Väter des Glaubens im Reich Gottes waren(und sind!) mit der übernatürlich geschenkten Gabe des Glaubens ausgerüstet, die ihnen eine ganz erstaunliche Fähigkeit gab: Sie konnten fest glauben, dass Gott die Zügel selbst dann noch in der Hand hat, wenn sie sie selbst bereits verloren haben.
S.82/83 Die Kirche schuf eine Art kirchlichen Hochadel.
Im Jahre 220 führt Origines in Alexandria die Lehre der Kindertaufe ein, die im Jahre 416 nicht nur zur „Christenpflicht“ in der westlichen Kirche wurde, sondern zur „evangelistischen“ Hauptaktivität. Die dahinter stehende Dynamik erinnert an den Verkauf geistlicher Versicherungspolicen für ein Leben nach dem Tod, die man an biblisch unbedarfte, aber dafür umso religiösere Eltern, abgab. Da sie um das Seelenheil ihrer Kinder fürchteten, blieb ihnen nichts anderes übrig, als sich auf den fachlichen Rat der religiösen Spezialisten ihrer Zeit zu verlassen.
Als sich Kaiser Konstantin im Jahre 312 zum Christentum bekehrte und das Christentum daraufhin im Edikt von Mailand zur Staatsreligion des römischen Reiches erklärte, feierten die Christen ihn als Erlöser: sie waren die drei Jahrhunderte voller Verfolgungen müde – und mussten, berauscht von den wunderbaren Entwicklungen, die möglicherweise folgenschwerste Einzelentgleisung des Kirchenzugs erleben.
Die Kirche war nun Ausdruck der Staatsreligion und musste sich daher auf ein neues Niveau begeben, um auch den gehobenen geistlichen Ansprüchen eines Königs zu genügen. Das bedeutete u.a. einen Auszug aus den schäbigen Hütten, Häusern oder gar Katakomben der Vergangenheit, hinein in schöne Kathedralen. Als Folge dieser Entwicklung verfestigte sich die Aufteilung in Klerus und Laien endgültig, ja sie wurde sogar sanktioniert, institutionalisiert und vom Staat geschützt. Die Fehlentwicklung hat das Leben von Millionen von Märtyrern gefordert. Die Kirche akzeptierte nur zu gerne ihre Beförderung aus dem verfolgten Sektendasein zu einer staatlich verordneten Religion und verlor damit ihre prophetische Kraft, in soziale, kulturelle und heidnische Sitten und Missstände hineinzusprechen. Der Staat verlor die Richtung, und die Kirche wurde trunken von politischer Macht.

S.84 Damit wurden frühere Gesetze auf den Kopf gestellt. Vor der Regierungszeit des Servus(222-235) war es per Regierungsbeschluss ausdrücklich verboten gewesen, christliche Tempel oder kirchliche Bauten zu erstellen, was bedeutete, dass Hauskirchen die einzige Form von Kirche war.

S.88 Die Inquisition
Im Jahr 380 verloren Millionen von Protestanten ihr Leben durch die Hände von Katholiken. Die Protestanten standen der katholischen Kirche später nicht viel nach, als sie die sog. “Wiedertäufer“ und „Schwärmer“ verfolgten und töten ließen.

S.91 Martin Luther ist direkt verantwortlich für den Märtyrertod vieler Tausend „Wiedertäufer“, die sich seinen Lehren nicht anschließen wollten. Seit dem Jahre 1530 beharrte Luther darauf, dass alle Christen, die öffentlich das Wort Gottes predigten, ohne Pastoren zu sein, umgebracht werden sollten, selbst wenn sie korrekt lehrten. Luther ging es wie Calvin – sie reformierten den Inhalt, aber nicht die Form des Christentums.

S.100 Apostolisch-prophetische Reformation
Es ist richtig, dass die Bibel uns auffordert, „die Apostel zu prüfen“ und „die prophetischen Aussagen zu wiegen“, denn unbiblischer Personenkult und die Vergötzung charismatischer Leiterpersonen ist dem NT fremd. Ein anderer Irrweg ist, dass von dem ursprünglich fünf geistlichen Diensten nur drei übrig gelassen wurden; der Pastor, der Evangelist und der Lehrer. Die Geschichte zeigt, dass wir versucht haben, Gemeinden nur mit diesen drei Begabungen zu bauen und die apostolischen und prophetischen Gaben zu ignorieren. Das hat zur Entstehung von pastoralen Gemeindemodellen geführt.

S.104 Kap. 3 Das Wesen der Hauskirchen
Hauskirchen bedeutet, dass der Leib Christi in Häusern zusammenkommt und sich als zueinander bekehrte Gemeinschaft versteht. Graf Zinzendorf sprach von „drei Bekehrungen“

1. Zuerst eine vertikale Umkehr hin zu Gott, zu Jesus, dem Haupt der Gemeinde
2. Dann bekehren sie sich vertikal zueinander, das ist die Bekehrung zum Leib Christi auf Erden.
3. Daraus ergibt sich die Bekehrung hin zur Welt im hingebungsvollen und eben gemeinschaftlich getragenen Dienst.

S.107 Das Abendmahl war eine gehaltvolle Mahlzeit mit symbolischer Bedeutung, nicht ein symbolisches Mahl mit gehaltvoller Bedeutung.

S.109 Der Lehrstil kann verschieden sein, nur eines ist bei Hauskirchen nicht angebracht: eine lang Predigt.

S.119 Praktische Aspekt
Hauskreise sind ein Anhängsel der „richtigen und großen“ Gemeinde, die Hauskirche ist „eine richtige Gemeinde“ im vollgültigen und ganzheitlichen Sinn des Wortes.

 

 

S.120/121 Taufen
Hauskirchen sind voll funktionsfähige Kirchen und führen deshalb alle Taufen selbst durch, es denn, sie wollen sich ab und zu mit anderen Hauskirchen zu einer größeren, regionalen Tauffeier zusammentun.
Es ist gesunde neutestamentliche Praxis, dass nach der Bekehrung oft sofort die Taufe folgt. Paulus nach 3 Tagen(Apg.9), der äthiopische Eunuch sofort(Apg.8) und die 3000 Bekehrten an Pfingsten offensichtlich am selben Tag(Apg.2, 41).
Hochzeiten In einigen Kulturen werden Hochzeiten nur von religiösen Funktionären durchgeführt, in anderen Ländern, wie z.B. Deutschland, wird dies von Regierungsbeamten getan. Jesus hat niemals ein Paar „verheiratet“. Die einzige Hochzeit, von der uns die Bibel berichtet, dass Jesus ihr offenbar beiwohnte, wird in Joh.2 erwähnt. Trotz seiner geistlichen Qualifikation hat Jesus diese Hochzeit nicht abgehalten, sondern sich um Wein gekümmert. Die Durchführung solcher offiziellen gesellschaftlichen Anlässe überließ er getrost der Gesellschaft.
Jesus schien sich generell nie besondere Sorge um so genannte „Kausalien“ zu machen(die pastorale Durchführung von sozialen Anlässen wie Beerdigungen, Hochzeiten etc.) und um die geistliche Umrahmung kultureller Veranstaltung.
Er hat auch seine Jünger nicht auf solche Anlässe vorbereitet. Er war mit dem Aufbau eines Königreiches beschäftigt. Er nahm noch nicht einmal an einer Beerdigung teil, geschweige denn, dass er sie leitete; er sagte gar einmal:“Laß die Toten die Toten begrabenMt.8, 22).

S.129 Kap.4 Der fünffältige Dienst
Wachstum wird dadurch systematisch verhindert, dass man versucht, es herzustellen.

S.131
Ich stimme allen zu, die betonen, dass es beim Aufbau von Gemeinden nicht primär um Zahlen gehen kann, sondern um die rechte Qualität. Aber Qualität die früher oder später nicht zu Quantität führt, ist verdächtig.

S.137/138 Den Dienst an andere weitergeben
Nach der Konstantinischen Wende wurde die Kirche zu einem Kanal, ihren Mitgliedern kirchliche Ressourcen anzubieten, anstatt die Mitglieder selbst zu Ressourcen zu machen. Die biblischen Dienste der Apostel, Propheten, Hirten, Lehrer und Evangelisten sind nicht dazu gedacht, sie regelmäßig vor aller Augen zur Schau zu stellen, während andere ehrfurchtsvoll zusehen. Vielmehr handelt es sich um Ausbildungsgaben, die dazu dienen sollen, das Volk Gottes für den Dienst Gottes auszurüsten.
Die Frucht eines Evangelisten sind dann nicht einfach nur Bekehrte, sondern weitere Evangelisten. Diese Dienstbegabungen führen Menschen dazu, zu Ausbildern, Trainern und geistlichen Vätern für andere zu werden, die sie in diese Dienste hineinführen. Doch erstaunlicherweise hat sich in der kirchlichen Welt fast das glatte Gegenteil dieses biblischen Förderungs- und Ermächtigungsmodell etabliert. Eine Minderheit spezialisierter Lehrer, Evangelisten, Apostel, Hirten und Propheten ist bis über beide Ohren in Arbeit vergraben oder bewegt sich gar mit atemberaubender Geschwindigkeit um den Globus.
Diese Gruppe von Menschen hat eins gemeinsam: Sie stehen ständig unter Druck, werden zu Sklaven ihrer übervollen Agenda, sind ganz im Gegenteil zu Jesus selbst- schwer erreichbar und ansprechbar, leben mit erhöhtem Blutdruck und Adrenalinspiegel. Anstatt andere zu lehren, wie man lehrt, lehren sie nur. Anstatt andere auszubilden, wie man evangelisiert, evangelisieren sie selbst, usw.
Dienstverpflanzung weiht andere in die Dienstgeheimnisse ein und initiiert andere in den Dienstprozess. Wo das nicht geschieht und unsere geistlichen Handwerker mit Meisterprüfung selbst keine Gesellen nachzuziehen, wird das Zweiklassen-System von Klerus und Laien weitergeführt und zementiert, und letztlich versagen wir darin, andere für den Dienst auszurüsten.

S.169 Kap.5 Hauskirchen oder Zellkirchen?
Es ist riskant, sich zu stark auf das persönlich Charisma einer Einzelperson zu verlassen oder gar ganze Systeme darauf aufzubauen.

S.170/171 Pkt.6 Haben wir ein Programm…
In einer typischen Zellkirche gibt es meist eine Agenda, die es zu erfüllen gilt, einen Dienstplan,dem die einzelnen Zellen folgen sollen. Im Unterschied dazu hat die Hauskirche keine solche Agenda, sie ist die Agenda. Da Hauskirchen oft Teil eines Netzwerkes von weiteren Hauskirchen ist, innerhalb dessen der fünffältige Dienst funktioniert, werden sie durch diese Verknüpfung davor bewahrt, zu einer frommen, nach innen gekehrten „Segne-mich-oh-Herr-Gruppe“ zu werden, einer isolierten religiösen Insel mit Koinonitis(Bündnis mehrerer Staaten), einer krankhaften Gemeinschaft-Entzündung. Obwohl in Hauskirchen die Bibel gelesen wird, sind sie deswegen noch lange keine Bibelstudiengruppen; obwohl dort gebetet wird, sind sie doch keine Gebetskreise. Jesus ist eine lebendige Person. Ein Großteil der Programmorientiertheit traditionellen Kirchlichkeit kommt daher, dass es keine oder möglichst wenige Überraschungen geben kann.

S.175 Im NT erkennen wir keine hierarchisch übergeordneten Vorsteher. Die Struktur von Hauskirchen sind „flach“, weil es niemanden gibt, der höher oder wichtiger ist als andereMt.23, 1-12). Dieses Verständnis hat sehr weit reichende Folgen, zum Beispiel im Hinblick auf mögliche Korruption durch Geld und Macht in der Kirche. Es ist eben nicht sehr beeindruckend, der demütige Älteste einer Hauskirche von 13 Personen zu sein oder einfach einer kleinen Gruppe von Hauskirchen als Lehrer, Pastor oder Evangelist zu dienen. Wo aber Demut ist, ist Gnade.

S.176 Pkt.8 Geleitet oder „bevatert“?
Einer der weitverbreitetsten Wehrufe unsere Zeit: Wir brauchen dringend mehr Leiter. Wirklich?
Heute stehen wir in der Gefahr. Die ganze Welt schreit nach Leitern, Führern, Managern, nicht nach Dienern. Und die Kirche? Sie schreit mit: Gott, gib uns Leiter! Vielleicht besteht das Problem dann darin, dass wir etwas wollen, was Gott uns aus Gnade nicht geben will. Jesus ist das Haupt der Gemeinde, und das ist mehr als Leiterschaft, als der Leib Christi je brauchen wird.
Wenn eine Gemeinde wachsen will, müssen beide sowohl der Pastor als auch die Gemeindemitglieder, die Kontrolle aufgeben.

S.178 Von keiner Gemeinde des NT wird uns berichtet, dass sie von einem Pastor oder einer anderen Person in unserem heutigen Sinn „geleitet“ wurde.

S.190 Kap.6 Eine verfolgungssichere Struktur entwickeln
Ulrich Parzany hat im Jahr 1998 von der Regierung für seine außerordentlichen Leistungen im Bereich der Jugendarbeit in Deutschland eine Medaille bekommen. In seiner Dankesrede sagte er: „Meinen Boss, Jesus Christus, hat man gekreuzigt. Ich werde geehrt. Was habe ich falsch gemacht?“

S.190 Gott sei Dank für Druck
Wir mögen meinen, wir seien gesegnet, wenn wir erfolgreich und finanziell wohlsituiert sind, geehrt und zitiert, wenn uns Ehrenplätze zugewiesen werden, wenn wir bewundert werden und im Wesentlichen schmerzfrei durch ein friedliches und sicheres Leben ohne größere Problem gleiten.

S.195 Satte christliche Bürgerlichkeit ist kein dauerhaftes Umfeld für gesunde Jüngerschaft.

S.196 In Zeiten der Verfolgung schmilzt die aufgeblähte Prioritätenliste der Kirchen schnell auf das absolute Minimum zusammen, und es kann wieder nur um das Eine gehen: das Evangelium zu predigen.

S.203 Die explosivste Wachstumsphase bei den Mennoniten in Äthiopien begann kurioserweise genau in den Moment, als die zwei vermeintlich unverzichtbaren Elemente der Kirche plötzlich wegfielen, ihre Kirchegebäude und ihre Pastoren.

S.204 Das NT führt jedoch eine völlig neue Dimension des Gottesdienstes ein, bei der sich der Hl .Geist deutlich von den Ziegelsteinen verabschiedet. Von nun an sind Menschen selbst der Tempel Gottes(1.Kor.3, 16; 6,19).

S.205 „Die Zeit kommt und ist schon gekommen, dass die wahren Anbeter Gottes ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten werden“, nicht an einem Ort, der heiliger ist als andere Orte.
Im NT hat Gott niemals einen Menschen gebeten, ein Gebäude für religiöse Zwecke zu bauen.

Petersdom – Wolfgang Stuck pixelio.de

Religion – der Kern des Problems

Religion ist, was der Mensch aus Gott macht; Christentum ist, was Gott aus den Menschen macht. Christentum ist deshalb im strengsten Sinne keine Religion sondern eine lebendige Beziehung zu einem lebendigen Gott. Dort wo Christentum zur Religion wird, beginnt es zu sterben. Religion kommt von religare, einem lateinischen Wort, das bedeutet sich „zurückbinden“, seinen Anker an sicherer Stelle zu setzten, so dass wir nicht durch das Leben an unbekannte und unsichere Gestade weggerissen werden.
Religion versucht, den eigenen Lebensanker im Jenseits festzumachen, jenseits der Grenze der Transzendenz, auf heiligem Land, so dicht bei Gott wie möglich. Religion sieht nicht, dass Christus für uns diese Verankerung bei Gott vorgenommen und den Weg zu Gott gebahnt hat, es ist zu billig, zu simpel, erfordert zu wenig religiöse Werke.

S.206 Den religiösen Menschen, treibt statt Gottesfurcht, Menschenfurcht – und das bedeutet auch, dass er peinlich genau darauf achtet, in der Gesellschaft nicht sein Gesicht zu verlieren.

S.207 Das Kernproblem besteht darin, dass der religiöse Mensch tief innen eigentlich spürt, dass er ohne Gott verloren ist; er ist nur zu stolz, das zuzugeben. Er ist durch soziale Kontrolle durch Freunde, Familie und Gesellschaft eingeengt. Keiner hat ihm bis jetzt erklärt, dass einen Weg gibt, mit diesen Zwängen, mit Stolz und Sünde umzugehen, nämlich im Glauben das anzunehmen, was Jesus Christus am Kreuz für uns alle getan hat. Religion ist letztlich Anbetung in die falsche Richtung, pseudoheilige Glaubensüberzeugungen und nutzlose Praktiken, die von dem „Geist der Welt“ inspiriert und verteidigt werden.

S.208 Die heutige Welt dampft regelrecht vor Religion, selbst wenn sie in der Form von fast religiösem Agnostizismus der Liberalismus daherkommt und Lehren verbreitet, denen ihre Opfer mit fast fundamentalistischem Eifer anhängen. Wir müssen eigentlich gar nichts tun, um religiös zu werden; Religion ist dem gefallenen sündhaften Geschöpf wie einprogrammiert, sie schleicht sich unbewusst in unser Leben ein wie ein hässlicher Dämon, der sein Haupt triumphierend erhebt, während alles schläft. Wenn ich mich für einen schrecklichen Moment in die Lage des Widersachers Gottes versetzte und Christen davon abhalten wollte, effektive Zeugen für Jesus Christus zu sein, würde ich mit Sicherheit die tödlichste Plage des Planeten auf die Nachfolger von Christus loslassen: Religion.


S.209 Der religiöse Mensch wird schnell wahnsinnig, wenn man ihm seinen Tempel und seinen Kult wegnehmen will.

S.220 Kap.7 Kein Fortschritt ohne Wandel
Wenn Sie wirklich Veränderungen in ihrer Kirche oder Organisation anstreben, sollten Sie sich darauf vorbereiten, diese Personengruppe langfristig zu verlieren.

S.223 Geistliche Kompromisse gehen nie lange gut.

S.227 Kap.8 Die Konsequenzen ziehen
„Die Wahrheit wird nie einer gerechten Sache schaden“. Wir werden nie aufgefordert, uns mit einem kirchlichen System zu identifizieren, sondern mit der Person von Jesus Christus und mit der Familie Gottes.

S.229/230 Stehen dem Lamm heilige Kühe im Weg?
Einer der Preise, die für das Hauskirchen-Christentum zu bezahlen sind, besteht darin, nicht länger die individuelle Freiheit des Einzelnen stärker zu betonen als den gemeinsamen Gehorsam einer Gemeinde gegenüber Christus.
Im Westen dreht sich das Leben vieler Christen noch immer um Karriere, den Fernseher, ihre Hobbys, ihr Privatleben und ihre Haustiere, überzogen von einer dünnen und ziemlich durchsichtigen Schicht christlicher Aktivitäten wie die, einen Gottesdienst zu besuchen, vor dem Essen zu beten oder christliche Musik anzuhören.

S.232/233 Das Ende des endlosen Geldproblems
Viele traditionelle Kirchen, aber auch traditionelle Gemeindegründungs- und Missionsbewegungen, haben einen entscheidenden Minimumfaktor: das Geld. Sie brauchen Geld für Einsätze, Platzmieten, Werbekampagnen, Flugblattaktionen oder um ein Gebäude zu kaufen, ein sakrales Gebäude zu bauen oder – noch schlimmer! – zu unterhalten. Geld, um schwindelerregende Hypotheken für architektonische Sonderanfertigungen zurückzubezahlen oder jeden Sonntag eine Halle oder einen Hotelsaal zu mieten; mehr Geld, um Dekane und Prälate zu besolden oder um Sakristeien, Pfarrhäuser und Amtsstuben zu unterhalten. Dann kommen die Ausgaben für kirchliche Sitzbänke oder Stühle, unglaublich teure Orgeln oder Musikanlagen, die Renovierung des Parkplatzes, rein sozial orientierte, kirchliche Dienstleistungsfirmen mit einem astronomischen Personalhaushalt, Lautsprecheranlagen, teuren liturgischen Kleidern und dem allgegenwärtigen Overheadprojektor.
In Hauskirchen ist das alles nicht nötig. Hauskirchen kosten kein Geld, sie produzieren Geld.
Etwa 70% der Weltchristenheit ist geistlich unbeschäftigt, zum Konsumentendasein verdammt und sieht oft keinen Weg, sich in das traditionelle kirchliche System sinnvoll einzubringen.

S.238 Die traditionelle Gemeinde ist sehr stark veranstaltungsorientiert. Gemeinde ohne Gemeinschaft.

S.244 Ermächtigte Strukturen schaffen
Wenn wir nicht andere zu Jüngern machen, sie anleiten und sie ermächtigen, wie Jesus es vorgemacht hat, dann werden wir das genaue Gegenteil dessen erreichen, was wir vorgeben. Wenn aber unsere kirchlichen Systeme die Menschen nicht ermächtigen und zu vollmächtigen Jüngern machen, was fördern wir denn dann? Die systematischen Entmündigung des revolutionärsten Potenzials der Welt – und das im Namen Gottes.

S.248 Unsere Anbetung erweitern
Wir sollten nicht übersehen, dass echte Anbetung mehr mit geisterfülltem Gehorsam zu tun hat(Röm.12, 1-2) als mit Musik und dem Singen einiger „Anbetungslieder“. Das NT bezieht sich niemals darauf, dass sich die Gemeinde zu einem worship meeting trifft, einem Anbetungsgottesdienst. Anbetung ist also nicht so sehr das, was wir tun, sondern die Art, wie wir es tun; nicht so sehr das, was wir singen oder sagen, sondern on wir ein lebendiges Opfer sind, bereit, wie ein Trankopfer ausgegossen zu werden für Gott.

S.261 Gute Fundamente
Jesus selbst ist der Fels.
Nicht jeder ist der Richtige, um mit ihm eine Gemeinde zu beginnen.
Vier Möglichkeiten, wie wir Menschen an das Thema Gemeindeaufbau herangehen können:
1. „Wir bauen unser Gemeinde“ – das bedeutet, dass Menschen in eigener Kraft und mit traditionellen Methoden ihre eigenen kleinen Königreiche bauen. Das Resultat ist ein menschengemachter religiöser Kult. Fleisch baut Fleisch.
2. „Wir bauen Gemeinde.“ Diese Auslegungsvariante ist gefährlicher als die erste, weil sie sich an die Einsatzwilligen und die Aktivisten richtet und vorgaukelt, dass Menschen Gottes Haus bauen können. Fleisch baut hier Geist oder versucht es wenigstens, in der Überzeugung, dass großartige menschliche Strategien und Projekte das Reich Gottes einläuten werden. Das Resultat ist etwa ähnlich dem ersten Modell, aber spirituell ist es täuschender und hat manchmal triumphalistische Obertöne. Manche nennen diesen Ansatz sogar „moderne Zauberei“, weil hier versucht wird, mit anderen Mitteln als den Heiligen Geist geistliche Ziele zu erreichen. Dies führt oft genug zu Manipulation und geistlichem Größenwahn.
3. „Jesus baut unser Gemeinde.“ Diese Interpretation behauptet, dass Jesus seine Mittel und Wege benutzt, um unser Königreich aufzubauen; Geist baut Fleisch. Wir sind, so denkt dieser Ansatz, die wenigen wirklich Auserwählten Gottes, die richtige Denomination oder Gruppe, ein heiliger – oder manchmal sogar der einzige – Überrest, und Jesus hat sich nun entschlossen, unsere Gemeinde zu bauen. Hier würden Menschen Gott für ihre eigenen Zwecke missbrauchen, wenn sie könnten. Wenn nichts wächst und nichts geschieht, dann muss dies ausdrücklich Gottes Wille sein; denn es kann ja gar nicht sein, dass mit uns irgendetwas nicht stimmen kann.
4. „Jesus baut seine Gemeinde.“ Dies besagt, dass Jesus selbst der Baumeister ist und er an alle eine ausdrückliche Einladung ausspricht ihm beim Bau seiner Gemeinde auf seine Weise zu helfen und seine „Mitarbeiter im Reich“ zu werden(1.Kor. 3,9). Dies ist etwas demütigend, weil dabei unser menschlicher Einsatz nicht besonders gut aussieht, sondern alles an der geistlichen Partnerschaft mit Jesus und seinem Geist liegt, der unser Seniorpartner bei allen Unternehmungen ist. Doch das Resultat dieser Partnerschaft wird Gottes Handschrift tragen, weil er selbst das Mandat zum Bauen gab, und seine eignen geistlichen Gene von vornherein eingebaut sind. Geist baut Geist.

S.264 „Gebt mir meine Kirche zurück!“
Das Reich Gottes ist keine Demokratie, die auf Mehrheitsbeschlüsse angewiesen ist. Gott ruft laut und deutlich die christliche Gemeinde zu neutestamentlichen Standards zurück, aufgebaut auf guten, apostolischen und prophetischen Fundamenten.

S.266 Es ist viel wichtiger, wer wir sind, wenn niemand uns sieht, als das, was wir vorgeben zu sein. Gott ruft uns dazu auf, erst zu sein und dann zu tun. Charakter kommt vor allen Orden und Titeln, die Menschen uns geben.

S.313 Zeit und Finanzen
Viele fragen, wann sie denn mit einem geistlichen Dienst beginnen sollten und wer für einen vollzeitlichen Dienst die Rechnungen bezahlt. Ein geistlicher Dienst sollte dann begonnen werden, wenn jemand unmissverständlich erkannt hat, dass Gott ihn gerufen hat. Und: Was Gott bestellt hat, bezahlt er auch.

S.315 Modelle der Gemeindemultiplikation
Jesus hat uns nie den Auftrag gegeben hinzugehen und Gemeinden zu gründen. Viele Gemeindegründungsbewegungen und Missionswerke haben sich redlich bemüht, durch biblischen Belegtexte nachzuweisen, dass das Neue Testament uns dennoch aufträgt, Gemeinden zu gründen – umsonst. Was nicht dasteht, steht nicht da.

S.338 Nationen in Bewegung bringen

Christlicher Glaube beinhaltet einen Qualitätsanspruch; es geht nicht nur um Bekehrte, Evangelisierte und Erreichte oder gar um Mitgliederzahlen von christlichen Kirchen, sondern um Jünger. Es geht um eine völlig neue Lebensqualität, die uns vom Rest der Welt deutlich unterscheidet, sonst sind wir wahrscheinlich keine Jünger von Jesus Christus, sondern Anhänger einer organisierten Religion.

Thema: Buch Betrachtungen, Christliche Buchbetrachtungen | Ein Kommentar

1. „Preis des Geldes“

Donnerstag, 20. August 2009 | Autor:

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Auszüge aus Buch: „Preis des Geldes“

Viele Gespräche und persönliche Erfahrungen in den letzten Monaten, in Sachen Wirtschaftskrise, haben mich veranlasst das Buch „Der Preis des Geldes“ von Thomas Giudici und meinen Freund Wolfgang Simson noch einmal gründlich zu lesen. Für alle die, die wissen möchten was der Inhalt des Buches ist, habe ich die wichtigsten Aussagen einmal kurz zusammengefasst. Es ist aber auch daran gedacht, neugierig zu machen und es selbst zu kaufen und einmal ganz vollständig zu lesen.

Wir sind unfrei geworden

S. 41
Sei frei und habe Spaß! Wahr ist nur noch, was für mich wahr ist.

S.42
Die Abschaffung gesellschaftlicher Normen und Werte führt zu Orientierungslosigkeit. Niemand weiß mehr, was gültig ist und was nicht.

S.44
Auch in der Arbeitswelt gibt es immer mehr Regulierungen, z.B. unter dem Stichwort „corporate governance“ werden immer mehr firmeninterne Normen und Regeln aufgestellt, an die sich die Angestellten zu halten haben. Durch das Abschaffen von Grenzen sind wir zunehmend grenzen- und orientierungslos – aber nicht freier – geworden.

S.48
Grundsätzlich dienen wir heute mehr dem Geld als der Arbeit. Und der Sinn unserer Arbeit besteht nicht mehr so sehr darin, was wir arbeiten, sondern was wir für unsere Arbeit bekommen.
Warum gehen viele Menschen jeden Tag zu einer Arbeit, die ihnen keinen Spaß macht, die sie nicht erfüllt, die sie nicht weiterbringt, die ihrer physischen und psychischen Gesundheit schadet? Weil sie abhängig, unfrei, versklavt sind.

S.49
Je mehr Bedürfnisse, desto unfreier. Bei uns ist Kaufen zum religiösen Akt, Shoppen zum spirituellen Erlebnis, das Kaufhaus zur Kirche geworden. „Man könnt sich ja sonst nichts“, sagen wir uns und denken: „Wir haben ja sonst nichts mehr, für das sich zu leben und zu arbeiten lohnt“. Also konsumieren wir wie wild und ohne Sinn weiter. Die Abschaffung von Gott, die Versklavung an Arbeit und Geld und der Zerfall der Familien haben in unsere Seelen tiefe Wunden gerissen. Konsum ist unser Allheilmittel dafür.

S.66
Heute nennen wir habsüchtiges und gieriges Verhalten ambitioniert, ehrgeizig und erfolgreich.

S.69
„Die Bewohner dieser Erde heißen Autos. Ihre Sklaven haben zwei Beine und müssen für sie arbeiten.“ Unser Besitz frisst unsere Zeit. Es herrscht Überfluss, nur die Zeit ist knapp.

S.75
Wir tun so viel, um Dinge zu bekommen, die wir nicht brauchen, um Leute zu beeindrucken, die wir nicht mögen.

S.103
Es ist vor allem ein finanzieller, nicht ein theologischer Alptraum für traditionelle Kirchen, wenn ganz normale Nachfolger von Jesus wie früher auch andere taufen und das Abendmahl in den kirchlich so unkontrollierbaren Privathäusern stattfindet. Wenn das Schule macht, dann brechen ihre wichtigsten Mit-Gliedergewinnungsstrategie und auch das gesamt Finanzierungskonzept zusammen. Es käme unweigerlich zur finanziellen Katastrophe.

S.105
Die Kirchen des Mittelalters – und hier natürlich vor allem die römisch-katholische Kirche – betonen dazu den fernen, unnahbaren und grundsätzlich strafenden Gott, dem man sich auf gar keinen Fall ohne die unschätzbaren und daher unbezahlbaren Dienst der Kirche nähern sollte. Die Kirche profitiert von der geistlichen Unwissenheit der Leute.

S.108
Man schenkt der Kirche heute nicht mehr in erster Linie sein Land, sondern seine Arbeit. Unverheiratete Priester haben keine Kinder, an die sie vererben können. Die materielle Frucht ihres gesamten Schaffens und Lebenswerkes kehrt daher nach ihrer Demission in den Schoß der Kirche zurück. Die heutige Zahl der Priester beträgt weltweit, so der katholische Erzbischof Ternyak im Jahr 2004, 405067 – ohne Nonnen, Ordensbrüder etc., die diese Zahl auf weit über 1 Million anschwellen lässt. Wenn jeder dieser 1 Million Personen im Dienst der katholischen Kirche im Verlauf seines Lebens Spenden, Schenkungen und anderen Wertzuwachs für die Kirche in einer Höhe von 1 Million Euro erwirkt, so wären das 1000 Milliarden pro Arbeitsgeneration. Da kann die Kirche doch kein Finanzproblem haben, sollte man meinen.
Zusätzlich werden kirchliche Dienste mit öffentlichen Geldern subventioniert oder bezahlt. Ferner räumt der Staat den Kirchen steuerliche Privilegien ein. Deren Umfang beziffert der Hamburger Politologe Carsten Frerk, Autor des Buches „Finanzen und Vermögen der Kirchen in Deutschland“(Alibri Verlag 2002), mit rund 10 Milliarden Euro. Rund 3,4 Milliarden Euro kostet den Staat die Abzugsfähigkeit der Kirchensteuer. Auf den kirchlichen Banken liegen laut Frerk rund 21 Milliarden Euro als Einlagen von Kirchen und ihren Bediensteten. Neben den Einnahmen haben die Kirchen über Jahrhunderte hinweg ein derart riesiges Vermögen angehäuft, das über dessen Umfang und Rendite nur spekuliert werden kann. Gemäß der Schätzung von Frerk beträgt das Gesamtvermögen beider deutscher Staatskirchen in Geld, Aktien, Beteiligungen, Immobilien und Grundstücken rund 440 Milliarden Euro! Die Kirchen sind in Deutschland die größten nichtstaatlichen Grundbesitzer. Der Grundbesitz wurde – man höre und staune – letztmals 1937 im Hitlerdeutschland in einer offiziellen Reichsstatistik erfasst. Aktuellere Zahlen gibt es nicht. Beide Kirchen besitzen rund 680.000 Hektar Land(entspricht dreimal der Fläche von München, Hamburg, Berlin und Bremen zusammen).

S.113
Trotz all des Besitzes werden die Kirchgänger regelmäßig aufgefordert

1.
Gebt ein Opfer – eine besonders unangenehme Variante dieser Auforderung ist das Herumreichen des Klingelbeutels durch die Reihen der Kirchenbänke am Sonntagmorgen. Niemand kann sich den Gruppen-Zwang entziehen.

2.
Gebt Almosen – es gehört zum Standardrepertoire eines Predigers die Kirchgänger immer wieder aufzufordern für die Armen zu geben.

3.
Gebt den Zehnten – diese Aufforderung ist bei den Staatskirchen eher selten. In den Freikirchen ist sie mehr zu hören, weil dort die meisten Pastoren vom Zehnten leben müssen. Bei Freikirchen hört man dann oft Aussagen wie: Sind die 10% brutto oder nette gemeint? Hier die gute Nachricht: Keine Sorge, Gott ist kein Buchhalter. Wäre er nämlich einer, so würde er von den Christen – wie von seinem Volk Israel früher auch – 23,3% Spenden verlangen, und zwar vom Umsatz brutto, bevor irgendwelche andere Zahlungen getätigt werden! Das Thema Kirche und Geld ist und bleibt peinlich.

S.126
Gott hat kein Finanzproblem. Die Kirche hat eines, die Christen haben eines, aber Gott nicht. Die Kirche hat es geschafft, dass Christen und Nichtchristen sagen: Gott ja, Kirche nein.

S.135
Was die Bibel zum Thema Geld sagt, ist ein Skandal. Das beginnt schon bei der Menge an Aussagen. Wir haben uns nicht die Mühe gemacht zu zählen, aber andere Autoren gehen davon aus, dass es 2350 Verse in der Bibel gibt, die sich mit den Themen Geld, Besitz, Management befassen. Damit steht diese Themengruppe im Vergleich zu allen anderen, vor allem im Vergleich zu allen religiösen Themen wie Glauben, Gebet, Heiligung usw. unbestritten an der Spitze. Es gibt mehr Aussagen von Jesus in der Bibel zu Geld als zu Himmel und Hölle zusammen. Ist bereits die Menge an biblischen Aussagen zum Thema bemerkenswert, so sind die Inhalte einfach schockierend. Die biblischen Aussagen zum Thema Geld sind ebenso klar wie widersprüchlich zu unserm Zeitgeist.

S.136
Die Hauptbotschaft der Bibel zum Thema Geld ist eine Aufforderung zum Gesinnungswandel. Das ist sehr interessant, denn die Gesinnung ist die Betrachtungsweise, die Denkart, die Einstellung, die Geisteshaltung, die wir zum Geld haben.

S.138
Die Auforderung zur Erneuerung der Gesinnung ist eine gewaltige Herausforderung für uns alle. Und wir erkennen schmerzlich in unserem alltäglichen Leben, dass sie sich nicht von allein vollzieht und vermutlich nie zu Ende ist.

S.139
Um es gleich vorwegzunehmen: Die Bibel hat gar nichts gegen Geld, aber sie hat alles gegen die Geldgesinnung, also eine Gesinnung, die auf das Geld fokussiert ist, bei der Geld im Zentrum von Denken und Handeln steht. Diese Ablehnung zieht sich vom Alten bis zum Neuen Testament.

S.142
Was Jesus und das NT zu Geld sagen, ist starker Tobak. Das Schockierendste ist, dass Jesus eine direkt Verbindung zwischen dem geistlichen Zustand eines Menschen und seiner Einstellung zum Geld zieht.

S.143
Im NT kommt der Begriff Reichtum 19mal vor. 8mal bezeichnet er materiellen und 11mal immateriellen Reichtum. Interessant ist, dass der materielle Reichtum jedes Mal negativ bewertet wird, weil er betrügerisch oder unsicher ist, verfaulen und gestohlen werden kann oder von den Ungerechten genommen und den Gerechten gegeben wird.

S.149
Wenn Gott nicht der Herr über das Geld bzw. den Besitz eines Menschen sein darf, dann ist er auch nicht Herr dieses Menschen.

S.150
Das Wort „Mammon“ leitet sich vom aramäischen Wort „aman“ ab und bedeutet „das worauf man traut“ oder „das was zuverlässig ist“.

S.152
Wo unser tatsächlicher Schatz ist, können wir daran erkennen, an was wir am meisten denken, für was wir die meiste Zeit aufwenden, was wir am wenigsten gerne verlieren würden.

S.155
Jesus hat kein Geldproblem. Aber wir haben eines. Geld ist ein sehr schlechter Herr, der uns versucht zum Beispiel mit Schulden, Sorgen oder Ängsten zu versklaven. Hingegen sollen wir das Geld einsetzen, um Ausgleich zu schaffen und Nächstenliebe zu üben.

S.156
Wir sollen mit dem Geld dienen. Wir sollen der Herr über unser Geld sein, damit es uns dienen muss. Wir sollen es einsetzen für die tätige Nächstenliebe und um einen Ausgleich zwischen Habenden und Bedürftigen zu schaffen.

S.179
Im alten Israel gab es nicht einen Zehnten, sondern gleich drei.
1) 10% Prozent aller Erträge des Landes wurden pro Jahr abgegeben als Lohn für die landlosen, levitischen Priester und ihren Tempeldienst (die wiederum ihrerseits 10% in die Lagerhäuser des Tempels zu bringen hatten) (3.Mose 27,30-33; 4.Mose 18,21-31).
2) Zehn weitere Prozent pro Jahr waren für die Finanzierung des ausserordentlich aufwendigen Systems von jüdischen Festen aufzubringen (5.Mose 14,22-27). Von diesem „Festzehnten“ konnte man aus Gründen der Logistik die entsprechenden Erträge auch zu Hause verkaufen und zu Geld machen, sich dann auf den Weg nach Jerusalem begeben und dort mit dem Geld wieder die Dinge kaufen, die für das Fest benötigt wurden.
3) Schließlich gab es die Vorschrift eines Armenzehnten (5.Mose 14,28-29; 26,12-13), der nur alle 3 Jahre, im sog. „Zehntjahr“, zusätzlich abzugeben war. Dieser ähnelte einer Sozialversicherungsabgabe, denn er war bestimmt für die lokalen Leviten sowie Waisen, Witwen, Arme und Fremdlinge vor Ort.
Die Abgabebelastung der jüdischen Familie lag also bei durchschnittlich 23,3% des Bruttoertrages pro Jahr. Der berühmte „Zehnten-Vers“ aus Maleachi 3,10 sagt demgemäss auch nicht: bringt den Zehnten“ (Einzahl), sondern „die Zehnten (Plural) in mein Haus“. Wer damals „zehntete“, gab also 23,3% brutto, nicht etwa 10% netto.
Mit der Einführung der Monarchie zur Zeit Sauls wurde zudem eine vierte Abgabe fällig, der sogenannte Königszehnte, der den Steuersatz sogar auf 33,3% p.a. hob. Dies war eine politisch-militärische Steuer, die das Königtum, einen Hofstaat und alle militärischen und sonstigen Eskapaden des Königs zu finanzieren hatte.
S.180
Wo Abgaben, Steuern und Zölle anfallen, sind die Hinterzieher nicht weit. Es gab sie schon immer. Und ganz so pünktlich nahmen es viele Israeliten wohl auch nicht mal mit den Zehnten. Deshalb fordert Gott die Israeliten einmal ausdrücklich auf: „Bringt den Zehnten ganz in mein Kornhaus, damit in meinen Haus Speise sei, und prüft mich, ob ich euch nicht die Fenster des Himmels öffne und Fülle des Segens herabschütte(Mal.3,10). Er bot ihnen also eine Art Test für das Prinzip an: Großzügigkeit gegenüber Gott führt zur Großzügigkeit Gottes gegenüber Menschen. Gott sagt ihnen somit: Probiert es aus. Der Zehnte ist biblisch, aber absolut nicht christlich. Warum aber etwas 80-90% aller Kirchen, die ausdrücklich den Zehnten predigen, ausgerechnet Finanzprobleme haben, darüber herrscht Ratlosigkeit oder Stillschweigen.

S.199
Der biblische Begriff apostolisch bedeutet auftragsgemäß, der ursprünglichen Sendung gemäß, im Sinn des Sendenden handeln. Ein guter Repräsentant handelt niemals eigensinnig. Er weiß, er steht stellvertretend für jemand anderen, der wesentlich größer und wichtiger ist als er selbst. Die Christen lebten Güterteilung. Durch einen schlichten, kommunalen Lebensstil kam es zu einer drastischen Ausgabenminimierung. Sie besaßen ein klares Feinbild: Mammon wurde als einer der Dämonen verstanden – und ebenfalls überwunden. Geben war stets freiwillig und beruhte nicht auf dem Gedanken: Was muss ich geben, sondern: Was kann ich getrost behalten.
Richtig viel Geld wurde immer „zu Füßen der Apostel gelegt“ und im Zusammenarbeit mit besonderen Administratoren für diakonische Zwecke in den eigenen Reihen verwendet sowie für die Finanzierung der Arbeiter und Ausbilder eingesetzt, allerdings nicht als dauerhaftes Gehalt, sondern meistens im Sinne einer einmaligen Anschubfinanzierung. Blieb dann noch Geld übrig, „taten sie Gutes an jedermann“ – etwa unbezahlte diakonische Dienste an Nichtchristen.

S.204
Wer sich der finanziellen gegenseitigen Verantwortung entzog und sich absonderte und seine Habe nur für sich behielt, konnte unmöglich wirklich Christ sein.

S.214
Statt ihnen nun zu Beginn der Mission Marschverpflegung und finanzielles Budget zu geben, sagt er zu der Truppe ausdrücklich: Geht ohne Geld und finanzielle Vorsorge in diese Mission; die Menschen, die ihr treffen werdet, werden euch versorgen. Aus diesem Kontext kommt der berühmte gewordene Ausspruch: „Ein Arbeiter ist seines Lohnes wert.“
Das Geld, aus dem sich die erste Christenheit finanzierte, kam also aus zwei Quellen: An erster und weitaus gewichtiger Stelle kam es von Nichtchristen, die neu zum Glauben kamen, also von außerhalb; und zweitens aus Sammlungen von Christen, also von innerhalb.
Wer Überfluss hatte, gab denen, die Mangel hatten.

S.216
Sowohl die regelmäßigen Sammlungen als auch die Großspenden, welche zu Füßen der Apostel – nicht etwa der Pastoren, Theologen, Evangelisten oder Propheten – gelegt wurden, wurden zu Beginn sieben besonders ausgewählten Leuten anvertraut.
Diese sieben wurden keinesfalls von den Aposteln selbst eingesetzt – zu schnell käme es dann zur Vettern
wirtschaft, zum möglichen Vorwurf, die Verwalter würden mit den Aposteln unter einer Decke stecken und Jachten und griechische Inseln kaufen. Die sieben wurden aus der Mitte der Christen gewählt und mussten drei unbedingte Qualifikationen haben: einen Leumund, „voll heiligen Geistes“ und weise sein.
Neben der Speisung ging das Geld selbst grundsätzlich an drei Zielgruppen: a) die eigenen Armen, b) die eigenen Arbeiter(die keine Siemens Pension hatten) und c) zuletzt an die nichtchristlichen Armen und Bedürftigen, und zwar in der wichtigen Reihenfolge genau dieser Priorität.

S.219
Arbeiter waren insbesondere alle diejenigen, die sich ohne das Einkommen aus einem säkularen Beruf voll und ganz für die Aufgaben der sich ausbreitenden christlichen Bewegung verpflichtet hatten. Es ist ein interessantes Phänomen, dass die meisten kirchlich geprägten Christen heute bei ihren Spenden außerhalb der Kirchenabgaben nicht im Traum daran denken, anderen Christen vor Ort oder den Ausbildern der eigenen Region ihre Finanzen vor die Füße zu legen, sondern man hilft, wenn überhaupt, zuerst den Armen am anderen Ende der Welt, den Fernsten.

S.222
Die Welt ist Inbegriff des durch schreiende Ungerechtigkeit organisierten Gemeinwesens, einer Welt, die ausdrücklich ohne Gott leben will. Die Welt, wie wir sie heute kennen, entstand durch Prospektieren, Kolonialisieren, Globalisieren, durch beständige Kriege aller Art, die nur durch temporäre Waffenstillstände unterbrochen zu sein scheinen. Die Welt ist weder gerecht noch „in Ordnung“, aus der Perspektive Gottes steht sie Kopf. Diese Ungerechtigkeit der Welt produziert exponentiell wachsende Probleme am laufenden Meter, mehr als UNA, NATO, IWF, das Rote Kreuz, die Sozialstiftung „Hilfe für Igel“ und Georg W. Bush jemals lösen können. Fünf willkürlich herausgegriffene Fakten sollen das beispielhaft illustrieren:

1) Die 200 reichsten Menschen der Welt besitzen mehr als 2 Milliarden Ärmsten der Welt zusammen.

2) Menschen in der industrialisierten Welt sind im Schnitt 74-mal reicher als in der armen Welt.

3) Die Mafiakartelle Russland, Japans und Südamerikas bewegen heute mehr Kapital als alle Regierungen der westeuropäischen Länder zusammen.

4) Der Börsenwert aller Aktiengesellschaften ist etwas 9,5-mal höher als der Realwert der Unternehmen – ein künstlich aufgeblähter Ballon.

5) Weltbank – Präsident James Wolfensohn geht im Jahr 2004 von einem Betrag von 900 Milliarden US-Dollar aus, der pro Jahr in Militärausgaben investiert wird – 450 Milliarden davon allein von USA.

S.223
Vor allen die Budget der Welt zeigen: Das meiste Geld fließt in die Bekämpfung von Dingen wie der scheinbar unbezähmbaren Angst voreinander und der durch Habgier verursachten globalen Ungerechtigkeit. Topkosten verursachen die organisierte Kriminalität, Lügen in Form von gefälschten Wirtschaftsbilanzen, Korruption und der Raubbau am eigen Körper oder der eigenen Familie, die das atemlose Rennen um Gewinnmaximierung finanzieren muss. Man kann es auch anders sagen: Sünde. Sünde kostet Geld, viel Geld, viel zu viel Geld. Das Wort kommt als solches in den Haushaltsbudgets nicht vor, aber genau daran bluten sie aus.
Und die Behandlung genau diese Kernproblem – des Menschen Sünde – ist die Domäne der Christenheit, ihre Kernkompetenz. Würden die Finanzminister diesen Zusammenhang durchschauen, hätten sie eine Lösung für ihre schlaflosen Nächte. Wenn sündhaftes Verhalten des Menschen – allein oder im Kartell – Ausgaben verursacht, dann ist nicht die Bekämpfung der Symptome, sondern des Grundproblems die Lösung.

S.225
Die ersten Christen übernahmen zwar nach Kräften soziale Verantwortung, aber nicht die gesellschaftliche Verantwortung für Dinge, die sie nicht verursacht hatten. Weder Jesus noch sein Jünger übernahmen in unseren modernen Sinn gesellschaftliche Verantwortung – und gaben dafür Geld aus.
Sie gründeten keine Schulen, bauten keine Krankenhäuser, übernahmen nicht die allgemeine Verantwortung für flächendeckende Diakonie und führten weder Hochzeiten noch Beerdigungen durch. Sie tauften weder Schiffe noch neue Feuerwehrautos, segneten keine Waffen und demonstrierten nicht Fahnen schwenkend gegen die imperialistische Kriegpolitik von Julius Cäsar. Sie übernahmen zwar keine gesellschaftliche Verantwortung, aber sie hatten einen ungeheueren Einfluss.

S.226
Christen hatten keine Botschaft, sie waren eine Botschaft.

S.227
Wenn Sünde im Leben eines Menschen die meisten Ausgaben verursacht, ist die Befreiung von Sünde ein geradezu dramatischer finanzieller Durchbruch. Sie löst Menschen aus kostspieligen Anhängigkeiten, der Versklavung an die eigene Lustbefriedigung, aus teueren Süchten und dem Verfall an Prestigeobjekte aller Art. Was finanziell jedoch noch viel wichtiger ist: Sie löst das Problem von Sinn, Angst und Gier. Und da die frühen Hausgemeinden völlig ohne Kirchenbauten, regelmäßige Gehaltszahlungen, Parkplätze, Overheadprojektoren und Chorroben auskamen, produzierten sie unter dem Strich wesentlich mehr Geld, als sie ausgaben. Heute ist dieser Gesamtansatz bei den meisten Kirchen in sein glattes Gegenteil verkehrt. Das Geld fließt in Strömen in Gebäude, in Priester- und Pastorengehälter, in Programme und Problembekämpfung, und je unstrategischer und unapostolischer heute eine kirchliche Finanzentscheidung ist, desto sicherer können wir sein, dass das Geld dafür zusammenkommt. War das Christentum früher ein stets überfließendes Fass, so wurde es bis heute ein Fass ohne Boden.

S.238
Die Wahrheit macht Sie aber nur frei, wenn Sie frei werden wollen. Gott kann uns nur frei machen, wenn wir ihm glauben, und das heißt, wenn wir ihm vertrauen und gehorchen wollen. Sie können beginnen, ihre Gesinnung zu ändern, indem Sie sich Rechenschaft über Ihre Motive geben.

Dazu helfen folgende Fragen:

– Wie wichtig ist Ihnen Geld und Besitz?
– Was haben Sie schon alles – legal und illegal – getan, um mehr Geld und Besitz zu haben?
– Wie einfach geben Sie Geld weg?
– Welches sind die Beweggründe für Ihre jetzige Arbeit und Arbeitsstelle?
– Was zeigt sich, wenn Sie rechnerisch untersuchen, wo Sie Ihre Zeit und Ihr Geld investieren?

Wenn Sie mit solchen und vielen anderen Fragen beginnen und im Vertrauen auf die Wahrheit Schritt für Schritt weitergehen, werden Sie die Unterstützung Gottes erleben.

S.244
Die satanische Botschaft im Hinblick auf Arbeit lautet: „Schaff und erwirb, zahl Steuern und stirbt!“ Und so werden wir, von Kindesbeinen an, wie folgt programmiert und mit wirkungsvollen Scheuklappen gegen jede Alternative versehen: Das Leben besteht aus Schule und Ausbildung, dann aus dreißig bis vierzig Berufsjahren, gefolgt von einem von Krankheit, Rückschlägen und Knappheit geprägten Pensionsalter, bis schließlich auf dem Grabstein Ihre Version steht von „Sein Leben war Arbeit und Müh“. Wie jemand treffend sagte: In der Jugend ruiniert man die Gesundheit wegen des Geldbeutels, im Alter ruiniert man den Geldbeutel wegen der Gesundheit.

S.251
Ändern Sie Ihre Einstellung zur Kirche, die theoretisch verantwortlich wäre, Menschen die erwähnte unsichtbare Realität näher zu bringen und zu erklären. Uns ist es wichtig, dass Sie erkennen, dass es zwischen der Bibel und der Kirche bzw. dem gelebten Christentum immer schon wesentliche Unterschiede gab.

S.252
Wenn Sie die heutige Kirchenlandschaft vor dem Hintergrund der Bibel betrachten, dann werden Sie schnell feststellen, dass diese mehr dem Bild von Kirche im Alten Testament als demjenigen im Neuen Testament entspricht. Wie im Alten Testament sind heute Kirchen so organisiert, dass sie in einem zentralen, auffälligen Gebäude stattfinden, in welchem die Priester für Gott arbeiten. Die Gläubigen hingegen sind draußen verstreut, wo sie während der ganzen Woche ihren Berufen nachgehen und für ihre weltlichen Herren arbeiten. Aus den Früchten ihrer Arbeit geben sie ihre Abgaben in den zentralen Ort, den sie auch regelmäßig – heute meist am Sonntagmorgen – zum „Gottesdienst“ aufsuchen. In dieser Art war es auch im Alten Testament, nur dass alles etwas einheitlicher und klarer organisiert und reglementiert war als heute.
Im neuen Bund, den Gott durch Jesus Christus mit seinem Volk schließt und von dem im Neuen Testament berichtet wird, wird einiges völlig anders geregelt. Ein Christ, also ein Mitglied im Volk Gottes, wird man nicht durch Geburt, sondern nur durch die Willensentscheidung, Jesus Christus nachzufolgen. Der Tempel ist abgeschafft und Jesus bezeichnet jeden Christen als Tempel Gottes. Auch die Priesterschaft im Sinne der Angestellten im Tempel ist abgeschafft, weil Jesus jeden Christen zum Priester erklärt und ihm einen direkten Zugang zu Gott ermöglicht hat, ausdrücklich ohne Umweg über eine vermittelnde Priesterkaste.

S.253
Was wir heute gemeinhin als Kirche oder Gemeinde bezeichnen, hat sehr wenig mit echter christlicher Gemeinschaft zu tun.

S.255
Die Berufenen machen sich abhängig von Gott mit allem, was sie sind und haben. Darum stellen sie nicht länger die Frage, wie viel sie abgeben müssen und wie viel sie behalten dürfen. Dieses Abgabeprinzip entspricht nicht mehr den neuen Lebens- und Arbeitsprinzipien. Hingegen lautet die Frage, wie viel brauche ich für meine eigenen Bedürfnisse, so dass ich alles andere der neuen Familie, den regional arbeitenden Apostel und damit Gottes langfristigen Absichten zur Verfügung stellen kann? Das ist kein Muss, sondern freiwillig. Nicht an der Hand Mammons, sondern nur an der Hand Gottes wird es uns gelingen, von reglementierter Abgabementalität zu befreiter Freigebigkeit zu kommen, wo tatsächlich nicht länger die Dinge uns haben, sondern wir sie. Wo nicht mehr wir dem Geld dienen, sondern das Geld uns dient.

S. 258
Wer seinen Wert von Gott und nicht von Menschen bezieht, wird immun gegen diese Abhängigkeiten und kann wirklich frei wählen. Welches ist nun Ihr erster Schritt? Diese Frage können wir natürlich nicht allgemein beantworten. Die Antwort hängt davon ab, welche Art von Persönlichkeit Sie sind. Sind Sie eher wagemutig und extravertiert oder eher ängstlich und introvertiert, haben Sie einen großen Glauben oder sind Sie ein Zweifler? Was sind Ihre Talente und Fähigkeiten, für was schlägt Ihr Herz? Die Antwort hängt davon ab, wo Sie auf dem Weg stehen. Was haben Sie bereits erlebt, welche Erfahrungen haben Sie gemacht, wie gut kennen Sie den Weg Jesus? Die Antwort hängt davon ab, mit wem Sie unterwegs sind. Was haben Sie für Freunde, Vorbilder, Ratgeber, Kollegen? Wo können Sie Hilfe und Unterstützung erhalten, Freuden und Leiden teilen? Alle diese Punkte entscheiden darüber, welches Ihr nächster Schritt sein kann.
Aber für Sie wie für uns gilt: in Bewegung kommen und bleiben, in Richtung Freiheit, sodass wir unsere Mission auf dieser Erde, die engstens mit Gottes Absichten für uns verbunden ist, erkennen und erfüllen können.

Thema: Buch Betrachtungen, Christliche Buchbetrachtungen | Ein Kommentar